Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.sterhast dargelegt hat. -- Dann zeigt uns das Buch "die Machtelemente der In Bezug auf die allgemeinen deutschen Verhältnisse hat der Versasser sterhast dargelegt hat. — Dann zeigt uns das Buch „die Machtelemente der In Bezug auf die allgemeinen deutschen Verhältnisse hat der Versasser <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0412" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114192"/> <p xml:id="ID_1333" prev="#ID_1332"> sterhast dargelegt hat. — Dann zeigt uns das Buch „die Machtelemente der<lb/> Monarchie." zunächst das persönliche Ansehen des Fürsten, die schwächste seiner<lb/> Stützen, welche indeß in Deutschland gestärkt werden könnte, wenn der Bund es zum<lb/> Grundsatz schöbe, schlechte Fürsten von der Regierung zu entfernen, wie den<lb/> Herzog Karl von Braunschweig. Ferner die Anhänglichkeit des Volkes an die<lb/> Monarchie als Einrichtung, die Gewinnung Einzelner durch, Belohnung, namens<lb/> lieh durch Orden, die zwar, wie uns gesagt wird, durch- die Menge entwerthet,<lb/> als Trinkgelder gegeben, doch immer noch brauchbar sind fü-r die Eitelkeit'. Dem<lb/> „Ordenswesen unserer Zeit" ist später ein eigenes- KapKel gewidmet, worin<lb/> unter Anderm geklagt wird: „Nicht blos das Unglück gibt, nach dem englischen<lb/> Sprichworte. einem Manne wunderbare Bettgesellen; sondern auch durch<lb/> Aufnahme in manchen Orden kann man verwunderliche Genossen erhalten, mit<lb/> denen man nicht gern am lichten Tage durch Coventry ziehen möchte." Das<lb/> Beamtenthum ist dem Verfasser eine zweifelhafte Stütze der Monarchie; es diene<lb/> gegen Rechte und Freiheiten des Volkes, aber nicht gegen Umwälzung oder<lb/> auswärtige Eroberung. Die Bevorzugung des Adels Wft wenig in der Noth.<lb/> Die Monarchie ist Stütze des Adels, nicht umgekehrt. R. v. Mohl ist Monar¬<lb/> chist und wünscht die Erhaltung der EinHerrschaft in Europa. Aber er kann<lb/> sich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß das Princip seit einigen Men¬<lb/> schenaltern bedeutend verloren hat in Beziehung auf den Glauben an seine<lb/> innere Berechtigung. Er beschäftigt sich daher angelegentlich mit der Frage:<lb/> welche Maßregeln als passend erscheinen, dem erschütterten neue Stützen zu<lb/> geben, wenigstens dasselbe vor neuem Schaden zu bewahren. Dahin gehört<lb/> die Einführung des parlamentarischen Systems, welches Staatsmänner an die<lb/> Spitze der Ministerien bringen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1334" next="#ID_1335"> In Bezug auf die allgemeinen deutschen Verhältnisse hat der Versasser<lb/> keinen Glauben an den Erfolg der von den Regierungen ausgehenden Versuche<lb/> zur Bundesverbesserung. Die Mittelstaatcn wollen von ihren Souverainetäts-<lb/> rechten nichts abtreten. Das Vorhandensein zweier großer Mächte ist ein<lb/> unlösbares Hinderniß jeder einheitlichen Gestaltung, und doch sowohl die Unter¬<lb/> werfung der einen unter die andere, als die völlige Ausschließung einer von<lb/> beiden aus Deutschland ein halsbrechendes Unternehmen, dessen Versuch einen<lb/> dreißigjährigen Krieg zur Folge und doch schließlich kaum eine Aussicht auf Ev>><lb/> folg hätte (S. 55). An einer andern Stelle aber, wo die Frage unter dem Ge¬<lb/> sichtspunkte der Vereinigung bisher getrennter Theile derselben Nationalität<lb/> Aufgefaßt wird und die schweren Hindernisse aufgezählt werden, gibt der Ver¬<lb/> fasser wenigstens so viel zu. daß die Sache, wie auch Beispiele zeigen,<lb/> unter Umständen möglich ist; allein es bedarf günstiger Verhältnisse und<lb/> einer weisen und thatkräftigen Benutzung derselben. Die Erklärung, Gut<lb/> und Blut zu setzen an die Herstellung der nationalen Einheit Muß Nicht</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0412]
sterhast dargelegt hat. — Dann zeigt uns das Buch „die Machtelemente der
Monarchie." zunächst das persönliche Ansehen des Fürsten, die schwächste seiner
Stützen, welche indeß in Deutschland gestärkt werden könnte, wenn der Bund es zum
Grundsatz schöbe, schlechte Fürsten von der Regierung zu entfernen, wie den
Herzog Karl von Braunschweig. Ferner die Anhänglichkeit des Volkes an die
Monarchie als Einrichtung, die Gewinnung Einzelner durch, Belohnung, namens
lieh durch Orden, die zwar, wie uns gesagt wird, durch- die Menge entwerthet,
als Trinkgelder gegeben, doch immer noch brauchbar sind fü-r die Eitelkeit'. Dem
„Ordenswesen unserer Zeit" ist später ein eigenes- KapKel gewidmet, worin
unter Anderm geklagt wird: „Nicht blos das Unglück gibt, nach dem englischen
Sprichworte. einem Manne wunderbare Bettgesellen; sondern auch durch
Aufnahme in manchen Orden kann man verwunderliche Genossen erhalten, mit
denen man nicht gern am lichten Tage durch Coventry ziehen möchte." Das
Beamtenthum ist dem Verfasser eine zweifelhafte Stütze der Monarchie; es diene
gegen Rechte und Freiheiten des Volkes, aber nicht gegen Umwälzung oder
auswärtige Eroberung. Die Bevorzugung des Adels Wft wenig in der Noth.
Die Monarchie ist Stütze des Adels, nicht umgekehrt. R. v. Mohl ist Monar¬
chist und wünscht die Erhaltung der EinHerrschaft in Europa. Aber er kann
sich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß das Princip seit einigen Men¬
schenaltern bedeutend verloren hat in Beziehung auf den Glauben an seine
innere Berechtigung. Er beschäftigt sich daher angelegentlich mit der Frage:
welche Maßregeln als passend erscheinen, dem erschütterten neue Stützen zu
geben, wenigstens dasselbe vor neuem Schaden zu bewahren. Dahin gehört
die Einführung des parlamentarischen Systems, welches Staatsmänner an die
Spitze der Ministerien bringen würde.
In Bezug auf die allgemeinen deutschen Verhältnisse hat der Versasser
keinen Glauben an den Erfolg der von den Regierungen ausgehenden Versuche
zur Bundesverbesserung. Die Mittelstaatcn wollen von ihren Souverainetäts-
rechten nichts abtreten. Das Vorhandensein zweier großer Mächte ist ein
unlösbares Hinderniß jeder einheitlichen Gestaltung, und doch sowohl die Unter¬
werfung der einen unter die andere, als die völlige Ausschließung einer von
beiden aus Deutschland ein halsbrechendes Unternehmen, dessen Versuch einen
dreißigjährigen Krieg zur Folge und doch schließlich kaum eine Aussicht auf Ev>>
folg hätte (S. 55). An einer andern Stelle aber, wo die Frage unter dem Ge¬
sichtspunkte der Vereinigung bisher getrennter Theile derselben Nationalität
Aufgefaßt wird und die schweren Hindernisse aufgezählt werden, gibt der Ver¬
fasser wenigstens so viel zu. daß die Sache, wie auch Beispiele zeigen,
unter Umständen möglich ist; allein es bedarf günstiger Verhältnisse und
einer weisen und thatkräftigen Benutzung derselben. Die Erklärung, Gut
und Blut zu setzen an die Herstellung der nationalen Einheit Muß Nicht
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