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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Offiziere und Unteroffiziere werden mit der Ausbildung der Recruten beschäf.
ligt. Die Ausbildung wird der Art durchgeführt, daß am 1. April des
nächsten Jahres die Compagnieen vollständig fertig sind. Es beginnt das
Scheibenschießen, die Uebung im Terrain und das Bataillonsexerciren.
Der Cursus wird, weiter geführt, und bei den Divisionsübungen bilden diese
Bataillone und Regimenter die Reserven, die besonders zum linearen Gefecht
bestimmten Truppen.

4. Mit dem 1. October des zweiten Jahres beginnt die feinere Ausbil¬
dung im Felddienst, die Uebung des Pionier- und Artilleriedienstes, das Stu¬
dium des Terrains für alle Gefechts- und Nuheverhältnisse. Offiziere und
Unteroffiziere werden dabei zu Führern ausgebildet. Ein entsprechender theo¬
retischer Unterricht begleitet jene Uebungen. Für die Fortbildung der Unter¬
offiziere werden Schulen eingerichtet.

5. In den vollen Wintermonaten werden die Patronenarbeiten und der
eigentliche Schulunterricht vorwiegend betrieben.

6. Diese ältern Bataillone thun im. Winter allein die Wachen, an denen
die neuen Bataillone erst mit dem 1. Ayrt Theil nehmen.

7. Am 1. April beginnen für die ältern Bataillone mit IV- Jahr die¬
nenden Leuten die größeren Truppenübungen. Ende Mai, Anfang Juni
werden die Reserven zur iMgigen Uebung bei ihnen eingezogen und die
Frühjahrsübungen erhalten hiermit einen Abschluß; indem diese großen
Bataillone und Regimenter zu größeren linearen und regulären Gefechtsübun¬
gen herangezogen werden.

8. Ist es möglich, so werden die ältern Bataillone jetzt in Lagern zu¬
sammengezogen, wo das Scheibenschießen jeder Art, das Schanzen. Exerciren
und Manövriren in allen Richtungen betrieben und schließlich zum Manöver
mit den neuen Bataillonen vereint geschritten wird.

Diese Ausbildung würde die Armee zur Hälfte stets aus ganz brauch¬
baren und zu jeder Zeit und jedem Dienst disponibel" Truppen bestehen lassen
und außerdem folgende Vorzüge haben:

^. Der Gemeine würde als Soldat besser ausgebildet und für seinen
Beruf mehr interessirt werden können.

2. Der Unteroffizier würde geistig mehr angeregt und für den Gebrauch
im Kriege besser ausgebildet werden. Für seinen Schulunterricht ließe sich
besser sorgen, und für den Nachwuchs würde größere Auswahl vorhan¬
den sein.

3. Der Offizier würde dem geisttödtenden Einerlei entrückt. Die Lei¬
tung der Truppe würde schwieriger, erforderte eine erhöhte-geistige Thätigkeit
und verhinderte gleichzeitig das so frühzeitige Absterben des Nachdenkens bei
unsern Fronteossizieren. Der Offizier, hierdurch dem materiellen Leben mehr


Offiziere und Unteroffiziere werden mit der Ausbildung der Recruten beschäf.
ligt. Die Ausbildung wird der Art durchgeführt, daß am 1. April des
nächsten Jahres die Compagnieen vollständig fertig sind. Es beginnt das
Scheibenschießen, die Uebung im Terrain und das Bataillonsexerciren.
Der Cursus wird, weiter geführt, und bei den Divisionsübungen bilden diese
Bataillone und Regimenter die Reserven, die besonders zum linearen Gefecht
bestimmten Truppen.

4. Mit dem 1. October des zweiten Jahres beginnt die feinere Ausbil¬
dung im Felddienst, die Uebung des Pionier- und Artilleriedienstes, das Stu¬
dium des Terrains für alle Gefechts- und Nuheverhältnisse. Offiziere und
Unteroffiziere werden dabei zu Führern ausgebildet. Ein entsprechender theo¬
retischer Unterricht begleitet jene Uebungen. Für die Fortbildung der Unter¬
offiziere werden Schulen eingerichtet.

5. In den vollen Wintermonaten werden die Patronenarbeiten und der
eigentliche Schulunterricht vorwiegend betrieben.

6. Diese ältern Bataillone thun im. Winter allein die Wachen, an denen
die neuen Bataillone erst mit dem 1. Ayrt Theil nehmen.

7. Am 1. April beginnen für die ältern Bataillone mit IV- Jahr die¬
nenden Leuten die größeren Truppenübungen. Ende Mai, Anfang Juni
werden die Reserven zur iMgigen Uebung bei ihnen eingezogen und die
Frühjahrsübungen erhalten hiermit einen Abschluß; indem diese großen
Bataillone und Regimenter zu größeren linearen und regulären Gefechtsübun¬
gen herangezogen werden.

8. Ist es möglich, so werden die ältern Bataillone jetzt in Lagern zu¬
sammengezogen, wo das Scheibenschießen jeder Art, das Schanzen. Exerciren
und Manövriren in allen Richtungen betrieben und schließlich zum Manöver
mit den neuen Bataillonen vereint geschritten wird.

Diese Ausbildung würde die Armee zur Hälfte stets aus ganz brauch¬
baren und zu jeder Zeit und jedem Dienst disponibel» Truppen bestehen lassen
und außerdem folgende Vorzüge haben:

^. Der Gemeine würde als Soldat besser ausgebildet und für seinen
Beruf mehr interessirt werden können.

2. Der Unteroffizier würde geistig mehr angeregt und für den Gebrauch
im Kriege besser ausgebildet werden. Für seinen Schulunterricht ließe sich
besser sorgen, und für den Nachwuchs würde größere Auswahl vorhan¬
den sein.

3. Der Offizier würde dem geisttödtenden Einerlei entrückt. Die Lei¬
tung der Truppe würde schwieriger, erforderte eine erhöhte-geistige Thätigkeit
und verhinderte gleichzeitig das so frühzeitige Absterben des Nachdenkens bei
unsern Fronteossizieren. Der Offizier, hierdurch dem materiellen Leben mehr


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[0028] Offiziere und Unteroffiziere werden mit der Ausbildung der Recruten beschäf. ligt. Die Ausbildung wird der Art durchgeführt, daß am 1. April des nächsten Jahres die Compagnieen vollständig fertig sind. Es beginnt das Scheibenschießen, die Uebung im Terrain und das Bataillonsexerciren. Der Cursus wird, weiter geführt, und bei den Divisionsübungen bilden diese Bataillone und Regimenter die Reserven, die besonders zum linearen Gefecht bestimmten Truppen. 4. Mit dem 1. October des zweiten Jahres beginnt die feinere Ausbil¬ dung im Felddienst, die Uebung des Pionier- und Artilleriedienstes, das Stu¬ dium des Terrains für alle Gefechts- und Nuheverhältnisse. Offiziere und Unteroffiziere werden dabei zu Führern ausgebildet. Ein entsprechender theo¬ retischer Unterricht begleitet jene Uebungen. Für die Fortbildung der Unter¬ offiziere werden Schulen eingerichtet. 5. In den vollen Wintermonaten werden die Patronenarbeiten und der eigentliche Schulunterricht vorwiegend betrieben. 6. Diese ältern Bataillone thun im. Winter allein die Wachen, an denen die neuen Bataillone erst mit dem 1. Ayrt Theil nehmen. 7. Am 1. April beginnen für die ältern Bataillone mit IV- Jahr die¬ nenden Leuten die größeren Truppenübungen. Ende Mai, Anfang Juni werden die Reserven zur iMgigen Uebung bei ihnen eingezogen und die Frühjahrsübungen erhalten hiermit einen Abschluß; indem diese großen Bataillone und Regimenter zu größeren linearen und regulären Gefechtsübun¬ gen herangezogen werden. 8. Ist es möglich, so werden die ältern Bataillone jetzt in Lagern zu¬ sammengezogen, wo das Scheibenschießen jeder Art, das Schanzen. Exerciren und Manövriren in allen Richtungen betrieben und schließlich zum Manöver mit den neuen Bataillonen vereint geschritten wird. Diese Ausbildung würde die Armee zur Hälfte stets aus ganz brauch¬ baren und zu jeder Zeit und jedem Dienst disponibel» Truppen bestehen lassen und außerdem folgende Vorzüge haben: ^. Der Gemeine würde als Soldat besser ausgebildet und für seinen Beruf mehr interessirt werden können. 2. Der Unteroffizier würde geistig mehr angeregt und für den Gebrauch im Kriege besser ausgebildet werden. Für seinen Schulunterricht ließe sich besser sorgen, und für den Nachwuchs würde größere Auswahl vorhan¬ den sein. 3. Der Offizier würde dem geisttödtenden Einerlei entrückt. Die Lei¬ tung der Truppe würde schwieriger, erforderte eine erhöhte-geistige Thätigkeit und verhinderte gleichzeitig das so frühzeitige Absterben des Nachdenkens bei unsern Fronteossizieren. Der Offizier, hierdurch dem materiellen Leben mehr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/28>, abgerufen am 27.12.2024.