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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Uebersetzung des horazischen carinon stroeuwo, die Uebersetzung eines Gedichts
von Andrü Ehönicr, Gedichte von Mailvff, Graf Tolstoi u. A., eine Novelle
"Verwandtschaften in der Hauptstadt" von Gregvrowitsch, eine Uebersetzung der
polnischen Erzählung "der wandernde Musikant", eine Beschreibung von Bak-
tschiserai in der Krim und Besprechungen der "Lena> N(-moll<ZÄ" von Hamel
Beechcr-Stowe, der Geschichte Griechenlands von Grote, des Aufstands der
Niederlande von Motley und der "Skizzen aus dem Bauernleben" von Pi-
semsti.

Grcgorvwitsch hat sich besonders durch Dorfgeschichten einen Namen ge¬
macht und ist namentlich stark in Detailschildcrungen. Nachdem er die Univer¬
sität verlassen, diente er einige Zeit im Jngcnieurcvrps, dann verließ er -- es
beißt in Folge einer ihm vom Oberbefehlshaber der Garde ertheilten Rüge --
die Armee und trat in die Petersburger Akademie der schönen Künste ein, wo
er unter Brulvff studirte. Später gab er die Kunst auf und lebte lange auf
dem Lande, bis er endlich seine Erfahrung und seine malerische Befähigung
durch Schilderungen aus dem russischen Landleben verwerthete.

Wir kommen zu dem dritten russischen Magazin, den aller vierzehn Tage
erscheinenden "nationalen Jahrbüchern", deren bedeutendster Mitarbeiter
Wladimir Dahl ist, und deren erstes Heft im Januar 1857 zunächst verschiedene
Gedichte, dann "die Portrait-Galerie", eine Novelle von Dankoffski, "Bilder
russischen Lebens" von Dahl, eine Uebersetzung von "Little Dorrit" von Di¬
ckens, "Bogdan Khelminzki, eine Episode aus der Geschichte Polens", "Ein
Tag in Paris" von Stachel, "Skizzen russischen Lebens im achtzehnten Jahr¬
hundert" von Kawelin. endlich eine Reihe von Kritiken und Büchcranzcigen
enthält. Unter letzteren befindet sich eine ausführliche Abhandlung über die
politische Zukunft Englands, geknüpft an eine Beurtheilung des bekannten
Montalcmbertschen Werkes.

Dahl gehört zu der Schule Gogols, des Vaters der russischen Novellistik.
Wie dieser hält er sich in allen Stücken an die Wirklichkeit und schildert er
mit Vorliebe in satirischer Komik die Verderbtheit der Beamtenwelt. Seine
Richter lassen sich bestechen, er nennt einen Dummkopf einen Dummkopf und
einen Kosaken'einen Spitzbuben.

Von ähnlichem Charakter sind die Beiträge, welche Soltikosf unter dem
Pseudonym Schtschedrin in den "Nuss,sehen Boten lieferte, ein Magazin,
welches erst unter dem jetzigen Kaiser entstanden ist. Diese Beiträge, welche
unter dem Titel "Skizzen aus der Provinz" erschienen und die stärkste Satire
enthalten, die je in Nußland geschrieben wurde, bezeichnen recht deutlich den
Umschwung, der seit der Thronbesteigung Alexanders des Zweiten im russischen
Journalismus stattgefunden hat. Kaiser Nikolaus hatte eine Abneigung gegen
alle Schriftsteller, schon deshalb, weil die Mehrzahl der Führer des Aufstands,


Uebersetzung des horazischen carinon stroeuwo, die Uebersetzung eines Gedichts
von Andrü Ehönicr, Gedichte von Mailvff, Graf Tolstoi u. A., eine Novelle
„Verwandtschaften in der Hauptstadt" von Gregvrowitsch, eine Uebersetzung der
polnischen Erzählung „der wandernde Musikant", eine Beschreibung von Bak-
tschiserai in der Krim und Besprechungen der „Lena> N(-moll<ZÄ" von Hamel
Beechcr-Stowe, der Geschichte Griechenlands von Grote, des Aufstands der
Niederlande von Motley und der „Skizzen aus dem Bauernleben" von Pi-
semsti.

Grcgorvwitsch hat sich besonders durch Dorfgeschichten einen Namen ge¬
macht und ist namentlich stark in Detailschildcrungen. Nachdem er die Univer¬
sität verlassen, diente er einige Zeit im Jngcnieurcvrps, dann verließ er — es
beißt in Folge einer ihm vom Oberbefehlshaber der Garde ertheilten Rüge —
die Armee und trat in die Petersburger Akademie der schönen Künste ein, wo
er unter Brulvff studirte. Später gab er die Kunst auf und lebte lange auf
dem Lande, bis er endlich seine Erfahrung und seine malerische Befähigung
durch Schilderungen aus dem russischen Landleben verwerthete.

Wir kommen zu dem dritten russischen Magazin, den aller vierzehn Tage
erscheinenden „nationalen Jahrbüchern", deren bedeutendster Mitarbeiter
Wladimir Dahl ist, und deren erstes Heft im Januar 1857 zunächst verschiedene
Gedichte, dann „die Portrait-Galerie", eine Novelle von Dankoffski, „Bilder
russischen Lebens" von Dahl, eine Uebersetzung von „Little Dorrit" von Di¬
ckens, „Bogdan Khelminzki, eine Episode aus der Geschichte Polens", „Ein
Tag in Paris" von Stachel, „Skizzen russischen Lebens im achtzehnten Jahr¬
hundert" von Kawelin. endlich eine Reihe von Kritiken und Büchcranzcigen
enthält. Unter letzteren befindet sich eine ausführliche Abhandlung über die
politische Zukunft Englands, geknüpft an eine Beurtheilung des bekannten
Montalcmbertschen Werkes.

Dahl gehört zu der Schule Gogols, des Vaters der russischen Novellistik.
Wie dieser hält er sich in allen Stücken an die Wirklichkeit und schildert er
mit Vorliebe in satirischer Komik die Verderbtheit der Beamtenwelt. Seine
Richter lassen sich bestechen, er nennt einen Dummkopf einen Dummkopf und
einen Kosaken'einen Spitzbuben.

Von ähnlichem Charakter sind die Beiträge, welche Soltikosf unter dem
Pseudonym Schtschedrin in den „Nuss,sehen Boten lieferte, ein Magazin,
welches erst unter dem jetzigen Kaiser entstanden ist. Diese Beiträge, welche
unter dem Titel „Skizzen aus der Provinz" erschienen und die stärkste Satire
enthalten, die je in Nußland geschrieben wurde, bezeichnen recht deutlich den
Umschwung, der seit der Thronbesteigung Alexanders des Zweiten im russischen
Journalismus stattgefunden hat. Kaiser Nikolaus hatte eine Abneigung gegen
alle Schriftsteller, schon deshalb, weil die Mehrzahl der Führer des Aufstands,


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[0348] Uebersetzung des horazischen carinon stroeuwo, die Uebersetzung eines Gedichts von Andrü Ehönicr, Gedichte von Mailvff, Graf Tolstoi u. A., eine Novelle „Verwandtschaften in der Hauptstadt" von Gregvrowitsch, eine Uebersetzung der polnischen Erzählung „der wandernde Musikant", eine Beschreibung von Bak- tschiserai in der Krim und Besprechungen der „Lena> N(-moll<ZÄ" von Hamel Beechcr-Stowe, der Geschichte Griechenlands von Grote, des Aufstands der Niederlande von Motley und der „Skizzen aus dem Bauernleben" von Pi- semsti. Grcgorvwitsch hat sich besonders durch Dorfgeschichten einen Namen ge¬ macht und ist namentlich stark in Detailschildcrungen. Nachdem er die Univer¬ sität verlassen, diente er einige Zeit im Jngcnieurcvrps, dann verließ er — es beißt in Folge einer ihm vom Oberbefehlshaber der Garde ertheilten Rüge — die Armee und trat in die Petersburger Akademie der schönen Künste ein, wo er unter Brulvff studirte. Später gab er die Kunst auf und lebte lange auf dem Lande, bis er endlich seine Erfahrung und seine malerische Befähigung durch Schilderungen aus dem russischen Landleben verwerthete. Wir kommen zu dem dritten russischen Magazin, den aller vierzehn Tage erscheinenden „nationalen Jahrbüchern", deren bedeutendster Mitarbeiter Wladimir Dahl ist, und deren erstes Heft im Januar 1857 zunächst verschiedene Gedichte, dann „die Portrait-Galerie", eine Novelle von Dankoffski, „Bilder russischen Lebens" von Dahl, eine Uebersetzung von „Little Dorrit" von Di¬ ckens, „Bogdan Khelminzki, eine Episode aus der Geschichte Polens", „Ein Tag in Paris" von Stachel, „Skizzen russischen Lebens im achtzehnten Jahr¬ hundert" von Kawelin. endlich eine Reihe von Kritiken und Büchcranzcigen enthält. Unter letzteren befindet sich eine ausführliche Abhandlung über die politische Zukunft Englands, geknüpft an eine Beurtheilung des bekannten Montalcmbertschen Werkes. Dahl gehört zu der Schule Gogols, des Vaters der russischen Novellistik. Wie dieser hält er sich in allen Stücken an die Wirklichkeit und schildert er mit Vorliebe in satirischer Komik die Verderbtheit der Beamtenwelt. Seine Richter lassen sich bestechen, er nennt einen Dummkopf einen Dummkopf und einen Kosaken'einen Spitzbuben. Von ähnlichem Charakter sind die Beiträge, welche Soltikosf unter dem Pseudonym Schtschedrin in den „Nuss,sehen Boten lieferte, ein Magazin, welches erst unter dem jetzigen Kaiser entstanden ist. Diese Beiträge, welche unter dem Titel „Skizzen aus der Provinz" erschienen und die stärkste Satire enthalten, die je in Nußland geschrieben wurde, bezeichnen recht deutlich den Umschwung, der seit der Thronbesteigung Alexanders des Zweiten im russischen Journalismus stattgefunden hat. Kaiser Nikolaus hatte eine Abneigung gegen alle Schriftsteller, schon deshalb, weil die Mehrzahl der Führer des Aufstands,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/348>, abgerufen am 08.01.2025.