Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.trachten sind, 11,409; jetzt berechnet man sie auf 18,460. Der Zuwachs erklärt Bezüglich der italienischen Frage scheint sich unsere Regierung ziemlich sicher Die Jnnzeitung hat gegenwärtig einen Prcßproceß ans dem Hälse. Sie hatte Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Her dig- -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig. trachten sind, 11,409; jetzt berechnet man sie auf 18,460. Der Zuwachs erklärt Bezüglich der italienischen Frage scheint sich unsere Regierung ziemlich sicher Die Jnnzeitung hat gegenwärtig einen Prcßproceß ans dem Hälse. Sie hatte Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Her dig- — Druck von C. E. Elbert in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0288" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114602"/> <p xml:id="ID_1201" prev="#ID_1200"> trachten sind, 11,409; jetzt berechnet man sie auf 18,460. Der Zuwachs erklärt<lb/> sich aus der Gründung verschiedener Fabriken. Anders verhält es sich auf dem<lb/> Lande, wie diese« einige Beispiele zeigen können. Oetzthal hatte 1832 in Summa<lb/> 6,826 Einwohner, setzt Hai es nur 6269; Dux, im Jahre 1796 von 1,225 Seelen<lb/> bewohnt, zählt jetzt blos 936; Flaurling im Oberinnthale besaß 1832 die Anzahl von<lb/> 977 Einwohnern, setzt 870, Nassercit 1,409, jetzt 1,313. Ursachen, welche diese Er¬<lb/> scheinung herbeiführten, sind verschiedene, hauptsächlich wirkt dabei die Erschwerung<lb/> der Hcirnthen mit, da die meisten Gemeinden jedem und sei er auch der wackerste<lb/> Arbeiter, wenn er nicht Haus und Hof hat, aus kurzsichtigen Vorurtheile die Er-<lb/> laubniß nicht selten weigern; endlich ist die Arbeit in den Fabriken weniger an¬<lb/> strengend als auf dem Felde, daher zieht sich die Bevölkerung, welche nicht Grund<lb/> und Boden besitzt, in die Städte. Damit hängt es auch zusammen, daß sich die<lb/> Bauern grade in den gesegnetsten Bezirken des Unterinnthales, wo noch große Güter<lb/> uuzerthcilt in einer Hand sino, über den großen Mangel an Dienstboten beklagen<lb/> und trotz enormer Löhne und sehr üppiger Verköstigung häusig nur schlechte Ar¬<lb/> beiter haben. So drängt sich auch bei uns die sociale Frage auf, freilich erst in<lb/> unscheinbarer Gestalt, wenn wir auf andere Gegenden Rücksicht nehmen, immerhin<lb/> aber beachtenswerth genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_1202"> Bezüglich der italienischen Frage scheint sich unsere Regierung ziemlich sicher<lb/> zu fühlen, da sie die Ordnung unseres Schutzwcscns bis zur Einberufung des Land¬<lb/> tages, also bis an das Ende dieses Jahres verschiebt. Hätte Garibaldi übrigens<lb/> seinen Einfall in Wälschtirol ausgeführt, 'so wäre an einem augenblicklichen Erfolge,<lb/> — allerdings an keinem dauernden — nicht zu zweifeln gewesen, jedenfalls wäre bei<lb/> der Theilnahme aller revolutionären Elemente eine grenzenlose Verwirrung entstan¬<lb/> den. Die Forts an den Grcnzpässen würde» trotz aller Festigkeit schwerlich lange<lb/> Widerstand geleistet haben, da nirgend Proviant aufgehäuft lag.</p><lb/> <p xml:id="ID_1203"> Die Jnnzeitung hat gegenwärtig einen Prcßproceß ans dem Hälse. Sie hatte<lb/> schon nachhaltig die Aufmerksamkeit der Behörden in unliebsamen Maße auf sich<lb/> gezogen, endlich stieß ein Artikel dem Faß den Boden ein, worin es heißt: „Der<lb/> Klerus, sowie er in Oestreich nun cinniÄ ist, ist der natürliche Gegner des Volkes,<lb/> der Feind seiner Rechte und Freiheiten. Der Klerus in Tirol und sein fanatisirter<lb/> Anhang, der ist der einzige Feind unserer constitutionellen Entwicklung, unserer<lb/> Bildung, unseres wahren Glückes und unserer Freiheit in Tirol. Gegen die Ueber-<lb/> griffe des Klerus als des einzigen (!?) Feindes unserer Freiheit müssen nach wie<lb/> vor unsere Waffen gerichtet sein." — Der ganze Proceß wäre zu vermeiden gewesen,<lb/> wenn die Jnnzeitung, weiche ohnehin in keinen glänzenden Verhältnissen ist, anstatt<lb/> „Klerus", die klerikale Partei geschrieben hätte. Sie würde in diesem Falle auch<lb/> den richtigen Sachverhalt ausgedrückt haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.<lb/> Verlag von F. L. Her dig- — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0288]
trachten sind, 11,409; jetzt berechnet man sie auf 18,460. Der Zuwachs erklärt
sich aus der Gründung verschiedener Fabriken. Anders verhält es sich auf dem
Lande, wie diese« einige Beispiele zeigen können. Oetzthal hatte 1832 in Summa
6,826 Einwohner, setzt Hai es nur 6269; Dux, im Jahre 1796 von 1,225 Seelen
bewohnt, zählt jetzt blos 936; Flaurling im Oberinnthale besaß 1832 die Anzahl von
977 Einwohnern, setzt 870, Nassercit 1,409, jetzt 1,313. Ursachen, welche diese Er¬
scheinung herbeiführten, sind verschiedene, hauptsächlich wirkt dabei die Erschwerung
der Hcirnthen mit, da die meisten Gemeinden jedem und sei er auch der wackerste
Arbeiter, wenn er nicht Haus und Hof hat, aus kurzsichtigen Vorurtheile die Er-
laubniß nicht selten weigern; endlich ist die Arbeit in den Fabriken weniger an¬
strengend als auf dem Felde, daher zieht sich die Bevölkerung, welche nicht Grund
und Boden besitzt, in die Städte. Damit hängt es auch zusammen, daß sich die
Bauern grade in den gesegnetsten Bezirken des Unterinnthales, wo noch große Güter
uuzerthcilt in einer Hand sino, über den großen Mangel an Dienstboten beklagen
und trotz enormer Löhne und sehr üppiger Verköstigung häusig nur schlechte Ar¬
beiter haben. So drängt sich auch bei uns die sociale Frage auf, freilich erst in
unscheinbarer Gestalt, wenn wir auf andere Gegenden Rücksicht nehmen, immerhin
aber beachtenswerth genug.
Bezüglich der italienischen Frage scheint sich unsere Regierung ziemlich sicher
zu fühlen, da sie die Ordnung unseres Schutzwcscns bis zur Einberufung des Land¬
tages, also bis an das Ende dieses Jahres verschiebt. Hätte Garibaldi übrigens
seinen Einfall in Wälschtirol ausgeführt, 'so wäre an einem augenblicklichen Erfolge,
— allerdings an keinem dauernden — nicht zu zweifeln gewesen, jedenfalls wäre bei
der Theilnahme aller revolutionären Elemente eine grenzenlose Verwirrung entstan¬
den. Die Forts an den Grcnzpässen würde» trotz aller Festigkeit schwerlich lange
Widerstand geleistet haben, da nirgend Proviant aufgehäuft lag.
Die Jnnzeitung hat gegenwärtig einen Prcßproceß ans dem Hälse. Sie hatte
schon nachhaltig die Aufmerksamkeit der Behörden in unliebsamen Maße auf sich
gezogen, endlich stieß ein Artikel dem Faß den Boden ein, worin es heißt: „Der
Klerus, sowie er in Oestreich nun cinniÄ ist, ist der natürliche Gegner des Volkes,
der Feind seiner Rechte und Freiheiten. Der Klerus in Tirol und sein fanatisirter
Anhang, der ist der einzige Feind unserer constitutionellen Entwicklung, unserer
Bildung, unseres wahren Glückes und unserer Freiheit in Tirol. Gegen die Ueber-
griffe des Klerus als des einzigen (!?) Feindes unserer Freiheit müssen nach wie
vor unsere Waffen gerichtet sein." — Der ganze Proceß wäre zu vermeiden gewesen,
wenn die Jnnzeitung, weiche ohnehin in keinen glänzenden Verhältnissen ist, anstatt
„Klerus", die klerikale Partei geschrieben hätte. Sie würde in diesem Falle auch
den richtigen Sachverhalt ausgedrückt haben.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Her dig- — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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