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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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heilige Vater wird also kein derartiges Zugeständnis; machen. Auch ein
Conclave würde dies nicht thun dürfen, ebensowenig ein neuer Papst wie
seine Nachfolger von Jahrhundert zu Jahrhundert."

Das heißt, wenn irgend etwas, ein klarer und energischer Bescheid, und
was mehr ist. es enthält die volle Wahrheit.

Vater Non-Possumus wurde wiederholt ersucht, sein Regiment dem Geist
der Zeit anzupassen, und er kennt als Ewiger und Unveränderlicher keinen Geist
der Zeit, er antwortete, wo es nicht anders ging, mit Reformen, die bloßer
Schein waren. Vater Non-Possumus wurde angegangen, dem Kaiser zu ge¬
ben, was des Kaisers ist, und als Stellvertreter Gottes zu behalten, was Got¬
tes ist; er entgegnete non xossumus und verlor in Folge dessen einen großen
Theil dessen, was nach der Ansicht der Italiener des Kaisers und einen noch
gioßern Theil dessen, was Gottes ist, d. h. der Achtung vor der geistlichen
Würde des Papstthums. Vater Non-Possumus erhielt von zehntausend seiner
Kinder ein Mißtrauensvotum, dessen Revers ein Vertrauensvotum für seinen
Sohn V>c>or Emanuel war. Er blieb bei seinem non xossumus. Vater Non-
Possumus bekam als Neujahrwunsch von Paris die dringende Mahnung, sich
mit Italien zu versöhne", und wieder war's ein von possumus, das er zur
Antwort gab. Er kann nicht anders, er darf nicht anders, er hat's ge¬
schworen.

Vater Non-Possumus ist nicht der jetzige Papst, nicht über¬
haupt ein Papst, er ist der Geist des Mittelalters auf dem Stuhl
des heiligen Petrus, und mit dem ist kein Transigircn. Er hat sein
Gewissen, er hat sein Recht, und das will er behalten. Es wird somit nichts
übrig bleiben, als daß die, welche sein Gewissen nicht besitzen, seinen Eid
nicht geleistet haben, ihm helfen, dem geistlichen Papstthum die Last des
weltlichen, unter der es leidet, ohne sie loswerden zu können, abnehmen und
damit ihm selbst und der ganzen katholischen Christenheit den gestörten Seelen,
frieden wieder geben.

Auf den Scheuncnhösen bei Dresden zeigt der Friedhof noch einen der
alten Todtentänze. Freund Hain mit der Hippe führt einen Reigen von allerlei
Volk. Vornehmen und Geringen, Geistlichen und Weltlichen und sagt zu jedem
Theilnehmer der Polonaise ein schöngercimtes Sprüchlein. Dieser Todtentanz
erschien uns oft schon als eine Allegorie unsrer Zeit. Der Bauer unter den
letzten Tänzern könnte die todte Leibeigenschaft bedeuten, der Bürger das ster¬
bende Zunftwesen, der Kriegsmann neben ihm vielleicht den letzten Schlüsscl-
soldaten. Weiter nach oben zu treffen wir einen mürrisch blickenden Ritter,
wohl das untergehende Junkerthum. Noch weiter hinauf in der Kette er¬
scheinen Herren von fürstlichem Stand, unter denen wir uns an alle Persön¬
lichkeiten erinnert finden können, die in den letzten Jahrzehnten, weil sie mit


heilige Vater wird also kein derartiges Zugeständnis; machen. Auch ein
Conclave würde dies nicht thun dürfen, ebensowenig ein neuer Papst wie
seine Nachfolger von Jahrhundert zu Jahrhundert."

Das heißt, wenn irgend etwas, ein klarer und energischer Bescheid, und
was mehr ist. es enthält die volle Wahrheit.

Vater Non-Possumus wurde wiederholt ersucht, sein Regiment dem Geist
der Zeit anzupassen, und er kennt als Ewiger und Unveränderlicher keinen Geist
der Zeit, er antwortete, wo es nicht anders ging, mit Reformen, die bloßer
Schein waren. Vater Non-Possumus wurde angegangen, dem Kaiser zu ge¬
ben, was des Kaisers ist, und als Stellvertreter Gottes zu behalten, was Got¬
tes ist; er entgegnete non xossumus und verlor in Folge dessen einen großen
Theil dessen, was nach der Ansicht der Italiener des Kaisers und einen noch
gioßern Theil dessen, was Gottes ist, d. h. der Achtung vor der geistlichen
Würde des Papstthums. Vater Non-Possumus erhielt von zehntausend seiner
Kinder ein Mißtrauensvotum, dessen Revers ein Vertrauensvotum für seinen
Sohn V>c>or Emanuel war. Er blieb bei seinem non xossumus. Vater Non-
Possumus bekam als Neujahrwunsch von Paris die dringende Mahnung, sich
mit Italien zu versöhne», und wieder war's ein von possumus, das er zur
Antwort gab. Er kann nicht anders, er darf nicht anders, er hat's ge¬
schworen.

Vater Non-Possumus ist nicht der jetzige Papst, nicht über¬
haupt ein Papst, er ist der Geist des Mittelalters auf dem Stuhl
des heiligen Petrus, und mit dem ist kein Transigircn. Er hat sein
Gewissen, er hat sein Recht, und das will er behalten. Es wird somit nichts
übrig bleiben, als daß die, welche sein Gewissen nicht besitzen, seinen Eid
nicht geleistet haben, ihm helfen, dem geistlichen Papstthum die Last des
weltlichen, unter der es leidet, ohne sie loswerden zu können, abnehmen und
damit ihm selbst und der ganzen katholischen Christenheit den gestörten Seelen,
frieden wieder geben.

Auf den Scheuncnhösen bei Dresden zeigt der Friedhof noch einen der
alten Todtentänze. Freund Hain mit der Hippe führt einen Reigen von allerlei
Volk. Vornehmen und Geringen, Geistlichen und Weltlichen und sagt zu jedem
Theilnehmer der Polonaise ein schöngercimtes Sprüchlein. Dieser Todtentanz
erschien uns oft schon als eine Allegorie unsrer Zeit. Der Bauer unter den
letzten Tänzern könnte die todte Leibeigenschaft bedeuten, der Bürger das ster¬
bende Zunftwesen, der Kriegsmann neben ihm vielleicht den letzten Schlüsscl-
soldaten. Weiter nach oben zu treffen wir einen mürrisch blickenden Ritter,
wohl das untergehende Junkerthum. Noch weiter hinauf in der Kette er¬
scheinen Herren von fürstlichem Stand, unter denen wir uns an alle Persön¬
lichkeiten erinnert finden können, die in den letzten Jahrzehnten, weil sie mit


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[0358] heilige Vater wird also kein derartiges Zugeständnis; machen. Auch ein Conclave würde dies nicht thun dürfen, ebensowenig ein neuer Papst wie seine Nachfolger von Jahrhundert zu Jahrhundert." Das heißt, wenn irgend etwas, ein klarer und energischer Bescheid, und was mehr ist. es enthält die volle Wahrheit. Vater Non-Possumus wurde wiederholt ersucht, sein Regiment dem Geist der Zeit anzupassen, und er kennt als Ewiger und Unveränderlicher keinen Geist der Zeit, er antwortete, wo es nicht anders ging, mit Reformen, die bloßer Schein waren. Vater Non-Possumus wurde angegangen, dem Kaiser zu ge¬ ben, was des Kaisers ist, und als Stellvertreter Gottes zu behalten, was Got¬ tes ist; er entgegnete non xossumus und verlor in Folge dessen einen großen Theil dessen, was nach der Ansicht der Italiener des Kaisers und einen noch gioßern Theil dessen, was Gottes ist, d. h. der Achtung vor der geistlichen Würde des Papstthums. Vater Non-Possumus erhielt von zehntausend seiner Kinder ein Mißtrauensvotum, dessen Revers ein Vertrauensvotum für seinen Sohn V>c>or Emanuel war. Er blieb bei seinem non xossumus. Vater Non- Possumus bekam als Neujahrwunsch von Paris die dringende Mahnung, sich mit Italien zu versöhne», und wieder war's ein von possumus, das er zur Antwort gab. Er kann nicht anders, er darf nicht anders, er hat's ge¬ schworen. Vater Non-Possumus ist nicht der jetzige Papst, nicht über¬ haupt ein Papst, er ist der Geist des Mittelalters auf dem Stuhl des heiligen Petrus, und mit dem ist kein Transigircn. Er hat sein Gewissen, er hat sein Recht, und das will er behalten. Es wird somit nichts übrig bleiben, als daß die, welche sein Gewissen nicht besitzen, seinen Eid nicht geleistet haben, ihm helfen, dem geistlichen Papstthum die Last des weltlichen, unter der es leidet, ohne sie loswerden zu können, abnehmen und damit ihm selbst und der ganzen katholischen Christenheit den gestörten Seelen, frieden wieder geben. Auf den Scheuncnhösen bei Dresden zeigt der Friedhof noch einen der alten Todtentänze. Freund Hain mit der Hippe führt einen Reigen von allerlei Volk. Vornehmen und Geringen, Geistlichen und Weltlichen und sagt zu jedem Theilnehmer der Polonaise ein schöngercimtes Sprüchlein. Dieser Todtentanz erschien uns oft schon als eine Allegorie unsrer Zeit. Der Bauer unter den letzten Tänzern könnte die todte Leibeigenschaft bedeuten, der Bürger das ster¬ bende Zunftwesen, der Kriegsmann neben ihm vielleicht den letzten Schlüsscl- soldaten. Weiter nach oben zu treffen wir einen mürrisch blickenden Ritter, wohl das untergehende Junkerthum. Noch weiter hinauf in der Kette er¬ scheinen Herren von fürstlichem Stand, unter denen wir uns an alle Persön¬ lichkeiten erinnert finden können, die in den letzten Jahrzehnten, weil sie mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/358>, abgerufen am 27.12.2024.