Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

bedeutend vervollständigt. Es ist unmöglich, in dieser kurzen Notiz eine Ueber¬
sicht über den Inhalt einer so bedeutenden Quellensammlung zu geben, E.s
wird, glaube ich, genügen, wenn ich bemerke, daß der Herausgeber absolute Voll¬
ständigkeit bezweckt hat, Der Historiker soll in den fünf Bänden alles finden,
was die verschiedenen Sammlungen Frankreichs über den Gegenstand enthalten.
Kostspielige Reisen und großer Zeitverlust sollen ihm dadurch erspart werden.

Mr. Teulet hat seinen Plan vortrefflich ausgeführt. Alle Urkunden sind
in der Sprache des Originals ohne Abkürzungen gedruckt. Jedem Documente
ist aber ein kurzes Inhaltsverzeichniß in französischer Sprache vorangestellt, aus
welchem der Leser ohne Mühe ersehen kann, von welchen Gegenständen die
Urkunde handelt. Der Druck ist correct. Wer es erfahren hat, wie schwer
es ist, alte spanische Staatspapiere correct zu copiren und zu drucken, wird
Mr. Teulet seine volle Anerkennung nicht versagen können. Mignet hat der
Arbeit die größte Anerkennung in der Akademie zu Theil werden lassen. Sie
sollte, glaube ich, in keiner größeren Bibliothek fehlen.

Nur noch eine Bemerkung! Dieses Werk unterscheidet sich wesentlich von
Sammlungen der Korrespondenz von Maria Stuart und ähnlichen Arbeiten.
Es enthält nicht die Briefe, welche diese oder jene Person geschrieben oder
empfangen hat, sondern es bringt die Verhandlungen der Cabinete, ihre Pläne,
Intriguen und Unternehmungen ans Licht.

Mr. Teulet besorgt jetzt im Auftrage der französischen Regierung eine
vollständige Sammlung aller Staatsverträge und ähnlicher Actenstücke, die auf
Frankreich Bezug haben. Es ist der Zweck der Regierung, die Arbeit von
Du Mont und ähnliche unvollständige Sammlungen überflüssig zu machen.


G. Bergenroth.


Vermischte Literatur.
Reformationsgeschichte in vergleichender Lebensbeschreibung der vier Haupt-
reformatvren. Von Karl Strack. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke, l863.

Die vier Haupircfvrrnatvrcn sind Luther und Melanchthon, Zwingt! und
Calvin. - Sie in dieser Weise zusammenzustellen, war ein guter Gedanke. Die
Ausführung, auf das Bedürfniß des Volkes berechnet, gibt weder neue Gedanken
noch neue Thatsachen, stellt aber das Bekannte geschickt zusammen und em¬
pfiehlt sich besonders dadurch, daß sie einerseits frei von allem Confessionalismus
ist, ja entschieden auf Schließung der Kluft zwischen den beiden evangelischen Be¬
kenntnissen hinwirkt, andrerseits nicht in der Weise der gewöhnlichen Panegynker
verfährt, sondern neben den lichten Seiten der von ihr geschilderten Heroen eines


20*

bedeutend vervollständigt. Es ist unmöglich, in dieser kurzen Notiz eine Ueber¬
sicht über den Inhalt einer so bedeutenden Quellensammlung zu geben, E.s
wird, glaube ich, genügen, wenn ich bemerke, daß der Herausgeber absolute Voll¬
ständigkeit bezweckt hat, Der Historiker soll in den fünf Bänden alles finden,
was die verschiedenen Sammlungen Frankreichs über den Gegenstand enthalten.
Kostspielige Reisen und großer Zeitverlust sollen ihm dadurch erspart werden.

Mr. Teulet hat seinen Plan vortrefflich ausgeführt. Alle Urkunden sind
in der Sprache des Originals ohne Abkürzungen gedruckt. Jedem Documente
ist aber ein kurzes Inhaltsverzeichniß in französischer Sprache vorangestellt, aus
welchem der Leser ohne Mühe ersehen kann, von welchen Gegenständen die
Urkunde handelt. Der Druck ist correct. Wer es erfahren hat, wie schwer
es ist, alte spanische Staatspapiere correct zu copiren und zu drucken, wird
Mr. Teulet seine volle Anerkennung nicht versagen können. Mignet hat der
Arbeit die größte Anerkennung in der Akademie zu Theil werden lassen. Sie
sollte, glaube ich, in keiner größeren Bibliothek fehlen.

Nur noch eine Bemerkung! Dieses Werk unterscheidet sich wesentlich von
Sammlungen der Korrespondenz von Maria Stuart und ähnlichen Arbeiten.
Es enthält nicht die Briefe, welche diese oder jene Person geschrieben oder
empfangen hat, sondern es bringt die Verhandlungen der Cabinete, ihre Pläne,
Intriguen und Unternehmungen ans Licht.

Mr. Teulet besorgt jetzt im Auftrage der französischen Regierung eine
vollständige Sammlung aller Staatsverträge und ähnlicher Actenstücke, die auf
Frankreich Bezug haben. Es ist der Zweck der Regierung, die Arbeit von
Du Mont und ähnliche unvollständige Sammlungen überflüssig zu machen.


G. Bergenroth.


Vermischte Literatur.
Reformationsgeschichte in vergleichender Lebensbeschreibung der vier Haupt-
reformatvren. Von Karl Strack. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke, l863.

Die vier Haupircfvrrnatvrcn sind Luther und Melanchthon, Zwingt! und
Calvin. - Sie in dieser Weise zusammenzustellen, war ein guter Gedanke. Die
Ausführung, auf das Bedürfniß des Volkes berechnet, gibt weder neue Gedanken
noch neue Thatsachen, stellt aber das Bekannte geschickt zusammen und em¬
pfiehlt sich besonders dadurch, daß sie einerseits frei von allem Confessionalismus
ist, ja entschieden auf Schließung der Kluft zwischen den beiden evangelischen Be¬
kenntnissen hinwirkt, andrerseits nicht in der Weise der gewöhnlichen Panegynker
verfährt, sondern neben den lichten Seiten der von ihr geschilderten Heroen eines


20*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114477"/>
          <p xml:id="ID_665" prev="#ID_664"> bedeutend vervollständigt. Es ist unmöglich, in dieser kurzen Notiz eine Ueber¬<lb/>
sicht über den Inhalt einer so bedeutenden Quellensammlung zu geben, E.s<lb/>
wird, glaube ich, genügen, wenn ich bemerke, daß der Herausgeber absolute Voll¬<lb/>
ständigkeit bezweckt hat, Der Historiker soll in den fünf Bänden alles finden,<lb/>
was die verschiedenen Sammlungen Frankreichs über den Gegenstand enthalten.<lb/>
Kostspielige Reisen und großer Zeitverlust sollen ihm dadurch erspart werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_666"> Mr. Teulet hat seinen Plan vortrefflich ausgeführt. Alle Urkunden sind<lb/>
in der Sprache des Originals ohne Abkürzungen gedruckt. Jedem Documente<lb/>
ist aber ein kurzes Inhaltsverzeichniß in französischer Sprache vorangestellt, aus<lb/>
welchem der Leser ohne Mühe ersehen kann, von welchen Gegenständen die<lb/>
Urkunde handelt. Der Druck ist correct. Wer es erfahren hat, wie schwer<lb/>
es ist, alte spanische Staatspapiere correct zu copiren und zu drucken, wird<lb/>
Mr. Teulet seine volle Anerkennung nicht versagen können. Mignet hat der<lb/>
Arbeit die größte Anerkennung in der Akademie zu Theil werden lassen. Sie<lb/>
sollte, glaube ich, in keiner größeren Bibliothek fehlen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_667"> Nur noch eine Bemerkung! Dieses Werk unterscheidet sich wesentlich von<lb/>
Sammlungen der Korrespondenz von Maria Stuart und ähnlichen Arbeiten.<lb/>
Es enthält nicht die Briefe, welche diese oder jene Person geschrieben oder<lb/>
empfangen hat, sondern es bringt die Verhandlungen der Cabinete, ihre Pläne,<lb/>
Intriguen und Unternehmungen ans Licht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_668"> Mr. Teulet besorgt jetzt im Auftrage der französischen Regierung eine<lb/>
vollständige Sammlung aller Staatsverträge und ähnlicher Actenstücke, die auf<lb/>
Frankreich Bezug haben. Es ist der Zweck der Regierung, die Arbeit von<lb/>
Du Mont und ähnliche unvollständige Sammlungen überflüssig zu machen.</p><lb/>
          <note type="byline"> G. Bergenroth.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Vermischte Literatur.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Reformationsgeschichte in vergleichender Lebensbeschreibung der vier Haupt-<lb/>
reformatvren. Von Karl Strack. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke, l863.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_669" next="#ID_670"> Die vier Haupircfvrrnatvrcn sind Luther und Melanchthon, Zwingt! und<lb/>
Calvin. - Sie in dieser Weise zusammenzustellen, war ein guter Gedanke. Die<lb/>
Ausführung, auf das Bedürfniß des Volkes berechnet, gibt weder neue Gedanken<lb/>
noch neue Thatsachen, stellt aber das Bekannte geschickt zusammen und em¬<lb/>
pfiehlt sich besonders dadurch, daß sie einerseits frei von allem Confessionalismus<lb/>
ist, ja entschieden auf Schließung der Kluft zwischen den beiden evangelischen Be¬<lb/>
kenntnissen hinwirkt, andrerseits nicht in der Weise der gewöhnlichen Panegynker<lb/>
verfährt, sondern neben den lichten Seiten der von ihr geschilderten Heroen eines</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 20*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0163] bedeutend vervollständigt. Es ist unmöglich, in dieser kurzen Notiz eine Ueber¬ sicht über den Inhalt einer so bedeutenden Quellensammlung zu geben, E.s wird, glaube ich, genügen, wenn ich bemerke, daß der Herausgeber absolute Voll¬ ständigkeit bezweckt hat, Der Historiker soll in den fünf Bänden alles finden, was die verschiedenen Sammlungen Frankreichs über den Gegenstand enthalten. Kostspielige Reisen und großer Zeitverlust sollen ihm dadurch erspart werden. Mr. Teulet hat seinen Plan vortrefflich ausgeführt. Alle Urkunden sind in der Sprache des Originals ohne Abkürzungen gedruckt. Jedem Documente ist aber ein kurzes Inhaltsverzeichniß in französischer Sprache vorangestellt, aus welchem der Leser ohne Mühe ersehen kann, von welchen Gegenständen die Urkunde handelt. Der Druck ist correct. Wer es erfahren hat, wie schwer es ist, alte spanische Staatspapiere correct zu copiren und zu drucken, wird Mr. Teulet seine volle Anerkennung nicht versagen können. Mignet hat der Arbeit die größte Anerkennung in der Akademie zu Theil werden lassen. Sie sollte, glaube ich, in keiner größeren Bibliothek fehlen. Nur noch eine Bemerkung! Dieses Werk unterscheidet sich wesentlich von Sammlungen der Korrespondenz von Maria Stuart und ähnlichen Arbeiten. Es enthält nicht die Briefe, welche diese oder jene Person geschrieben oder empfangen hat, sondern es bringt die Verhandlungen der Cabinete, ihre Pläne, Intriguen und Unternehmungen ans Licht. Mr. Teulet besorgt jetzt im Auftrage der französischen Regierung eine vollständige Sammlung aller Staatsverträge und ähnlicher Actenstücke, die auf Frankreich Bezug haben. Es ist der Zweck der Regierung, die Arbeit von Du Mont und ähnliche unvollständige Sammlungen überflüssig zu machen. G. Bergenroth. Vermischte Literatur. Reformationsgeschichte in vergleichender Lebensbeschreibung der vier Haupt- reformatvren. Von Karl Strack. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke, l863. Die vier Haupircfvrrnatvrcn sind Luther und Melanchthon, Zwingt! und Calvin. - Sie in dieser Weise zusammenzustellen, war ein guter Gedanke. Die Ausführung, auf das Bedürfniß des Volkes berechnet, gibt weder neue Gedanken noch neue Thatsachen, stellt aber das Bekannte geschickt zusammen und em¬ pfiehlt sich besonders dadurch, daß sie einerseits frei von allem Confessionalismus ist, ja entschieden auf Schließung der Kluft zwischen den beiden evangelischen Be¬ kenntnissen hinwirkt, andrerseits nicht in der Weise der gewöhnlichen Panegynker verfährt, sondern neben den lichten Seiten der von ihr geschilderten Heroen eines 20*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/163
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/163>, abgerufen am 22.07.2024.