Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.Schulen besuchen müssen, ist nur nothdürftig gesorgt, da die Stadtbehörden das Wir kommen jetzt zu der sehr wichtigen protestantischen Diaspora in Zerstreute protestantische Gemeinden, welche in unserem Bericht dem Wohl¬ Zur Veranschaulichung der Zustände in diesen Gemeinden und der Fort¬ Schulen besuchen müssen, ist nur nothdürftig gesorgt, da die Stadtbehörden das Wir kommen jetzt zu der sehr wichtigen protestantischen Diaspora in Zerstreute protestantische Gemeinden, welche in unserem Bericht dem Wohl¬ Zur Veranschaulichung der Zustände in diesen Gemeinden und der Fort¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114425"/> <p xml:id="ID_415" prev="#ID_414"> Schulen besuchen müssen, ist nur nothdürftig gesorgt, da die Stadtbehörden das<lb/> Dasein der Gemeinde ignoriren. Zu ihren Gottesdiensten ist letzterer von der<lb/> Regierung die Stephanskirche zum Simultangebrauch überwiesen worden. Allein<lb/> dieselbe ist für die fortwährend wachsende Seelenzahl zu eng geworden, auch<lb/> kann sie von den Protestanten wegen des Gottesdienstes der Katholiken an<lb/> manchen Festtagen gar nicht benutzt werden. Eine passendere Kirche war nicht<lb/> zu erlangen, und so bleibt der Gemeinde nichts übrig als sich eine solche zu<lb/> bauen. Die Regierung bat zu diesem Zweck einen angemessenen Staatsbeitrag<lb/> zugesagt, die Gemeinde will neben ihren bisherigen Jahresbeiträgen zum Kir-<lb/> chenfvnds 1et,000 Franken aufbringen, Einzelne haben bis zu 1000 Franken<lb/> subscribirt. Die Kosten werden aber auf 80.000 Franken veranschlagt. Solothurn<lb/> ist der Sitz eines Bischofs, neuerdings ist auch ein Priesterseminar hier errich¬<lb/> tet worden, außerdem gibt es hier noch vier Kloster. Es wäre sehr zu wünschen,<lb/> daß den dortigen Evangelischen durch Unterstützung der Glaubensgenossen der<lb/> Bau einer Kirche nebst Pfarre und Schule ermöglicht würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_416"> Wir kommen jetzt zu der sehr wichtigen protestantischen Diaspora in<lb/> Frankreich, die nicht mit der vom Staate anerkannten protestantischen Kirche<lb/> zu verwechseln ist, sondern aus neubcgründcten Gemeinden besteht, welche meist<lb/> aus den in verschiedenen Orten angesiedelten deutschen Einwanderern gebildet<lb/> sind. Die vom Staat unterstützten Gemeinden haben gegen 800 Pfarrer,<lb/> darunter sind etwa 540 reformirte und circa 260 lutherische. Die Regierung<lb/> zahlt zur Besoldung derselben sowie zur Bestreitung anderer kirchlicher Bedürf¬<lb/> nisse jährlich circa eine Million Franken.</p><lb/> <p xml:id="ID_417"> Zerstreute protestantische Gemeinden, welche in unserem Bericht dem Wohl¬<lb/> wollen des Gustav-Adolf-Vereins empfohlen werden, finden sich in Paris, wo<lb/> gegen 80.000 Deutsche leben, in Marseille und Toulon. in Lyon, Bordeaux.<lb/> Epinal, Troyes, Bourg la Reine, Ager, Metz, Arras bei Amiens, Haguenau.<lb/> Libvs. Maasmünster, Se. Denis les Rebais, le Mans (dem Hauptort des<lb/> Departements der Sarthe) Nizza, Pepin (Depart. Vaucluse) Saarburg und<lb/> Sauveterre.</p><lb/> <p xml:id="ID_418" next="#ID_419"> Zur Veranschaulichung der Zustände in diesen Gemeinden und der Fort¬<lb/> schritte, welche die evangelische Kirche hier an mehren Orten macht, mögen fol¬<lb/> gende Beispiele dienen. In Paris gab es vor dreizehn Jahren in der ganzen auf<lb/> dem linken Scineufer gelegenen Hälfte der Stadt nicht eine einzige protestan¬<lb/> tische Kirche und ebenso wenig eine Schule dieser Confession. Jetzt sind auf<lb/> dieser Seite bereits fünf „Evangelisationswerke" im Gange, und die Schulen<lb/> haben schon gegen tausend Kinder erzogen. Die Gemeinde von Arras besteht<lb/> schon seit dreißig Jahren und ist zu einem vielversprechenden Gliede der Kirche<lb/> erstarkt. Indeß leidet sie an äußern Mitteln empfindlichen Mangel. Der<lb/> Bischof der Stadt hat durch allerlei Ränke erreicht, daß ihr der künftige Ge-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
Schulen besuchen müssen, ist nur nothdürftig gesorgt, da die Stadtbehörden das
Dasein der Gemeinde ignoriren. Zu ihren Gottesdiensten ist letzterer von der
Regierung die Stephanskirche zum Simultangebrauch überwiesen worden. Allein
dieselbe ist für die fortwährend wachsende Seelenzahl zu eng geworden, auch
kann sie von den Protestanten wegen des Gottesdienstes der Katholiken an
manchen Festtagen gar nicht benutzt werden. Eine passendere Kirche war nicht
zu erlangen, und so bleibt der Gemeinde nichts übrig als sich eine solche zu
bauen. Die Regierung bat zu diesem Zweck einen angemessenen Staatsbeitrag
zugesagt, die Gemeinde will neben ihren bisherigen Jahresbeiträgen zum Kir-
chenfvnds 1et,000 Franken aufbringen, Einzelne haben bis zu 1000 Franken
subscribirt. Die Kosten werden aber auf 80.000 Franken veranschlagt. Solothurn
ist der Sitz eines Bischofs, neuerdings ist auch ein Priesterseminar hier errich¬
tet worden, außerdem gibt es hier noch vier Kloster. Es wäre sehr zu wünschen,
daß den dortigen Evangelischen durch Unterstützung der Glaubensgenossen der
Bau einer Kirche nebst Pfarre und Schule ermöglicht würde.
Wir kommen jetzt zu der sehr wichtigen protestantischen Diaspora in
Frankreich, die nicht mit der vom Staate anerkannten protestantischen Kirche
zu verwechseln ist, sondern aus neubcgründcten Gemeinden besteht, welche meist
aus den in verschiedenen Orten angesiedelten deutschen Einwanderern gebildet
sind. Die vom Staat unterstützten Gemeinden haben gegen 800 Pfarrer,
darunter sind etwa 540 reformirte und circa 260 lutherische. Die Regierung
zahlt zur Besoldung derselben sowie zur Bestreitung anderer kirchlicher Bedürf¬
nisse jährlich circa eine Million Franken.
Zerstreute protestantische Gemeinden, welche in unserem Bericht dem Wohl¬
wollen des Gustav-Adolf-Vereins empfohlen werden, finden sich in Paris, wo
gegen 80.000 Deutsche leben, in Marseille und Toulon. in Lyon, Bordeaux.
Epinal, Troyes, Bourg la Reine, Ager, Metz, Arras bei Amiens, Haguenau.
Libvs. Maasmünster, Se. Denis les Rebais, le Mans (dem Hauptort des
Departements der Sarthe) Nizza, Pepin (Depart. Vaucluse) Saarburg und
Sauveterre.
Zur Veranschaulichung der Zustände in diesen Gemeinden und der Fort¬
schritte, welche die evangelische Kirche hier an mehren Orten macht, mögen fol¬
gende Beispiele dienen. In Paris gab es vor dreizehn Jahren in der ganzen auf
dem linken Scineufer gelegenen Hälfte der Stadt nicht eine einzige protestan¬
tische Kirche und ebenso wenig eine Schule dieser Confession. Jetzt sind auf
dieser Seite bereits fünf „Evangelisationswerke" im Gange, und die Schulen
haben schon gegen tausend Kinder erzogen. Die Gemeinde von Arras besteht
schon seit dreißig Jahren und ist zu einem vielversprechenden Gliede der Kirche
erstarkt. Indeß leidet sie an äußern Mitteln empfindlichen Mangel. Der
Bischof der Stadt hat durch allerlei Ränke erreicht, daß ihr der künftige Ge-
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