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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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finden sich ferner Hyazinthe (Zirkon). rother Spinell in seinen Varietäten:
Rubin-Spinell. Rubin Balais. Almandin. welche im Alterthum ebenfalls zum
Theil zum Rubin gerechnet wurden, der gemeine Korund und der gemeine
Amethyst, In Pegu nicht minder die verschiedenen Abänderungen des rothen
Spinell, und außerdem an zahlreichen Punkten in Vorder- und Hinterindien
die mit dem Namen Onyx und Sardonyx belegten Varietäten > des Carniol
und der eigentliche Carniol (Sarto) selbst, so wie die verwandten Minerale
Jaspis und Achat, welche im Alterthum sämmtlich hoch geschätzt wurden.
Insbesondere wird auch der Ganges als Edelstein- und Gold-führend be¬
zeichnet.

Auf Ceylon, dem Taprobane der Alten, findet sich der Rubin mit Gold
und dem Sapphir lose im aufgeschwemmten Küstenland und eingewachsen im
Muttergestein, im Gneus und Glimmerschiefer, auf dem Gebirge Matura,
besonders am Adamspik, der Heimath des Buddhacuitus und dein wichtigsten
Wallfahrtsorte der Buddhisten, wo der als Symbol der Errettung aus den
Fluthen im ganzen Orient bekannte Fußtritt des Buddha einen Gegenstand
der höchsten Verehrung bildet. Dort heißt der Rubin ausschließlich Korund,
während Koros im alten Sonnencultus "Mitte alles Lichtes" bedeutet, alt¬
persisch so viel als Helios, Sonnengott, was in Verbindung mit dem Um¬
stände, daß der Rubin vornehmlich zu den Augen der Kolossalbilder der alten
indischen Statuen am Ganges u. a. gebraucht worden und auf Taprobane
im Alterthum wirklicher Sonnencultus bestand (Ritter, Vorhalle der europäi¬
schen Völkergeschichte vor Herodot, 1820, S. 106), es sehr wahrscheinlich
macht, daß jener rothe Korund zu dem antiken taprobanischen Sonnencultus
gehörte, gleichwie wir den Sapphir in späterer Zeit als geheiligten Stein
des Buddhaismus kennen lernen.

Die Edelsteine führen uns also in den "magischen Osten", wo. wie Pli-
nius (trift, nat. XXXVII. I) sagt, "der ganze Makrokosmos, die Welt der
Götter und Menschen, sich geheimnißvoll in dem Mikrokosmos der Gemmen
concentrirt, daß diese zu Amuleten wurden, deren Lehre und Kunde eine
priesterliche äsculapische, fatalistische, symbolische Wissenschaft des Orientes bil¬
det" (Ritter, das. S. 125).

Wenn auch der Gemmenmarkt auf den Empörten von Babylon und Kte-
siphon zur Zeit des alten Städteluxus zum Volksgebrauch geworden: so war
nach dem Chaldäer Berosus selbst immerhin es doch nur der Osten, von wo
alle Lehre und Weisheit zu den babylonischen Anwohnern des Euphrat kam,
durch den Buddha-Oarmes, der täglich mit Aufgang der Sonne aus dem
Meere emporstieg. Auch ließ schon Ktesias, der selbst die Ringe von den
prometheischen Banden am Kaukasus herleitet (?lin. 1r. n. a. a. O.) und der
mit den Siegelringen und den Gemmen der Baktrer und ihren siebenundsiebzig


finden sich ferner Hyazinthe (Zirkon). rother Spinell in seinen Varietäten:
Rubin-Spinell. Rubin Balais. Almandin. welche im Alterthum ebenfalls zum
Theil zum Rubin gerechnet wurden, der gemeine Korund und der gemeine
Amethyst, In Pegu nicht minder die verschiedenen Abänderungen des rothen
Spinell, und außerdem an zahlreichen Punkten in Vorder- und Hinterindien
die mit dem Namen Onyx und Sardonyx belegten Varietäten > des Carniol
und der eigentliche Carniol (Sarto) selbst, so wie die verwandten Minerale
Jaspis und Achat, welche im Alterthum sämmtlich hoch geschätzt wurden.
Insbesondere wird auch der Ganges als Edelstein- und Gold-führend be¬
zeichnet.

Auf Ceylon, dem Taprobane der Alten, findet sich der Rubin mit Gold
und dem Sapphir lose im aufgeschwemmten Küstenland und eingewachsen im
Muttergestein, im Gneus und Glimmerschiefer, auf dem Gebirge Matura,
besonders am Adamspik, der Heimath des Buddhacuitus und dein wichtigsten
Wallfahrtsorte der Buddhisten, wo der als Symbol der Errettung aus den
Fluthen im ganzen Orient bekannte Fußtritt des Buddha einen Gegenstand
der höchsten Verehrung bildet. Dort heißt der Rubin ausschließlich Korund,
während Koros im alten Sonnencultus „Mitte alles Lichtes" bedeutet, alt¬
persisch so viel als Helios, Sonnengott, was in Verbindung mit dem Um¬
stände, daß der Rubin vornehmlich zu den Augen der Kolossalbilder der alten
indischen Statuen am Ganges u. a. gebraucht worden und auf Taprobane
im Alterthum wirklicher Sonnencultus bestand (Ritter, Vorhalle der europäi¬
schen Völkergeschichte vor Herodot, 1820, S. 106), es sehr wahrscheinlich
macht, daß jener rothe Korund zu dem antiken taprobanischen Sonnencultus
gehörte, gleichwie wir den Sapphir in späterer Zeit als geheiligten Stein
des Buddhaismus kennen lernen.

Die Edelsteine führen uns also in den „magischen Osten", wo. wie Pli-
nius (trift, nat. XXXVII. I) sagt, „der ganze Makrokosmos, die Welt der
Götter und Menschen, sich geheimnißvoll in dem Mikrokosmos der Gemmen
concentrirt, daß diese zu Amuleten wurden, deren Lehre und Kunde eine
priesterliche äsculapische, fatalistische, symbolische Wissenschaft des Orientes bil¬
det" (Ritter, das. S. 125).

Wenn auch der Gemmenmarkt auf den Empörten von Babylon und Kte-
siphon zur Zeit des alten Städteluxus zum Volksgebrauch geworden: so war
nach dem Chaldäer Berosus selbst immerhin es doch nur der Osten, von wo
alle Lehre und Weisheit zu den babylonischen Anwohnern des Euphrat kam,
durch den Buddha-Oarmes, der täglich mit Aufgang der Sonne aus dem
Meere emporstieg. Auch ließ schon Ktesias, der selbst die Ringe von den
prometheischen Banden am Kaukasus herleitet (?lin. 1r. n. a. a. O.) und der
mit den Siegelringen und den Gemmen der Baktrer und ihren siebenundsiebzig


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/200>, abgerufen am 23.07.2024.