Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.schen besucht, so daß die Hyänen dann ungestört über die Reste des menschlichen Die Grotte von Aurignac ist nicht vereinzelt. In andern Höhlen Süd¬ Auch in andern Theilen Europa's haben Menschen der vorgeschichtlichen Es ist kein geringes Zeichen für den Muth und die Entschlossenheit jener Der Beweis des Daseins des Menschen auf der Erde gleichzeitig mit schen besucht, so daß die Hyänen dann ungestört über die Reste des menschlichen Die Grotte von Aurignac ist nicht vereinzelt. In andern Höhlen Süd¬ Auch in andern Theilen Europa's haben Menschen der vorgeschichtlichen Es ist kein geringes Zeichen für den Muth und die Entschlossenheit jener Der Beweis des Daseins des Menschen auf der Erde gleichzeitig mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0458" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114238"/> <p xml:id="ID_1463" prev="#ID_1462"> schen besucht, so daß die Hyänen dann ungestört über die Reste des menschlichen<lb/> Mahles sich hermachen konnten. Die gute Erhaltung der Grotte und des Heer-<lb/> des ist dem Umstand zu> verdanken, daß das Hügelland von Aurignac von den<lb/> Ueberfluthungen verschont geblieben ist, welche die dem nvrdeuropcuschen Dilu¬<lb/> vium gleichalten Geröllmassen der Pyrenäen ablagerten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1464"> Die Grotte von Aurignac ist nicht vereinzelt. In andern Höhlen Süd¬<lb/> frankreichs haben Lartet, Atys und Milne-Edwards deutliche Spuren ur¬<lb/> alter Belohnung gefunden: Feuerheerde, zerhackte Markknochen vom Auerochs,<lb/> Rermthiere. Pferde, Werkzeuge aus Ncnnthicrhorn und Steinen. Die Kiesel-<lb/> steingeräthe sind mehrfach an Orten gefunden, in deren viele Meilen weilen Um¬<lb/> kreisen kein solcher Stein in der Natur sich findet. Aber keine dieser Höhlen<lb/> gab eine so reiche Ausbeute wie die von Aurignac. Diese ist die einzige bis<lb/> jetzt gefundene Grabstätte der vorgeschichtlichen Bewohner jener Länder. Die<lb/> in den bewohnt gewesenen Höhlen gefundenen Thierreste weisen durchgehends<lb/> auf ein etwas jüngeres geologisches Alter hin als die von Aurignac.</p><lb/> <p xml:id="ID_1465"> Auch in andern Theilen Europa's haben Menschen der vorgeschichtlichen<lb/> Zeit in den Resten ihrer Mahlzeiten Spuren 'ihres Daseins hinterlassen. In<lb/> Dänemark finden sich umfangreiche Haufen der Knochen von Thieren, welche sol¬<lb/> chen Menschen zur Nahrung gedient haben. In mehr als einem Falle ist bei den<lb/> Knvchcnhaufen noch der Heerd sichtbar, auf welchem das Fleisch gebraten wurde.<lb/> Die Knochen sind beschabt, zum Theil geröstet, alle Markknochen zerspalten.<lb/> Viele Sieingerätbc sind den Knochen beigemengt. Das Alter dieser Knochenhau¬<lb/> sen ist geringer als das der pyrenäischen Spuren menschlicher Thätigkeit. Die<lb/> Reste völlig ausgestorbener Thiere kommen in ihnen nicht vor; wohl aber vieler<lb/> Thiere, die aus Dänemark längst verschwunden sind: Auerochs, Biber, Auerhahn,<lb/> der flügellose Alt, die Schildkröte. Ihnen und den Pyrenäengrottcn ist die<lb/> völlige Abwesenheit der Knochen gezähmter Thiere gemeinsam. In den däni¬<lb/> schen Knochenhausen finden sich Hundetnochcn, wiewohl nur sehr sparsam. In<lb/> den Grotten der Pyrenäen fehlen selbst diese, auffallend genug für eine Bevöl¬<lb/> kerung, die mit ihrem Lebensunterhalt vor Allem auf die Jagd angewiesen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1466"> Es ist kein geringes Zeichen für den Muth und die Entschlossenheit jener<lb/> alten Bewohner Europa's, daß sie mit ihren höchst unvollkommenen Waffen aus<lb/> Stein und Knochen so riesige Thiere zu bewältigen vermochten, wie den Auerochs,<lb/> den Bären, das Rhinoceros. Vielleicht haben auch sie schon die Kunst verstan¬<lb/> den große Thiere in Gruben zu fangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1467" next="#ID_1468"> Der Beweis des Daseins des Menschen auf der Erde gleichzeitig mit<lb/> Thieren, deren jüngste Neste wir im Diluvium finden, ist vollständig geführt.<lb/> Wie weit die Zeit dieses Daseins zurückliegt, läßt sich in Zahlen auch nicht<lb/> mit dem geringsten Grabe von Sicherheit ausdrücken. Die Schätzungen der<lb/> Sachverständigsten, begründet auf die Berechnung des Anwachsens heute noch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0458]
schen besucht, so daß die Hyänen dann ungestört über die Reste des menschlichen
Mahles sich hermachen konnten. Die gute Erhaltung der Grotte und des Heer-
des ist dem Umstand zu> verdanken, daß das Hügelland von Aurignac von den
Ueberfluthungen verschont geblieben ist, welche die dem nvrdeuropcuschen Dilu¬
vium gleichalten Geröllmassen der Pyrenäen ablagerten.
Die Grotte von Aurignac ist nicht vereinzelt. In andern Höhlen Süd¬
frankreichs haben Lartet, Atys und Milne-Edwards deutliche Spuren ur¬
alter Belohnung gefunden: Feuerheerde, zerhackte Markknochen vom Auerochs,
Rermthiere. Pferde, Werkzeuge aus Ncnnthicrhorn und Steinen. Die Kiesel-
steingeräthe sind mehrfach an Orten gefunden, in deren viele Meilen weilen Um¬
kreisen kein solcher Stein in der Natur sich findet. Aber keine dieser Höhlen
gab eine so reiche Ausbeute wie die von Aurignac. Diese ist die einzige bis
jetzt gefundene Grabstätte der vorgeschichtlichen Bewohner jener Länder. Die
in den bewohnt gewesenen Höhlen gefundenen Thierreste weisen durchgehends
auf ein etwas jüngeres geologisches Alter hin als die von Aurignac.
Auch in andern Theilen Europa's haben Menschen der vorgeschichtlichen
Zeit in den Resten ihrer Mahlzeiten Spuren 'ihres Daseins hinterlassen. In
Dänemark finden sich umfangreiche Haufen der Knochen von Thieren, welche sol¬
chen Menschen zur Nahrung gedient haben. In mehr als einem Falle ist bei den
Knvchcnhaufen noch der Heerd sichtbar, auf welchem das Fleisch gebraten wurde.
Die Knochen sind beschabt, zum Theil geröstet, alle Markknochen zerspalten.
Viele Sieingerätbc sind den Knochen beigemengt. Das Alter dieser Knochenhau¬
sen ist geringer als das der pyrenäischen Spuren menschlicher Thätigkeit. Die
Reste völlig ausgestorbener Thiere kommen in ihnen nicht vor; wohl aber vieler
Thiere, die aus Dänemark längst verschwunden sind: Auerochs, Biber, Auerhahn,
der flügellose Alt, die Schildkröte. Ihnen und den Pyrenäengrottcn ist die
völlige Abwesenheit der Knochen gezähmter Thiere gemeinsam. In den däni¬
schen Knochenhausen finden sich Hundetnochcn, wiewohl nur sehr sparsam. In
den Grotten der Pyrenäen fehlen selbst diese, auffallend genug für eine Bevöl¬
kerung, die mit ihrem Lebensunterhalt vor Allem auf die Jagd angewiesen war.
Es ist kein geringes Zeichen für den Muth und die Entschlossenheit jener
alten Bewohner Europa's, daß sie mit ihren höchst unvollkommenen Waffen aus
Stein und Knochen so riesige Thiere zu bewältigen vermochten, wie den Auerochs,
den Bären, das Rhinoceros. Vielleicht haben auch sie schon die Kunst verstan¬
den große Thiere in Gruben zu fangen.
Der Beweis des Daseins des Menschen auf der Erde gleichzeitig mit
Thieren, deren jüngste Neste wir im Diluvium finden, ist vollständig geführt.
Wie weit die Zeit dieses Daseins zurückliegt, läßt sich in Zahlen auch nicht
mit dem geringsten Grabe von Sicherheit ausdrücken. Die Schätzungen der
Sachverständigsten, begründet auf die Berechnung des Anwachsens heute noch
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