Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Scenen. Doch allmälig ging ihm die racenmäßige Größe, die ideale Ursprüng¬
lichkeit des italienischen Volkes auf; er fühlte, daß der schöne classische Wurf
der Gestalt den Ausdruck einer mächtigen, die einfache Existenz durchdringenden
Innerlichkeit vollkommen ausnehmen könne. Mit unermüdlicher Beobachtung
machte er nach den Scenen des italienischen Lebens immer neue Studien, und
so sind seine kleinen Bilder alle als Vorarbeiten zu seinen größern Gemäl-
den zu betrachten, welche die verschiedenen Daseinsformen jenes Volkes künst¬
lerisch abschließend zusammenfassen. Auf diese Weise entstanden in steigender
Linie der neapolitanische Jmprovisator (1825), die Rückkehr von der Ma¬
donna dell'Arco (1827), endlich als die Krone die Schnitter (1831). Ist in
den beiden ersten noch ein gelinder Anklang an die etwas steife und leblose
Würde der classischen Auffassung, ist besonders die Fröhlichkeit der Winzer
nicht ganz in den freien Guß des natürlichen Lebens gekommen: so ist da-
gegen in den Schnittern die Erscheinung des wirklichen Daseins wahrhaft ge¬
tränkt von der einfachen Großhett der Anschauung, die Form von der idealen
Empfindung wie gesättigt. Das ist das römische Volk in dem höchsten Mo¬
mente seiner Existenz, und daher,,im Sinne der echten Kunst ebenso wahr als
stylvoll aufgefaßt; hier war für das Genre die Verbindung des Classischen
und Romantischen vollzogen. Des Malers letztes Werk waren die Fischer von
Chioggia: daß die diese Melancholie, die Robert immer mehr umspann und
schließlich seinen Tod herbeiführte, wie der leise Widerschein eines verborgenen
Leidens über das Bild sich legt, gibt ihm einen eigenthümlichen Zauber,
ohne daß es mit den Schnittern sich messen könnte. Es hat nicht denselben
großen Zug der die Natur ganz durchdringenden Seele.

Wohl verschlägt es für die geniale Auffassung nichts, daß der Künstler jede
Figur genau nach dem Leben copirte und jedesmal mit ängstlicher Treue das Mo¬
dell zu Rathe zog: aber in der Ausführung -- ganz abgesehen davon, daß es an
der vollendeten Durchbildung fehlt--ist dieser Zwang doch sichtbar geworden. In
der Form ist eine gewisse Härte und Trockenheit, in der Farbe eine gewisse Armuth,
und die Composition befolgt so streng die Stylgesetze, daß Bischer in seiner Aesthe¬
tik dieselben an den BUdern bis ins Einzelne nachweisen konnte. Es liegt doch
u> dem rhythmischen Fluß der Anordnung etwas Absichtliches, in der Form und
dem Schwung der Gestalten etwas Typisches, das Einem den Eindruck des
mühsamen, stockenden Schaffens macht; hier wird die fragmentarische Be¬
gabung Robert's fühlbar. Was Hütte er leisten können, wenn sich ihm die Kraft
leicht und voll in die ausführende Hand ergossen hätte! Scheint es doch, wie
wenn gerade den talentvollsten Künstlern die Allerwcltsweisheit der modernen
Zeit von irgend einer Seite mit lähmender Schwere sich anhinge.

Faßte Robert seine einfachen Menschen als große, in sich vollendete Na¬
turen aus: so sollte es nun auch mit der Darstellung geschichtlicher Motive
Ernst werden, es sollte in der Erscheinung des historischen, von seinem eigenen
Wollen und Schicksal bewegten Menschen ein malerisches, aber zugleich von
einem tiefern Affect und Gebote erfülltes Leben heraustreten. Nur dann kann
die Kunst die der Geschichte entnommene Gestalt zur vollen Wirklichkeit heraus¬
bilden, wenn sie dieselbe mit ihrem Pathos, ihrem Thun und Leiden bis zur
Fußspitze durchdringt und ihr dadurch die Macht und Wucht der bei aller Be¬
wegtheit des Lebens in sich abgeschlossenen Existenz gibt. Was die Gestalt
treibt und bewegt, muß vollkommen erscheinen, ganz sichtbar werden und hoch
als Seele, als innerer Trieb und Leidenschaft in ihr bleiben, mit der Heilig¬
keit des Tages und doch.ahnungsvoll aus ihr herausleuchten, herausblitzen:
das Innere ergießt sich ganz in die äußere Bildung und setzt daher voraus,
daß diese in ihrer Eigenthümlichkeit vollendet sei, aber es muß zugleich als
tiefer, unendlicher Grund des Lebens in ihr zurückgehalten scheinen. Es war
Paul Delar vede. Vtt diese Darstellung des menschlichen Lebens im echt


Grenzboten IV. 1361. 30

Scenen. Doch allmälig ging ihm die racenmäßige Größe, die ideale Ursprüng¬
lichkeit des italienischen Volkes auf; er fühlte, daß der schöne classische Wurf
der Gestalt den Ausdruck einer mächtigen, die einfache Existenz durchdringenden
Innerlichkeit vollkommen ausnehmen könne. Mit unermüdlicher Beobachtung
machte er nach den Scenen des italienischen Lebens immer neue Studien, und
so sind seine kleinen Bilder alle als Vorarbeiten zu seinen größern Gemäl-
den zu betrachten, welche die verschiedenen Daseinsformen jenes Volkes künst¬
lerisch abschließend zusammenfassen. Auf diese Weise entstanden in steigender
Linie der neapolitanische Jmprovisator (1825), die Rückkehr von der Ma¬
donna dell'Arco (1827), endlich als die Krone die Schnitter (1831). Ist in
den beiden ersten noch ein gelinder Anklang an die etwas steife und leblose
Würde der classischen Auffassung, ist besonders die Fröhlichkeit der Winzer
nicht ganz in den freien Guß des natürlichen Lebens gekommen: so ist da-
gegen in den Schnittern die Erscheinung des wirklichen Daseins wahrhaft ge¬
tränkt von der einfachen Großhett der Anschauung, die Form von der idealen
Empfindung wie gesättigt. Das ist das römische Volk in dem höchsten Mo¬
mente seiner Existenz, und daher,,im Sinne der echten Kunst ebenso wahr als
stylvoll aufgefaßt; hier war für das Genre die Verbindung des Classischen
und Romantischen vollzogen. Des Malers letztes Werk waren die Fischer von
Chioggia: daß die diese Melancholie, die Robert immer mehr umspann und
schließlich seinen Tod herbeiführte, wie der leise Widerschein eines verborgenen
Leidens über das Bild sich legt, gibt ihm einen eigenthümlichen Zauber,
ohne daß es mit den Schnittern sich messen könnte. Es hat nicht denselben
großen Zug der die Natur ganz durchdringenden Seele.

Wohl verschlägt es für die geniale Auffassung nichts, daß der Künstler jede
Figur genau nach dem Leben copirte und jedesmal mit ängstlicher Treue das Mo¬
dell zu Rathe zog: aber in der Ausführung — ganz abgesehen davon, daß es an
der vollendeten Durchbildung fehlt—ist dieser Zwang doch sichtbar geworden. In
der Form ist eine gewisse Härte und Trockenheit, in der Farbe eine gewisse Armuth,
und die Composition befolgt so streng die Stylgesetze, daß Bischer in seiner Aesthe¬
tik dieselben an den BUdern bis ins Einzelne nachweisen konnte. Es liegt doch
u> dem rhythmischen Fluß der Anordnung etwas Absichtliches, in der Form und
dem Schwung der Gestalten etwas Typisches, das Einem den Eindruck des
mühsamen, stockenden Schaffens macht; hier wird die fragmentarische Be¬
gabung Robert's fühlbar. Was Hütte er leisten können, wenn sich ihm die Kraft
leicht und voll in die ausführende Hand ergossen hätte! Scheint es doch, wie
wenn gerade den talentvollsten Künstlern die Allerwcltsweisheit der modernen
Zeit von irgend einer Seite mit lähmender Schwere sich anhinge.

Faßte Robert seine einfachen Menschen als große, in sich vollendete Na¬
turen aus: so sollte es nun auch mit der Darstellung geschichtlicher Motive
Ernst werden, es sollte in der Erscheinung des historischen, von seinem eigenen
Wollen und Schicksal bewegten Menschen ein malerisches, aber zugleich von
einem tiefern Affect und Gebote erfülltes Leben heraustreten. Nur dann kann
die Kunst die der Geschichte entnommene Gestalt zur vollen Wirklichkeit heraus¬
bilden, wenn sie dieselbe mit ihrem Pathos, ihrem Thun und Leiden bis zur
Fußspitze durchdringt und ihr dadurch die Macht und Wucht der bei aller Be¬
wegtheit des Lebens in sich abgeschlossenen Existenz gibt. Was die Gestalt
treibt und bewegt, muß vollkommen erscheinen, ganz sichtbar werden und hoch
als Seele, als innerer Trieb und Leidenschaft in ihr bleiben, mit der Heilig¬
keit des Tages und doch.ahnungsvoll aus ihr herausleuchten, herausblitzen:
das Innere ergießt sich ganz in die äußere Bildung und setzt daher voraus,
daß diese in ihrer Eigenthümlichkeit vollendet sei, aber es muß zugleich als
tiefer, unendlicher Grund des Lebens in ihr zurückgehalten scheinen. Es war
Paul Delar vede. Vtt diese Darstellung des menschlichen Lebens im echt


Grenzboten IV. 1361. 30
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0243" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112751"/>
            <p xml:id="ID_710" prev="#ID_709"> Scenen. Doch allmälig ging ihm die racenmäßige Größe, die ideale Ursprüng¬<lb/>
lichkeit des italienischen Volkes auf; er fühlte, daß der schöne classische Wurf<lb/>
der Gestalt den Ausdruck einer mächtigen, die einfache Existenz durchdringenden<lb/>
Innerlichkeit vollkommen ausnehmen könne. Mit unermüdlicher Beobachtung<lb/>
machte er nach den Scenen des italienischen Lebens immer neue Studien, und<lb/>
so sind seine kleinen Bilder alle als Vorarbeiten zu seinen größern Gemäl-<lb/>
den zu betrachten, welche die verschiedenen Daseinsformen jenes Volkes künst¬<lb/>
lerisch abschließend zusammenfassen. Auf diese Weise entstanden in steigender<lb/>
Linie der neapolitanische Jmprovisator (1825), die Rückkehr von der Ma¬<lb/>
donna dell'Arco (1827), endlich als die Krone die Schnitter (1831). Ist in<lb/>
den beiden ersten noch ein gelinder Anklang an die etwas steife und leblose<lb/>
Würde der classischen Auffassung, ist besonders die Fröhlichkeit der Winzer<lb/>
nicht ganz in den freien Guß des natürlichen Lebens gekommen: so ist da-<lb/>
gegen in den Schnittern die Erscheinung des wirklichen Daseins wahrhaft ge¬<lb/>
tränkt von der einfachen Großhett der Anschauung, die Form von der idealen<lb/>
Empfindung wie gesättigt. Das ist das römische Volk in dem höchsten Mo¬<lb/>
mente seiner Existenz, und daher,,im Sinne der echten Kunst ebenso wahr als<lb/>
stylvoll aufgefaßt; hier war für das Genre die Verbindung des Classischen<lb/>
und Romantischen vollzogen. Des Malers letztes Werk waren die Fischer von<lb/>
Chioggia: daß die diese Melancholie, die Robert immer mehr umspann und<lb/>
schließlich seinen Tod herbeiführte, wie der leise Widerschein eines verborgenen<lb/>
Leidens über das Bild sich legt, gibt ihm einen eigenthümlichen Zauber,<lb/>
ohne daß es mit den Schnittern sich messen könnte. Es hat nicht denselben<lb/>
großen Zug der die Natur ganz durchdringenden Seele.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_711"> Wohl verschlägt es für die geniale Auffassung nichts, daß der Künstler jede<lb/>
Figur genau nach dem Leben copirte und jedesmal mit ängstlicher Treue das Mo¬<lb/>
dell zu Rathe zog: aber in der Ausführung &#x2014; ganz abgesehen davon, daß es an<lb/>
der vollendeten Durchbildung fehlt&#x2014;ist dieser Zwang doch sichtbar geworden. In<lb/>
der Form ist eine gewisse Härte und Trockenheit, in der Farbe eine gewisse Armuth,<lb/>
und die Composition befolgt so streng die Stylgesetze, daß Bischer in seiner Aesthe¬<lb/>
tik dieselben an den BUdern bis ins Einzelne nachweisen konnte. Es liegt doch<lb/>
u&gt; dem rhythmischen Fluß der Anordnung etwas Absichtliches, in der Form und<lb/>
dem Schwung der Gestalten etwas Typisches, das Einem den Eindruck des<lb/>
mühsamen, stockenden Schaffens macht; hier wird die fragmentarische Be¬<lb/>
gabung Robert's fühlbar. Was Hütte er leisten können, wenn sich ihm die Kraft<lb/>
leicht und voll in die ausführende Hand ergossen hätte! Scheint es doch, wie<lb/>
wenn gerade den talentvollsten Künstlern die Allerwcltsweisheit der modernen<lb/>
Zeit von irgend einer Seite mit lähmender Schwere sich anhinge.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_712" next="#ID_713"> Faßte Robert seine einfachen Menschen als große, in sich vollendete Na¬<lb/>
turen aus: so sollte es nun auch mit der Darstellung geschichtlicher Motive<lb/>
Ernst werden, es sollte in der Erscheinung des historischen, von seinem eigenen<lb/>
Wollen und Schicksal bewegten Menschen ein malerisches, aber zugleich von<lb/>
einem tiefern Affect und Gebote erfülltes Leben heraustreten. Nur dann kann<lb/>
die Kunst die der Geschichte entnommene Gestalt zur vollen Wirklichkeit heraus¬<lb/>
bilden, wenn sie dieselbe mit ihrem Pathos, ihrem Thun und Leiden bis zur<lb/>
Fußspitze durchdringt und ihr dadurch die Macht und Wucht der bei aller Be¬<lb/>
wegtheit des Lebens in sich abgeschlossenen Existenz gibt. Was die Gestalt<lb/>
treibt und bewegt, muß vollkommen erscheinen, ganz sichtbar werden und hoch<lb/>
als Seele, als innerer Trieb und Leidenschaft in ihr bleiben, mit der Heilig¬<lb/>
keit des Tages und doch.ahnungsvoll aus ihr herausleuchten, herausblitzen:<lb/>
das Innere ergießt sich ganz in die äußere Bildung und setzt daher voraus,<lb/>
daß diese in ihrer Eigenthümlichkeit vollendet sei, aber es muß zugleich als<lb/>
tiefer, unendlicher Grund des Lebens in ihr zurückgehalten scheinen. Es war<lb/>
Paul Delar vede. Vtt diese Darstellung des menschlichen Lebens im echt</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1361. 30</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0243] Scenen. Doch allmälig ging ihm die racenmäßige Größe, die ideale Ursprüng¬ lichkeit des italienischen Volkes auf; er fühlte, daß der schöne classische Wurf der Gestalt den Ausdruck einer mächtigen, die einfache Existenz durchdringenden Innerlichkeit vollkommen ausnehmen könne. Mit unermüdlicher Beobachtung machte er nach den Scenen des italienischen Lebens immer neue Studien, und so sind seine kleinen Bilder alle als Vorarbeiten zu seinen größern Gemäl- den zu betrachten, welche die verschiedenen Daseinsformen jenes Volkes künst¬ lerisch abschließend zusammenfassen. Auf diese Weise entstanden in steigender Linie der neapolitanische Jmprovisator (1825), die Rückkehr von der Ma¬ donna dell'Arco (1827), endlich als die Krone die Schnitter (1831). Ist in den beiden ersten noch ein gelinder Anklang an die etwas steife und leblose Würde der classischen Auffassung, ist besonders die Fröhlichkeit der Winzer nicht ganz in den freien Guß des natürlichen Lebens gekommen: so ist da- gegen in den Schnittern die Erscheinung des wirklichen Daseins wahrhaft ge¬ tränkt von der einfachen Großhett der Anschauung, die Form von der idealen Empfindung wie gesättigt. Das ist das römische Volk in dem höchsten Mo¬ mente seiner Existenz, und daher,,im Sinne der echten Kunst ebenso wahr als stylvoll aufgefaßt; hier war für das Genre die Verbindung des Classischen und Romantischen vollzogen. Des Malers letztes Werk waren die Fischer von Chioggia: daß die diese Melancholie, die Robert immer mehr umspann und schließlich seinen Tod herbeiführte, wie der leise Widerschein eines verborgenen Leidens über das Bild sich legt, gibt ihm einen eigenthümlichen Zauber, ohne daß es mit den Schnittern sich messen könnte. Es hat nicht denselben großen Zug der die Natur ganz durchdringenden Seele. Wohl verschlägt es für die geniale Auffassung nichts, daß der Künstler jede Figur genau nach dem Leben copirte und jedesmal mit ängstlicher Treue das Mo¬ dell zu Rathe zog: aber in der Ausführung — ganz abgesehen davon, daß es an der vollendeten Durchbildung fehlt—ist dieser Zwang doch sichtbar geworden. In der Form ist eine gewisse Härte und Trockenheit, in der Farbe eine gewisse Armuth, und die Composition befolgt so streng die Stylgesetze, daß Bischer in seiner Aesthe¬ tik dieselben an den BUdern bis ins Einzelne nachweisen konnte. Es liegt doch u> dem rhythmischen Fluß der Anordnung etwas Absichtliches, in der Form und dem Schwung der Gestalten etwas Typisches, das Einem den Eindruck des mühsamen, stockenden Schaffens macht; hier wird die fragmentarische Be¬ gabung Robert's fühlbar. Was Hütte er leisten können, wenn sich ihm die Kraft leicht und voll in die ausführende Hand ergossen hätte! Scheint es doch, wie wenn gerade den talentvollsten Künstlern die Allerwcltsweisheit der modernen Zeit von irgend einer Seite mit lähmender Schwere sich anhinge. Faßte Robert seine einfachen Menschen als große, in sich vollendete Na¬ turen aus: so sollte es nun auch mit der Darstellung geschichtlicher Motive Ernst werden, es sollte in der Erscheinung des historischen, von seinem eigenen Wollen und Schicksal bewegten Menschen ein malerisches, aber zugleich von einem tiefern Affect und Gebote erfülltes Leben heraustreten. Nur dann kann die Kunst die der Geschichte entnommene Gestalt zur vollen Wirklichkeit heraus¬ bilden, wenn sie dieselbe mit ihrem Pathos, ihrem Thun und Leiden bis zur Fußspitze durchdringt und ihr dadurch die Macht und Wucht der bei aller Be¬ wegtheit des Lebens in sich abgeschlossenen Existenz gibt. Was die Gestalt treibt und bewegt, muß vollkommen erscheinen, ganz sichtbar werden und hoch als Seele, als innerer Trieb und Leidenschaft in ihr bleiben, mit der Heilig¬ keit des Tages und doch.ahnungsvoll aus ihr herausleuchten, herausblitzen: das Innere ergießt sich ganz in die äußere Bildung und setzt daher voraus, daß diese in ihrer Eigenthümlichkeit vollendet sei, aber es muß zugleich als tiefer, unendlicher Grund des Lebens in ihr zurückgehalten scheinen. Es war Paul Delar vede. Vtt diese Darstellung des menschlichen Lebens im echt Grenzboten IV. 1361. 30

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/243
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/243>, abgerufen am 23.07.2024.