Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.der's Evangelisten in der Matthäuspassivn erinnerte, gab er das ausdrucksvolle Der Glanzpunkt dieses zweiten Theiles war doch das Hallelujah, ein Chor, der Zwischen diesem zweiten Theile und dem folgenden dritten war eine Pause der's Evangelisten in der Matthäuspassivn erinnerte, gab er das ausdrucksvolle Der Glanzpunkt dieses zweiten Theiles war doch das Hallelujah, ein Chor, der Zwischen diesem zweiten Theile und dem folgenden dritten war eine Pause <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114610"/> <p xml:id="ID_1221" prev="#ID_1220"> der's Evangelisten in der Matthäuspassivn erinnerte, gab er das ausdrucksvolle<lb/> kleine Stückchen wieder und machte in mir den ^Wunsch rege, ihn einmal in<lb/> der Passion, die er übrigens diesen Sommer in London gesungen bat, zu hören.<lb/> Die folgende Arie „dut ttwu äiäst not le^ve" hätte schon allein des Gegen¬<lb/> satzes wegen, der in der Stimmung derselben zur vorhergehenden liegt, von einer<lb/> Sopranstimmc. wofür Händel sie geschrieben hat, gesungen werden müssen. Der<lb/> große Chor „M up z^oui- kioaels" war wieder hinreißend, nur waren im Anfange<lb/> die Soprane, die getheilt waren, etwas zu schwach. Die Baßarie „'I'Knu -ut<lb/> gonö up" wurde ausgelassen; die andere Baßarie in diesem Theile: ,,^VI>^ do<lb/> lac inrtioni; i'liM so i'rü-iousl^ loge^luzr" wurde von Herrn Weiß zu sehr als<lb/> bloßes Bravourstück aufgefaßt, und namentlich am Schlüsse derselben trat das<lb/> Verlangen nach einem Applaus in einer fast widerlichen Weise zum Vorschein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1222"> Der Glanzpunkt dieses zweiten Theiles war doch das Hallelujah, ein Chor, der<lb/> durchaus auf Massenwirl'ung berechnet ist. Der Chor ist zu bekannt, um einer Be¬<lb/> schreibung zu bedürfe», und wie sollte ich auch beschreiben, was unbeschreiblich ist; es<lb/> ist der Jubel einer ganzen Welt, so voll und warm, so groß und doch dabei so einfach.<lb/> Seit der ersten Auffüllung, wo Georg der Zweite, vou der Gewalt dieses Chores er¬<lb/> griffen, sich erhob und stehend ihn anhörte, erhebt sich noch jetzt bei jeder Aufführung<lb/> des Hallelujah die ganze Zuhörerschaft und lauscht stehend diesem Niesengesange. Der<lb/> Eindruck des Fortissimo, das so breit und groß nach dem einzigen Piano in diesem<lb/> Chöre zur Fuge leitet, war überwältigend, und wenn dann die 750 Bässe mit dem<lb/> Heer der Contrabässe und Blechinstrumente das mächtige Fugenthema beginnen,<lb/> und darnach die langgehaltenen Tone des Sopran wie ein klarer Himmel sich<lb/> darüber ausbreiten und immer höher erheben über dem Hallelujah der übrigen<lb/> Stimmen, bis sich endlich alles gipfelt in dem mächtigen,AinA ok Kings kennt<lb/> I^ora ok I^ont»", so hätte Händel diesem zweiten Theile des Messias mit seinem<lb/> schweren Kampfe und endlichen Siege über Sünde und Knechtschaft leinen wür¬<lb/> digeren Schlußstein setzen können, als er es in diesem Chöre gethan hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1223" next="#ID_1224"> Zwischen diesem zweiten Theile und dem folgenden dritten war eine Pause<lb/> von etwa einer Stunde. Alles zerstreute sich in dein großen Palaste und den<lb/> sonnigen Gärten zu einer kurzen Rast, bis die Orgel das Zeichen zum Beging<lb/> des dritten. Theils gab. Ueberraschend war die Ordnung und Leichtigkeit, mit<lb/> der die 16.000 Menschen sich bewegten und ohne Schwierigkeit wieder zu ihren<lb/> Plätzen kamen. Fräulein Titiens, unsere deutsche Sängerin, eröffnete den dritten<lb/> Theil mit der schönen Arie I I:nov, et^re mz? Ü.LckvöMM livvtlr", die Händel nach<lb/> Chrysander im Andenken an eine Schwester, die diese Worte vor ihrem Tode oft ge¬<lb/> brauchte, componirt hat. Die Arie mit ihrer freudigen Zuversicht ist eine der schön¬<lb/> sten, die Händel je geschrieben. Fräulein Titiens sang sie mit großer Innigkeit so<lb/> recht im Händelschen Geiste. Die folgenden kleinen Quartette wurden ohne Beglei¬<lb/> tung von vier Solostimmen gesungen und beantwortet von vollem Chor .und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0296]
der's Evangelisten in der Matthäuspassivn erinnerte, gab er das ausdrucksvolle
kleine Stückchen wieder und machte in mir den ^Wunsch rege, ihn einmal in
der Passion, die er übrigens diesen Sommer in London gesungen bat, zu hören.
Die folgende Arie „dut ttwu äiäst not le^ve" hätte schon allein des Gegen¬
satzes wegen, der in der Stimmung derselben zur vorhergehenden liegt, von einer
Sopranstimmc. wofür Händel sie geschrieben hat, gesungen werden müssen. Der
große Chor „M up z^oui- kioaels" war wieder hinreißend, nur waren im Anfange
die Soprane, die getheilt waren, etwas zu schwach. Die Baßarie „'I'Knu -ut
gonö up" wurde ausgelassen; die andere Baßarie in diesem Theile: ,,^VI>^ do
lac inrtioni; i'liM so i'rü-iousl^ loge^luzr" wurde von Herrn Weiß zu sehr als
bloßes Bravourstück aufgefaßt, und namentlich am Schlüsse derselben trat das
Verlangen nach einem Applaus in einer fast widerlichen Weise zum Vorschein.
Der Glanzpunkt dieses zweiten Theiles war doch das Hallelujah, ein Chor, der
durchaus auf Massenwirl'ung berechnet ist. Der Chor ist zu bekannt, um einer Be¬
schreibung zu bedürfe», und wie sollte ich auch beschreiben, was unbeschreiblich ist; es
ist der Jubel einer ganzen Welt, so voll und warm, so groß und doch dabei so einfach.
Seit der ersten Auffüllung, wo Georg der Zweite, vou der Gewalt dieses Chores er¬
griffen, sich erhob und stehend ihn anhörte, erhebt sich noch jetzt bei jeder Aufführung
des Hallelujah die ganze Zuhörerschaft und lauscht stehend diesem Niesengesange. Der
Eindruck des Fortissimo, das so breit und groß nach dem einzigen Piano in diesem
Chöre zur Fuge leitet, war überwältigend, und wenn dann die 750 Bässe mit dem
Heer der Contrabässe und Blechinstrumente das mächtige Fugenthema beginnen,
und darnach die langgehaltenen Tone des Sopran wie ein klarer Himmel sich
darüber ausbreiten und immer höher erheben über dem Hallelujah der übrigen
Stimmen, bis sich endlich alles gipfelt in dem mächtigen,AinA ok Kings kennt
I^ora ok I^ont»", so hätte Händel diesem zweiten Theile des Messias mit seinem
schweren Kampfe und endlichen Siege über Sünde und Knechtschaft leinen wür¬
digeren Schlußstein setzen können, als er es in diesem Chöre gethan hat.
Zwischen diesem zweiten Theile und dem folgenden dritten war eine Pause
von etwa einer Stunde. Alles zerstreute sich in dein großen Palaste und den
sonnigen Gärten zu einer kurzen Rast, bis die Orgel das Zeichen zum Beging
des dritten. Theils gab. Ueberraschend war die Ordnung und Leichtigkeit, mit
der die 16.000 Menschen sich bewegten und ohne Schwierigkeit wieder zu ihren
Plätzen kamen. Fräulein Titiens, unsere deutsche Sängerin, eröffnete den dritten
Theil mit der schönen Arie I I:nov, et^re mz? Ü.LckvöMM livvtlr", die Händel nach
Chrysander im Andenken an eine Schwester, die diese Worte vor ihrem Tode oft ge¬
brauchte, componirt hat. Die Arie mit ihrer freudigen Zuversicht ist eine der schön¬
sten, die Händel je geschrieben. Fräulein Titiens sang sie mit großer Innigkeit so
recht im Händelschen Geiste. Die folgenden kleinen Quartette wurden ohne Beglei¬
tung von vier Solostimmen gesungen und beantwortet von vollem Chor .und
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |