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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Nordcarolina . . , 2,140 deutsche Quadratmeilen.
Südcarolina . . . 1,600 " "
Georgia .... 2,728 "
Florida .... 2.783
Alabama .... 2,386
Mississippi . . . 2,218
Arkansas .... 2.455
Louisiana.... 1.945 " "
sKexas ., . . . . 12.905 " "-- ^!
31,165 deutsche Quadratmeilen.

Die Sklavenhalter-Conföderation würde folglich einen Flächenraum von der
Größe Großbritanniens. Frankreichs, Spaniens, der Schweiz, Deutschlands.
Belgiens und Hollands umfassen und nicht weniger als sechsmal so groß als
Preußen sein.

Man sollte denken, daß diese Skizze Möglichkeiten einschlösse, glänzend ge¬
nug, um die gierigsten Wünsche nach Macht und Bedeutung in der Zukunft
und die ausschweifendste Einbildungskraft zu befriedigen, und wir glauben
nicht zu hart zu urtheilen, wenn wir einen Ehrgeiz, der sich nicht begnügen
mag, einem Staate anzugehören, der den größten in Europa (Rußland ausge¬
nommen, welches über kurz oder lang ebenfalls zerfallen muß) gleichkommt,
einen exorbitanten nennen: Warum müssen diese sechs Gruppen gerade ein
Ganzes bilden, weshalb von einem Mittelpunkt aus regiert werden, wozu alle
nach einem und demselben Capital hin gravitiren? Warum sollte der Konti¬
nent von Amerika durchaus in einen Staat, zu einer Nation zusammengefaßt
sein, während der nicht so große Kontinent Europas Lebensluft und Spiel¬
raum genug für die Entwickelung, das Gedeihen, die Sicherheit und Unab¬
hängigkeit von mehr als einem Dutzend verschiedenen Völkern, jedes mit
eigner Verfassung und eigner Art des Culturlebens hat? Warum, mit einem
Wort, sollte der Traum der Weltherrschaft, der unheilvollste aller Träume, seit
Langem verbannt von der einen Hemisphäre, sich in der andern verwirklichen
müssen? Gewiß, wenn die Union beisammen bliebe, würde sie binnen hundert
Jahren eine Macht sein, gewaltiger als je eine auf Erden war. Aber glaubt
man, daß die Beherrschung der Welt, die sie dann beanspruchen würde, weniger
drückend und weniger egoistisch sein müßte, weil ein Volk und nicht ein Ein¬
zelner es wäre, der sie ausübte?

Aber es gibt noch andere Befürchtungen in dem Gemüth der Ame¬
rikaner, welche vielleicht noch mehr als die angeführten aus ihnen lasten
und sie noch mächtiger zu dem Entschluß bestimmen, ihre Einwilligung zum
Ausscheiden des Südens selbst auf die Gefahr und die Kosten eines verzwei¬
felten und langwierigen Bürgerkriegs zu versagen.
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Nordcarolina . . , 2,140 deutsche Quadratmeilen.
Südcarolina . . . 1,600 „ „
Georgia .... 2,728 „
Florida .... 2.783
Alabama .... 2,386
Mississippi . . . 2,218
Arkansas .... 2.455
Louisiana.... 1.945 „ „
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31,165 deutsche Quadratmeilen.

Die Sklavenhalter-Conföderation würde folglich einen Flächenraum von der
Größe Großbritanniens. Frankreichs, Spaniens, der Schweiz, Deutschlands.
Belgiens und Hollands umfassen und nicht weniger als sechsmal so groß als
Preußen sein.

Man sollte denken, daß diese Skizze Möglichkeiten einschlösse, glänzend ge¬
nug, um die gierigsten Wünsche nach Macht und Bedeutung in der Zukunft
und die ausschweifendste Einbildungskraft zu befriedigen, und wir glauben
nicht zu hart zu urtheilen, wenn wir einen Ehrgeiz, der sich nicht begnügen
mag, einem Staate anzugehören, der den größten in Europa (Rußland ausge¬
nommen, welches über kurz oder lang ebenfalls zerfallen muß) gleichkommt,
einen exorbitanten nennen: Warum müssen diese sechs Gruppen gerade ein
Ganzes bilden, weshalb von einem Mittelpunkt aus regiert werden, wozu alle
nach einem und demselben Capital hin gravitiren? Warum sollte der Konti¬
nent von Amerika durchaus in einen Staat, zu einer Nation zusammengefaßt
sein, während der nicht so große Kontinent Europas Lebensluft und Spiel¬
raum genug für die Entwickelung, das Gedeihen, die Sicherheit und Unab¬
hängigkeit von mehr als einem Dutzend verschiedenen Völkern, jedes mit
eigner Verfassung und eigner Art des Culturlebens hat? Warum, mit einem
Wort, sollte der Traum der Weltherrschaft, der unheilvollste aller Träume, seit
Langem verbannt von der einen Hemisphäre, sich in der andern verwirklichen
müssen? Gewiß, wenn die Union beisammen bliebe, würde sie binnen hundert
Jahren eine Macht sein, gewaltiger als je eine auf Erden war. Aber glaubt
man, daß die Beherrschung der Welt, die sie dann beanspruchen würde, weniger
drückend und weniger egoistisch sein müßte, weil ein Volk und nicht ein Ein¬
zelner es wäre, der sie ausübte?

Aber es gibt noch andere Befürchtungen in dem Gemüth der Ame¬
rikaner, welche vielleicht noch mehr als die angeführten aus ihnen lasten
und sie noch mächtiger zu dem Entschluß bestimmen, ihre Einwilligung zum
Ausscheiden des Südens selbst auf die Gefahr und die Kosten eines verzwei¬
felten und langwierigen Bürgerkriegs zu versagen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/138>, abgerufen am 28.12.2024.