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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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ihre Hilfe soll schon der ägyptische König Psammetich sich die Herrschaft über
ganz Griechenland gewonnen haben, und später "schweiften sie", wee Strabo
sagt, "durch ganz Griechenland, für Sold Kriegsdienste leistend." Besonders
darum haftete auch an ihrem Namen die Schmach heller und sklavischer Ge¬
sinnung. Ebensogern verdingten sich die Kreter als Bogenschützen und Schleu¬
derer. und sie standen gleichfalls wegen Unzuverlässigkeit und Unredlichkeit in
schlechtem Rufe. Neben ihnen, die man später überall, auch bei den römi¬
schen Heeren als stehende Heerestheile trifft, wird später am häufigsten der
Arkadier Erwähnung gethan. Ihr Land, von Gebirgen ganz durchzogen, be¬
stimmte durch seine Natur die Bewohner zu Hirten und Jägern. Doch glich
das Leben derselben keineswegs den idyllischen Schilderungen alter und neuer
Dichter; sondern außer Mangel an Intelligenz zeigte dieses Völkchen eine
große Liebe zum Kriegshandwerk, und da ihre Heimath sie nur kärglich nähren
mochte, so suchten sie, gleich den Schweizern, fleißig auswärtige Solddienste.
Dem Xerxes sollen sie. wie Herodot berichtet, bereits ihre Dienste angeboten
haben. Ueber die Hälfte der 10000 Söldner des jungen Cyrus bestand nach
Ztenophons Zeugniß aus Arkadiern und Achäern.

Auch Thukydides sagt, indem er die Bundesgenossen der Athener und
Syrakusaner aufzählt: "Die Mantineer aber und die übrigen arkadischen
Söldner, die gewohnt sind, gegen jeden Feind, den man ihnen anweist,
zu fechten, achteten auch jetzt, durch den Gewinn bewogen, ihre Lands¬
leute, die mit den Korinthiern gekommen waren, ohne Berücksichtigung
der Verwandtschaft, für ihre Feinde." So heißt es auch in einem Frag-
mente des Lustspieldichters Antiphanes, wo derselbe die Hauptproducte
der einzelnen griechische" Länder und Städte demeure: "Sklaven aus
Phrygien; aus Arkadien aber Lanzknechte." In der griechischen Geschichte
findet man solche gedungene Söldner zuerst als Trabanten und Leibwachter
der Tyrannen, die, wie auch Xenophon sagt, keine Freude daran fanden,
waffentüchtige und wohlbewehrte Bürger zu haben, sondern fremde Truppen
für geeigneter erachteten, um ihre Herrschaft zu stützen. Der berühmte Glücks¬
pilz Polykrates von Samos gewann und erhielt seine nur auf Gewalt ge-
baute Herrschaft nur durch Miethstruppen. Auch Piststratus bemächtigte sich
mit Hilfe der ihm vom unvorsichtigen Volke selbst bewilligten 50 Keulenträger
der athenischen Burg und der Oberherrschaft, und sein Sohn Hippias behaup-
tetete sich lange Zeit, selbst den Spartanern gegenüber, durch thessalische
Reiter. Große Heere endlich aus allerlei fremdem Kriegsvolk zusammengesetzt
stellten die Syrakusanischcn Könige in ihren vielen bürgerlichen und auswär¬
tigen Kriegen ins Feld, und die Republik Karthago bediente sich, wie die
Handelsstaaten des Mittelalters, ausschließlich der Söldner, da ihre Bürger
wegen ihrer mercantilischen Interessen dem Waffendienst stets fremd blieben.


ihre Hilfe soll schon der ägyptische König Psammetich sich die Herrschaft über
ganz Griechenland gewonnen haben, und später „schweiften sie", wee Strabo
sagt, „durch ganz Griechenland, für Sold Kriegsdienste leistend." Besonders
darum haftete auch an ihrem Namen die Schmach heller und sklavischer Ge¬
sinnung. Ebensogern verdingten sich die Kreter als Bogenschützen und Schleu¬
derer. und sie standen gleichfalls wegen Unzuverlässigkeit und Unredlichkeit in
schlechtem Rufe. Neben ihnen, die man später überall, auch bei den römi¬
schen Heeren als stehende Heerestheile trifft, wird später am häufigsten der
Arkadier Erwähnung gethan. Ihr Land, von Gebirgen ganz durchzogen, be¬
stimmte durch seine Natur die Bewohner zu Hirten und Jägern. Doch glich
das Leben derselben keineswegs den idyllischen Schilderungen alter und neuer
Dichter; sondern außer Mangel an Intelligenz zeigte dieses Völkchen eine
große Liebe zum Kriegshandwerk, und da ihre Heimath sie nur kärglich nähren
mochte, so suchten sie, gleich den Schweizern, fleißig auswärtige Solddienste.
Dem Xerxes sollen sie. wie Herodot berichtet, bereits ihre Dienste angeboten
haben. Ueber die Hälfte der 10000 Söldner des jungen Cyrus bestand nach
Ztenophons Zeugniß aus Arkadiern und Achäern.

Auch Thukydides sagt, indem er die Bundesgenossen der Athener und
Syrakusaner aufzählt: „Die Mantineer aber und die übrigen arkadischen
Söldner, die gewohnt sind, gegen jeden Feind, den man ihnen anweist,
zu fechten, achteten auch jetzt, durch den Gewinn bewogen, ihre Lands¬
leute, die mit den Korinthiern gekommen waren, ohne Berücksichtigung
der Verwandtschaft, für ihre Feinde." So heißt es auch in einem Frag-
mente des Lustspieldichters Antiphanes, wo derselbe die Hauptproducte
der einzelnen griechische» Länder und Städte demeure: „Sklaven aus
Phrygien; aus Arkadien aber Lanzknechte." In der griechischen Geschichte
findet man solche gedungene Söldner zuerst als Trabanten und Leibwachter
der Tyrannen, die, wie auch Xenophon sagt, keine Freude daran fanden,
waffentüchtige und wohlbewehrte Bürger zu haben, sondern fremde Truppen
für geeigneter erachteten, um ihre Herrschaft zu stützen. Der berühmte Glücks¬
pilz Polykrates von Samos gewann und erhielt seine nur auf Gewalt ge-
baute Herrschaft nur durch Miethstruppen. Auch Piststratus bemächtigte sich
mit Hilfe der ihm vom unvorsichtigen Volke selbst bewilligten 50 Keulenträger
der athenischen Burg und der Oberherrschaft, und sein Sohn Hippias behaup-
tetete sich lange Zeit, selbst den Spartanern gegenüber, durch thessalische
Reiter. Große Heere endlich aus allerlei fremdem Kriegsvolk zusammengesetzt
stellten die Syrakusanischcn Könige in ihren vielen bürgerlichen und auswär¬
tigen Kriegen ins Feld, und die Republik Karthago bediente sich, wie die
Handelsstaaten des Mittelalters, ausschließlich der Söldner, da ihre Bürger
wegen ihrer mercantilischen Interessen dem Waffendienst stets fremd blieben.


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[0106] ihre Hilfe soll schon der ägyptische König Psammetich sich die Herrschaft über ganz Griechenland gewonnen haben, und später „schweiften sie", wee Strabo sagt, „durch ganz Griechenland, für Sold Kriegsdienste leistend." Besonders darum haftete auch an ihrem Namen die Schmach heller und sklavischer Ge¬ sinnung. Ebensogern verdingten sich die Kreter als Bogenschützen und Schleu¬ derer. und sie standen gleichfalls wegen Unzuverlässigkeit und Unredlichkeit in schlechtem Rufe. Neben ihnen, die man später überall, auch bei den römi¬ schen Heeren als stehende Heerestheile trifft, wird später am häufigsten der Arkadier Erwähnung gethan. Ihr Land, von Gebirgen ganz durchzogen, be¬ stimmte durch seine Natur die Bewohner zu Hirten und Jägern. Doch glich das Leben derselben keineswegs den idyllischen Schilderungen alter und neuer Dichter; sondern außer Mangel an Intelligenz zeigte dieses Völkchen eine große Liebe zum Kriegshandwerk, und da ihre Heimath sie nur kärglich nähren mochte, so suchten sie, gleich den Schweizern, fleißig auswärtige Solddienste. Dem Xerxes sollen sie. wie Herodot berichtet, bereits ihre Dienste angeboten haben. Ueber die Hälfte der 10000 Söldner des jungen Cyrus bestand nach Ztenophons Zeugniß aus Arkadiern und Achäern. Auch Thukydides sagt, indem er die Bundesgenossen der Athener und Syrakusaner aufzählt: „Die Mantineer aber und die übrigen arkadischen Söldner, die gewohnt sind, gegen jeden Feind, den man ihnen anweist, zu fechten, achteten auch jetzt, durch den Gewinn bewogen, ihre Lands¬ leute, die mit den Korinthiern gekommen waren, ohne Berücksichtigung der Verwandtschaft, für ihre Feinde." So heißt es auch in einem Frag- mente des Lustspieldichters Antiphanes, wo derselbe die Hauptproducte der einzelnen griechische» Länder und Städte demeure: „Sklaven aus Phrygien; aus Arkadien aber Lanzknechte." In der griechischen Geschichte findet man solche gedungene Söldner zuerst als Trabanten und Leibwachter der Tyrannen, die, wie auch Xenophon sagt, keine Freude daran fanden, waffentüchtige und wohlbewehrte Bürger zu haben, sondern fremde Truppen für geeigneter erachteten, um ihre Herrschaft zu stützen. Der berühmte Glücks¬ pilz Polykrates von Samos gewann und erhielt seine nur auf Gewalt ge- baute Herrschaft nur durch Miethstruppen. Auch Piststratus bemächtigte sich mit Hilfe der ihm vom unvorsichtigen Volke selbst bewilligten 50 Keulenträger der athenischen Burg und der Oberherrschaft, und sein Sohn Hippias behaup- tetete sich lange Zeit, selbst den Spartanern gegenüber, durch thessalische Reiter. Große Heere endlich aus allerlei fremdem Kriegsvolk zusammengesetzt stellten die Syrakusanischcn Könige in ihren vielen bürgerlichen und auswär¬ tigen Kriegen ins Feld, und die Republik Karthago bediente sich, wie die Handelsstaaten des Mittelalters, ausschließlich der Söldner, da ihre Bürger wegen ihrer mercantilischen Interessen dem Waffendienst stets fremd blieben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/106>, abgerufen am 28.12.2024.