Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.so weit sie dieselbe für nützlich hielte, anbieten lassen (Broglie an Rayne- Die Ursachen dieser Wendung sind aber gewiß weniger in einer zarten so weit sie dieselbe für nützlich hielte, anbieten lassen (Broglie an Rayne- Die Ursachen dieser Wendung sind aber gewiß weniger in einer zarten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0492" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114272"/> <p xml:id="ID_1577" prev="#ID_1576"> so weit sie dieselbe für nützlich hielte, anbieten lassen (Broglie an Rayne-<lb/> Val, den französischen Gesandten in Madrid: Vous loren cormaütrö a la<lb/> reine ainsi <in'!i ses alni^trss roer« disxokiticm kormsllcz, a lui ^eevrävr<lb/> notre axxui 6e maniers vt cians mvsui-e, <zu'Ü8 sugsrovt 1s pIns utilss<lb/> an gouvernemönt vouvsau). Der spanische Nationalstolz war über dies<lb/> Anerbieten so wenig empört, daß die offizielle Madrider Zeitung vom<lb/> 12. Oktober 1833 zur Beruhigung des Publicums die Ankündigung enthielt,<lb/> der König der Franzosen habe der Regentin unter allen Umständen jede Unter¬<lb/> stützung angeboten, die sie für angemessen halten würde zu fordern. Diese<lb/> Note, die doch augenscheinlich nicht über Broglie's Versprechen hinausging, er¬<lb/> regte im französischen Cabinet die lebhafteste Unzufriedenheit. Entweder hatte<lb/> Broglie in seiner Depesche etwas Anderes gesagt, als er hatte sagen wollen,<lb/> oder die „Disposition" der französischen Regierung hatte sich merkwürdig schnell<lb/> verändert; genug Broglie erklärt die oben angeführte Phrase plötzlich ganz<lb/> anders, als sie die spanische Regierung, als sie selbst Nayneval verstanden hatte.<lb/> Damit dem Eifer, die Sache der Königin zu unterstützen, nicht die Absicht unter¬<lb/> gelegt werde, als ob Frankreich einen ungebührlichen Einfluß auf die spanische<lb/> Regierung auszuüben beabsichtige, habe man derselben gewissermaßen zur Be¬<lb/> ruhigung erklären wollen, daß man jedenfalls nur auf ihr ausdrückliches Er¬<lb/> suchen handeln und nichts unternehmen werde, als was sie für angemessen<lb/> erachten würde (et as us rien entrsxi-suäriz, ü^tmitivs, yue Ah 1a. eng.-<lb/> uiers se clans Is, mesurs, qu'it (Is Aouvorneiliönt) .juMrait eouvenadlö).<lb/> Daß diese authentische Interpretation dem Wortlaut der ersten Depesche völlig<lb/> widerspricht, liegt klar zu Tage. Eine absichtliche Zweideutigkeit in der De¬<lb/> pesche anzunehmen, verbietet sowohl der Charakter Broglie's, wie die Lage der<lb/> Dinge, da kein Grund vorlag, Hoffnungen in den Spaniern zu erwecken, die<lb/> man entschlossen war nicht zu erfüllen. Daher läßt sich kaum zweifeln, daß<lb/> das Versprechen von Broglie üverejlt, in der ersten Aufwallung und ohne Be¬<lb/> rechnung der möglichen Folgen eines bewaffneten Einschreitens gegeben ist.<lb/> Auch mögen wohl die französischen Staatsmänner kaum vermuthet haben, daß<lb/> die spanische Regierung sie so rasch beim Wort halten, und daß der spanische<lb/> Unabhängigkeitssinn so willig die dargebotene Hülfe des fremden Retters an¬<lb/> nehmen würde. Sobald man die Uebereilung erkannt hatte, suchte man sie<lb/> durch eine gezwungene und ungeschickte Wortklauberei wieder gut zu machen,<lb/> da man sich weder zu einem einfachen Widerrufe des Versprechens verstehen<lb/> wollte, noch auch den Konsequenzen desselben sich unterziehen mochte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1578" next="#ID_1579"> Die Ursachen dieser Wendung sind aber gewiß weniger in einer zarten<lb/> Rücksicht auf die Selbständigkeit der spanischen Nation und Monarchie zu<lb/> suchen, als in der Besorgniß, daß durch ein einseitiges Einschreiten Verwicke¬<lb/> lungen mit fremden Mächten herbeigeführt werden könnten. Wenn Broglie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0492]
so weit sie dieselbe für nützlich hielte, anbieten lassen (Broglie an Rayne-
Val, den französischen Gesandten in Madrid: Vous loren cormaütrö a la
reine ainsi <in'!i ses alni^trss roer« disxokiticm kormsllcz, a lui ^eevrävr
notre axxui 6e maniers vt cians mvsui-e, <zu'Ü8 sugsrovt 1s pIns utilss
an gouvernemönt vouvsau). Der spanische Nationalstolz war über dies
Anerbieten so wenig empört, daß die offizielle Madrider Zeitung vom
12. Oktober 1833 zur Beruhigung des Publicums die Ankündigung enthielt,
der König der Franzosen habe der Regentin unter allen Umständen jede Unter¬
stützung angeboten, die sie für angemessen halten würde zu fordern. Diese
Note, die doch augenscheinlich nicht über Broglie's Versprechen hinausging, er¬
regte im französischen Cabinet die lebhafteste Unzufriedenheit. Entweder hatte
Broglie in seiner Depesche etwas Anderes gesagt, als er hatte sagen wollen,
oder die „Disposition" der französischen Regierung hatte sich merkwürdig schnell
verändert; genug Broglie erklärt die oben angeführte Phrase plötzlich ganz
anders, als sie die spanische Regierung, als sie selbst Nayneval verstanden hatte.
Damit dem Eifer, die Sache der Königin zu unterstützen, nicht die Absicht unter¬
gelegt werde, als ob Frankreich einen ungebührlichen Einfluß auf die spanische
Regierung auszuüben beabsichtige, habe man derselben gewissermaßen zur Be¬
ruhigung erklären wollen, daß man jedenfalls nur auf ihr ausdrückliches Er¬
suchen handeln und nichts unternehmen werde, als was sie für angemessen
erachten würde (et as us rien entrsxi-suäriz, ü^tmitivs, yue Ah 1a. eng.-
uiers se clans Is, mesurs, qu'it (Is Aouvorneiliönt) .juMrait eouvenadlö).
Daß diese authentische Interpretation dem Wortlaut der ersten Depesche völlig
widerspricht, liegt klar zu Tage. Eine absichtliche Zweideutigkeit in der De¬
pesche anzunehmen, verbietet sowohl der Charakter Broglie's, wie die Lage der
Dinge, da kein Grund vorlag, Hoffnungen in den Spaniern zu erwecken, die
man entschlossen war nicht zu erfüllen. Daher läßt sich kaum zweifeln, daß
das Versprechen von Broglie üverejlt, in der ersten Aufwallung und ohne Be¬
rechnung der möglichen Folgen eines bewaffneten Einschreitens gegeben ist.
Auch mögen wohl die französischen Staatsmänner kaum vermuthet haben, daß
die spanische Regierung sie so rasch beim Wort halten, und daß der spanische
Unabhängigkeitssinn so willig die dargebotene Hülfe des fremden Retters an¬
nehmen würde. Sobald man die Uebereilung erkannt hatte, suchte man sie
durch eine gezwungene und ungeschickte Wortklauberei wieder gut zu machen,
da man sich weder zu einem einfachen Widerrufe des Versprechens verstehen
wollte, noch auch den Konsequenzen desselben sich unterziehen mochte.
Die Ursachen dieser Wendung sind aber gewiß weniger in einer zarten
Rücksicht auf die Selbständigkeit der spanischen Nation und Monarchie zu
suchen, als in der Besorgniß, daß durch ein einseitiges Einschreiten Verwicke¬
lungen mit fremden Mächten herbeigeführt werden könnten. Wenn Broglie
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