Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.Ophir zurück, über dessen Lage schon seit Langem die verschiedensten Meinun¬ Ophir, Opheir, Sophir, Sophara und endlich das sanskritische Supara Grenzboten IV. 1861. 25
Ophir zurück, über dessen Lage schon seit Langem die verschiedensten Meinun¬ Ophir, Opheir, Sophir, Sophara und endlich das sanskritische Supara Grenzboten IV. 1861. 25
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Ophir zurück, über dessen Lage schon seit Langem die verschiedensten Meinun¬
gen sich geltend gemacht, ohne daß es zu einer Entscheidung gekommen.
Ophir, Opheir, Sophir, Sophara und endlich das sanskritische Supara
des Ptolemäus führen uns nach dem barygazenischcn Sinus der Alten, der
jetzigen Bai von Bombay an der Westküste von Vorderindien, wo wir gegen¬
wärtig die Hafenstadt Surate erblicken, die alte Handelsstadt Barygaza mit
ihren OnyMubcn, die Stadt Punah mit ihren vorzüglichen Diamanten und
ihrem Golde bereits kennen gelernt, auch der derzeitigen Achatschleifereien von
Bombay schon gedacht haben. Das alte indische Supara bedeutet „Schön¬
ufer", während Ptolemäus dabei noch besonders von einer an Gold reichen
Gegend spricht, was für die heutigen Zustände allerdings nicht recht passen will.
Allein die sprachlichen und anderen alterthumswissenschaftlichen Untersuchungen
von Gesenius (Ilreseinr. ling. Iiebr. I. 141), Benfey (Indien, S. 30—32) und
Lassen (indische Alterthumskunde I, 538 ze.) machen in hohem Grade wahr¬
scheinlich, daß die Hiram-Salomonischen Flotten die westliche Küste der vorder-
mdischen Halbinsel besuchte. Die Gegenstände, welche sie außer dem Golde und
Silber von' ihren Reisen mit zurückgebracht: Sandelholz (algummim). Elfenbein.
Affen (KoxMw), Pfauen (tkulckiim). sind sämmtlich in Indien zu Hause und
deren Namen, wie solche an der betreffenden Bibelstelle urschriftlich stehen, sind
indischen Ursprungs. Christoph Columbus hielt sogar dafür, daß das biblische
Ophir an dem Berge Sopara auf der hinterindischen Halbinsel Malacca, der
LnersonsLvs s-nroa des Ptolemäus. zu suchen sei, wo allerdings Reichthum
an Gold, Silber, Edelsteinen, Sandelholz, Elephanten und Affen zu finden.
Heeren, Quatremöre u. A. dagegen suchen Ophir an der «stafrikanischen Küste,
in Sofala, dem Goldlande der Portugiesen, dabei meinend, daß die häufige
Verwechselung des r und l den Namen des ostafrikanischen Sofala in der
Form Sophara des Hiram-Salomonischen Ophir vollkommen erkennen lasse,
zugleich statt des indischen Pfau den afrikanischen Papagei oder das dortige
Perlhuhn als richtigere Deutung der Bibelschrift annehmend. Ptolemäus
gedenkt ferner eines Sapphara in Arabien, wohin bei dem alten dortigen
Handelsverkehr neuere Schriftsteller das Ophir zu verlegen bemüht sind^ Uns
dünkt jedoch dies als das Allerunwahrscheinlichste, da das Gold aus Arabien
und dasjenige aus Ophir an der betreffenden Bibelstelle (I. Könige 10, i. 2.
1t) und 11) einander gewissermaßen gegenüber gestellt erscheinen. Die Köni¬
gin aus dem Reiche Arabien kam mit Kameelen zu Salomo und brachte ihm
Gold, Specerei und Edelsteine aus Arabien, und dazu brachten die Schiffe
Hiram's Gold aus Ophir. Jene Verwechselung des r und l erscheint zwar
im Allgemeinen nicht etwa befremdlich; allein uns dünkt das ganze übrige
Verhalten nach Afrika nicht zu passen, während für die indischen Inseln es
ungezwungen, ohne alles Hinzufügen, verwendbar ist. Daß es gegenwärtig
schwer fällt, in der vorderindischen Halbinsel zugleich ein goldreiches Land zu
Grenzboten IV. 1861. 25
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