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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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Ich theile aus diesen Briefen nur mit, was als irgendwie charakteristisch
von wirklich allgemeinerem Interesse sein kann, indem ich das rein Geschäfts¬
mäßige und Kaufmännische übergehe und durch Punkte andeute.


21.

Jena, d. 8. Inn. 97.


Lieber Bruder,

Ich trug Bedenken, Dir das Geld geradezu durch die Post zu übersenden,
weil ich das ungeheure Porto fürchtete, und wollte deswegen sehen, ob es etwa
durch Wechselbriefe zu übermachen wäre. Ich erfahre so eben auf meine Nach¬
frage auf der hiesigen sächß. Post, daß

50. Carolins. oder 30v rthr. Sächsisch,
als soviel ich hierdurch übersende, nicht mehr als 30. bis 32. Gr. Porto machen,
und dies halte ich denn doch für Kleinigkeit, und trage kein Bedenken, auch
diese Unkosten zu verursachen.

Ich erwarte mit umlaufender Post den Empfangsschein, weil ich nicht weiß,
wie viel der kleinen Nebenpost, durch die das Geld zu erhalten ist, zuzutrauen
werde.

Ich erwarte die Auszahlung von 4. pro Cent, welche ich selbst an meine
Frau, deren Schwester dieses Geld gehört, aus meinem Beutel bezahle --
ab geredeter Maassen an meinen Vater, als eine kleine Pension
-- ganz allein zu seiner eigenen Erleichterung bei seinem Alter; beson¬
ders, daß er mahl mehr so schwere Lasten trage.

Du, und Bruder Gottlob steht mir für dieses Geld; und ich erwarte
darüber des nächstens eine Verschreibung eures Vermögens; inso¬
weit es dafür nöthig ist. Der Schein wird ausgestellt nicht aus 300. thir.
sächsisch, weil dieser Werth wandelbar ist, sondern auf 50. Stük neue franzö¬
sische I..c>uisä'ol-. -- Der Schein wird auf jährige Aufkündigung gemacht.

Ihr verwendet dieses Geld so, daß es so viel möglich auch meinen übrigen
Brüdern mit zu Nutz komme: es versteht sich, daß dies, da ihr beide allein
mir dafür steht, nach eurer eignen Einsicht geschieht. --......

So viel über dieses Geschäft. Was den übrigen Inhalt Deines Briefs
anbetrift, so wäre darüber viel zu sagen. Was darin unsere Mutter anvetrift,
hat mich gerührt; und ich beklage die gute Frau. Gott, der ein anderes Ge¬
richt führt, als wir, wird ihr vergeben. Was Du von den übrigen Gliedern
unserer Familie, den Vater, und Dich ausgenommen, sagst, hat mich befremdet.
Diese drolligen Geschöpfe haben also geglaubt, daß ich, nach ihrem ehemaligen
niederträchtigen Beiragen gegen mich, noch Pflichten gegen sie hätte, über deren
Beobachtung sie Richter wären, und nach denselben mich beurtheilen dürften?
Daß ich jetzt durch meinen Besuch diese Pflichten gegen sie erfüllt habe, und
daß nunmehr erst sie ihre Niederträchtigkeit mir verzeihen könnten? und Du,


Ich theile aus diesen Briefen nur mit, was als irgendwie charakteristisch
von wirklich allgemeinerem Interesse sein kann, indem ich das rein Geschäfts¬
mäßige und Kaufmännische übergehe und durch Punkte andeute.


21.

Jena, d. 8. Inn. 97.


Lieber Bruder,

Ich trug Bedenken, Dir das Geld geradezu durch die Post zu übersenden,
weil ich das ungeheure Porto fürchtete, und wollte deswegen sehen, ob es etwa
durch Wechselbriefe zu übermachen wäre. Ich erfahre so eben auf meine Nach¬
frage auf der hiesigen sächß. Post, daß

50. Carolins. oder 30v rthr. Sächsisch,
als soviel ich hierdurch übersende, nicht mehr als 30. bis 32. Gr. Porto machen,
und dies halte ich denn doch für Kleinigkeit, und trage kein Bedenken, auch
diese Unkosten zu verursachen.

Ich erwarte mit umlaufender Post den Empfangsschein, weil ich nicht weiß,
wie viel der kleinen Nebenpost, durch die das Geld zu erhalten ist, zuzutrauen
werde.

Ich erwarte die Auszahlung von 4. pro Cent, welche ich selbst an meine
Frau, deren Schwester dieses Geld gehört, aus meinem Beutel bezahle —
ab geredeter Maassen an meinen Vater, als eine kleine Pension
— ganz allein zu seiner eigenen Erleichterung bei seinem Alter; beson¬
ders, daß er mahl mehr so schwere Lasten trage.

Du, und Bruder Gottlob steht mir für dieses Geld; und ich erwarte
darüber des nächstens eine Verschreibung eures Vermögens; inso¬
weit es dafür nöthig ist. Der Schein wird ausgestellt nicht aus 300. thir.
sächsisch, weil dieser Werth wandelbar ist, sondern auf 50. Stük neue franzö¬
sische I..c>uisä'ol-. — Der Schein wird auf jährige Aufkündigung gemacht.

Ihr verwendet dieses Geld so, daß es so viel möglich auch meinen übrigen
Brüdern mit zu Nutz komme: es versteht sich, daß dies, da ihr beide allein
mir dafür steht, nach eurer eignen Einsicht geschieht. —......

So viel über dieses Geschäft. Was den übrigen Inhalt Deines Briefs
anbetrift, so wäre darüber viel zu sagen. Was darin unsere Mutter anvetrift,
hat mich gerührt; und ich beklage die gute Frau. Gott, der ein anderes Ge¬
richt führt, als wir, wird ihr vergeben. Was Du von den übrigen Gliedern
unserer Familie, den Vater, und Dich ausgenommen, sagst, hat mich befremdet.
Diese drolligen Geschöpfe haben also geglaubt, daß ich, nach ihrem ehemaligen
niederträchtigen Beiragen gegen mich, noch Pflichten gegen sie hätte, über deren
Beobachtung sie Richter wären, und nach denselben mich beurtheilen dürften?
Daß ich jetzt durch meinen Besuch diese Pflichten gegen sie erfüllt habe, und
daß nunmehr erst sie ihre Niederträchtigkeit mir verzeihen könnten? und Du,


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[0173] Ich theile aus diesen Briefen nur mit, was als irgendwie charakteristisch von wirklich allgemeinerem Interesse sein kann, indem ich das rein Geschäfts¬ mäßige und Kaufmännische übergehe und durch Punkte andeute. 21. Jena, d. 8. Inn. 97. Lieber Bruder, Ich trug Bedenken, Dir das Geld geradezu durch die Post zu übersenden, weil ich das ungeheure Porto fürchtete, und wollte deswegen sehen, ob es etwa durch Wechselbriefe zu übermachen wäre. Ich erfahre so eben auf meine Nach¬ frage auf der hiesigen sächß. Post, daß 50. Carolins. oder 30v rthr. Sächsisch, als soviel ich hierdurch übersende, nicht mehr als 30. bis 32. Gr. Porto machen, und dies halte ich denn doch für Kleinigkeit, und trage kein Bedenken, auch diese Unkosten zu verursachen. Ich erwarte mit umlaufender Post den Empfangsschein, weil ich nicht weiß, wie viel der kleinen Nebenpost, durch die das Geld zu erhalten ist, zuzutrauen werde. Ich erwarte die Auszahlung von 4. pro Cent, welche ich selbst an meine Frau, deren Schwester dieses Geld gehört, aus meinem Beutel bezahle — ab geredeter Maassen an meinen Vater, als eine kleine Pension — ganz allein zu seiner eigenen Erleichterung bei seinem Alter; beson¬ ders, daß er mahl mehr so schwere Lasten trage. Du, und Bruder Gottlob steht mir für dieses Geld; und ich erwarte darüber des nächstens eine Verschreibung eures Vermögens; inso¬ weit es dafür nöthig ist. Der Schein wird ausgestellt nicht aus 300. thir. sächsisch, weil dieser Werth wandelbar ist, sondern auf 50. Stük neue franzö¬ sische I..c>uisä'ol-. — Der Schein wird auf jährige Aufkündigung gemacht. Ihr verwendet dieses Geld so, daß es so viel möglich auch meinen übrigen Brüdern mit zu Nutz komme: es versteht sich, daß dies, da ihr beide allein mir dafür steht, nach eurer eignen Einsicht geschieht. —...... So viel über dieses Geschäft. Was den übrigen Inhalt Deines Briefs anbetrift, so wäre darüber viel zu sagen. Was darin unsere Mutter anvetrift, hat mich gerührt; und ich beklage die gute Frau. Gott, der ein anderes Ge¬ richt führt, als wir, wird ihr vergeben. Was Du von den übrigen Gliedern unserer Familie, den Vater, und Dich ausgenommen, sagst, hat mich befremdet. Diese drolligen Geschöpfe haben also geglaubt, daß ich, nach ihrem ehemaligen niederträchtigen Beiragen gegen mich, noch Pflichten gegen sie hätte, über deren Beobachtung sie Richter wären, und nach denselben mich beurtheilen dürften? Daß ich jetzt durch meinen Besuch diese Pflichten gegen sie erfüllt habe, und daß nunmehr erst sie ihre Niederträchtigkeit mir verzeihen könnten? und Du,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/173>, abgerufen am 28.09.2024.