Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.der Handels- und Gewerbekammern wie anderer Sachverständigen, welche Herr Der dritte Abschnitt über "die Reform der Nationalbank und die Revision Der vierte Abschnitt behandelt einen Cardinalpuntt. Die Verminderung der Handels- und Gewerbekammern wie anderer Sachverständigen, welche Herr Der dritte Abschnitt über „die Reform der Nationalbank und die Revision Der vierte Abschnitt behandelt einen Cardinalpuntt. Die Verminderung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0279" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114059"/> <p xml:id="ID_820" prev="#ID_819"> der Handels- und Gewerbekammern wie anderer Sachverständigen, welche Herr<lb/> von Pierer eingefordert und der Verfasser eingesehen hatte. Fast alle verlan¬<lb/> gen verfassungsmäßige Garantien gegen die schlechte Wirthschaft, und gemein¬<lb/> same Anstrengungen des Staates und der Bank zur Herstellung der Valuta.<lb/> Der Staat soll auf das Ausgeben von Papiergeld verzichten; sein Opfer be¬<lb/> steht also darin, daß er nicht zum drittenmal thun soll, was schon zweimal<lb/> Unheil angerichtet, und was er nie wieder zu thun feierlich versprochen hat.<lb/> Die Bank soll vom Staate nicht Alles fordern, was er ihr schuldet, sondern<lb/> einen Theil als unkündbare Schuld stehen lassen. Ein nicht unbilliges Ver¬<lb/> langen, über welches kein Streit ist. Der streitige Punkt ist nur der, daß die<lb/> Bank Zinsen verlangt, der Staat aber keine Zinsen bezahlen will.</p><lb/> <p xml:id="ID_821"> Der dritte Abschnitt über „die Reform der Nationalbank und die Revision<lb/> der Statuten" stellt die Grundsätze auf, welche nachgerade überall für eine<lb/> solide Zettelbank maßgebe-ut sind. Die Hauptpunkte sind: Unabhängigkeit der<lb/> Anstalt, Schutz gegen Eingriffe des Staates, und Einlösbarteit der Noten<lb/> gegen Silber, gesichert durch einen angemessenen Vorrath von paaren Gelde und<lb/> guten Wechseln. Es ist nicht schwer, diese allgemein bekannten Sätze'aufzu¬<lb/> stellen, wohl aber ihnen bei der Oester. Nationalbank Eingang zu verschaffen.<lb/> Bei solidem Betriebe werden die Dividenden nicht so fett wie bei der Einrich¬<lb/> tung, wonach die Anstalt das Geld mit welchem sie arbeitet (die Note»), selbst<lb/> verfertigt und ausgibt. Jeder muß es annehmen, Keiner darf Silber dafür<lb/> Verlangen. Daher sperren sich, wie Herr Dr. Höslen berichtet, die Actionäre<lb/> gegen eine Nadicalcur, welche unter Anderm verlangt, daß für jeden Gulden,<lb/> der über 150 Millionen >n Noten ausgegeben wird, ein Gulden Silber in der<lb/> Kasse liegen soll. Das Beste in diesem Abschnitte sind wiederum Auszüge aus<lb/> Vorschlägen über die Bankrefvrm, welche darin mitgetheilt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_822"> Der vierte Abschnitt behandelt einen Cardinalpuntt. Die Verminderung<lb/> der Schuld des Staates an die Bank. Die Schuld beträgt 250 Millionen<lb/> Gulden, und der Verfasser meint, daß bis Ende davon 192 Millionen<lb/> getilgt, eben so viele Noten aus dem Umlaufe gezogen und dann die übrigen<lb/> für einlösbar erklärt werden könnten. Damit wäre die Valuta hergestellt.<lb/> Allein es gehört dazu der Verkauf von 123 Millionen Staatslovscn. auf<lb/> welche die Bank für den Krieg von 1L59 die Summe von 99 Millionen<lb/> vorgeschossen hat. Der Verkauf an der Börse zu anständigem Preise ist un-<lb/> thunlich. Herr Dr. Höslen schlägt daher vor, diese Loose auf die Provinzen<lb/> (Kronländer) umzulegen. Wer seinen Antheil freiwillig zeichnet, bekommt die<lb/> Loose zum Nennwert!); wer dies nicht thut, wird gezwungen, seinen Theil mit<lb/> 2 Procent Agio (zu 102) zu bezahlen. Dieser Vorschlag zeigt, wie schlimm<lb/> die Lage ist. Bleibt aber nur der Zwang als Rettungsmittel, dann ließe sich<lb/> damit wohl noch etwas mehr ausrichten als der Verkauf d7r verpfändeten Loose.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0279]
der Handels- und Gewerbekammern wie anderer Sachverständigen, welche Herr
von Pierer eingefordert und der Verfasser eingesehen hatte. Fast alle verlan¬
gen verfassungsmäßige Garantien gegen die schlechte Wirthschaft, und gemein¬
same Anstrengungen des Staates und der Bank zur Herstellung der Valuta.
Der Staat soll auf das Ausgeben von Papiergeld verzichten; sein Opfer be¬
steht also darin, daß er nicht zum drittenmal thun soll, was schon zweimal
Unheil angerichtet, und was er nie wieder zu thun feierlich versprochen hat.
Die Bank soll vom Staate nicht Alles fordern, was er ihr schuldet, sondern
einen Theil als unkündbare Schuld stehen lassen. Ein nicht unbilliges Ver¬
langen, über welches kein Streit ist. Der streitige Punkt ist nur der, daß die
Bank Zinsen verlangt, der Staat aber keine Zinsen bezahlen will.
Der dritte Abschnitt über „die Reform der Nationalbank und die Revision
der Statuten" stellt die Grundsätze auf, welche nachgerade überall für eine
solide Zettelbank maßgebe-ut sind. Die Hauptpunkte sind: Unabhängigkeit der
Anstalt, Schutz gegen Eingriffe des Staates, und Einlösbarteit der Noten
gegen Silber, gesichert durch einen angemessenen Vorrath von paaren Gelde und
guten Wechseln. Es ist nicht schwer, diese allgemein bekannten Sätze'aufzu¬
stellen, wohl aber ihnen bei der Oester. Nationalbank Eingang zu verschaffen.
Bei solidem Betriebe werden die Dividenden nicht so fett wie bei der Einrich¬
tung, wonach die Anstalt das Geld mit welchem sie arbeitet (die Note»), selbst
verfertigt und ausgibt. Jeder muß es annehmen, Keiner darf Silber dafür
Verlangen. Daher sperren sich, wie Herr Dr. Höslen berichtet, die Actionäre
gegen eine Nadicalcur, welche unter Anderm verlangt, daß für jeden Gulden,
der über 150 Millionen >n Noten ausgegeben wird, ein Gulden Silber in der
Kasse liegen soll. Das Beste in diesem Abschnitte sind wiederum Auszüge aus
Vorschlägen über die Bankrefvrm, welche darin mitgetheilt werden.
Der vierte Abschnitt behandelt einen Cardinalpuntt. Die Verminderung
der Schuld des Staates an die Bank. Die Schuld beträgt 250 Millionen
Gulden, und der Verfasser meint, daß bis Ende davon 192 Millionen
getilgt, eben so viele Noten aus dem Umlaufe gezogen und dann die übrigen
für einlösbar erklärt werden könnten. Damit wäre die Valuta hergestellt.
Allein es gehört dazu der Verkauf von 123 Millionen Staatslovscn. auf
welche die Bank für den Krieg von 1L59 die Summe von 99 Millionen
vorgeschossen hat. Der Verkauf an der Börse zu anständigem Preise ist un-
thunlich. Herr Dr. Höslen schlägt daher vor, diese Loose auf die Provinzen
(Kronländer) umzulegen. Wer seinen Antheil freiwillig zeichnet, bekommt die
Loose zum Nennwert!); wer dies nicht thut, wird gezwungen, seinen Theil mit
2 Procent Agio (zu 102) zu bezahlen. Dieser Vorschlag zeigt, wie schlimm
die Lage ist. Bleibt aber nur der Zwang als Rettungsmittel, dann ließe sich
damit wohl noch etwas mehr ausrichten als der Verkauf d7r verpfändeten Loose.
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