Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.seid festen Muthes und weichet nicht. "Die hochwürdige Seclsorgsgeistlichkeit seid festen Muthes und weichet nicht. „Die hochwürdige Seclsorgsgeistlichkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112568"/> <p xml:id="ID_154" prev="#ID_153" next="#ID_155"> seid festen Muthes und weichet nicht. „Die hochwürdige Seclsorgsgeistlichkeit<lb/> darf sich auch in Zukunft der Theilnahme an dieser großen Lebensfrage Ti¬<lb/> rols nicht entziehen. Sie darf dies abgesehen von ihrer Amtspflicht schon<lb/> darum nicht thun, weil sonst das Volk, wenn es seine treuen Führer nicht<lb/> mehr an seiner Seite wüßte, seine eigenen Wege gehen und so in Gefahr<lb/> kommen müßte vom Wege der Gesetzlichkeit abzuirren. Ich gebe mich der<lb/> Hoffnung hin, daß ihr, ehrwürdige Brüder, bei dieser Pflichterfüllung keiner<lb/> Belästigung von Seite der Gerichtsbehörden ausgesetzt sein werdet, sollte diese<lb/> unsere Hoffnung sich nicht erfüllen, so seien wir eingedenk, daß dann die<lb/> Stunde gekommen sei, von der unser göttlicher Erlöser sagt: „„Freuet euch<lb/> und frohlocket, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel."" Also nur<lb/> wacker voran im Kampfe bis zu Kerker und Banden, die nach dem Concor-<lb/> dat nicht schwer fallen, da es für die Geistlichen besondere Strafzellcn gibt,<lb/> wo sie besser genährt werden als Andere. Was sich aber diesfalls ereignete,<lb/> meint der Bischof, dem die einschlägigen Vorgänge als deren Urheber doch<lb/> am besten bekannt sein mußten, wären weder Agitationen noch Ausschreitungen<lb/> gegen das Protestantenpatent gewesen. Der Minister sei diesfalls durchaus<lb/> falsch berichtet. Die Wahlunitriebe, Petitionen und Predigten, ja selbst die<lb/> guten Lehren in den „Tiroler Stiuuneu" gingen ja lediglich von der hoch¬<lb/> würdigen Geistlichkeit aus, die nie und unter keiner Bedingung vom Pfad<lb/> der Tugend und des Rechtes abirren kann. Viel schlauer, wie ein Mann<lb/> tiefer Beschaulichkeit, der nur in biblischen Sprüchen und Gleichnissen redet,<lb/> drückte sich der apostolische Hirte von Trient aus. der bei der Besitznahme<lb/> des neuen Sprengels seiner Schule Ehre zu machen dachte. Er hatte seine<lb/> zelotischer Studien zu den Zeiten Abels bei der Nuntiatnr in München ge¬<lb/> macht, wurde dann Propst in Bozen, spater Bischof in Verona, und hatte<lb/> den Jesuiten dort zu Missionen, hier zum Gymnasium Bahn gebrochen, er<lb/> war kein unwürdiger Lehrling der weltklugen Väter. Auch er spielte in sei¬<lb/> nem Hirtenbriefe auf den stürmischen Andrang der Verhältnisse an und sprach<lb/> die Hoffnung aus, die Gnade Gottes, die die Herzen der Fürjicu lenkt, werde<lb/> den Kaiser nach dem leuchtenden Beispiele seiner Ahnen Tirol sein theuerstes<lb/> Gut erhalten lassen. Ueber Fortschritt, politische und kirchliche Freiheit, über<lb/> Glaubenseinheit denkt er aber gerade so, wie es die conservativen Jünger<lb/> Loyola's thun, seine Sprache würde selbst seinem hohen Gönner, dem Cardinal<lb/> Rauscher, nicht Unehre machen. Im Leben, sagt er, „kommt es vor Allem<lb/> ^darauf an, daß wir den Geist der Welt fern von uns halten und seinen<lb/> Grundsätzen mit desto mehr Freimüthigkeit und Entschiedenheit entgegentreten,<lb/> je mehr er sich anstrengt, sie uns aufzudrängen. Schenkel ihm daher kein Ge¬<lb/> hör und noch weniger Zustimmung oder Beifall, ob er nun laut die Gleich-<lb/> giltigkeit in der Religion als eine Forderung der Zeit verkünde, oder mit dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
seid festen Muthes und weichet nicht. „Die hochwürdige Seclsorgsgeistlichkeit
darf sich auch in Zukunft der Theilnahme an dieser großen Lebensfrage Ti¬
rols nicht entziehen. Sie darf dies abgesehen von ihrer Amtspflicht schon
darum nicht thun, weil sonst das Volk, wenn es seine treuen Führer nicht
mehr an seiner Seite wüßte, seine eigenen Wege gehen und so in Gefahr
kommen müßte vom Wege der Gesetzlichkeit abzuirren. Ich gebe mich der
Hoffnung hin, daß ihr, ehrwürdige Brüder, bei dieser Pflichterfüllung keiner
Belästigung von Seite der Gerichtsbehörden ausgesetzt sein werdet, sollte diese
unsere Hoffnung sich nicht erfüllen, so seien wir eingedenk, daß dann die
Stunde gekommen sei, von der unser göttlicher Erlöser sagt: „„Freuet euch
und frohlocket, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel."" Also nur
wacker voran im Kampfe bis zu Kerker und Banden, die nach dem Concor-
dat nicht schwer fallen, da es für die Geistlichen besondere Strafzellcn gibt,
wo sie besser genährt werden als Andere. Was sich aber diesfalls ereignete,
meint der Bischof, dem die einschlägigen Vorgänge als deren Urheber doch
am besten bekannt sein mußten, wären weder Agitationen noch Ausschreitungen
gegen das Protestantenpatent gewesen. Der Minister sei diesfalls durchaus
falsch berichtet. Die Wahlunitriebe, Petitionen und Predigten, ja selbst die
guten Lehren in den „Tiroler Stiuuneu" gingen ja lediglich von der hoch¬
würdigen Geistlichkeit aus, die nie und unter keiner Bedingung vom Pfad
der Tugend und des Rechtes abirren kann. Viel schlauer, wie ein Mann
tiefer Beschaulichkeit, der nur in biblischen Sprüchen und Gleichnissen redet,
drückte sich der apostolische Hirte von Trient aus. der bei der Besitznahme
des neuen Sprengels seiner Schule Ehre zu machen dachte. Er hatte seine
zelotischer Studien zu den Zeiten Abels bei der Nuntiatnr in München ge¬
macht, wurde dann Propst in Bozen, spater Bischof in Verona, und hatte
den Jesuiten dort zu Missionen, hier zum Gymnasium Bahn gebrochen, er
war kein unwürdiger Lehrling der weltklugen Väter. Auch er spielte in sei¬
nem Hirtenbriefe auf den stürmischen Andrang der Verhältnisse an und sprach
die Hoffnung aus, die Gnade Gottes, die die Herzen der Fürjicu lenkt, werde
den Kaiser nach dem leuchtenden Beispiele seiner Ahnen Tirol sein theuerstes
Gut erhalten lassen. Ueber Fortschritt, politische und kirchliche Freiheit, über
Glaubenseinheit denkt er aber gerade so, wie es die conservativen Jünger
Loyola's thun, seine Sprache würde selbst seinem hohen Gönner, dem Cardinal
Rauscher, nicht Unehre machen. Im Leben, sagt er, „kommt es vor Allem
^darauf an, daß wir den Geist der Welt fern von uns halten und seinen
Grundsätzen mit desto mehr Freimüthigkeit und Entschiedenheit entgegentreten,
je mehr er sich anstrengt, sie uns aufzudrängen. Schenkel ihm daher kein Ge¬
hör und noch weniger Zustimmung oder Beifall, ob er nun laut die Gleich-
giltigkeit in der Religion als eine Forderung der Zeit verkünde, oder mit dem
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