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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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halb im Binnenland häufiger angezeigt als verzehrt wird. Es ist in der
That nothwendig, daß man gute Verbindungen hat, um echte Holsteiner zu
bekommen. Sehr oft geschieht es, daß wir statt ihrer norwegische und schot¬
tische oder helgoländer Austern erhalten, die jenen äußerlich fast ganz, inner-
lict) sehr wenig gleichen, weshalb viele Uneingeweihte die Holsteiner geradezu
verschmähen.

Die holsteiner Auster unterscheidet sich von den vorhin beschriebenen
Schwestergattungen der Natives zunächst durch ihre Größe. Sie hat mindestens
den doppelten Umfang der Whitstabler und oft den dreifachen der Ostender
Natives. Sie hat serner eine dünne, grünlichblaue untere Schale, und die
obere Schale ist stets concav, wodurch wir. sie leicht von der Helgoländerin
unterscheiden, die immer eine stark convexe Schale zeigt. Das Thierchen ist
sehr fett, weiß und zart und darum leicht zu verdauen. Sein Bart oder
Mantel ist klein, woran wir es neben der großbärtigen norwegischen und
schottischen Auster erkennen. Die Helgoländer sind die größten ihres Ge"
schlechts, erhöhen aber durch ihre sehr dicken Schalen die Steuer und Fracht
bedeutend, auch gilt im Allgemeinen von ihnen, was von den großen
Aepfeln und Kartoffeln gilt, sie eignen sich nicht für den Mann von gebilde¬
tem Geschmack und werden von ihm nur im Nothfall genossen. Noch weniger
werth sind die Norweger, die hier lediglich als Dinge erwähnt werden, die man
abzulehnen hat. Die Bremer. Nauwerter und Wangeroger verdienen ein
besseres Schicksal. Sie sind nahe Verwandte (Einige behaupten noch mehr)
der holländischen Austern. Letztere zerfallen in die Seeländer, Vliessinger,
Middelburger und Vieringer und sind ebenso gut als theuer. Für die besten
hält man die Vieringer, die aber nur selten außer Landes gehen werden.

Die spanische Auster aus der Bai von Biscaya hat dieselbe Größe wie
die holsteinische, aber einen sehr großen Bart und eine vollständig grasgrüne
Farbe. Ihr Geschmack ist vortrefflich, doch muß man sich beim Oeffnen der
Schalen und ebenso beim Lostrennen des Thieres sorgfältig in Acht nehmen,,
daß man die doppelte Schale nicht zerbricht, welche es meist einschließt; denn
diese enthält Schwefelwasserstoff-Gas. welches einen entsetzlichen Geruch und
Geschmack hat und giftige Wirkung äußert.

Die amerikanische Auster ist eine gute Mittelsorte von Auster, ziemlich
groß und. wie die Uankees behaupten, besonders gekocht oder, geröstet sehr
wohlschmeckend. Der Verfasser dieser Abhandlung hat sie wiederholt und
zwar sowohl in Suppen wie als Braten gekostet, er bleibt aber bei seiner
oben aufgestellten Regel, daß alle Kunst an der Auster schädlicher Ueberfluß
ist. und spricht in aller Artigkeit die entschiedene Meinung aus, daß der Ge¬
schmack ein verdorbener sein muß, welcher eine in Behandlung des Kochs ge-
wesene Auster der frischen vorziehen kann, jenem zarten, saftigen, milden, de-


halb im Binnenland häufiger angezeigt als verzehrt wird. Es ist in der
That nothwendig, daß man gute Verbindungen hat, um echte Holsteiner zu
bekommen. Sehr oft geschieht es, daß wir statt ihrer norwegische und schot¬
tische oder helgoländer Austern erhalten, die jenen äußerlich fast ganz, inner-
lict) sehr wenig gleichen, weshalb viele Uneingeweihte die Holsteiner geradezu
verschmähen.

Die holsteiner Auster unterscheidet sich von den vorhin beschriebenen
Schwestergattungen der Natives zunächst durch ihre Größe. Sie hat mindestens
den doppelten Umfang der Whitstabler und oft den dreifachen der Ostender
Natives. Sie hat serner eine dünne, grünlichblaue untere Schale, und die
obere Schale ist stets concav, wodurch wir. sie leicht von der Helgoländerin
unterscheiden, die immer eine stark convexe Schale zeigt. Das Thierchen ist
sehr fett, weiß und zart und darum leicht zu verdauen. Sein Bart oder
Mantel ist klein, woran wir es neben der großbärtigen norwegischen und
schottischen Auster erkennen. Die Helgoländer sind die größten ihres Ge»
schlechts, erhöhen aber durch ihre sehr dicken Schalen die Steuer und Fracht
bedeutend, auch gilt im Allgemeinen von ihnen, was von den großen
Aepfeln und Kartoffeln gilt, sie eignen sich nicht für den Mann von gebilde¬
tem Geschmack und werden von ihm nur im Nothfall genossen. Noch weniger
werth sind die Norweger, die hier lediglich als Dinge erwähnt werden, die man
abzulehnen hat. Die Bremer. Nauwerter und Wangeroger verdienen ein
besseres Schicksal. Sie sind nahe Verwandte (Einige behaupten noch mehr)
der holländischen Austern. Letztere zerfallen in die Seeländer, Vliessinger,
Middelburger und Vieringer und sind ebenso gut als theuer. Für die besten
hält man die Vieringer, die aber nur selten außer Landes gehen werden.

Die spanische Auster aus der Bai von Biscaya hat dieselbe Größe wie
die holsteinische, aber einen sehr großen Bart und eine vollständig grasgrüne
Farbe. Ihr Geschmack ist vortrefflich, doch muß man sich beim Oeffnen der
Schalen und ebenso beim Lostrennen des Thieres sorgfältig in Acht nehmen,,
daß man die doppelte Schale nicht zerbricht, welche es meist einschließt; denn
diese enthält Schwefelwasserstoff-Gas. welches einen entsetzlichen Geruch und
Geschmack hat und giftige Wirkung äußert.

Die amerikanische Auster ist eine gute Mittelsorte von Auster, ziemlich
groß und. wie die Uankees behaupten, besonders gekocht oder, geröstet sehr
wohlschmeckend. Der Verfasser dieser Abhandlung hat sie wiederholt und
zwar sowohl in Suppen wie als Braten gekostet, er bleibt aber bei seiner
oben aufgestellten Regel, daß alle Kunst an der Auster schädlicher Ueberfluß
ist. und spricht in aller Artigkeit die entschiedene Meinung aus, daß der Ge¬
schmack ein verdorbener sein muß, welcher eine in Behandlung des Kochs ge-
wesene Auster der frischen vorziehen kann, jenem zarten, saftigen, milden, de-


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[0474] halb im Binnenland häufiger angezeigt als verzehrt wird. Es ist in der That nothwendig, daß man gute Verbindungen hat, um echte Holsteiner zu bekommen. Sehr oft geschieht es, daß wir statt ihrer norwegische und schot¬ tische oder helgoländer Austern erhalten, die jenen äußerlich fast ganz, inner- lict) sehr wenig gleichen, weshalb viele Uneingeweihte die Holsteiner geradezu verschmähen. Die holsteiner Auster unterscheidet sich von den vorhin beschriebenen Schwestergattungen der Natives zunächst durch ihre Größe. Sie hat mindestens den doppelten Umfang der Whitstabler und oft den dreifachen der Ostender Natives. Sie hat serner eine dünne, grünlichblaue untere Schale, und die obere Schale ist stets concav, wodurch wir. sie leicht von der Helgoländerin unterscheiden, die immer eine stark convexe Schale zeigt. Das Thierchen ist sehr fett, weiß und zart und darum leicht zu verdauen. Sein Bart oder Mantel ist klein, woran wir es neben der großbärtigen norwegischen und schottischen Auster erkennen. Die Helgoländer sind die größten ihres Ge» schlechts, erhöhen aber durch ihre sehr dicken Schalen die Steuer und Fracht bedeutend, auch gilt im Allgemeinen von ihnen, was von den großen Aepfeln und Kartoffeln gilt, sie eignen sich nicht für den Mann von gebilde¬ tem Geschmack und werden von ihm nur im Nothfall genossen. Noch weniger werth sind die Norweger, die hier lediglich als Dinge erwähnt werden, die man abzulehnen hat. Die Bremer. Nauwerter und Wangeroger verdienen ein besseres Schicksal. Sie sind nahe Verwandte (Einige behaupten noch mehr) der holländischen Austern. Letztere zerfallen in die Seeländer, Vliessinger, Middelburger und Vieringer und sind ebenso gut als theuer. Für die besten hält man die Vieringer, die aber nur selten außer Landes gehen werden. Die spanische Auster aus der Bai von Biscaya hat dieselbe Größe wie die holsteinische, aber einen sehr großen Bart und eine vollständig grasgrüne Farbe. Ihr Geschmack ist vortrefflich, doch muß man sich beim Oeffnen der Schalen und ebenso beim Lostrennen des Thieres sorgfältig in Acht nehmen,, daß man die doppelte Schale nicht zerbricht, welche es meist einschließt; denn diese enthält Schwefelwasserstoff-Gas. welches einen entsetzlichen Geruch und Geschmack hat und giftige Wirkung äußert. Die amerikanische Auster ist eine gute Mittelsorte von Auster, ziemlich groß und. wie die Uankees behaupten, besonders gekocht oder, geröstet sehr wohlschmeckend. Der Verfasser dieser Abhandlung hat sie wiederholt und zwar sowohl in Suppen wie als Braten gekostet, er bleibt aber bei seiner oben aufgestellten Regel, daß alle Kunst an der Auster schädlicher Ueberfluß ist. und spricht in aller Artigkeit die entschiedene Meinung aus, daß der Ge¬ schmack ein verdorbener sein muß, welcher eine in Behandlung des Kochs ge- wesene Auster der frischen vorziehen kann, jenem zarten, saftigen, milden, de-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/474>, abgerufen am 29.12.2024.