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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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nach dem Süden ist durch die Blockade gehemmt, sein Handel mit dem Nor¬
den durch die Einwirkung der kriegerischen Zeit, die Geldwirren und den
Morrill-Tarif so gestört worden, daß er weit weniger als die Hälfte des
gewöhnlichen Betrags ausmacht. D>e englischen Kaufleute können im Fall
eines Kriegs kaum weniger Geschäfte mit Amerika machen, als jetzt, und sie
werden vermuthlich sogar mehr machen. Die nördlichen Häfen, die jetzt den
Schiffen Englands offen sind, werden sich schließen, aber die geschlossenen süd¬
lichen werden sich öffnen. Der durchschnittliche Werth der Waaren, welche
England aus den Südstaaten einführt, d. h. der Artikel, welche diese Staaten
erzeugen, Baumwolle, Tabak und Reis, erreichte letztes Jahr (1860) sast 32
Millionen Pfd. Se.; von den Artikeln, die England ihnen sendet, d. h. welche
schließlich ihren Weg in diejelben nehmen, können wir den Betrag nicht an¬
geben, da sehr viel davon bisher durch die nördlichen Kanäle gegangen ist,
doch kann er kaum weniger als 13 Millionen sein, und so würde den briti¬
schen Geschäftsleuten durch den Krieg ein jetzt völlig unterbrochner Handel
von einem jährlichen Betrag von 45 Millionen wieder geöffnet werden. Der
Handel, der ihnen geschlossen werden würde, läßt sich mit Genauigkeit nicht
angeben. Aber der Werth des gesammten englischen Ein- und Ausfuhrhandels
mit dem Ganzen der Staaten, Bereinigten und Conföderirten, im Jahr 1860
bezifferte sich mit 67 Millionen Pfd. Se. -- ein Betrag ohne allen Vorgang.
So möchte scheinen, daß England durch Oeffnung der südlichen Hasen mehr
gewinnen würde, als es durch Verschluß der nördlichen verlieren könnte.

Es ist wahr, daß im gegenwärtigen Augenblick und in den letzten bei¬
den Monaten in Folge der ungeheuren Ausgaben der Föderalregierung die
Londoner und Liverpooler Kaufleute einen sehr lebhaften Ausfuhrhandel mit
Boston und Neuyork getrieben und von jedem Geschäft fast beispiellose Ge¬
winne erzielt haben, und daß dieser zeitweilige Erfolg mit dem Ausbruch
von Feindseligkeiten sofort aufhören würde. Allein auf der andern Seite
müssen wir uns erinnern, daß dieser Handel hauptsächlich in solchen Dingen
bestand, welche den Nordstaaten bei einem Zusammenstoß mit England, wenn sie
Lord Russell Forderung Trotz bieten, und bei ihrem Zusammenstoß mit dein
Süden, wenn sie England nachgeben, zu Statten kommen würde, daß Vieles
davon seiner Natur nach blos zufällig und vorübergehend ist, und o.iß die
Absicht der Schutzzöllner-Partei im Norden, die bisher fast allmächtig war,
dahin geht, diesen Handel in möglichst enge Grenzen einzuschränken. Auf
jeden Fall bleibt die Thatsache bestehen, daß der Süden den Engländern weit
mehr von seinen Erzeugnissen spendet, als der Norden, und daß er diejenigen
britischen Producte, die ihm als Gegengabe zugeschickt werden, herzlich will¬
kommen heißt, während andrerseits der Norden dem englischen Verbrauch
vergleichsweise wenig vom seinen daheim erwachsenen Gegenständen abgibt, so


nach dem Süden ist durch die Blockade gehemmt, sein Handel mit dem Nor¬
den durch die Einwirkung der kriegerischen Zeit, die Geldwirren und den
Morrill-Tarif so gestört worden, daß er weit weniger als die Hälfte des
gewöhnlichen Betrags ausmacht. D>e englischen Kaufleute können im Fall
eines Kriegs kaum weniger Geschäfte mit Amerika machen, als jetzt, und sie
werden vermuthlich sogar mehr machen. Die nördlichen Häfen, die jetzt den
Schiffen Englands offen sind, werden sich schließen, aber die geschlossenen süd¬
lichen werden sich öffnen. Der durchschnittliche Werth der Waaren, welche
England aus den Südstaaten einführt, d. h. der Artikel, welche diese Staaten
erzeugen, Baumwolle, Tabak und Reis, erreichte letztes Jahr (1860) sast 32
Millionen Pfd. Se.; von den Artikeln, die England ihnen sendet, d. h. welche
schließlich ihren Weg in diejelben nehmen, können wir den Betrag nicht an¬
geben, da sehr viel davon bisher durch die nördlichen Kanäle gegangen ist,
doch kann er kaum weniger als 13 Millionen sein, und so würde den briti¬
schen Geschäftsleuten durch den Krieg ein jetzt völlig unterbrochner Handel
von einem jährlichen Betrag von 45 Millionen wieder geöffnet werden. Der
Handel, der ihnen geschlossen werden würde, läßt sich mit Genauigkeit nicht
angeben. Aber der Werth des gesammten englischen Ein- und Ausfuhrhandels
mit dem Ganzen der Staaten, Bereinigten und Conföderirten, im Jahr 1860
bezifferte sich mit 67 Millionen Pfd. Se. — ein Betrag ohne allen Vorgang.
So möchte scheinen, daß England durch Oeffnung der südlichen Hasen mehr
gewinnen würde, als es durch Verschluß der nördlichen verlieren könnte.

Es ist wahr, daß im gegenwärtigen Augenblick und in den letzten bei¬
den Monaten in Folge der ungeheuren Ausgaben der Föderalregierung die
Londoner und Liverpooler Kaufleute einen sehr lebhaften Ausfuhrhandel mit
Boston und Neuyork getrieben und von jedem Geschäft fast beispiellose Ge¬
winne erzielt haben, und daß dieser zeitweilige Erfolg mit dem Ausbruch
von Feindseligkeiten sofort aufhören würde. Allein auf der andern Seite
müssen wir uns erinnern, daß dieser Handel hauptsächlich in solchen Dingen
bestand, welche den Nordstaaten bei einem Zusammenstoß mit England, wenn sie
Lord Russell Forderung Trotz bieten, und bei ihrem Zusammenstoß mit dein
Süden, wenn sie England nachgeben, zu Statten kommen würde, daß Vieles
davon seiner Natur nach blos zufällig und vorübergehend ist, und o.iß die
Absicht der Schutzzöllner-Partei im Norden, die bisher fast allmächtig war,
dahin geht, diesen Handel in möglichst enge Grenzen einzuschränken. Auf
jeden Fall bleibt die Thatsache bestehen, daß der Süden den Engländern weit
mehr von seinen Erzeugnissen spendet, als der Norden, und daß er diejenigen
britischen Producte, die ihm als Gegengabe zugeschickt werden, herzlich will¬
kommen heißt, während andrerseits der Norden dem englischen Verbrauch
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/93>, abgerufen am 28.12.2024.