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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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carischen Hafen Entschädigung für jene Gewaltthaten und Anerkennung des
mit Santa Arni abgeschl offnen Vertrags zu erzwingen'. Da indeß die Ver¬
einigten Staaten, von Mexico um Hilft angegangen, indirecte Unterstützung
versprachen und Miene machten, Freibeuter-Züge nach Cuba zu senden, so
entschloß man sich spanischerseits den Angriff auf gelegnere Zeit zu vertagen
und begnügte sich, unter der Hand von den Antillen aus die Pläne der re¬
gierungsfeindlichen Partei in Mexico zu begünstigen.

Um dieselbe Zeit verdarb man es auch mit England, indem der Gou¬
verneur von Guadalaxara den britischen Konsul Barron in Tepic, der sich in
Politische Handel gemischt, von seinem Posten vertrieb. Indeß wurde dieser
Streit durch Entschädigung und Wiedereinsetzung Barrons wieder ausge¬
glichen.

Schwieriger war mit der Empörung des liberalen Generals Vidcmrri
fertig zu werden, welcher, zum Gouverneur von Cohabnila ernannt, diesen
Staat, ohne die Zustimmung der Regierung und des Kongresses eingeholt zu
haben, mit dem nachbarlichen Nuevo Leon verbunden hatte und sich über¬
haupt keine Rücksicht auf die zur Beschränkung der Macht der Provinzialre-
gienmgen ergangnen Erlasse des Präsidenten auferlegte. Comonfort setzte ihn
ab und entsandte ein Heer gegen ihn, mußte indeß froh sein, daß am 18.No¬
vember 1856 zwischen seinen Generalen und Vidcmrri ein Vertrag zu Stande
kam, in welchem letzterer ihn gegen Zugeständnisse, welche den eigenmächtigen
Gouverneur in den fast unumschränkten Besitz sämmtlicher Nordprovinzen
brachten, als Präsident anerkannte.

Inzwischen arbeitete die Geistlichkeit weiter südlich eifrig an Aufständen,
um den zwischen den Liberalen entstandnen Zwist zu benutzen, und es erho.
ven sich in mehren Orten gefährliche Aufstände. Eine Verschwörung der An¬
hänger Santa Ana's in der Hauptstadt, die im August 1856 ausbrechen sollte,
wurde noch zu rechter Zeit entdeckt und durch Verbannung der Anstifter ver¬
eitelt. Am 20. October pronuncirte sich die Garnison von Puebla unter dem
Obersten Orihuela für die Klerikalen, und zu gleicher Zeit erhob sich in den
Ebnen von Apar der Oberst Osollo gegen Comonfort. Der Regierungs¬
general Moreno schlug zwar diese Versuche nieder, aber wenige Tage nach
Zersprengung der Insurgenten veranlaßten die mit der Geistlichkeit verbunde¬
nen Conservativen eine Empörung der Garnison von San Luis Potosi. An
Spitze stand Jose Maria Alsaro, der, um sich Mittel zu verschaffen, eine
Zwangsanleihe aufschrieb, und zugleich 24,000 Dollars wegnahm, die im eng¬
lischen Consulate der Stadt in Verwahrung lagen. Auch dieser Pulses wurde
von der Negierung ohne große Anstrengung bewältigt, indem Osollo, der den
Oberbefehl über die Aufständischen übernommen, am 7. Febr. 1857 vom Ge¬
neral Parrodi am Magdalcnenberge geschlagen und der Rest der Insurgenten


carischen Hafen Entschädigung für jene Gewaltthaten und Anerkennung des
mit Santa Arni abgeschl offnen Vertrags zu erzwingen'. Da indeß die Ver¬
einigten Staaten, von Mexico um Hilft angegangen, indirecte Unterstützung
versprachen und Miene machten, Freibeuter-Züge nach Cuba zu senden, so
entschloß man sich spanischerseits den Angriff auf gelegnere Zeit zu vertagen
und begnügte sich, unter der Hand von den Antillen aus die Pläne der re¬
gierungsfeindlichen Partei in Mexico zu begünstigen.

Um dieselbe Zeit verdarb man es auch mit England, indem der Gou¬
verneur von Guadalaxara den britischen Konsul Barron in Tepic, der sich in
Politische Handel gemischt, von seinem Posten vertrieb. Indeß wurde dieser
Streit durch Entschädigung und Wiedereinsetzung Barrons wieder ausge¬
glichen.

Schwieriger war mit der Empörung des liberalen Generals Vidcmrri
fertig zu werden, welcher, zum Gouverneur von Cohabnila ernannt, diesen
Staat, ohne die Zustimmung der Regierung und des Kongresses eingeholt zu
haben, mit dem nachbarlichen Nuevo Leon verbunden hatte und sich über¬
haupt keine Rücksicht auf die zur Beschränkung der Macht der Provinzialre-
gienmgen ergangnen Erlasse des Präsidenten auferlegte. Comonfort setzte ihn
ab und entsandte ein Heer gegen ihn, mußte indeß froh sein, daß am 18.No¬
vember 1856 zwischen seinen Generalen und Vidcmrri ein Vertrag zu Stande
kam, in welchem letzterer ihn gegen Zugeständnisse, welche den eigenmächtigen
Gouverneur in den fast unumschränkten Besitz sämmtlicher Nordprovinzen
brachten, als Präsident anerkannte.

Inzwischen arbeitete die Geistlichkeit weiter südlich eifrig an Aufständen,
um den zwischen den Liberalen entstandnen Zwist zu benutzen, und es erho.
ven sich in mehren Orten gefährliche Aufstände. Eine Verschwörung der An¬
hänger Santa Ana's in der Hauptstadt, die im August 1856 ausbrechen sollte,
wurde noch zu rechter Zeit entdeckt und durch Verbannung der Anstifter ver¬
eitelt. Am 20. October pronuncirte sich die Garnison von Puebla unter dem
Obersten Orihuela für die Klerikalen, und zu gleicher Zeit erhob sich in den
Ebnen von Apar der Oberst Osollo gegen Comonfort. Der Regierungs¬
general Moreno schlug zwar diese Versuche nieder, aber wenige Tage nach
Zersprengung der Insurgenten veranlaßten die mit der Geistlichkeit verbunde¬
nen Conservativen eine Empörung der Garnison von San Luis Potosi. An
Spitze stand Jose Maria Alsaro, der, um sich Mittel zu verschaffen, eine
Zwangsanleihe aufschrieb, und zugleich 24,000 Dollars wegnahm, die im eng¬
lischen Consulate der Stadt in Verwahrung lagen. Auch dieser Pulses wurde
von der Negierung ohne große Anstrengung bewältigt, indem Osollo, der den
Oberbefehl über die Aufständischen übernommen, am 7. Febr. 1857 vom Ge¬
neral Parrodi am Magdalcnenberge geschlagen und der Rest der Insurgenten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/191>, abgerufen am 28.12.2024.