Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.Befehl erhielten, nach Danzig zurückzukeh^ Wir Berliner Briefe. Bekanntlich ist es in England Sitte, daß, wenn die verantwortlichen Räthe Zu solchen Betrachtungen haben die Ereignisse der letzten Woche uns reichlichen Befehl erhielten, nach Danzig zurückzukeh^ Wir Berliner Briefe. Bekanntlich ist es in England Sitte, daß, wenn die verantwortlichen Räthe Zu solchen Betrachtungen haben die Ereignisse der letzten Woche uns reichlichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0044" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113286"/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> <p xml:id="ID_130" prev="#ID_129"> Befehl erhielten, nach Danzig zurückzukeh^ Wir<lb/> machten infolge dessen Kehrt Und wurden in den Borstädten Stolzettberg Md<lb/> Schicdlitz einquartiert. Kaum eine W'vede reich Mserm Eintreffet! N DMzi^<lb/> wurde uns mittels Parole-Befehl bekannt 'gemacht, daß unser 'Chef, der Ge¬<lb/> neral v. Pelee wegen Mitunttrzeichnurig M Ciipitttlatiön von Stettin M'e<lb/> Abschied aus dem Dienst entlassen. resMiv'e casfltt sei.<lb/> -'-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Berliner Briefe.</head><lb/> <p xml:id="ID_131"> Bekanntlich ist es in England Sitte, daß, wenn die verantwortlichen Räthe<lb/> der Krone wechseln, zugleich ein Wechsel in der nächsten persönlichen Umgebung deS<lb/> Monarchen eintritt. Obgleich scheinbar eine Härte, liegt diese Einrichtung doch im<lb/> Interesse des Königthums selbst. Denn sie macht den König weniger seicht zugäng¬<lb/> lich für eine Masse von Intriguen, welche immer geneigt sind, den höchsten entschei¬<lb/> denden Willen mit einem Netz zu umspinnen und sich zwischen den König üird<lb/> seine Rathgeber zu drängen. Die volle Wahrheit zu erfahren, ist für Niematkden<lb/> schwieriger, als wer auf den höchsten Spitzen der Gesellschaft steht. Der König ist<lb/> weder allgegenwärtig, noch allwissend. Er kann nicht Alles mit eigenen Augen<lb/> sehen noch mit eigenen Ohren hören. Von seinem Urtheil aber hängen die höch¬<lb/> sten Interessen ab; kein Wunder daher, daß sich immer die Versuche wiederholen,<lb/> sein Urtheil zu trüben und ihn über die Thatsachen zu täuschen. Die Minister aber,<lb/> welche dafür verantwortlich sind, daß der König die Wahrheit erfahre, müssen da¬<lb/> für auch verlangen können,'daß aus der Umgebung des Monarchen solche Personen<lb/> entfernt werden, die ein Interesse daran haben, daß er die Unwahrheit glaube.</p><lb/> <p xml:id="ID_132" next="#ID_133"> Zu solchen Betrachtungen haben die Ereignisse der letzten Woche uns reichlichen<lb/> Stoff gegeben. Wolmirstcdt und Setzlingen mit der sich daran hängenden scheinbaren<lb/> Ministcrkrisis waren in diesen Tagen der Mittelpunkt aller politischen Discussion.<lb/> Machen wir uns zuerst die Thatsache klar. Am 6. d. M. sind die Wahlen gewesen.<lb/> Am 8. fährt der König zur Jagd nach Setzlingen. Unterwegs, auf dem Bahnhofe<lb/> in Wolmirstcdt haben sich die Gewerke und die Mitglieder des Krieger- und Land-<lb/> wehrvcreins zum festlichen Empfänge aufgestellt. Der König beauftragt den Bürger¬<lb/> meister, den Leuten seinen Dank auszusprechen, und äußert sodann seine Unzufrieden¬<lb/> heit mit den Wahlen - des'Kreises, „indem die "hier gewählten Abgeordneten und<lb/> vorzugsweise der eine derselben -zu den extremen sogenannten 'Fortschrittsntknttcrn.<lb/> die jetzt wieder als Demokraten bezeichnet würden, zu zählen wären; böß solch«</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
Befehl erhielten, nach Danzig zurückzukeh^ Wir
machten infolge dessen Kehrt Und wurden in den Borstädten Stolzettberg Md
Schicdlitz einquartiert. Kaum eine W'vede reich Mserm Eintreffet! N DMzi^
wurde uns mittels Parole-Befehl bekannt 'gemacht, daß unser 'Chef, der Ge¬
neral v. Pelee wegen Mitunttrzeichnurig M Ciipitttlatiön von Stettin M'e
Abschied aus dem Dienst entlassen. resMiv'e casfltt sei.
-'-
Berliner Briefe.
Bekanntlich ist es in England Sitte, daß, wenn die verantwortlichen Räthe
der Krone wechseln, zugleich ein Wechsel in der nächsten persönlichen Umgebung deS
Monarchen eintritt. Obgleich scheinbar eine Härte, liegt diese Einrichtung doch im
Interesse des Königthums selbst. Denn sie macht den König weniger seicht zugäng¬
lich für eine Masse von Intriguen, welche immer geneigt sind, den höchsten entschei¬
denden Willen mit einem Netz zu umspinnen und sich zwischen den König üird
seine Rathgeber zu drängen. Die volle Wahrheit zu erfahren, ist für Niematkden
schwieriger, als wer auf den höchsten Spitzen der Gesellschaft steht. Der König ist
weder allgegenwärtig, noch allwissend. Er kann nicht Alles mit eigenen Augen
sehen noch mit eigenen Ohren hören. Von seinem Urtheil aber hängen die höch¬
sten Interessen ab; kein Wunder daher, daß sich immer die Versuche wiederholen,
sein Urtheil zu trüben und ihn über die Thatsachen zu täuschen. Die Minister aber,
welche dafür verantwortlich sind, daß der König die Wahrheit erfahre, müssen da¬
für auch verlangen können,'daß aus der Umgebung des Monarchen solche Personen
entfernt werden, die ein Interesse daran haben, daß er die Unwahrheit glaube.
Zu solchen Betrachtungen haben die Ereignisse der letzten Woche uns reichlichen
Stoff gegeben. Wolmirstcdt und Setzlingen mit der sich daran hängenden scheinbaren
Ministcrkrisis waren in diesen Tagen der Mittelpunkt aller politischen Discussion.
Machen wir uns zuerst die Thatsache klar. Am 6. d. M. sind die Wahlen gewesen.
Am 8. fährt der König zur Jagd nach Setzlingen. Unterwegs, auf dem Bahnhofe
in Wolmirstcdt haben sich die Gewerke und die Mitglieder des Krieger- und Land-
wehrvcreins zum festlichen Empfänge aufgestellt. Der König beauftragt den Bürger¬
meister, den Leuten seinen Dank auszusprechen, und äußert sodann seine Unzufrieden¬
heit mit den Wahlen - des'Kreises, „indem die "hier gewählten Abgeordneten und
vorzugsweise der eine derselben -zu den extremen sogenannten 'Fortschrittsntknttcrn.
die jetzt wieder als Demokraten bezeichnet würden, zu zählen wären; böß solch«
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