Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.Sieges des Lichtes über die Maschinisten der Finsterniß. Am frühen Morgen, Der Traum von den Lorbeeren eines Sieges über die fluchwürdigen Sieges des Lichtes über die Maschinisten der Finsterniß. Am frühen Morgen, Der Traum von den Lorbeeren eines Sieges über die fluchwürdigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0150" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113392"/> <p xml:id="ID_435" prev="#ID_434"> Sieges des Lichtes über die Maschinisten der Finsterniß. Am frühen Morgen,<lb/> der freundlichmilde nach starken Regengüssen hernieder lächelte, ertönten die<lb/> lustigen Klänge der Regimentsmusik, bald darauf brachte die Eisenbahn die<lb/> Schützen von Trient, worunter selbst ein Geistlicher, nebst vielen Gästen, dann<lb/> zogen die Meraner mit klingendem Spiel und flatternder Fahne ein, um<lb/> 11 Uhr begann die Eröffnung des Frcischießenv ans dem Scheibenstande.<lb/> Das Militär, den General an der Spitze, hatte sich in blanken Tschacko einge¬<lb/> funden, und als der Bürgermeister und Bestgeber in seiner Anrede darauf<lb/> hinwies, daß die Freiheit > er Grundstein des neuen Gebäudes, das Oest¬<lb/> reich mit Deutschland einigt, und ein Hoch ausbrachte auf den Gründer<lb/> einer glücklichen Zukunft, erscholl ein donnerndes Echo aus frohen Herzen.<lb/> Die Allegorie des Maskenzuges war voll heitern Humors, mehr spielender<lb/> Witz als aristophanischer Spott, Die alte Zeit versinnlicht durch eine riesige<lb/> Oellaterne mit nächtlichen Trabanten und Emblemen ging zu Grabe, die neue,<lb/> als Trägerin des Lichtes durch einen Gascandelaber angedeutet, mit ihren<lb/> Künsten und Erfindungen folgte ihr im Triumphe. Das Abends abgebrannte<lb/> Feuerwerk hatte Einheimische und Fremde auf einem Punkt, dem großen<lb/> Zohannesplatz. versammelt, es war eine zahllose Menge, die sich, den geist¬<lb/> lichen Fluch vergessend, einmal recht des Lebens freute. Ein Giovanelli,<lb/> Pfarrer im nahen Se. Pauls, hatte es sich nicht versage» können von der<lb/> Kanzel zu verkünden, er könne Niemanden von der Todsünde absolviren.<lb/> die durch eine Theilnahme am Lichtschießcn in Bozen begangen werde;<lb/> sein Better Heinrich suchte mit alten Kernsprüchen die Schützen abzu¬<lb/> mahnen, und wenn auch viele der letztern durch die Zudringlichkeit des,<lb/> Edelmanns irre wurden, das Boll, die große Masse ließ sich den harm¬<lb/> losen Genuß doch nicht nehmen, ja die Berichte der darob ergrimmten<lb/> Chorführer, der Barone Ignaz und Ferdinand Giovanelli in den „Tiroler<lb/> Stimmen" und „katholischen Blättern" bestätigten, daß ihre Galle seit lange<lb/> nicht so aufgeregt war als an jenem Tage.</p><lb/> <p xml:id="ID_436" next="#ID_437"> Der Traum von den Lorbeeren eines Sieges über die fluchwürdigen<lb/> Giaur auf der jungfräulichen Oase des reinen Glaubens ließ den Baron<lb/> Dipauli in Kältern nicht schlafen. Der erste Plan, alle rechtgläubigen Schützen<lb/> durch blankes Gold auf den Bestfahnen vom bozencr Scheibenstande wegzu¬<lb/> locken, erweiterte sich im Kriegsrath der Feldobersten zu einem „Gedenkschießen<lb/> der alten tirolischen Schützcnehre," das in Lana neben dem zerfallenen Stamm¬<lb/> schlosse des einstigen Landesgouverneurs und nunmehrigen Reichsraths Clemens<lb/> Grafen v. Brandes gegeben werden, und aus Nord, Ost und Süd den ganzen<lb/> Heerbann versammeln sollte, worüber unsere Ulemas und Derbische zu gebieten<lb/> hätten. Die Schaar. sonnenverfinsternd wie die Heuschrecken, sollte auch der<lb/> Regierung zeigen, mit wem sie es aufzunehmen habe, wenn sie auf dem Protestan-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0150]
Sieges des Lichtes über die Maschinisten der Finsterniß. Am frühen Morgen,
der freundlichmilde nach starken Regengüssen hernieder lächelte, ertönten die
lustigen Klänge der Regimentsmusik, bald darauf brachte die Eisenbahn die
Schützen von Trient, worunter selbst ein Geistlicher, nebst vielen Gästen, dann
zogen die Meraner mit klingendem Spiel und flatternder Fahne ein, um
11 Uhr begann die Eröffnung des Frcischießenv ans dem Scheibenstande.
Das Militär, den General an der Spitze, hatte sich in blanken Tschacko einge¬
funden, und als der Bürgermeister und Bestgeber in seiner Anrede darauf
hinwies, daß die Freiheit > er Grundstein des neuen Gebäudes, das Oest¬
reich mit Deutschland einigt, und ein Hoch ausbrachte auf den Gründer
einer glücklichen Zukunft, erscholl ein donnerndes Echo aus frohen Herzen.
Die Allegorie des Maskenzuges war voll heitern Humors, mehr spielender
Witz als aristophanischer Spott, Die alte Zeit versinnlicht durch eine riesige
Oellaterne mit nächtlichen Trabanten und Emblemen ging zu Grabe, die neue,
als Trägerin des Lichtes durch einen Gascandelaber angedeutet, mit ihren
Künsten und Erfindungen folgte ihr im Triumphe. Das Abends abgebrannte
Feuerwerk hatte Einheimische und Fremde auf einem Punkt, dem großen
Zohannesplatz. versammelt, es war eine zahllose Menge, die sich, den geist¬
lichen Fluch vergessend, einmal recht des Lebens freute. Ein Giovanelli,
Pfarrer im nahen Se. Pauls, hatte es sich nicht versage» können von der
Kanzel zu verkünden, er könne Niemanden von der Todsünde absolviren.
die durch eine Theilnahme am Lichtschießcn in Bozen begangen werde;
sein Better Heinrich suchte mit alten Kernsprüchen die Schützen abzu¬
mahnen, und wenn auch viele der letztern durch die Zudringlichkeit des,
Edelmanns irre wurden, das Boll, die große Masse ließ sich den harm¬
losen Genuß doch nicht nehmen, ja die Berichte der darob ergrimmten
Chorführer, der Barone Ignaz und Ferdinand Giovanelli in den „Tiroler
Stimmen" und „katholischen Blättern" bestätigten, daß ihre Galle seit lange
nicht so aufgeregt war als an jenem Tage.
Der Traum von den Lorbeeren eines Sieges über die fluchwürdigen
Giaur auf der jungfräulichen Oase des reinen Glaubens ließ den Baron
Dipauli in Kältern nicht schlafen. Der erste Plan, alle rechtgläubigen Schützen
durch blankes Gold auf den Bestfahnen vom bozencr Scheibenstande wegzu¬
locken, erweiterte sich im Kriegsrath der Feldobersten zu einem „Gedenkschießen
der alten tirolischen Schützcnehre," das in Lana neben dem zerfallenen Stamm¬
schlosse des einstigen Landesgouverneurs und nunmehrigen Reichsraths Clemens
Grafen v. Brandes gegeben werden, und aus Nord, Ost und Süd den ganzen
Heerbann versammeln sollte, worüber unsere Ulemas und Derbische zu gebieten
hätten. Die Schaar. sonnenverfinsternd wie die Heuschrecken, sollte auch der
Regierung zeigen, mit wem sie es aufzunehmen habe, wenn sie auf dem Protestan-
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