Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.Heller aber doch vielleicht auf den Krieg hin. Sie haben die Unterwerfung des Ein Krieg sollte nur geführt werden, wenn damit ein wesentliches Inter¬ Erstens, Niemand kann blind sein gegen das furchtbare Elend, welches Zweitens, zu allen Zeiten und unter allen Umständen bringt der Krieg Heller aber doch vielleicht auf den Krieg hin. Sie haben die Unterwerfung des Ein Krieg sollte nur geführt werden, wenn damit ein wesentliches Inter¬ Erstens, Niemand kann blind sein gegen das furchtbare Elend, welches Zweitens, zu allen Zeiten und unter allen Umständen bringt der Krieg <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0092" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113334"/> <p xml:id="ID_271" prev="#ID_270"> Heller aber doch vielleicht auf den Krieg hin. Sie haben die Unterwerfung des<lb/> Südens versprochen, und es ist so sicher als die Existenz von Ancula. daß<lb/> das System, weiches sie geschaffen, und die Maßregeln, welche sie ergriffen<lb/> haben, den Süden nicht unterwerfen werden. Sie befinden sich in der unbe¬<lb/> haglichen Lage von Propheten, die sich nach einem Ereigniß umsehen, welches<lb/> das Nichteintreffen ihrer Weissagungen entschuldigen soll. Ein Krieg mit Eng¬<lb/> land ist die beste Entschuldigung, welche sie haben können oder zu haben<lb/> hoffen. Sollte es zum Bruch kommen, so konnten sie sagen: wir würden<lb/> die Rebellenstaaten besiegt und niedergeworfen haben, aber England, wel¬<lb/> ches uns in frühern Zeiten zu tyrannisiren strebte, sucht jetzt die Union<lb/> zu zerstören, die gegen seinen Willen zu Stande gekommen ist, ihm den<lb/> Rang abgewonnen hat. und ihm künftig die Weltherrschaft streitig machen<lb/> wird. Diese Reden würden nicht wahr, aber zweckmäßig sein. Die Pro¬<lb/> pheten würden sich damit salviren. Das selbstsüchtige Interesse des gegen¬<lb/> wärtigen Ministers des Auswärtigen in Washington, des gescheidtesten. mäch¬<lb/> tigsten und gewissenlosesten Politikers in der jetzigen Regierung, des einflu߬<lb/> reichsten der Staatsmänner der Partei, von welcher Lincoln der nominelle<lb/> Vertreter ist, drängt wohl ebenso lebhaft auf den Krieg hin, als die wilde ver¬<lb/> blendete Leidenschaft der „Mobokratie" in den großen Städten des Nordens.</p><lb/> <p xml:id="ID_272"> Ein Krieg sollte nur geführt werden, wenn damit ein wesentliches Inter¬<lb/> esse gefördert, ein großes Ziel erreicht werden kann. Kriege um eine Ehren-<lb/> frage sind ebenso verwerflich als Zweikämpfe um diesen Zweck. Indem wir<lb/> diese Sätze auf den Gegenstand dieser Betrachtung anwenden, sehn w>r uns<lb/> die hier in Frage kommenden Verhältnisse und Thatsachen an und schließen<lb/> daraus auf den Gang, den der Krieg nach einigen wichtigen Seiten hin<lb/> nehmen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_273"> Erstens, Niemand kann blind sein gegen das furchtbare Elend, welches<lb/> Lancashire, Cheshire und Lanarkshire für nächstes Frühjahr bedroht, wenn die<lb/> amerikanische Baumwolle den Spinnern und Webern dieser Grafschaften vor¬<lb/> enthalten bleibt, und es gereicht den dortigen Fabrikanten sehr zur Ehre, daß<lb/> sie im Angesicht einer solchen Calamuät die Blockade mit so viel Geduld er¬<lb/> tragen und die Aussicht auf einen Krieg, der ihr ein Ende machen würde, mit<lb/> so wenig Befriedigung begrüßen. Natürlich würde die erste Wirkung dieses<lb/> Kriegs die Eröffnung aller Hasen des Südens sein, England würde keine sehr<lb/> reichliche, aber immerhin eine ziemlich ausreichende Zufuhr des drei Millionen seiner<lb/> Bewohner so nothwendigen Rohmaterials erhalten und sich über die Schrecken des<lb/> Kriegs mit der Rettung von den Schrecken des Verhungcrns trösten können.</p><lb/> <p xml:id="ID_274" next="#ID_275"> Zweitens, zu allen Zeiten und unter allen Umständen bringt der Krieg<lb/> großes Unheil ülier den Handel und Verkehr; aber im vorliegenden Fall ist<lb/> die Hälfte des Unheils bereits eingetreten. ^Der Ausfuhrhandel Großbritanniens</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0092]
Heller aber doch vielleicht auf den Krieg hin. Sie haben die Unterwerfung des
Südens versprochen, und es ist so sicher als die Existenz von Ancula. daß
das System, weiches sie geschaffen, und die Maßregeln, welche sie ergriffen
haben, den Süden nicht unterwerfen werden. Sie befinden sich in der unbe¬
haglichen Lage von Propheten, die sich nach einem Ereigniß umsehen, welches
das Nichteintreffen ihrer Weissagungen entschuldigen soll. Ein Krieg mit Eng¬
land ist die beste Entschuldigung, welche sie haben können oder zu haben
hoffen. Sollte es zum Bruch kommen, so konnten sie sagen: wir würden
die Rebellenstaaten besiegt und niedergeworfen haben, aber England, wel¬
ches uns in frühern Zeiten zu tyrannisiren strebte, sucht jetzt die Union
zu zerstören, die gegen seinen Willen zu Stande gekommen ist, ihm den
Rang abgewonnen hat. und ihm künftig die Weltherrschaft streitig machen
wird. Diese Reden würden nicht wahr, aber zweckmäßig sein. Die Pro¬
pheten würden sich damit salviren. Das selbstsüchtige Interesse des gegen¬
wärtigen Ministers des Auswärtigen in Washington, des gescheidtesten. mäch¬
tigsten und gewissenlosesten Politikers in der jetzigen Regierung, des einflu߬
reichsten der Staatsmänner der Partei, von welcher Lincoln der nominelle
Vertreter ist, drängt wohl ebenso lebhaft auf den Krieg hin, als die wilde ver¬
blendete Leidenschaft der „Mobokratie" in den großen Städten des Nordens.
Ein Krieg sollte nur geführt werden, wenn damit ein wesentliches Inter¬
esse gefördert, ein großes Ziel erreicht werden kann. Kriege um eine Ehren-
frage sind ebenso verwerflich als Zweikämpfe um diesen Zweck. Indem wir
diese Sätze auf den Gegenstand dieser Betrachtung anwenden, sehn w>r uns
die hier in Frage kommenden Verhältnisse und Thatsachen an und schließen
daraus auf den Gang, den der Krieg nach einigen wichtigen Seiten hin
nehmen würde.
Erstens, Niemand kann blind sein gegen das furchtbare Elend, welches
Lancashire, Cheshire und Lanarkshire für nächstes Frühjahr bedroht, wenn die
amerikanische Baumwolle den Spinnern und Webern dieser Grafschaften vor¬
enthalten bleibt, und es gereicht den dortigen Fabrikanten sehr zur Ehre, daß
sie im Angesicht einer solchen Calamuät die Blockade mit so viel Geduld er¬
tragen und die Aussicht auf einen Krieg, der ihr ein Ende machen würde, mit
so wenig Befriedigung begrüßen. Natürlich würde die erste Wirkung dieses
Kriegs die Eröffnung aller Hasen des Südens sein, England würde keine sehr
reichliche, aber immerhin eine ziemlich ausreichende Zufuhr des drei Millionen seiner
Bewohner so nothwendigen Rohmaterials erhalten und sich über die Schrecken des
Kriegs mit der Rettung von den Schrecken des Verhungcrns trösten können.
Zweitens, zu allen Zeiten und unter allen Umständen bringt der Krieg
großes Unheil ülier den Handel und Verkehr; aber im vorliegenden Fall ist
die Hälfte des Unheils bereits eingetreten. ^Der Ausfuhrhandel Großbritanniens
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