Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.selten ausgehend, hier Besuche empfängt und sich mit Flechten von Matten be¬ Die Heerden befinden sich nur kurze Zeit im Jahr in den Dörfern, und Der Stamm der Bogos hat regelmäßigere Züge als seine Nachbarn im "Dieser Hals ist des Straußen Hals mit seinen Federn - dieser ihr Wir schließen mit der Bemerkung Munzingers. daß die Bogos ohne die selten ausgehend, hier Besuche empfängt und sich mit Flechten von Matten be¬ Die Heerden befinden sich nur kurze Zeit im Jahr in den Dörfern, und Der Stamm der Bogos hat regelmäßigere Züge als seine Nachbarn im „Dieser Hals ist des Straußen Hals mit seinen Federn - dieser ihr Wir schließen mit der Bemerkung Munzingers. daß die Bogos ohne die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0035" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113815"/> <p xml:id="ID_60" prev="#ID_59"> selten ausgehend, hier Besuche empfängt und sich mit Flechten von Matten be¬<lb/> schäftigt, während die Mägde Wasser holen, und auf dem Mahlstein an der<lb/> Thür das für jeden Tag nöthige Mehl mahlen und das hauptsächlich aus Mehl¬<lb/> brei bestehende Essen bereiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_61"> Die Heerden befinden sich nur kurze Zeit im Jahr in den Dörfern, und<lb/> ein Drittel der Bevölkerung zieht fast fortwährend nomadisch mit dem Vieh<lb/> umher. Der Stolz der Bogos ist, viele Kühe zu haben, und Milch die belieb¬<lb/> teste Nahrung. Die Kühe, unter denen man die weißen vorzieht' gleichen an<lb/> Gestalt denen der Alpen, sind aber kleiner. Jede bat ihren Namen. Ihr<lb/> Werth ist gering, indem eine Fleischkuh nur 2 bis 3, eine Milchkuh und ein<lb/> Pflugsticr 4 östreichische Thaler gilt. Ziegen kauft man für einen Thaler Z bis 5.<lb/> Pferde und Maulthiere halten sich nur die ersten Häuptlinge.</p><lb/> <p xml:id="ID_62"> Der Stamm der Bogos hat regelmäßigere Züge als seine Nachbarn im<lb/> Süden und durchaus nichts Afrikanisches. Die Gesichtsfarbe schwankt zwischen<lb/> Gelb und schwärzlichem Braun. Die Nase ist lang und fast von griechischer<lb/> Form, das Auge braun oder schwarz und sehr lebendig, der Haarwuchs reich<lb/> und nicht wolkenartig, doch etwas grob, die Lippe voll, aber nicht wulstig wie die<lb/> des Negers. AIs Schönheiten gelten, nach den erotischen Gedichten des Volkes<lb/> zu urtheilen, große Augen, langes Haar, lange Finger und dunkelrothes Zahn¬<lb/> fleisch. Als Beispiel dafür diene ein Vers, den ein Minnesänger in Keren nach<lb/> Munzingcrs Mittheilung, von seiner Geliebten aufgefordert, ihre Reize vom<lb/> Hals nach oben hin zu rühmen, aus dem Siegreif vortrug. Das Lied ist im<lb/> Original gereimt und lautet wie folgt:</p><lb/> <p xml:id="ID_63"> „Dieser Hals ist des Straußen Hals mit seinen Federn - dieser ihr<lb/> Hals mit den schöngeformten Bogen — ihre Augen sind der Morgenstern im<lb/> Aufgehen — ihr Zahnfleisch ist die schwarzrothe Frucht des Ebermet — ihre<lb/> Zähne gleichen den in Reihe sitzenden wilden Tauben — ihre Zähne gleichen<lb/> der Kameelmilch der festgcronnenen — im Namen Gottes koste davon!"</p><lb/> <p xml:id="ID_64"> Wir schließen mit der Bemerkung Munzingers. daß die Bogos ohne die<lb/> Bemühungen des hier angesiedelten Lazaristenmissionärs Stella schon längst<lb/> sämmtlich den Islam angenommen haben würden, daß aber bei ihren guten<lb/> geistigen Fähigkeiten jetzt alle Hoffnung vorhanden ist, sie nicht nur dem Chri¬<lb/> stenthum erhalten, sondern auch im Allgemeinen bessern Zuständen zugeführt zu<lb/> sehen, als bisher hier herrschten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
selten ausgehend, hier Besuche empfängt und sich mit Flechten von Matten be¬
schäftigt, während die Mägde Wasser holen, und auf dem Mahlstein an der
Thür das für jeden Tag nöthige Mehl mahlen und das hauptsächlich aus Mehl¬
brei bestehende Essen bereiten.
Die Heerden befinden sich nur kurze Zeit im Jahr in den Dörfern, und
ein Drittel der Bevölkerung zieht fast fortwährend nomadisch mit dem Vieh
umher. Der Stolz der Bogos ist, viele Kühe zu haben, und Milch die belieb¬
teste Nahrung. Die Kühe, unter denen man die weißen vorzieht' gleichen an
Gestalt denen der Alpen, sind aber kleiner. Jede bat ihren Namen. Ihr
Werth ist gering, indem eine Fleischkuh nur 2 bis 3, eine Milchkuh und ein
Pflugsticr 4 östreichische Thaler gilt. Ziegen kauft man für einen Thaler Z bis 5.
Pferde und Maulthiere halten sich nur die ersten Häuptlinge.
Der Stamm der Bogos hat regelmäßigere Züge als seine Nachbarn im
Süden und durchaus nichts Afrikanisches. Die Gesichtsfarbe schwankt zwischen
Gelb und schwärzlichem Braun. Die Nase ist lang und fast von griechischer
Form, das Auge braun oder schwarz und sehr lebendig, der Haarwuchs reich
und nicht wolkenartig, doch etwas grob, die Lippe voll, aber nicht wulstig wie die
des Negers. AIs Schönheiten gelten, nach den erotischen Gedichten des Volkes
zu urtheilen, große Augen, langes Haar, lange Finger und dunkelrothes Zahn¬
fleisch. Als Beispiel dafür diene ein Vers, den ein Minnesänger in Keren nach
Munzingcrs Mittheilung, von seiner Geliebten aufgefordert, ihre Reize vom
Hals nach oben hin zu rühmen, aus dem Siegreif vortrug. Das Lied ist im
Original gereimt und lautet wie folgt:
„Dieser Hals ist des Straußen Hals mit seinen Federn - dieser ihr
Hals mit den schöngeformten Bogen — ihre Augen sind der Morgenstern im
Aufgehen — ihr Zahnfleisch ist die schwarzrothe Frucht des Ebermet — ihre
Zähne gleichen den in Reihe sitzenden wilden Tauben — ihre Zähne gleichen
der Kameelmilch der festgcronnenen — im Namen Gottes koste davon!"
Wir schließen mit der Bemerkung Munzingers. daß die Bogos ohne die
Bemühungen des hier angesiedelten Lazaristenmissionärs Stella schon längst
sämmtlich den Islam angenommen haben würden, daß aber bei ihren guten
geistigen Fähigkeiten jetzt alle Hoffnung vorhanden ist, sie nicht nur dem Chri¬
stenthum erhalten, sondern auch im Allgemeinen bessern Zuständen zugeführt zu
sehen, als bisher hier herrschten.
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