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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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sie in England und Amerika geschaut hatte, dies waren seine höchsten Ziele.
Und wenn er für die werdende deutsche Industrie Zoll schütz gegen die englische
Uebermacht verlangte, so davf man nicht vergessen, daß auch England damals
noch seinen Markt den fremden Fabrikaten verschloß, und daß der Schutz,
weichen List für Gespinnste und Gewebe vorübergehend verlangte, ein Maß
und ein Ziel hatte, welches den Industriellen, die hinter ihm standen, weitaus
nicht genügte. Es ist wahr, daß List nur zum Anregen, nicht zum Ausführen
seiner Ideen und Entwürfe geschaffen war. Aber seine anregende Thätigkeit
siel in die rechte Zeit des Erscheinens der neuen bewegenden Kräfte, welche die
Bedingungen der Production und des Transports umgestalten mußten; sie war
von hohem Werthe. Den süddeutschen Industriellen folgte er nicht auf die
Abwege, auf welche sie ihn für ihre Schutzbegehren führen wollten, und es ist
zu beklagen, daß er im Zwiespalte zwischen der Existenz und der Ueberzeugung
ein trauriges Ende nahm.

Waren die ersten Anregungen zur Verbreitung volkswirthschaftlicher Leh¬
ren in weiteren Kreisen, hervorgerufen durch die umgestaltende Kraft des
Dampfes, von den Seiten ausgegangen, welche nach Hilfe riefen, die Einen,
die Handwerker, gegen die erdrückende Concurrenz der Großgewerbe, die ande¬
ren, eben diese Großgewerbe, gegen die erdrückende Concurrenz des Auslandes,
so nahm der weitere Verlauf der Popularisirung nationalökonomischer Kennt¬
nisse doch bald eine andere. Richtung. Die Wissenschaft war es zunächst,
welche das Gesammtinteresse dem Sonderinteresse an die Seite stellte, und
aufdeckte, wie das wahre und berechtigte Sonderinteresse auf dem nämlichen
Wege Befriedigung finde, auf welchem der Nationalwohlstand gefördert wird.
Dem Kleingewerbe Unterricht, freie Bewegung und Selbsthilfe durch Vereini¬
gung der Kräfte, den Großgewerben, denen Bildung und Einsicht bei Anlage
und Betrieb eben so wenig wie Capital, Arbeitskräfte und die übrigen natür¬
lichen Bedingungen ihres Gedeihens vom Staate zu octroyiren sind, billigen
und leichten Transport, ein großes, freies Marktgebiet, aber keine Abwehr des
Sporns der Mitbewerbung mit dem Auslande: dies waren die Sätze, welche
selbst unter den BetheUigten Eingang gefunden haben, soweit sie überhaupt
für Belehrung zugänglich waren. Man muß gestehen, daß die Handwerker,
namentlich die jüngeren, in dieser Beziehung etwas voraus haben, und sie
konnten auch der Einsicht sich nicht verschließen, daß ihnen gegen die Jndustne
und den Handel nicht durch Verbote und Beschränkungen, sondern nur durch Be¬
freiung von den Fesseln, die ihrer eigenen Thätigkeit angelegt waren, geholfen
werden könne. Der Industrie wollen wir nicht Schuld geben, daß manche ihrer
Fcderführer entsetzlich gelogen haben. Gegenüber jener äußersten Linken der
Freihändler, welche zollfreie Einfuhr ihrer englischen Waaren als Ziel ihrer
Wünsche aufstellten, haben Wortführer der Großgewerbe nicht nur unsinnige


sie in England und Amerika geschaut hatte, dies waren seine höchsten Ziele.
Und wenn er für die werdende deutsche Industrie Zoll schütz gegen die englische
Uebermacht verlangte, so davf man nicht vergessen, daß auch England damals
noch seinen Markt den fremden Fabrikaten verschloß, und daß der Schutz,
weichen List für Gespinnste und Gewebe vorübergehend verlangte, ein Maß
und ein Ziel hatte, welches den Industriellen, die hinter ihm standen, weitaus
nicht genügte. Es ist wahr, daß List nur zum Anregen, nicht zum Ausführen
seiner Ideen und Entwürfe geschaffen war. Aber seine anregende Thätigkeit
siel in die rechte Zeit des Erscheinens der neuen bewegenden Kräfte, welche die
Bedingungen der Production und des Transports umgestalten mußten; sie war
von hohem Werthe. Den süddeutschen Industriellen folgte er nicht auf die
Abwege, auf welche sie ihn für ihre Schutzbegehren führen wollten, und es ist
zu beklagen, daß er im Zwiespalte zwischen der Existenz und der Ueberzeugung
ein trauriges Ende nahm.

Waren die ersten Anregungen zur Verbreitung volkswirthschaftlicher Leh¬
ren in weiteren Kreisen, hervorgerufen durch die umgestaltende Kraft des
Dampfes, von den Seiten ausgegangen, welche nach Hilfe riefen, die Einen,
die Handwerker, gegen die erdrückende Concurrenz der Großgewerbe, die ande¬
ren, eben diese Großgewerbe, gegen die erdrückende Concurrenz des Auslandes,
so nahm der weitere Verlauf der Popularisirung nationalökonomischer Kennt¬
nisse doch bald eine andere. Richtung. Die Wissenschaft war es zunächst,
welche das Gesammtinteresse dem Sonderinteresse an die Seite stellte, und
aufdeckte, wie das wahre und berechtigte Sonderinteresse auf dem nämlichen
Wege Befriedigung finde, auf welchem der Nationalwohlstand gefördert wird.
Dem Kleingewerbe Unterricht, freie Bewegung und Selbsthilfe durch Vereini¬
gung der Kräfte, den Großgewerben, denen Bildung und Einsicht bei Anlage
und Betrieb eben so wenig wie Capital, Arbeitskräfte und die übrigen natür¬
lichen Bedingungen ihres Gedeihens vom Staate zu octroyiren sind, billigen
und leichten Transport, ein großes, freies Marktgebiet, aber keine Abwehr des
Sporns der Mitbewerbung mit dem Auslande: dies waren die Sätze, welche
selbst unter den BetheUigten Eingang gefunden haben, soweit sie überhaupt
für Belehrung zugänglich waren. Man muß gestehen, daß die Handwerker,
namentlich die jüngeren, in dieser Beziehung etwas voraus haben, und sie
konnten auch der Einsicht sich nicht verschließen, daß ihnen gegen die Jndustne
und den Handel nicht durch Verbote und Beschränkungen, sondern nur durch Be¬
freiung von den Fesseln, die ihrer eigenen Thätigkeit angelegt waren, geholfen
werden könne. Der Industrie wollen wir nicht Schuld geben, daß manche ihrer
Fcderführer entsetzlich gelogen haben. Gegenüber jener äußersten Linken der
Freihändler, welche zollfreie Einfuhr ihrer englischen Waaren als Ziel ihrer
Wünsche aufstellten, haben Wortführer der Großgewerbe nicht nur unsinnige


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/15>, abgerufen am 27.12.2024.