Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.Flammen der Hölle fest, daß sie um des heiligen Glaubens willen doch auf ") Seit jener Zeit kam unseres Wissens kein weiterer vor.
Flammen der Hölle fest, daß sie um des heiligen Glaubens willen doch auf ") Seit jener Zeit kam unseres Wissens kein weiterer vor.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112574"/> <p xml:id="ID_163" prev="#ID_162" next="#ID_164"> Flammen der Hölle fest, daß sie um des heiligen Glaubens willen doch auf<lb/> Erden weder Marier noch Pein erdulden wollten. „Nebelliren", meinten sie,<lb/> „thun wir deswegen nicht". AIs sie »un beisammen waren, lieh ihnen die<lb/> r. t. Statlhallerei die unerwartete Weisung zukommen, von ihrem Vorhaben,<lb/> Abgeordnete an den Ka>!er zu schicken, abzustehen, da dies mehr als alles<lb/> Vorangegangene geeignet se>, den agitatorischen und auflehnenden Charakter<lb/> der wider das Protestanlengesetz gerichteten Bestrebungen an'S Licht zu stellen,<lb/> und die offene Mißachtung des vom Statthalter erlassenen Befehls zur Schau<lb/> trage. Die armen Betrogenen ertrugen ihr Schicksal ruhig und standhaft<lb/> wie Männer. Sie ergaben sich alle voll innerer Sammlung der stillen An¬<lb/> schauung dessen, was der tirolische Gideon, Heros Haßlwandter, und die vom<lb/> Gerste Gottes erleuchteten Führer des katholischen Vereins ihnen vortrugen.<lb/> Man las, da an die gro»e Ambassade nicht mehr gedacht werden durste, die<lb/> bereit gehaltenen Bitt- und Zuschriften vor. Davon ging eine an den Kaiser,<lb/> der gebeten wurde, das Protestanlengesetz bis zur endgtltlgcn Entscheidung über<lb/> den nächsten Landtagsbeschluß etligst zu suspendiren, weil „glaubwürdigen<lb/> Vernehmen nach mehrere Güterankäufe von protestantischer Seile in naher<lb/> Aussicht ständen")", eine andere an den Papst, dem man klagte, die Revolu¬<lb/> tion rüste schon wieder zu einem neuen Angriff auf Oestreich, dem die na¬<lb/> türliche und welthistorische Ausgabe geworden, der schützende Schild der katho¬<lb/> lischen Kirche zu sein, dieselbe trachte auch das treue Tirol seiner Glaubens-<lb/> einhelt zu. berauben, jenes höchsten Besitzthums, welches keine irdischen Güter<lb/> zu er>etzen vermögen. Es handle sich um die Zukunft ihrer Kinder, für deren<lb/> Seele sie Gott verantwortlich seien. Ihr „uraltes Recht" werde nun in Zweisel<lb/> gezogen, es scheine sogar gelungen zu sein, „eine unübersteigliche Schranke<lb/> zwischen dem Herrscher und seinem treuen Volke von Tirol zu ziehen, ja selbst<lb/> ven Weg der demüthigen Bitte abzuschneiden." Folgt darauf das demüthige<lb/> Flehen um den apostolischen Segen. Beim Landesausschuß wurde eine Ver¬<lb/> wahrung eingelegt, daß das Volk von Tirol nicht bloß gehetzt, von der Geist¬<lb/> lichkeit für die Glaubeuseinhett einzustehen aufgestachelt und gezwungen, der<lb/> gemeine Mann hierin ganz unselbständig, unmündig und eigentlich gleich-<lb/> giltig sei, vielmehr erklären die Unterzeichneten vor Gott und der Welt, daß<lb/> sie sich von jenem hohen Gute vollständig überzeugt hielten, und Alles, was<lb/> sie dafür lhaien, aus voller Ueberzeugung gethan haben. An die tirolischen<lb/> Abgeordneten im östreichischen ilteichsrathe Or, Psretzschner und Johann<lb/> Bnron v. Ingram erging aber em scharfes Mißtrauensvotum, weil Ersterer<lb/> unterstützt vom Letzteren am 1. Juni eine Jnterpellation an das Staatsmini-<lb/> stenum gerichtet, „welche im grellen Widersprüche mit der ihnen wohlbekannten</p><lb/> <note xml:id="FID_8" place="foot"> ") Seit jener Zeit kam unseres Wissens kein weiterer vor.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
Flammen der Hölle fest, daß sie um des heiligen Glaubens willen doch auf
Erden weder Marier noch Pein erdulden wollten. „Nebelliren", meinten sie,
„thun wir deswegen nicht". AIs sie »un beisammen waren, lieh ihnen die
r. t. Statlhallerei die unerwartete Weisung zukommen, von ihrem Vorhaben,
Abgeordnete an den Ka>!er zu schicken, abzustehen, da dies mehr als alles
Vorangegangene geeignet se>, den agitatorischen und auflehnenden Charakter
der wider das Protestanlengesetz gerichteten Bestrebungen an'S Licht zu stellen,
und die offene Mißachtung des vom Statthalter erlassenen Befehls zur Schau
trage. Die armen Betrogenen ertrugen ihr Schicksal ruhig und standhaft
wie Männer. Sie ergaben sich alle voll innerer Sammlung der stillen An¬
schauung dessen, was der tirolische Gideon, Heros Haßlwandter, und die vom
Gerste Gottes erleuchteten Führer des katholischen Vereins ihnen vortrugen.
Man las, da an die gro»e Ambassade nicht mehr gedacht werden durste, die
bereit gehaltenen Bitt- und Zuschriften vor. Davon ging eine an den Kaiser,
der gebeten wurde, das Protestanlengesetz bis zur endgtltlgcn Entscheidung über
den nächsten Landtagsbeschluß etligst zu suspendiren, weil „glaubwürdigen
Vernehmen nach mehrere Güterankäufe von protestantischer Seile in naher
Aussicht ständen")", eine andere an den Papst, dem man klagte, die Revolu¬
tion rüste schon wieder zu einem neuen Angriff auf Oestreich, dem die na¬
türliche und welthistorische Ausgabe geworden, der schützende Schild der katho¬
lischen Kirche zu sein, dieselbe trachte auch das treue Tirol seiner Glaubens-
einhelt zu. berauben, jenes höchsten Besitzthums, welches keine irdischen Güter
zu er>etzen vermögen. Es handle sich um die Zukunft ihrer Kinder, für deren
Seele sie Gott verantwortlich seien. Ihr „uraltes Recht" werde nun in Zweisel
gezogen, es scheine sogar gelungen zu sein, „eine unübersteigliche Schranke
zwischen dem Herrscher und seinem treuen Volke von Tirol zu ziehen, ja selbst
ven Weg der demüthigen Bitte abzuschneiden." Folgt darauf das demüthige
Flehen um den apostolischen Segen. Beim Landesausschuß wurde eine Ver¬
wahrung eingelegt, daß das Volk von Tirol nicht bloß gehetzt, von der Geist¬
lichkeit für die Glaubeuseinhett einzustehen aufgestachelt und gezwungen, der
gemeine Mann hierin ganz unselbständig, unmündig und eigentlich gleich-
giltig sei, vielmehr erklären die Unterzeichneten vor Gott und der Welt, daß
sie sich von jenem hohen Gute vollständig überzeugt hielten, und Alles, was
sie dafür lhaien, aus voller Ueberzeugung gethan haben. An die tirolischen
Abgeordneten im östreichischen ilteichsrathe Or, Psretzschner und Johann
Bnron v. Ingram erging aber em scharfes Mißtrauensvotum, weil Ersterer
unterstützt vom Letzteren am 1. Juni eine Jnterpellation an das Staatsmini-
stenum gerichtet, „welche im grellen Widersprüche mit der ihnen wohlbekannten
") Seit jener Zeit kam unseres Wissens kein weiterer vor.
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