Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.französischen Gefangenschaft wieder zurückkehrenden Kameraden des Lützow'schen Die Schilderungen, welche die Lützower von der in der französischen Ge¬ Soweit die Erzählung des tapfern Mannes. Wie der Aufgang seines Dieser Theil seines Lebens verdient eine besondere Behandlung in einem Er war eine der charakteristischen Gestalten aus der Zeit aufsteigender französischen Gefangenschaft wieder zurückkehrenden Kameraden des Lützow'schen Die Schilderungen, welche die Lützower von der in der französischen Ge¬ Soweit die Erzählung des tapfern Mannes. Wie der Aufgang seines Dieser Theil seines Lebens verdient eine besondere Behandlung in einem Er war eine der charakteristischen Gestalten aus der Zeit aufsteigender <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113018"/> <p xml:id="ID_1602" prev="#ID_1601"> französischen Gefangenschaft wieder zurückkehrenden Kameraden des Lützow'schen<lb/> Corps wieder traf. Ihr Weg führte sie über Heidelberg; Einer von ihnen,<lb/> Kruckman, ein Mecklenburger, von dessen Seite ich beim Ueberfall abgedrängt<lb/> worden war und der mich unter den feindlichen Streichen hatte erliegen sehen,<lb/> redete mich als einen Bruder seines gebliebenen Kameraden Mühlenfels an<lb/> und erstaunte nicht wenig, als ich mich als seinen wieder erstandenen Kame¬<lb/> raden zu erkennen gab. Der Jubel war groß, als ich mit ihm zu den übrigen<lb/> Kameraden ging und dieselbe Erkennungsscene sich wiederholte. Die Meisten<lb/> waren Augenzeugen meines Kampfes mit den Dragonern gewesen und hatten<lb/> mich fallen gesehen. Nachts war von den würtembergischen Dragonern meine<lb/> rothe Mütze auch noch als Wahrzeichen den gefangenen Kameraden mit den<lb/> Worten gezeigt: dem, der die rothe Mütze getragen, hätten sie seine Nase¬<lb/> weisheit eingetränkt, der habe sein Theil.</p><lb/> <p xml:id="ID_1603"> Die Schilderungen, welche die Lützower von der in der französischen Ge¬<lb/> fangenschaft erlittenen Behandlung machten, ließen es mich tief empfinden, wie<lb/> viel glücklicher ich gewesen war, der Gefangenschaft zu entgehen. Ueber Mainz<lb/> ..waren sie im Juli 1813 bis Nancy geführt; waren im August über Lyon<lb/> durch Savoyen nach Turin transportirt und am 3. September in der Festung<lb/> Fenestrelles angekommen. Im November 1813 waren sie von Fenestrelles<lb/> wieder weg in die Dauphin« geführt und hatten hier und in der Provence<lb/> den Winter verbracht. Erst im April waren sie von Grenoble nach Genf in<lb/> Folge des Pariser Friedens als Befreite gegangen und kamen nun unmuthig,<lb/> zum Theil mit zerrütteter Gesundheit, in die Heimath, nachdem von ihnen als<lb/> Opfern des Kriegsgiückes so wenig hatte gethan werden können."</p><lb/> <p xml:id="ID_1604"> Soweit die Erzählung des tapfern Mannes. Wie der Aufgang seines<lb/> Lebens wild und ungewöhnlich gewesen war, ebenso ungewöhnlich und reich an<lb/> Abenteuern sollte seine nächste Zukunft werden, leider ohne die Erhebung,<lb/> welche trotz der Wunden und Gefahren im Kriege seine Kraft so hoch ge¬<lb/> spannt hatte. Denn mit nicht wenigen der besten Patrioten erfuhr er das<lb/> Unglück, in den nächsten Jahren einer schwächlichen und argwöhnischen Re¬<lb/> action für staatsgefährlich zu erscheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1605"> Dieser Theil seines Lebens verdient eine besondere Behandlung in einem<lb/> spätern Hefte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1606"> Er war eine der charakteristischen Gestalten aus der Zeit aufsteigender<lb/> Volkskraft, von stattlichem Körper und außergewöhnlicher Muskelkraft, von<lb/> einer großen Gewalt des Willens bei allen Aufgaben seines Lebens, welche<lb/> ihn erwärmten und hoben; voll von leidenschaftlicher Begeisterung für die<lb/> Idee des Vaterlandes, der gewaltigsten Lebensäußerungen fähig.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
französischen Gefangenschaft wieder zurückkehrenden Kameraden des Lützow'schen
Corps wieder traf. Ihr Weg führte sie über Heidelberg; Einer von ihnen,
Kruckman, ein Mecklenburger, von dessen Seite ich beim Ueberfall abgedrängt
worden war und der mich unter den feindlichen Streichen hatte erliegen sehen,
redete mich als einen Bruder seines gebliebenen Kameraden Mühlenfels an
und erstaunte nicht wenig, als ich mich als seinen wieder erstandenen Kame¬
raden zu erkennen gab. Der Jubel war groß, als ich mit ihm zu den übrigen
Kameraden ging und dieselbe Erkennungsscene sich wiederholte. Die Meisten
waren Augenzeugen meines Kampfes mit den Dragonern gewesen und hatten
mich fallen gesehen. Nachts war von den würtembergischen Dragonern meine
rothe Mütze auch noch als Wahrzeichen den gefangenen Kameraden mit den
Worten gezeigt: dem, der die rothe Mütze getragen, hätten sie seine Nase¬
weisheit eingetränkt, der habe sein Theil.
Die Schilderungen, welche die Lützower von der in der französischen Ge¬
fangenschaft erlittenen Behandlung machten, ließen es mich tief empfinden, wie
viel glücklicher ich gewesen war, der Gefangenschaft zu entgehen. Ueber Mainz
..waren sie im Juli 1813 bis Nancy geführt; waren im August über Lyon
durch Savoyen nach Turin transportirt und am 3. September in der Festung
Fenestrelles angekommen. Im November 1813 waren sie von Fenestrelles
wieder weg in die Dauphin« geführt und hatten hier und in der Provence
den Winter verbracht. Erst im April waren sie von Grenoble nach Genf in
Folge des Pariser Friedens als Befreite gegangen und kamen nun unmuthig,
zum Theil mit zerrütteter Gesundheit, in die Heimath, nachdem von ihnen als
Opfern des Kriegsgiückes so wenig hatte gethan werden können."
Soweit die Erzählung des tapfern Mannes. Wie der Aufgang seines
Lebens wild und ungewöhnlich gewesen war, ebenso ungewöhnlich und reich an
Abenteuern sollte seine nächste Zukunft werden, leider ohne die Erhebung,
welche trotz der Wunden und Gefahren im Kriege seine Kraft so hoch ge¬
spannt hatte. Denn mit nicht wenigen der besten Patrioten erfuhr er das
Unglück, in den nächsten Jahren einer schwächlichen und argwöhnischen Re¬
action für staatsgefährlich zu erscheinen.
Dieser Theil seines Lebens verdient eine besondere Behandlung in einem
spätern Hefte.
Er war eine der charakteristischen Gestalten aus der Zeit aufsteigender
Volkskraft, von stattlichem Körper und außergewöhnlicher Muskelkraft, von
einer großen Gewalt des Willens bei allen Aufgaben seines Lebens, welche
ihn erwärmten und hoben; voll von leidenschaftlicher Begeisterung für die
Idee des Vaterlandes, der gewaltigsten Lebensäußerungen fähig.
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