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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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lischen Qualitäten sind seit Jahr und Ma. bekannt und durch die außeror-
dentliche Gleichmäßigkeit und Genauigkeit, mit der eine Tetrd'ung aufgemacht
ist wie die andere, haben sie die Chinesen so verwöhnt, daß sie Alles, was
nicht so ist. mit Mißtrauen ansehen Und noch mißtrauischer werden, wenn sie W
einmal getäuscht haben. Die Thatsache, daß der Verbrauch dieses Artikels
nM jedem Jahre wächst, muß unsre Fabrikanten veranlassen. alle Kräfte auf¬
zubieten, um den Engländern erfolgreiche Concurrenz zu machen.

Dieselben Gründe können es nicht sei", weiche deutsche Tuche bis setzt in
so geringem Maße an den chinesischen Markt dringen, da dieselben in Ame¬
rika England ganz geschlagen haben, wobei noch nicht einmal in Anschlag gebracht
ist. daß bedeutende Sendungen deutscher Tuche ungefärbt nach England gehen
und von dort appretirt als englische in die Welt geschickt werden. Es kann
also nur an mangelndem Unternehmungsgeist und der Bequemlichkeit biegen,
welche verschmäht auf die Eigenthümlichkeiten einzugeben, die der chinesische
Kunde verlangt. "Die Fabrikation der Zephyre", sagt der Bericht, "liegt
meistens in den Händen kleinerer Tuchmacher und solcher Leute, welche nicht
im Stand sind ein Geschäft. nach China direct zu machen oder überhaupt
nur einen Ballen nach China nach Vorschrift aufzumachen. Alle diese Qua-
litäten werden auch für andere Gegenden durch Zwischenhäute gekauft; will
nun ein Kommissionär einen Versuch für China machen und verlangt die
Waare bei gleicher Qualität 61 Zoll, anstatt 48 oder 50 breit, so kann er
sicher sein, daß die Meisten sich gar nicht daraus einlassen. Sie arbeiten wie
Vater und Großvater ihre gewohnte Qualität und hassen die Mühe, ihren
Webstuhl anders einzurichten, obschon diese in nichts Anderem besteht, als das
Geschirr 2500 Fäden hoch zu machen, während es vorher vielleicht 1900 bis
2000 doch war. Läßt sich aber wirklich Einer darauf ein, so fangen die
Verdrießlichkeiten erst recht an: sind die Probestücke gut und einigt man
sich.über den Preis für eine größere Partie, so wird nach allen Seiten hin
gespart, an Kette wie Einschlag, um etwas mehr zu verdienen, und man be¬
kommt schließlich eine ganz andere Waare, als man bestellt hat."

Die Hauptsache scheint uns danach zu sein. daß die Theilung der Arbeit
richtiger durchgeführt werde als bisher. Ein Fabrikant ist selten geeignet. ti°
reel'e Geschäfte nach China zu machen, deutsche Häuser in den Hafenplätzen
müssen die Sache in die Hand nehmen, die Waare in den Fabnkortcn ge-
MN nach den dort nöthigen Vorschriften machen lassen, und sie selbst ver¬
packen, dann würden deutsche Tuche die englischen in China so gut schlagen
könne" wie in Amerika, während jetzt die letztern eine Art Monopol genießen
"ello im Süden auch die russische Waare verdrängt haben. Im Norden be¬
hauptet letztere den Markt und wird auel schwer von der unsrigen zu verdrän¬
gen das russische Geschüft basirt auf dem Tauschhandel in Kiächta und


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lischen Qualitäten sind seit Jahr und Ma. bekannt und durch die außeror-
dentliche Gleichmäßigkeit und Genauigkeit, mit der eine Tetrd'ung aufgemacht
ist wie die andere, haben sie die Chinesen so verwöhnt, daß sie Alles, was
nicht so ist. mit Mißtrauen ansehen Und noch mißtrauischer werden, wenn sie W
einmal getäuscht haben. Die Thatsache, daß der Verbrauch dieses Artikels
nM jedem Jahre wächst, muß unsre Fabrikanten veranlassen. alle Kräfte auf¬
zubieten, um den Engländern erfolgreiche Concurrenz zu machen.

Dieselben Gründe können es nicht sei», weiche deutsche Tuche bis setzt in
so geringem Maße an den chinesischen Markt dringen, da dieselben in Ame¬
rika England ganz geschlagen haben, wobei noch nicht einmal in Anschlag gebracht
ist. daß bedeutende Sendungen deutscher Tuche ungefärbt nach England gehen
und von dort appretirt als englische in die Welt geschickt werden. Es kann
also nur an mangelndem Unternehmungsgeist und der Bequemlichkeit biegen,
welche verschmäht auf die Eigenthümlichkeiten einzugeben, die der chinesische
Kunde verlangt. „Die Fabrikation der Zephyre", sagt der Bericht, „liegt
meistens in den Händen kleinerer Tuchmacher und solcher Leute, welche nicht
im Stand sind ein Geschäft. nach China direct zu machen oder überhaupt
nur einen Ballen nach China nach Vorschrift aufzumachen. Alle diese Qua-
litäten werden auch für andere Gegenden durch Zwischenhäute gekauft; will
nun ein Kommissionär einen Versuch für China machen und verlangt die
Waare bei gleicher Qualität 61 Zoll, anstatt 48 oder 50 breit, so kann er
sicher sein, daß die Meisten sich gar nicht daraus einlassen. Sie arbeiten wie
Vater und Großvater ihre gewohnte Qualität und hassen die Mühe, ihren
Webstuhl anders einzurichten, obschon diese in nichts Anderem besteht, als das
Geschirr 2500 Fäden hoch zu machen, während es vorher vielleicht 1900 bis
2000 doch war. Läßt sich aber wirklich Einer darauf ein, so fangen die
Verdrießlichkeiten erst recht an: sind die Probestücke gut und einigt man
sich.über den Preis für eine größere Partie, so wird nach allen Seiten hin
gespart, an Kette wie Einschlag, um etwas mehr zu verdienen, und man be¬
kommt schließlich eine ganz andere Waare, als man bestellt hat."

Die Hauptsache scheint uns danach zu sein. daß die Theilung der Arbeit
richtiger durchgeführt werde als bisher. Ein Fabrikant ist selten geeignet. ti°
reel'e Geschäfte nach China zu machen, deutsche Häuser in den Hafenplätzen
müssen die Sache in die Hand nehmen, die Waare in den Fabnkortcn ge-
MN nach den dort nöthigen Vorschriften machen lassen, und sie selbst ver¬
packen, dann würden deutsche Tuche die englischen in China so gut schlagen
könne» wie in Amerika, während jetzt die letztern eine Art Monopol genießen
»ello im Süden auch die russische Waare verdrängt haben. Im Norden be¬
hauptet letztere den Markt und wird auel schwer von der unsrigen zu verdrän¬
gen das russische Geschüft basirt auf dem Tauschhandel in Kiächta und


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[0339] lischen Qualitäten sind seit Jahr und Ma. bekannt und durch die außeror- dentliche Gleichmäßigkeit und Genauigkeit, mit der eine Tetrd'ung aufgemacht ist wie die andere, haben sie die Chinesen so verwöhnt, daß sie Alles, was nicht so ist. mit Mißtrauen ansehen Und noch mißtrauischer werden, wenn sie W einmal getäuscht haben. Die Thatsache, daß der Verbrauch dieses Artikels nM jedem Jahre wächst, muß unsre Fabrikanten veranlassen. alle Kräfte auf¬ zubieten, um den Engländern erfolgreiche Concurrenz zu machen. Dieselben Gründe können es nicht sei», weiche deutsche Tuche bis setzt in so geringem Maße an den chinesischen Markt dringen, da dieselben in Ame¬ rika England ganz geschlagen haben, wobei noch nicht einmal in Anschlag gebracht ist. daß bedeutende Sendungen deutscher Tuche ungefärbt nach England gehen und von dort appretirt als englische in die Welt geschickt werden. Es kann also nur an mangelndem Unternehmungsgeist und der Bequemlichkeit biegen, welche verschmäht auf die Eigenthümlichkeiten einzugeben, die der chinesische Kunde verlangt. „Die Fabrikation der Zephyre", sagt der Bericht, „liegt meistens in den Händen kleinerer Tuchmacher und solcher Leute, welche nicht im Stand sind ein Geschäft. nach China direct zu machen oder überhaupt nur einen Ballen nach China nach Vorschrift aufzumachen. Alle diese Qua- litäten werden auch für andere Gegenden durch Zwischenhäute gekauft; will nun ein Kommissionär einen Versuch für China machen und verlangt die Waare bei gleicher Qualität 61 Zoll, anstatt 48 oder 50 breit, so kann er sicher sein, daß die Meisten sich gar nicht daraus einlassen. Sie arbeiten wie Vater und Großvater ihre gewohnte Qualität und hassen die Mühe, ihren Webstuhl anders einzurichten, obschon diese in nichts Anderem besteht, als das Geschirr 2500 Fäden hoch zu machen, während es vorher vielleicht 1900 bis 2000 doch war. Läßt sich aber wirklich Einer darauf ein, so fangen die Verdrießlichkeiten erst recht an: sind die Probestücke gut und einigt man sich.über den Preis für eine größere Partie, so wird nach allen Seiten hin gespart, an Kette wie Einschlag, um etwas mehr zu verdienen, und man be¬ kommt schließlich eine ganz andere Waare, als man bestellt hat." Die Hauptsache scheint uns danach zu sein. daß die Theilung der Arbeit richtiger durchgeführt werde als bisher. Ein Fabrikant ist selten geeignet. ti° reel'e Geschäfte nach China zu machen, deutsche Häuser in den Hafenplätzen müssen die Sache in die Hand nehmen, die Waare in den Fabnkortcn ge- MN nach den dort nöthigen Vorschriften machen lassen, und sie selbst ver¬ packen, dann würden deutsche Tuche die englischen in China so gut schlagen könne» wie in Amerika, während jetzt die letztern eine Art Monopol genießen »ello im Süden auch die russische Waare verdrängt haben. Im Norden be¬ hauptet letztere den Markt und wird auel schwer von der unsrigen zu verdrän¬ gen das russische Geschüft basirt auf dem Tauschhandel in Kiächta und 42*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/339>, abgerufen am 23.07.2024.