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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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düren theils auf seinen slavonischen Gütern, theils aus freiwilligen Grenzmilizen,
und die wenigen Infanterie- und Husarenrcgimenter, welche unmittelbar von '
den Ungarn selbst aufgestellt wurden, waren wol stattlicher ausgerüstet und'
auch besser disciplinirt, aber an Zahl bedeutend geringer, als die aus den
Grenzprvvinzen gegen die Feinde Oestreichs entsendeten wilden Kriegerschaaren.
Letztere waren damals noch ganz in nationaler Weise bewaffnet und gekleidet,
Beinkleider und Wannser waren dem Schnitte und der Farbe nach verschieden,
und man konnte die Soldaten der einzelnen Contingente nur an ihren Män¬
teln und Kopfbedeckungen erkennen. Es waren blaue, grüne, rothe, ja selbst
citrvnen- und orangegelbe Mäntel zu sehen, welche Farben später, als die Grenz¬
truppen regulirt wurden, bei der Wahl der Aufschläge und Kragen berücksichtigt
wurden.

Jedoch traten die Grenztruppen, welche bis dahin nur die allgemeine Be¬
nennung "Kroaten" geführt hatten, damals zuerst unter dem Namen der
"Liccaner, Oguliner, Warasdiner" u. f. w. auf, und sie wurden von den Zeit¬
genossen häusig für eben so viele besondere Völkerschaften gehalten. Wenig
geübt im Liniengefecht, und hiezu auch vermöge ihrer Bewaffnung nicht ge¬
eignet (denn sie führten im Allgemeinen kein Bayonnet), waren sie dafür im
Parteigängert'riege von unschätzbarem Werthe. Die mit Oestreich im Kriege
befindlichen Staaten konnten diesen schlauen, gewandten und barbarischen, aber
eben darum um so kriegslustigeren Gegnern nichts Aehnliches entgegenstellen,
und es hatten daher ihre steifen, nur durch den Korporalstock gedrillten und
zusammengehaltenen Soldaten schwere Bedrängnis; zu tragen. Die Franzosen
auf dem berühmten Rückzüge von Prag nach Eger, besonders aber die Baiern
litten furchtbar durch die unausgesetzten Angriffe dieser fast unübertrefflichen
leichten Fußtruppen und der damals noch ihre vollen nationalen Eigenthümlich¬
keiten besitzenden Husaren. Friedrich der Zweite, das Bedürfniß des Besitzes
einer leichten Truppe fühlend, seinen desertionslustigen "Kerlen" aber nicht
trauend, "da diese im Plänklergefecht nur die beste Gelegenheit zum Ausreißer"
haben würden", betrieb die Errichtung der Freicorps mit besonderem Eifer
und bildete aus diesen und aus verläßlichen Soldaten der Linientruppen seine
ersten Scharfschützencompagnien, um "doch den Kroaten auch, etwas entgegen
zu stellen".

Die Trenkschen Panduren wurden, weil die Klagen über ihre Zügellosig-
keit Endlich zu laut wurden, aufgelöst und in das gegenwärtig noch bestehende
53. Linienregiment umgewandelt. Aehnlich erging es mehren anderen aus
Grenzmilizen bestehenden Freicorps.

Noch während des östreichischen Erbfvlgekrieges beschäftigte sich die Kai¬
serin mit einer neuen Organisirung und mit der Vergrößerung der Militär¬
grenze. Dieselbe wurde in Regimentsbezirke mit einer Bevölkerung von je


düren theils auf seinen slavonischen Gütern, theils aus freiwilligen Grenzmilizen,
und die wenigen Infanterie- und Husarenrcgimenter, welche unmittelbar von '
den Ungarn selbst aufgestellt wurden, waren wol stattlicher ausgerüstet und'
auch besser disciplinirt, aber an Zahl bedeutend geringer, als die aus den
Grenzprvvinzen gegen die Feinde Oestreichs entsendeten wilden Kriegerschaaren.
Letztere waren damals noch ganz in nationaler Weise bewaffnet und gekleidet,
Beinkleider und Wannser waren dem Schnitte und der Farbe nach verschieden,
und man konnte die Soldaten der einzelnen Contingente nur an ihren Män¬
teln und Kopfbedeckungen erkennen. Es waren blaue, grüne, rothe, ja selbst
citrvnen- und orangegelbe Mäntel zu sehen, welche Farben später, als die Grenz¬
truppen regulirt wurden, bei der Wahl der Aufschläge und Kragen berücksichtigt
wurden.

Jedoch traten die Grenztruppen, welche bis dahin nur die allgemeine Be¬
nennung „Kroaten" geführt hatten, damals zuerst unter dem Namen der
„Liccaner, Oguliner, Warasdiner" u. f. w. auf, und sie wurden von den Zeit¬
genossen häusig für eben so viele besondere Völkerschaften gehalten. Wenig
geübt im Liniengefecht, und hiezu auch vermöge ihrer Bewaffnung nicht ge¬
eignet (denn sie führten im Allgemeinen kein Bayonnet), waren sie dafür im
Parteigängert'riege von unschätzbarem Werthe. Die mit Oestreich im Kriege
befindlichen Staaten konnten diesen schlauen, gewandten und barbarischen, aber
eben darum um so kriegslustigeren Gegnern nichts Aehnliches entgegenstellen,
und es hatten daher ihre steifen, nur durch den Korporalstock gedrillten und
zusammengehaltenen Soldaten schwere Bedrängnis; zu tragen. Die Franzosen
auf dem berühmten Rückzüge von Prag nach Eger, besonders aber die Baiern
litten furchtbar durch die unausgesetzten Angriffe dieser fast unübertrefflichen
leichten Fußtruppen und der damals noch ihre vollen nationalen Eigenthümlich¬
keiten besitzenden Husaren. Friedrich der Zweite, das Bedürfniß des Besitzes
einer leichten Truppe fühlend, seinen desertionslustigen „Kerlen" aber nicht
trauend, „da diese im Plänklergefecht nur die beste Gelegenheit zum Ausreißer»
haben würden", betrieb die Errichtung der Freicorps mit besonderem Eifer
und bildete aus diesen und aus verläßlichen Soldaten der Linientruppen seine
ersten Scharfschützencompagnien, um „doch den Kroaten auch, etwas entgegen
zu stellen".

Die Trenkschen Panduren wurden, weil die Klagen über ihre Zügellosig-
keit Endlich zu laut wurden, aufgelöst und in das gegenwärtig noch bestehende
53. Linienregiment umgewandelt. Aehnlich erging es mehren anderen aus
Grenzmilizen bestehenden Freicorps.

Noch während des östreichischen Erbfvlgekrieges beschäftigte sich die Kai¬
serin mit einer neuen Organisirung und mit der Vergrößerung der Militär¬
grenze. Dieselbe wurde in Regimentsbezirke mit einer Bevölkerung von je


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[0012] düren theils auf seinen slavonischen Gütern, theils aus freiwilligen Grenzmilizen, und die wenigen Infanterie- und Husarenrcgimenter, welche unmittelbar von ' den Ungarn selbst aufgestellt wurden, waren wol stattlicher ausgerüstet und' auch besser disciplinirt, aber an Zahl bedeutend geringer, als die aus den Grenzprvvinzen gegen die Feinde Oestreichs entsendeten wilden Kriegerschaaren. Letztere waren damals noch ganz in nationaler Weise bewaffnet und gekleidet, Beinkleider und Wannser waren dem Schnitte und der Farbe nach verschieden, und man konnte die Soldaten der einzelnen Contingente nur an ihren Män¬ teln und Kopfbedeckungen erkennen. Es waren blaue, grüne, rothe, ja selbst citrvnen- und orangegelbe Mäntel zu sehen, welche Farben später, als die Grenz¬ truppen regulirt wurden, bei der Wahl der Aufschläge und Kragen berücksichtigt wurden. Jedoch traten die Grenztruppen, welche bis dahin nur die allgemeine Be¬ nennung „Kroaten" geführt hatten, damals zuerst unter dem Namen der „Liccaner, Oguliner, Warasdiner" u. f. w. auf, und sie wurden von den Zeit¬ genossen häusig für eben so viele besondere Völkerschaften gehalten. Wenig geübt im Liniengefecht, und hiezu auch vermöge ihrer Bewaffnung nicht ge¬ eignet (denn sie führten im Allgemeinen kein Bayonnet), waren sie dafür im Parteigängert'riege von unschätzbarem Werthe. Die mit Oestreich im Kriege befindlichen Staaten konnten diesen schlauen, gewandten und barbarischen, aber eben darum um so kriegslustigeren Gegnern nichts Aehnliches entgegenstellen, und es hatten daher ihre steifen, nur durch den Korporalstock gedrillten und zusammengehaltenen Soldaten schwere Bedrängnis; zu tragen. Die Franzosen auf dem berühmten Rückzüge von Prag nach Eger, besonders aber die Baiern litten furchtbar durch die unausgesetzten Angriffe dieser fast unübertrefflichen leichten Fußtruppen und der damals noch ihre vollen nationalen Eigenthümlich¬ keiten besitzenden Husaren. Friedrich der Zweite, das Bedürfniß des Besitzes einer leichten Truppe fühlend, seinen desertionslustigen „Kerlen" aber nicht trauend, „da diese im Plänklergefecht nur die beste Gelegenheit zum Ausreißer» haben würden", betrieb die Errichtung der Freicorps mit besonderem Eifer und bildete aus diesen und aus verläßlichen Soldaten der Linientruppen seine ersten Scharfschützencompagnien, um „doch den Kroaten auch, etwas entgegen zu stellen". Die Trenkschen Panduren wurden, weil die Klagen über ihre Zügellosig- keit Endlich zu laut wurden, aufgelöst und in das gegenwärtig noch bestehende 53. Linienregiment umgewandelt. Aehnlich erging es mehren anderen aus Grenzmilizen bestehenden Freicorps. Noch während des östreichischen Erbfvlgekrieges beschäftigte sich die Kai¬ serin mit einer neuen Organisirung und mit der Vergrößerung der Militär¬ grenze. Dieselbe wurde in Regimentsbezirke mit einer Bevölkerung von je

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/12>, abgerufen am 26.06.2024.