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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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Zeit für zweckmäßig Kalten. Die Garantie liegt in der Einladung von Ab¬
geordneten aus Oestreich zu der bevorstehenden Versammlung.

Für diesen weisen Beschluß tonnen wir ruhigen Bürger denen, die ihn ge¬
faßt haben, nicht dankbar genug sein, und ganz besondern Dank schulden wir
ihnen für den zu Protokoll niedergelegten Wunsch, daß die Abgeordneten aus
Oestreich von der Einladung Gebrauch machen möchten. Zwar halten wir die
potenzirte Einladung beinahe für überflüssig; aber es ist ein Ueberflüssiges,
welches nicht schadet. '

Wir theilen vollständig die Ansicht in dem trefflichen Berichte dieser Blätter
(Ur. 26) über die Frankfurter Zusammenkunft, daß die Oestreicher kommen und
daß die Regierung ihnen das Opfer in jeder Weise erleichtern werde. Wir
folgern daraus zu unserer Beruhigung weiter, daß auch die übrigen hohen
Glieder des deutschen Bundes der Versammlung von Abgeordneten keine Hin¬
dernisse in den Weg legen werden. Wir setzen endlich in den Ausschuß, wel¬
cher mit Berufung der Versammlung betraut ist, das Vertrauen, daß er durch
die Wahl des Ortes den Oestreichern das Erscheinen möglichst bequem mache,
also etwa Passau, Straubing oder Regensburg wähle. In diesem Falle sind
wir unserer Sache so gewiß, daß wir eher weniger denn mehr als wir wün¬
schen aus den Berathungen der Versammlung erwarten.

Die Oestreicher werden in ihrer innigen Theilnahme an den Interessen,
dem Wohle und der Ehre Deutschlands zu allem beredt sein, was diese hohen
Zwecke zu fördern geeignet ist. Der Zeitpunkt, wann ihnen vergönnt sein wird,
ihre deutsch-nationale Gesinnung zu bethätigen, wird alsdann gekommen sein,
wenn sie selbst mit ihren Reichs- und Landesverfassungswerkcn ins Reine ge¬
kommen sein werden. Nur so lange bis dies geschehen sein wird, werden sie
uns bitten, mit unseren Reformbestrebungen zu warten. Könnten wir unmensch¬
lich genug sein, ihnen diese kleine Bitte abzuschlagen, so würden sie bedauern,
daß'Oestreich genöthigt sei, die geeigneten Schritte zu thun, um die hohen
Glieder des deutschen Bundes zu veranlassen, ihm die Frist zu gewähren, welche
die Versammlung ihm kaltherzig verweigere. Aber die Versammlung wird
so kaltherzig nicht sein. Sie wird die Oestreicher bitten, ihr einstweilen doch
etwas zu gestatten, nur einen kleinen Schritt auf dem Wege zur Bundes¬
reform, damit sie nicht ganz vergeblich zusammengekommen sei. Und siehe
da! die Oestreicher werden erwidern: versucht alles, was ihr für zweckmäßig
hattet, nur darf die Stellung Oestreichs im Bunde und am Bundestage
einstweilen nicht geschwächt oder zu Gunsten Dritter geändert werden.
Jedenfalls muß auch Oestreich die freie Entschließung bleiben. Frankfurter Be¬
schlüssen Folge zu geben, oder nicht.

Alsdann steht die Versammlung gerade da. wo uns der gesunde Menschen¬
verstand unsere Stellung jetzt schon angewiesen hat. Die Einladung der Oest-


Grenzboten III. 1S62. 3

Zeit für zweckmäßig Kalten. Die Garantie liegt in der Einladung von Ab¬
geordneten aus Oestreich zu der bevorstehenden Versammlung.

Für diesen weisen Beschluß tonnen wir ruhigen Bürger denen, die ihn ge¬
faßt haben, nicht dankbar genug sein, und ganz besondern Dank schulden wir
ihnen für den zu Protokoll niedergelegten Wunsch, daß die Abgeordneten aus
Oestreich von der Einladung Gebrauch machen möchten. Zwar halten wir die
potenzirte Einladung beinahe für überflüssig; aber es ist ein Ueberflüssiges,
welches nicht schadet. '

Wir theilen vollständig die Ansicht in dem trefflichen Berichte dieser Blätter
(Ur. 26) über die Frankfurter Zusammenkunft, daß die Oestreicher kommen und
daß die Regierung ihnen das Opfer in jeder Weise erleichtern werde. Wir
folgern daraus zu unserer Beruhigung weiter, daß auch die übrigen hohen
Glieder des deutschen Bundes der Versammlung von Abgeordneten keine Hin¬
dernisse in den Weg legen werden. Wir setzen endlich in den Ausschuß, wel¬
cher mit Berufung der Versammlung betraut ist, das Vertrauen, daß er durch
die Wahl des Ortes den Oestreichern das Erscheinen möglichst bequem mache,
also etwa Passau, Straubing oder Regensburg wähle. In diesem Falle sind
wir unserer Sache so gewiß, daß wir eher weniger denn mehr als wir wün¬
schen aus den Berathungen der Versammlung erwarten.

Die Oestreicher werden in ihrer innigen Theilnahme an den Interessen,
dem Wohle und der Ehre Deutschlands zu allem beredt sein, was diese hohen
Zwecke zu fördern geeignet ist. Der Zeitpunkt, wann ihnen vergönnt sein wird,
ihre deutsch-nationale Gesinnung zu bethätigen, wird alsdann gekommen sein,
wenn sie selbst mit ihren Reichs- und Landesverfassungswerkcn ins Reine ge¬
kommen sein werden. Nur so lange bis dies geschehen sein wird, werden sie
uns bitten, mit unseren Reformbestrebungen zu warten. Könnten wir unmensch¬
lich genug sein, ihnen diese kleine Bitte abzuschlagen, so würden sie bedauern,
daß'Oestreich genöthigt sei, die geeigneten Schritte zu thun, um die hohen
Glieder des deutschen Bundes zu veranlassen, ihm die Frist zu gewähren, welche
die Versammlung ihm kaltherzig verweigere. Aber die Versammlung wird
so kaltherzig nicht sein. Sie wird die Oestreicher bitten, ihr einstweilen doch
etwas zu gestatten, nur einen kleinen Schritt auf dem Wege zur Bundes¬
reform, damit sie nicht ganz vergeblich zusammengekommen sei. Und siehe
da! die Oestreicher werden erwidern: versucht alles, was ihr für zweckmäßig
hattet, nur darf die Stellung Oestreichs im Bunde und am Bundestage
einstweilen nicht geschwächt oder zu Gunsten Dritter geändert werden.
Jedenfalls muß auch Oestreich die freie Entschließung bleiben. Frankfurter Be¬
schlüssen Folge zu geben, oder nicht.

Alsdann steht die Versammlung gerade da. wo uns der gesunde Menschen¬
verstand unsere Stellung jetzt schon angewiesen hat. Die Einladung der Oest-


Grenzboten III. 1S62. 3
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[0025] Zeit für zweckmäßig Kalten. Die Garantie liegt in der Einladung von Ab¬ geordneten aus Oestreich zu der bevorstehenden Versammlung. Für diesen weisen Beschluß tonnen wir ruhigen Bürger denen, die ihn ge¬ faßt haben, nicht dankbar genug sein, und ganz besondern Dank schulden wir ihnen für den zu Protokoll niedergelegten Wunsch, daß die Abgeordneten aus Oestreich von der Einladung Gebrauch machen möchten. Zwar halten wir die potenzirte Einladung beinahe für überflüssig; aber es ist ein Ueberflüssiges, welches nicht schadet. ' Wir theilen vollständig die Ansicht in dem trefflichen Berichte dieser Blätter (Ur. 26) über die Frankfurter Zusammenkunft, daß die Oestreicher kommen und daß die Regierung ihnen das Opfer in jeder Weise erleichtern werde. Wir folgern daraus zu unserer Beruhigung weiter, daß auch die übrigen hohen Glieder des deutschen Bundes der Versammlung von Abgeordneten keine Hin¬ dernisse in den Weg legen werden. Wir setzen endlich in den Ausschuß, wel¬ cher mit Berufung der Versammlung betraut ist, das Vertrauen, daß er durch die Wahl des Ortes den Oestreichern das Erscheinen möglichst bequem mache, also etwa Passau, Straubing oder Regensburg wähle. In diesem Falle sind wir unserer Sache so gewiß, daß wir eher weniger denn mehr als wir wün¬ schen aus den Berathungen der Versammlung erwarten. Die Oestreicher werden in ihrer innigen Theilnahme an den Interessen, dem Wohle und der Ehre Deutschlands zu allem beredt sein, was diese hohen Zwecke zu fördern geeignet ist. Der Zeitpunkt, wann ihnen vergönnt sein wird, ihre deutsch-nationale Gesinnung zu bethätigen, wird alsdann gekommen sein, wenn sie selbst mit ihren Reichs- und Landesverfassungswerkcn ins Reine ge¬ kommen sein werden. Nur so lange bis dies geschehen sein wird, werden sie uns bitten, mit unseren Reformbestrebungen zu warten. Könnten wir unmensch¬ lich genug sein, ihnen diese kleine Bitte abzuschlagen, so würden sie bedauern, daß'Oestreich genöthigt sei, die geeigneten Schritte zu thun, um die hohen Glieder des deutschen Bundes zu veranlassen, ihm die Frist zu gewähren, welche die Versammlung ihm kaltherzig verweigere. Aber die Versammlung wird so kaltherzig nicht sein. Sie wird die Oestreicher bitten, ihr einstweilen doch etwas zu gestatten, nur einen kleinen Schritt auf dem Wege zur Bundes¬ reform, damit sie nicht ganz vergeblich zusammengekommen sei. Und siehe da! die Oestreicher werden erwidern: versucht alles, was ihr für zweckmäßig hattet, nur darf die Stellung Oestreichs im Bunde und am Bundestage einstweilen nicht geschwächt oder zu Gunsten Dritter geändert werden. Jedenfalls muß auch Oestreich die freie Entschließung bleiben. Frankfurter Be¬ schlüssen Folge zu geben, oder nicht. Alsdann steht die Versammlung gerade da. wo uns der gesunde Menschen¬ verstand unsere Stellung jetzt schon angewiesen hat. Die Einladung der Oest- Grenzboten III. 1S62. 3

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/25>, abgerufen am 28.09.2024.