Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.Die Politiker des Nordens sage": Wir suchen den Zerfall der Union Wie kann der Süden, fragen andere Stimmen, uns jemals ein fried¬ 17*
Die Politiker des Nordens sage»: Wir suchen den Zerfall der Union Wie kann der Süden, fragen andere Stimmen, uns jemals ein fried¬ 17*
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Die Politiker des Nordens sage»: Wir suchen den Zerfall der Union
im Interesse der Humanität zu verhüten, und wir beweisen dies durch eine
kurze Hindeutung auf den geographischen Bau Amerikas und die sich in einan¬
der verästcnden Interessen von Süd und Nord, Seestaaten und Hinterwalds¬
staaten. Die geographischen Thatsachen, die verschiedenen Klimate, die lan¬
gen und oft ohne Rücksicht auf politische Möglichkeiten abgesteckten Grenzen,
die Flüsse, welche alle Sectionen des großen Körpers durchströmen, die Seen,
welche allen gleich nothwendig sind, und hundert ähnliche Dinge sind wie
dazu geschaffen, unaufhörliche Eisersucht, unablässige Fragen und Wirren und
schließlich blutige Kriege hervorzurufen. Die abweichenden Interessen: Frei¬
handel und Schutzzoll, aristokratische Neigungen und demokratische Vorurtheile,
freie Arbeit und Sklavenarbeit sind gerade die rechten, um die Massen auf¬
zuregen und militärische Promenaden in Vertilgungskriege zu verwandeln.
Wir können für die Union, wenn sie einmal in verschiedene Bruchtheile zer¬
spalten ist, keine andere Zukunft sehen, als das Schicksal der südamerikanischen
Republiken, verstärkt und verschlimmert durch die größere Kraft, Zähigkeit
und Rücksichtslosigkeit der angelsächsischen Natur, endlose Kriege gefolgt von
Friedensverträgen, die man nur zu schließen scheint, damit man sie verletzen
könne, Einbrüche in Nachbars Land mit keinem andern Ergebniß als Blut¬
vergießen, Nachezüge mit keinem andern Erfolg als größerer Erbitterung,
vollständige Lähmung des Handels und schließliches Verkommen und Verder¬
ben der Nation.
Wie kann der Süden, fragen andere Stimmen, uns jemals ein fried¬
licher Nachbar sein, wenn selbst lange vor dem offnen Bruch nördliche Bür-
ger im Süden nicht immer ihres Lebens sicher waren? Wir würden in we¬
niger als einem Jahr einen Zusammenstoß wegen Mißhandlung oder Beein¬
trächtigung dort reisender oder ansässig gewordener Nordländer haben. Wir
würden zu allen Zeiten eine starke Armee auf den Beinen halten müssen, um
gegen die Zumuthungen, Grenzverletzungen und Ungebührlichkeiten gegen
unsre Marine gesichert zu sein, die sich ein Volk erlauben würde, das so
ganz andere Anschauungen von den Dingen und Menschen hat, als wir.
Außerdem muß der Süden seine nationale Existenz nothwendig mit einer
Staatsschuld von wenigstens 300 Millionen Dollars beginnen. Er würde
eine Seeküste von 320 deutschen Meilen haben und nicht ein einziges Kriegs¬
schiff, höchstens ein paar hundert Schooner. Schaluppen und Ruderboote zu deren
Schutz besitzen. Wer würde alle Leuchtthürme an seinen Gestaden erhalten?
Wer würde verhüten können, daß er der ersten besten großen europäischen
Macht, die diese Region als „politische Nothwendigkeit", vielleicht in einem
Kriege mit uns zu besetzen wünschte, zur leichten Beute würde? Der Süden
muß endlich arm und roh bleiben; denn er hat sich vorgenommen, so wenig
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