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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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war auch ein Herr v. Ludowiky. der vier Jahre bei mir in der Wirthschaft
gewesen war und den ich immer lieb gehabt hatte; das war ein eignes
Wiedersehn. Den Gefangenen ließ ich zu Zweien ein Zimmer anweisen und
stellte einen Doppelposten vor die geschlossene Thür, sonst ließ ich ihnen nichts
abgehen. Wir hatten über 200 gerade gerichtete Sensen, 30 Gewehre. 1
Fahne und 1 Trommel erobert. Jetzt kamen auch meine Leute von den an¬
dern Vorwerken, auch mein Amtmann Lachmann kam. es sing an zu dunkeln
und ich ließ den Markt erleuchten. Jede Gemeinde ward mit Hurrah Md
Jubel empfangen. Ich ordnete die Haufen, bestimmte die Führer und ließ
Neitervedetten ausstellen, dann ordnete ich den Patrouillendienst und sorgte
für Proviant, es mußte Holz herangeschafft werden und Stroh zum Lager, die
Bivouacfeuer wurden auf dem Markte angezündet und wir erwärmten uns daran.

Alles schlief. Ich konnte nicht ruhen. Ich saß auf einem Stuhl
am Brunnen, neben mir lag der Tambour; ich dachte jeden Augenblick an
einen Ueberfall. Unterdeß gingen die Rapporte regelmäßig ein, es waren
mehrere polnische Staffelten angehalten worden, nach ihren Briefen war ein
Angriff für den nächsten Tag zu besorgen. Unterdeß war mein Corps bis
auf 80 Mann Cavalerie, 80 Büchsenschützen und fast 1000 Mann mit Sensen
und Gabeln angewachsen. Mit Sonnenaufgang ließ ich zur Reveille schla¬
gen, Alles mußte antreten, und ich sprach einige Worte, worin ich die Leute
aufforderte, Gott für unsern Sieg zu danken und seinen Beistand sür die ge¬
rechte Sache zu erflehen. Aus das Commando: Mützen ab, zum Gebet!
stand Alles lautlos. Darauf ließ ick zugweise Vorbeimarschiren, theilte die
Wachen von Neuem ab. Niemand durste ohne Erlaubniß aus seiner Abthei¬
lung treten, alle Schenken mußten geschlossen bleiben, die Trunkenheit zu
verhindern. Die Juden aber mußten ein Faß mit Kaffee und einen Wagen
mit Semmeln für die kleine Armee liefern. Ich selbst bewegte mich fort¬
während unter der Menge, um die Ordnung zu erhalten. Die beiden Schlin¬
gel, welche die preußischen Wappen heruntergerissen hatten, ließ ich arretiren, die
Schützen mußten in Parade aufmarschiren, und ich verkündete ihnen, daß die beiden
Kerls die Wappen sofort wieder anschlagen sollten, widrigenfalls sie erschossen
würden. Zwanzig Schützen marschirten mit ihnen ab, ohne daß sie gewagt
Hütten, zu reden. Die Wappen waren bekränzt, ich commandirte: Achtung!
Präsentirt das Gewehr, der Tambour wirbelte, und ich brachte unserm Kö¬
nig ein Hoch aus. So gingen wir von der Post zum StcueraMt, dann zum
Bürgermeister, damit waren die Behörden wieder eingesetzt, die ganz außer
Kraft gesetzt waren. Die beiden Schurken ließ ich dann binden und schickte
sie nach T-- ans Gericht.

Unterdeß aber hatten sich in meine Truppe eine Menge Verdächtige einge¬
schlichen. Einmal wurde aus der zweiten Reihe mit einer Pistole geschossen,


war auch ein Herr v. Ludowiky. der vier Jahre bei mir in der Wirthschaft
gewesen war und den ich immer lieb gehabt hatte; das war ein eignes
Wiedersehn. Den Gefangenen ließ ich zu Zweien ein Zimmer anweisen und
stellte einen Doppelposten vor die geschlossene Thür, sonst ließ ich ihnen nichts
abgehen. Wir hatten über 200 gerade gerichtete Sensen, 30 Gewehre. 1
Fahne und 1 Trommel erobert. Jetzt kamen auch meine Leute von den an¬
dern Vorwerken, auch mein Amtmann Lachmann kam. es sing an zu dunkeln
und ich ließ den Markt erleuchten. Jede Gemeinde ward mit Hurrah Md
Jubel empfangen. Ich ordnete die Haufen, bestimmte die Führer und ließ
Neitervedetten ausstellen, dann ordnete ich den Patrouillendienst und sorgte
für Proviant, es mußte Holz herangeschafft werden und Stroh zum Lager, die
Bivouacfeuer wurden auf dem Markte angezündet und wir erwärmten uns daran.

Alles schlief. Ich konnte nicht ruhen. Ich saß auf einem Stuhl
am Brunnen, neben mir lag der Tambour; ich dachte jeden Augenblick an
einen Ueberfall. Unterdeß gingen die Rapporte regelmäßig ein, es waren
mehrere polnische Staffelten angehalten worden, nach ihren Briefen war ein
Angriff für den nächsten Tag zu besorgen. Unterdeß war mein Corps bis
auf 80 Mann Cavalerie, 80 Büchsenschützen und fast 1000 Mann mit Sensen
und Gabeln angewachsen. Mit Sonnenaufgang ließ ich zur Reveille schla¬
gen, Alles mußte antreten, und ich sprach einige Worte, worin ich die Leute
aufforderte, Gott für unsern Sieg zu danken und seinen Beistand sür die ge¬
rechte Sache zu erflehen. Aus das Commando: Mützen ab, zum Gebet!
stand Alles lautlos. Darauf ließ ick zugweise Vorbeimarschiren, theilte die
Wachen von Neuem ab. Niemand durste ohne Erlaubniß aus seiner Abthei¬
lung treten, alle Schenken mußten geschlossen bleiben, die Trunkenheit zu
verhindern. Die Juden aber mußten ein Faß mit Kaffee und einen Wagen
mit Semmeln für die kleine Armee liefern. Ich selbst bewegte mich fort¬
während unter der Menge, um die Ordnung zu erhalten. Die beiden Schlin¬
gel, welche die preußischen Wappen heruntergerissen hatten, ließ ich arretiren, die
Schützen mußten in Parade aufmarschiren, und ich verkündete ihnen, daß die beiden
Kerls die Wappen sofort wieder anschlagen sollten, widrigenfalls sie erschossen
würden. Zwanzig Schützen marschirten mit ihnen ab, ohne daß sie gewagt
Hütten, zu reden. Die Wappen waren bekränzt, ich commandirte: Achtung!
Präsentirt das Gewehr, der Tambour wirbelte, und ich brachte unserm Kö¬
nig ein Hoch aus. So gingen wir von der Post zum StcueraMt, dann zum
Bürgermeister, damit waren die Behörden wieder eingesetzt, die ganz außer
Kraft gesetzt waren. Die beiden Schurken ließ ich dann binden und schickte
sie nach T— ans Gericht.

Unterdeß aber hatten sich in meine Truppe eine Menge Verdächtige einge¬
schlichen. Einmal wurde aus der zweiten Reihe mit einer Pistole geschossen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/172>, abgerufen am 28.12.2024.