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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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kein Leben verloren, obgleich das Schiff nach diesem Unfälle mit einem zehn¬
tägigen Sturme zu kämpfen hatte.

2) Vcrgleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen glü¬
hende Kugeln.

Die Anwendung glühender Kugeln gegen hölzerne Vorwände war ein
allbekanntes Mittel diese Wände in Brand zu setzen und wurde deshalb
außerordentlich viel angewendet. Sie bleiben in den Seiten des Schiffes ste¬
cken, entwickeln Rauch und Flammen und genügen, in großer Anzahl, ein
Schiff in Brand zu setzen. Es versteht sich von selbst, daß, wenn sie auch
in dem Rumpfe eines eisernen Schiffes stecken bleiben könnten, sie dieses den¬
noch nickt anzuzünden im Stande wären.

3) Vergleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen Hohl¬
kugeln mit einer Füllung von geschmolzenem Eisen.

Zu den erwähnten glühenden Kugeln konnte man oft. wenn sie im
Rumpfe des Schiffes über der Wasserlinie stecken blieben, gelangen und sie
mit Pulsen voll Wasser auslöschen. Ein viel gefährlicheres und uuauslösch-
bares Mittel, um ein Schiff in Brand zu setzen, hatte man nachher aber in
den Hohlkugeln mit einer Füllung von geschmolzenem Eisen erfunden.

Die Beschaffenheit dieses Projectiles ist folgender Art: Eine hohle Kugel
von Gußeisen, welche 3 Zoll im Durchmesser hat, wird mit etwa 40 bis 50
Pfund Gewicht geschmolzenen glühenden Eisens angefüllt. Diese Kugel wild
in die Seite eines hölzernen Schiffes abgeschossen, springt, sobald sie dieselbe
berührt, in Stücke, und das ganze flüssige Eisen entweicht nach jeder Rich¬
tung, besonders aber läuft es zwischen die Spanten, welche das Haupt¬
zimmerwerk des Schiffes bilden, zwischen denen große Zwischenräume vor¬
handen sind und durch die es in das eigentliche Herz des ganzen Baues
dringt; hierdurch wird das Schiff in Brand gesetzt, dem man meistens nicht
beikommen kann. Ein Linienschiff aber, welches sogar in seinem Innersten
in Brand gesetzt ist. und auf dem durch die Zwischenräume seines ganzen
Baues flüssiges Metall rinnt, ist ein Gebäude, das auch von der unerschrocken¬
sten Besatzung nicht lange gehalten werden kann.

Es ist also nur nothwendig, daß ein Schiff ganz aus Eisen erbaut sei,
damit solche Hohlkugeln, wenn sie dessen Seiten treffen, kemen anderen
Schaden machen können, als daß ihre Füllung wie Wasser von den Schiffs¬
seiten herabrinnt.

4) Vergleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen Per-
cussions-Bomben und gegen Granaten.

In der neueren Kriegsführung nehmen zwei Gattungen Hohlkugeln einen
wichtigen Platz ein. Jene nämlich, welche in einer gewissen Zeit explodiren,
nachdem sie abgeschossen wurden, und jene, welche explodiren, sobald sie den


kein Leben verloren, obgleich das Schiff nach diesem Unfälle mit einem zehn¬
tägigen Sturme zu kämpfen hatte.

2) Vcrgleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen glü¬
hende Kugeln.

Die Anwendung glühender Kugeln gegen hölzerne Vorwände war ein
allbekanntes Mittel diese Wände in Brand zu setzen und wurde deshalb
außerordentlich viel angewendet. Sie bleiben in den Seiten des Schiffes ste¬
cken, entwickeln Rauch und Flammen und genügen, in großer Anzahl, ein
Schiff in Brand zu setzen. Es versteht sich von selbst, daß, wenn sie auch
in dem Rumpfe eines eisernen Schiffes stecken bleiben könnten, sie dieses den¬
noch nickt anzuzünden im Stande wären.

3) Vergleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen Hohl¬
kugeln mit einer Füllung von geschmolzenem Eisen.

Zu den erwähnten glühenden Kugeln konnte man oft. wenn sie im
Rumpfe des Schiffes über der Wasserlinie stecken blieben, gelangen und sie
mit Pulsen voll Wasser auslöschen. Ein viel gefährlicheres und uuauslösch-
bares Mittel, um ein Schiff in Brand zu setzen, hatte man nachher aber in
den Hohlkugeln mit einer Füllung von geschmolzenem Eisen erfunden.

Die Beschaffenheit dieses Projectiles ist folgender Art: Eine hohle Kugel
von Gußeisen, welche 3 Zoll im Durchmesser hat, wird mit etwa 40 bis 50
Pfund Gewicht geschmolzenen glühenden Eisens angefüllt. Diese Kugel wild
in die Seite eines hölzernen Schiffes abgeschossen, springt, sobald sie dieselbe
berührt, in Stücke, und das ganze flüssige Eisen entweicht nach jeder Rich¬
tung, besonders aber läuft es zwischen die Spanten, welche das Haupt¬
zimmerwerk des Schiffes bilden, zwischen denen große Zwischenräume vor¬
handen sind und durch die es in das eigentliche Herz des ganzen Baues
dringt; hierdurch wird das Schiff in Brand gesetzt, dem man meistens nicht
beikommen kann. Ein Linienschiff aber, welches sogar in seinem Innersten
in Brand gesetzt ist. und auf dem durch die Zwischenräume seines ganzen
Baues flüssiges Metall rinnt, ist ein Gebäude, das auch von der unerschrocken¬
sten Besatzung nicht lange gehalten werden kann.

Es ist also nur nothwendig, daß ein Schiff ganz aus Eisen erbaut sei,
damit solche Hohlkugeln, wenn sie dessen Seiten treffen, kemen anderen
Schaden machen können, als daß ihre Füllung wie Wasser von den Schiffs¬
seiten herabrinnt.

4) Vergleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen Per-
cussions-Bomben und gegen Granaten.

In der neueren Kriegsführung nehmen zwei Gattungen Hohlkugeln einen
wichtigen Platz ein. Jene nämlich, welche in einer gewissen Zeit explodiren,
nachdem sie abgeschossen wurden, und jene, welche explodiren, sobald sie den


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[0442] kein Leben verloren, obgleich das Schiff nach diesem Unfälle mit einem zehn¬ tägigen Sturme zu kämpfen hatte. 2) Vcrgleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen glü¬ hende Kugeln. Die Anwendung glühender Kugeln gegen hölzerne Vorwände war ein allbekanntes Mittel diese Wände in Brand zu setzen und wurde deshalb außerordentlich viel angewendet. Sie bleiben in den Seiten des Schiffes ste¬ cken, entwickeln Rauch und Flammen und genügen, in großer Anzahl, ein Schiff in Brand zu setzen. Es versteht sich von selbst, daß, wenn sie auch in dem Rumpfe eines eisernen Schiffes stecken bleiben könnten, sie dieses den¬ noch nickt anzuzünden im Stande wären. 3) Vergleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen Hohl¬ kugeln mit einer Füllung von geschmolzenem Eisen. Zu den erwähnten glühenden Kugeln konnte man oft. wenn sie im Rumpfe des Schiffes über der Wasserlinie stecken blieben, gelangen und sie mit Pulsen voll Wasser auslöschen. Ein viel gefährlicheres und uuauslösch- bares Mittel, um ein Schiff in Brand zu setzen, hatte man nachher aber in den Hohlkugeln mit einer Füllung von geschmolzenem Eisen erfunden. Die Beschaffenheit dieses Projectiles ist folgender Art: Eine hohle Kugel von Gußeisen, welche 3 Zoll im Durchmesser hat, wird mit etwa 40 bis 50 Pfund Gewicht geschmolzenen glühenden Eisens angefüllt. Diese Kugel wild in die Seite eines hölzernen Schiffes abgeschossen, springt, sobald sie dieselbe berührt, in Stücke, und das ganze flüssige Eisen entweicht nach jeder Rich¬ tung, besonders aber läuft es zwischen die Spanten, welche das Haupt¬ zimmerwerk des Schiffes bilden, zwischen denen große Zwischenräume vor¬ handen sind und durch die es in das eigentliche Herz des ganzen Baues dringt; hierdurch wird das Schiff in Brand gesetzt, dem man meistens nicht beikommen kann. Ein Linienschiff aber, welches sogar in seinem Innersten in Brand gesetzt ist. und auf dem durch die Zwischenräume seines ganzen Baues flüssiges Metall rinnt, ist ein Gebäude, das auch von der unerschrocken¬ sten Besatzung nicht lange gehalten werden kann. Es ist also nur nothwendig, daß ein Schiff ganz aus Eisen erbaut sei, damit solche Hohlkugeln, wenn sie dessen Seiten treffen, kemen anderen Schaden machen können, als daß ihre Füllung wie Wasser von den Schiffs¬ seiten herabrinnt. 4) Vergleichungsweiser Widerstand des Eisens und des Holzes gegen Per- cussions-Bomben und gegen Granaten. In der neueren Kriegsführung nehmen zwei Gattungen Hohlkugeln einen wichtigen Platz ein. Jene nämlich, welche in einer gewissen Zeit explodiren, nachdem sie abgeschossen wurden, und jene, welche explodiren, sobald sie den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/442>, abgerufen am 23.07.2024.