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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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aneinandergereihten Edelsteinen, den ältesten Rosenkränzen, wie sie auf den
Hindusculpturen zu finden, nebst ihren magischen Wirkungen bekannt war,
den Sarto sowol, als den Onyx, nicht etwa von Sardes in Lydien oder von
der Sardinia-Jnsel abstammen, wie spätere Autoren gethan haben, sondern
von einem Gebirge Sardonyx im indischen Ganges, wo diese Gemmen gegraben
wurden. Eines Sardonyxberges gedenkt auch Ptolemäus in seinen Nachrichten
über Indien, dabei eines großen Magiervolkes erwähnend, das neben dem¬
selben heimisch. Ja es gehörten die Onyxe schon in den ältesten Zeiten zu
den Handelsartikeln auf den Marktplätzen von Ozena und Barygaza, dem
jetzigen Barons in Vorderindien, wo noch jetzt bei Punah, Bombay, Com-
bay u. a. dergleichen in Menge gefunden und namentlich am letzten Orte durch
Achatschleifer verarbeitet werde".

Den Sapphir anlangend, dürfen wir nicht unbemerkt lassen, daß zum
Theil wenigstens, der Sapphir der Alten, LÄpMöii'os, das I^lourion oder der
I^in's l^nu der Neueren ist. wie Beckmann's Untersuchungen (Beitrüge zur
Geschichte der Erfindungen Th. III. S. 176) dargethan haben. Der Pli-
nius'sche Sapphir (Ir. ng.t. XXXVII. 39) ist durch die "Goldpunkte", nämlich
durch kleine, Kieskrystalle, in der himmelblauen undurchsichtigen Steinmasse,
in solchem Grade charakterisirt, daß er als der lasuli nicht zu verkennen
ist. Allein bei seiner äußerst geringen Härte (--5,5) im Vergleich zu wirk¬
lichen Gemmen, bei seiner Undurchdringlichkeit und häufig schwärzlichblauen
Färbung wird er von dem dur chfichtigen himmelblauen esdlen Sapphir, der an
Härte (-- 9) nur dem Diamanten nachsteht, an Kostbarkeit weit übertroffen.
Jener weiche Sapphir findet sich ausschließlich in dem Norden von Indien,
der jetzigen kleinen Bucharei. Tübet, in einem Theil von Sibirien und dein
angrenzenden China, wo er mit Diamanten, gemeinem Korund, dem Türkis,
Spinell, Hyazmth und Heliotrop vorkommt.

Obschon dieser I^nu zu kleinen Bildsäulen, Vasen, Schalen. Dosen,
ungeschnittenen Ringsteinen, architektonischen Verzierungen und zur Steinmosaik
verwendbar ist und derartige Verwendung bis aus die neueste Zeit in der That
auch gefunden hat: so ist bei seiner geringen Härte, die nur selten eine gleich-
Mäßige Politur möglich macht und bei statthabenden Gebrauche ihn bald
wieder matt erscheinen läßt, er doch nicht zu allen Sculptnrarbeiten tauglich,
so daß selbst Plinius (a. a. O.) hinzufügt: inutilLs seuIMras; namentlich
'se er zu Arbeiten des Steinschneiders nicht geeignet. Dieser Umstand macht
es aber sehr bedenklich, ja unwahrscheinlich, daß der biblische Sapphir, wenig¬
stens dort, wo er neben den durch Härte ausgezeichneten Gemmen genannt
wird. um. von dem Steinschneider bearbeitet, in dem Brustschilde des Hohen¬
priesters eine Stelle einzunehmen (II. Mos. 39. 9--.14). ingleichen da, wo
von der Weisheit gesagt ist, daß ihr Werth selbst von dem ophirischen Golde


aneinandergereihten Edelsteinen, den ältesten Rosenkränzen, wie sie auf den
Hindusculpturen zu finden, nebst ihren magischen Wirkungen bekannt war,
den Sarto sowol, als den Onyx, nicht etwa von Sardes in Lydien oder von
der Sardinia-Jnsel abstammen, wie spätere Autoren gethan haben, sondern
von einem Gebirge Sardonyx im indischen Ganges, wo diese Gemmen gegraben
wurden. Eines Sardonyxberges gedenkt auch Ptolemäus in seinen Nachrichten
über Indien, dabei eines großen Magiervolkes erwähnend, das neben dem¬
selben heimisch. Ja es gehörten die Onyxe schon in den ältesten Zeiten zu
den Handelsartikeln auf den Marktplätzen von Ozena und Barygaza, dem
jetzigen Barons in Vorderindien, wo noch jetzt bei Punah, Bombay, Com-
bay u. a. dergleichen in Menge gefunden und namentlich am letzten Orte durch
Achatschleifer verarbeitet werde».

Den Sapphir anlangend, dürfen wir nicht unbemerkt lassen, daß zum
Theil wenigstens, der Sapphir der Alten, LÄpMöii'os, das I^lourion oder der
I^in's l^nu der Neueren ist. wie Beckmann's Untersuchungen (Beitrüge zur
Geschichte der Erfindungen Th. III. S. 176) dargethan haben. Der Pli-
nius'sche Sapphir (Ir. ng.t. XXXVII. 39) ist durch die „Goldpunkte", nämlich
durch kleine, Kieskrystalle, in der himmelblauen undurchsichtigen Steinmasse,
in solchem Grade charakterisirt, daß er als der lasuli nicht zu verkennen
ist. Allein bei seiner äußerst geringen Härte (—5,5) im Vergleich zu wirk¬
lichen Gemmen, bei seiner Undurchdringlichkeit und häufig schwärzlichblauen
Färbung wird er von dem dur chfichtigen himmelblauen esdlen Sapphir, der an
Härte (— 9) nur dem Diamanten nachsteht, an Kostbarkeit weit übertroffen.
Jener weiche Sapphir findet sich ausschließlich in dem Norden von Indien,
der jetzigen kleinen Bucharei. Tübet, in einem Theil von Sibirien und dein
angrenzenden China, wo er mit Diamanten, gemeinem Korund, dem Türkis,
Spinell, Hyazmth und Heliotrop vorkommt.

Obschon dieser I^nu zu kleinen Bildsäulen, Vasen, Schalen. Dosen,
ungeschnittenen Ringsteinen, architektonischen Verzierungen und zur Steinmosaik
verwendbar ist und derartige Verwendung bis aus die neueste Zeit in der That
auch gefunden hat: so ist bei seiner geringen Härte, die nur selten eine gleich-
Mäßige Politur möglich macht und bei statthabenden Gebrauche ihn bald
wieder matt erscheinen läßt, er doch nicht zu allen Sculptnrarbeiten tauglich,
so daß selbst Plinius (a. a. O.) hinzufügt: inutilLs seuIMras; namentlich
'se er zu Arbeiten des Steinschneiders nicht geeignet. Dieser Umstand macht
es aber sehr bedenklich, ja unwahrscheinlich, daß der biblische Sapphir, wenig¬
stens dort, wo er neben den durch Härte ausgezeichneten Gemmen genannt
wird. um. von dem Steinschneider bearbeitet, in dem Brustschilde des Hohen¬
priesters eine Stelle einzunehmen (II. Mos. 39. 9—.14). ingleichen da, wo
von der Weisheit gesagt ist, daß ihr Werth selbst von dem ophirischen Golde


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/201>, abgerufen am 23.07.2024.