Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Mann, der selbst ein religiös didaktisches Drama schrieb, mußte Nah hochwill¬ Obwohl zu einer hohen kirchliche" Stellung gelangt, änderte Nah doch 35*
Mann, der selbst ein religiös didaktisches Drama schrieb, mußte Nah hochwill¬ Obwohl zu einer hohen kirchliche» Stellung gelangt, änderte Nah doch 35*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114063"/> <p xml:id="ID_830" prev="#ID_829"> Mann, der selbst ein religiös didaktisches Drama schrieb, mußte Nah hochwill¬<lb/> komner sein, er ward daher als Prediger an die Hofkirche nach Insbruck<lb/> berufen, wobei er jedoch seiner Pfründe in Brixen nicht zu entsagen brauchte.<lb/> Zu Insbruck hatten sich aber bereits die Jesuiten eingenistet, welchen es<lb/> jedenfalls sehr unangenehm war, daß nun ein Anderer Hahn im Korb werden<lb/> und sie verdrängen sollte. Es entstanden Reibungen, bei denen die schlauen<lb/> Väter gegen ihre Widcrpartei den Kürzern zogen. Nah verlebte den größern<lb/> Theil des Jahres 1574 zu Insbruck, kehrte aber dann nach Brixen zurück. Da ihm<lb/> Baiern und er Baiern stets unvergeßlich blieb, so darf es uns nicht wundern,<lb/> wenn er von Zeit zu Zeit dahin zurückkehrte und sich wacker mit den Prädicanten<lb/> boxte. In Tirol wirkte er eifrig bei Gründung einer neuen Franziskaner-Pro¬<lb/> vinz mit, wobei er jedoch seinen Beruf als Prediger und Polemiker keines¬<lb/> wegs versäumte. Im Jahr 1580 erwählte ihn der Bischof von Brixen zu sei¬<lb/> nem Suffragan und Papst Pius der Fünfte verlieh ihm den Titel eines Bischofs<lb/> nebst 200 Ducaten Einkommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_831"> Obwohl zu einer hohen kirchliche» Stellung gelangt, änderte Nah doch<lb/> wenig an seiner bisherigen einfachen Lebensweise, sondern blieb im Kloster<lb/> seiner Ordensbrüder mit theologischen Studien und polemischer Schriftstellern<lb/> beschäftigt. Zugleich ging er überall den Spuren lutherischer und wiedertäufe¬<lb/> rischer Ketzerei nach. Es fehlte ihm auch auf katholischem Boden nicht an<lb/> Zwietracht. Anlaß dazu gab eine ehegerichtliche Entscheidung, wegen der er<lb/> 1583 mit seinem Gegner nach Rom citirt wurde, wo man.über diese Ange¬<lb/> legenheit einen Vergleich einleitete. Später wurde er zumeist wegen Berufung<lb/> wälscher Mönche in das Ordenshaus zu Insbruck in Verlegenheiten verwickelt,<lb/> die eingeleitete Untersuchung stellte jedoch seine Unschuld glänzend heraus und<lb/> rechtfertigte seine Ehre. Auch zu Rom lagen gegen ihn falsche Berichte vor,<lb/> er verfügte sich also 1586 dahin, um alle Nebel des Argwohnes zu zerstreuen,<lb/> was ihm auch gelang. Wieder mit dem alten Vertrauen beebrr, wurde er von<lb/> Erzherzog Ernst nach Oberöstreich berufen, um zu Lambach das Unkraut der<lb/> Ketzerei auszurotten. Auch hier wirkte er mit ausgezeichnetem Erfolge. Durch<lb/> die Anstrengungen, die er für die Sache des .Katholicismus gemacht, durch so<lb/> manches Leid, welches ihm seine Kampflust zugezogen, war allmälig seine Ge¬<lb/> sundheit geschwächt worden, und er verschied am 16. Mai 1590 zu Insbruck.<lb/> Dort wurde er auch begraben. Erzherzog Ferdinand ließ ihm durch den be¬<lb/> rühmten Collin, welcher die ausgezeichneten Basreliefs am Grabmal des Kai¬<lb/> sers Maximilian zu Insbruck verfertigt hatte, dankbar ein Denkmal setzen. Es<lb/> stellt in weißem Marmor einen mit allen Jnsignien seiner Würde bekleideten<lb/> Bischof vor, zu dessen Füßen ein Wappenschild die geöffnete Scheere mit dem<lb/> Kreuz im Zwickel aufweist. Dieser Grabstein befindet sich gegenwärtig in dem<lb/> linken Seitenschiff der Hofkirche.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 35*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
Mann, der selbst ein religiös didaktisches Drama schrieb, mußte Nah hochwill¬
komner sein, er ward daher als Prediger an die Hofkirche nach Insbruck
berufen, wobei er jedoch seiner Pfründe in Brixen nicht zu entsagen brauchte.
Zu Insbruck hatten sich aber bereits die Jesuiten eingenistet, welchen es
jedenfalls sehr unangenehm war, daß nun ein Anderer Hahn im Korb werden
und sie verdrängen sollte. Es entstanden Reibungen, bei denen die schlauen
Väter gegen ihre Widcrpartei den Kürzern zogen. Nah verlebte den größern
Theil des Jahres 1574 zu Insbruck, kehrte aber dann nach Brixen zurück. Da ihm
Baiern und er Baiern stets unvergeßlich blieb, so darf es uns nicht wundern,
wenn er von Zeit zu Zeit dahin zurückkehrte und sich wacker mit den Prädicanten
boxte. In Tirol wirkte er eifrig bei Gründung einer neuen Franziskaner-Pro¬
vinz mit, wobei er jedoch seinen Beruf als Prediger und Polemiker keines¬
wegs versäumte. Im Jahr 1580 erwählte ihn der Bischof von Brixen zu sei¬
nem Suffragan und Papst Pius der Fünfte verlieh ihm den Titel eines Bischofs
nebst 200 Ducaten Einkommen.
Obwohl zu einer hohen kirchliche» Stellung gelangt, änderte Nah doch
wenig an seiner bisherigen einfachen Lebensweise, sondern blieb im Kloster
seiner Ordensbrüder mit theologischen Studien und polemischer Schriftstellern
beschäftigt. Zugleich ging er überall den Spuren lutherischer und wiedertäufe¬
rischer Ketzerei nach. Es fehlte ihm auch auf katholischem Boden nicht an
Zwietracht. Anlaß dazu gab eine ehegerichtliche Entscheidung, wegen der er
1583 mit seinem Gegner nach Rom citirt wurde, wo man.über diese Ange¬
legenheit einen Vergleich einleitete. Später wurde er zumeist wegen Berufung
wälscher Mönche in das Ordenshaus zu Insbruck in Verlegenheiten verwickelt,
die eingeleitete Untersuchung stellte jedoch seine Unschuld glänzend heraus und
rechtfertigte seine Ehre. Auch zu Rom lagen gegen ihn falsche Berichte vor,
er verfügte sich also 1586 dahin, um alle Nebel des Argwohnes zu zerstreuen,
was ihm auch gelang. Wieder mit dem alten Vertrauen beebrr, wurde er von
Erzherzog Ernst nach Oberöstreich berufen, um zu Lambach das Unkraut der
Ketzerei auszurotten. Auch hier wirkte er mit ausgezeichnetem Erfolge. Durch
die Anstrengungen, die er für die Sache des .Katholicismus gemacht, durch so
manches Leid, welches ihm seine Kampflust zugezogen, war allmälig seine Ge¬
sundheit geschwächt worden, und er verschied am 16. Mai 1590 zu Insbruck.
Dort wurde er auch begraben. Erzherzog Ferdinand ließ ihm durch den be¬
rühmten Collin, welcher die ausgezeichneten Basreliefs am Grabmal des Kai¬
sers Maximilian zu Insbruck verfertigt hatte, dankbar ein Denkmal setzen. Es
stellt in weißem Marmor einen mit allen Jnsignien seiner Würde bekleideten
Bischof vor, zu dessen Füßen ein Wappenschild die geöffnete Scheere mit dem
Kreuz im Zwickel aufweist. Dieser Grabstein befindet sich gegenwärtig in dem
linken Seitenschiff der Hofkirche.
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