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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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willen nicht reizen. Es ist wohl klar, daß ich mit einem Häuschen in Ram-
menau nichts anzufangen weiß, und daß alle die Gegenstände, die etwa in die¬
ser Erbschaft vorkommen könnten, mir nicht des Holens werth sind. Aber das
will ich. daß man die Mutter bis an ihr Ende ruhig genießen laße, was ent¬
weder das ihrige ist. oder das meinige. Nach ihrem. Gott gebe noch lang ent¬
fernten Tode, wird sich schon alles finden.

Um der Sache kurz und gut ein Ende zu machen, geht zugleich mit diesem
Briefe an Dich ein Schreiben an den Herrn Rittmeister von Kleist, in wel¬
chem ich ihm die Sache vorlege, und ,du um Schutz für meine Mutter, und um
Bezähmung des schlechten Burschen bitte.

Die Mutter wird sich meiner oben erwähnten Ansprüche wohl erinnern.
Ich berufe in diesem Schreiben an Kleist mich um der Kürze willen auf ihr
Zeugniß, ohnerachtet ich alle diese Umstände auch durch schriftliche Documente
erweisen kann. Ich bitte sie, daß sie befragt dieses Zeugniß, das zu ihrem
eignen Besten dient, ablege.




Es ist mir noch ein andrer Gedanke gekommen, wie für die Mutter am
besten gesorgt werden könnte. Es muß aber erst in dieser Sache Ordnung
seyn, ehe ich darüber eine Aeußerung machen kann. Ich ersuche Dich darum,
mir nach Endigung der Sache wieder zu schreiben.






So viel über diese unangenehmen Dinge. Jezt zu etwas das Herz näher
angehenden. Schreibe mir doch, so viel Du kannst, von den lezten Stunden
unsres verehrten treflichen Vaters; auch von dem Leichenbegängnisse, von der
Predigt, deren sehr gut gewählten Text Du mir überschriebest.

Lebe recht wohl. Die meinigen grüßen (die meinigen, sage ich; und
dazu zähle ich auch recht sehr Hannchen, als ein Vermächtnis) des herrlichen
Vaters.)


Grüße herzlich die Deinigen von uns.Dein treuer Bruder
I. G. Fichte.

Aufschrift:


Herrn (-vttlvb ?iektv,BürgerzuLIstrg..

d. Einschluß.

In diesem und in dem 48. Briefe wird Rittmeister von Kleist, (vgl. den
9. Brief) als Gutsherr von Nammenau erwähnt. Die Sache hängt so zusam-
men: Des oben, zum 2. Briefe, erwähnten Johann Alvericus Sohn Johann


Grenzboten III. 1S62. 29

willen nicht reizen. Es ist wohl klar, daß ich mit einem Häuschen in Ram-
menau nichts anzufangen weiß, und daß alle die Gegenstände, die etwa in die¬
ser Erbschaft vorkommen könnten, mir nicht des Holens werth sind. Aber das
will ich. daß man die Mutter bis an ihr Ende ruhig genießen laße, was ent¬
weder das ihrige ist. oder das meinige. Nach ihrem. Gott gebe noch lang ent¬
fernten Tode, wird sich schon alles finden.

Um der Sache kurz und gut ein Ende zu machen, geht zugleich mit diesem
Briefe an Dich ein Schreiben an den Herrn Rittmeister von Kleist, in wel¬
chem ich ihm die Sache vorlege, und ,du um Schutz für meine Mutter, und um
Bezähmung des schlechten Burschen bitte.

Die Mutter wird sich meiner oben erwähnten Ansprüche wohl erinnern.
Ich berufe in diesem Schreiben an Kleist mich um der Kürze willen auf ihr
Zeugniß, ohnerachtet ich alle diese Umstände auch durch schriftliche Documente
erweisen kann. Ich bitte sie, daß sie befragt dieses Zeugniß, das zu ihrem
eignen Besten dient, ablege.




Es ist mir noch ein andrer Gedanke gekommen, wie für die Mutter am
besten gesorgt werden könnte. Es muß aber erst in dieser Sache Ordnung
seyn, ehe ich darüber eine Aeußerung machen kann. Ich ersuche Dich darum,
mir nach Endigung der Sache wieder zu schreiben.






So viel über diese unangenehmen Dinge. Jezt zu etwas das Herz näher
angehenden. Schreibe mir doch, so viel Du kannst, von den lezten Stunden
unsres verehrten treflichen Vaters; auch von dem Leichenbegängnisse, von der
Predigt, deren sehr gut gewählten Text Du mir überschriebest.

Lebe recht wohl. Die meinigen grüßen (die meinigen, sage ich; und
dazu zähle ich auch recht sehr Hannchen, als ein Vermächtnis) des herrlichen
Vaters.)


Grüße herzlich die Deinigen von uns.Dein treuer Bruder
I. G. Fichte.

Aufschrift:


Herrn (-vttlvb ?iektv,BürgerzuLIstrg..

d. Einschluß.

In diesem und in dem 48. Briefe wird Rittmeister von Kleist, (vgl. den
9. Brief) als Gutsherr von Nammenau erwähnt. Die Sache hängt so zusam-
men: Des oben, zum 2. Briefe, erwähnten Johann Alvericus Sohn Johann


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/233>, abgerufen am 24.08.2024.