Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Reserve der Kriegsflotte. In einigen Ländern wird von den Capitalien der
Handelsmarine verlangt, daß sie vorher auf der Kriegsmarine gedient haben,
man macht dieselben dann im Kriegsfall zu Offizieren derselben. In Frank¬
reich, welches in dieser Beziehung als Muster gelten kann, ist die Erlaubniß,
ein Seeschiff als Capitän zu führen, von zweijährigem Dienst auf einem Kriegs¬
schiff und von einem Examen abhängig, welches die Befähigung zum Marine¬
offizier darzuthun hat, und auch in England schreitet man grade jetzt zu einer
Ordnung dieses Verhältnisses.

Aehnlich verhält es sich mit den Deckoffizieren: (Steuerleuten, Bootsleuten,
Zimmerleuten, Maschinisten) so wie deren Gehilfen und den Heizern. Man kann
die Mehrzahl derselben im Kriegsfall aus der Handelsmarine und den be¬
treffenden technischen Gewerben ziehen.

Will man den Friedensetat einer Flottille von zehn Schraubcnbooten auf¬
stellen, so kann man als Grundlage nehmen, daß von dem Offizierscorps,
welches im Kriege nothwendig ist. etwa drei Viertheile, von den Deckossizieren,
Unteroffizieren ;c. ein Dritttheil und von den eigentlichen Mannschaften etwas
über ein Fünftheil im Frieden vorhanden seien. Man kann dann nicht nur
stets zwei Schraubenboote vollständig besetzen und während des Sommers
zur Einübung der Offiziere und Mannschaften in Dienst stellen, sondern hat
auch noch eine Reserve und das nöthige Personal zur Verwaltung des Ma¬
terials. Mit jenen Mitteln kann man, abgesehen von der Einübung der
Mannschaften, auch noch den Zweck von Expeditionen zum Schutze des Han¬
dels verfolgen.

Der Friedensetat einer solchen Flottille würde einschließlich der Unterhal¬
tung auf diesen Grundlagen die Summe von jährlich 50000 Thlr. nicht über¬
steigen, wohl aber würde diese, ohne dem wesentlichen Zwecke Eintrag zu thun,
bedeutend reducirt werden können.

Außerdem würden für den Schiffsbau noch etwa 25000 Thlr. jährlich zu
rechnen sein. Die Dauer eines Schraubenbootes kann auf 20 Jahre angenom¬
men werden. Die Herstellungskosten eines Bootes von 2 Geschützen betragen
etwa 50000 Thlr. Bei 10 Schraubenbooten sind also für den Schiffsbau
jährlich 25000 Thlr. zu verausgaben.*)



') Eine Bremer Berechnung stellt statt dessen auf 1) Zinsen des ersten Anlagecapitals
von 500000 Thlr. zu 4V2 Procent 22,500 Thlr, 2) Kosten der Erneuerung 25,000 Thlr., also
jährlich 47,500 Thlr. Man braucht sich nur vorzustellen, daß man jedes zweite Jahr co
Kanonenboot anschaffe, so erhellt, daß sowol in den ersten, als allen ferneren ,20 Jahren das
jährliche Erfordernis) nur 25,000 Thlr. beträgt. Schafft man aber zu Anfang mit einem
Schlage sämmtliche 10 Boote an, so unterbleibt die Erneuerung 20 Jahre lang d. h. in den
ersten 20 Jahren fällt die Ausgabe von jährlich 25000 Thlr. weg. Es lassen sich also wegen der
Anticipation des Baues nicht Zinsen des Anlagecapitals, sondern höchstens Zwischenzinsen be¬
rechnen, wozu aber auch erst erforderlich wäre, das Maß der Anticipation festzustellen.

Reserve der Kriegsflotte. In einigen Ländern wird von den Capitalien der
Handelsmarine verlangt, daß sie vorher auf der Kriegsmarine gedient haben,
man macht dieselben dann im Kriegsfall zu Offizieren derselben. In Frank¬
reich, welches in dieser Beziehung als Muster gelten kann, ist die Erlaubniß,
ein Seeschiff als Capitän zu führen, von zweijährigem Dienst auf einem Kriegs¬
schiff und von einem Examen abhängig, welches die Befähigung zum Marine¬
offizier darzuthun hat, und auch in England schreitet man grade jetzt zu einer
Ordnung dieses Verhältnisses.

Aehnlich verhält es sich mit den Deckoffizieren: (Steuerleuten, Bootsleuten,
Zimmerleuten, Maschinisten) so wie deren Gehilfen und den Heizern. Man kann
die Mehrzahl derselben im Kriegsfall aus der Handelsmarine und den be¬
treffenden technischen Gewerben ziehen.

Will man den Friedensetat einer Flottille von zehn Schraubcnbooten auf¬
stellen, so kann man als Grundlage nehmen, daß von dem Offizierscorps,
welches im Kriege nothwendig ist. etwa drei Viertheile, von den Deckossizieren,
Unteroffizieren ;c. ein Dritttheil und von den eigentlichen Mannschaften etwas
über ein Fünftheil im Frieden vorhanden seien. Man kann dann nicht nur
stets zwei Schraubenboote vollständig besetzen und während des Sommers
zur Einübung der Offiziere und Mannschaften in Dienst stellen, sondern hat
auch noch eine Reserve und das nöthige Personal zur Verwaltung des Ma¬
terials. Mit jenen Mitteln kann man, abgesehen von der Einübung der
Mannschaften, auch noch den Zweck von Expeditionen zum Schutze des Han¬
dels verfolgen.

Der Friedensetat einer solchen Flottille würde einschließlich der Unterhal¬
tung auf diesen Grundlagen die Summe von jährlich 50000 Thlr. nicht über¬
steigen, wohl aber würde diese, ohne dem wesentlichen Zwecke Eintrag zu thun,
bedeutend reducirt werden können.

Außerdem würden für den Schiffsbau noch etwa 25000 Thlr. jährlich zu
rechnen sein. Die Dauer eines Schraubenbootes kann auf 20 Jahre angenom¬
men werden. Die Herstellungskosten eines Bootes von 2 Geschützen betragen
etwa 50000 Thlr. Bei 10 Schraubenbooten sind also für den Schiffsbau
jährlich 25000 Thlr. zu verausgaben.*)



') Eine Bremer Berechnung stellt statt dessen auf 1) Zinsen des ersten Anlagecapitals
von 500000 Thlr. zu 4V2 Procent 22,500 Thlr, 2) Kosten der Erneuerung 25,000 Thlr., also
jährlich 47,500 Thlr. Man braucht sich nur vorzustellen, daß man jedes zweite Jahr co
Kanonenboot anschaffe, so erhellt, daß sowol in den ersten, als allen ferneren ,20 Jahren das
jährliche Erfordernis) nur 25,000 Thlr. beträgt. Schafft man aber zu Anfang mit einem
Schlage sämmtliche 10 Boote an, so unterbleibt die Erneuerung 20 Jahre lang d. h. in den
ersten 20 Jahren fällt die Ausgabe von jährlich 25000 Thlr. weg. Es lassen sich also wegen der
Anticipation des Baues nicht Zinsen des Anlagecapitals, sondern höchstens Zwischenzinsen be¬
rechnen, wozu aber auch erst erforderlich wäre, das Maß der Anticipation festzustellen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112466"/>
            <p xml:id="ID_1613" prev="#ID_1612"> Reserve der Kriegsflotte. In einigen Ländern wird von den Capitalien der<lb/>
Handelsmarine verlangt, daß sie vorher auf der Kriegsmarine gedient haben,<lb/>
man macht dieselben dann im Kriegsfall zu Offizieren derselben. In Frank¬<lb/>
reich, welches in dieser Beziehung als Muster gelten kann, ist die Erlaubniß,<lb/>
ein Seeschiff als Capitän zu führen, von zweijährigem Dienst auf einem Kriegs¬<lb/>
schiff und von einem Examen abhängig, welches die Befähigung zum Marine¬<lb/>
offizier darzuthun hat, und auch in England schreitet man grade jetzt zu einer<lb/>
Ordnung dieses Verhältnisses.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1614"> Aehnlich verhält es sich mit den Deckoffizieren: (Steuerleuten, Bootsleuten,<lb/>
Zimmerleuten, Maschinisten) so wie deren Gehilfen und den Heizern. Man kann<lb/>
die Mehrzahl derselben im Kriegsfall aus der Handelsmarine und den be¬<lb/>
treffenden technischen Gewerben ziehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1615"> Will man den Friedensetat einer Flottille von zehn Schraubcnbooten auf¬<lb/>
stellen, so kann man als Grundlage nehmen, daß von dem Offizierscorps,<lb/>
welches im Kriege nothwendig ist. etwa drei Viertheile, von den Deckossizieren,<lb/>
Unteroffizieren ;c. ein Dritttheil und von den eigentlichen Mannschaften etwas<lb/>
über ein Fünftheil im Frieden vorhanden seien. Man kann dann nicht nur<lb/>
stets zwei Schraubenboote vollständig besetzen und während des Sommers<lb/>
zur Einübung der Offiziere und Mannschaften in Dienst stellen, sondern hat<lb/>
auch noch eine Reserve und das nöthige Personal zur Verwaltung des Ma¬<lb/>
terials. Mit jenen Mitteln kann man, abgesehen von der Einübung der<lb/>
Mannschaften, auch noch den Zweck von Expeditionen zum Schutze des Han¬<lb/>
dels verfolgen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1616"> Der Friedensetat einer solchen Flottille würde einschließlich der Unterhal¬<lb/>
tung auf diesen Grundlagen die Summe von jährlich 50000 Thlr. nicht über¬<lb/>
steigen, wohl aber würde diese, ohne dem wesentlichen Zwecke Eintrag zu thun,<lb/>
bedeutend reducirt werden können.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1617"> Außerdem würden für den Schiffsbau noch etwa 25000 Thlr. jährlich zu<lb/>
rechnen sein. Die Dauer eines Schraubenbootes kann auf 20 Jahre angenom¬<lb/>
men werden. Die Herstellungskosten eines Bootes von 2 Geschützen betragen<lb/>
etwa 50000 Thlr. Bei 10 Schraubenbooten sind also für den Schiffsbau<lb/>
jährlich 25000 Thlr. zu verausgaben.*)</p><lb/>
            <note xml:id="FID_78" place="foot"> ') Eine Bremer Berechnung stellt statt dessen auf 1) Zinsen des ersten Anlagecapitals<lb/>
von 500000 Thlr. zu 4V2 Procent 22,500 Thlr, 2) Kosten der Erneuerung 25,000 Thlr., also<lb/>
jährlich 47,500 Thlr. Man braucht sich nur vorzustellen, daß man jedes zweite Jahr co<lb/>
Kanonenboot anschaffe, so erhellt, daß sowol in den ersten, als allen ferneren ,20 Jahren das<lb/>
jährliche Erfordernis) nur 25,000 Thlr. beträgt. Schafft man aber zu Anfang mit einem<lb/>
Schlage sämmtliche 10 Boote an, so unterbleibt die Erneuerung 20 Jahre lang d. h. in den<lb/>
ersten 20 Jahren fällt die Ausgabe von jährlich 25000 Thlr. weg. Es lassen sich also wegen der<lb/>
Anticipation des Baues nicht Zinsen des Anlagecapitals, sondern höchstens Zwischenzinsen be¬<lb/>
rechnen, wozu aber auch erst erforderlich wäre, das Maß der Anticipation festzustellen.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0496] Reserve der Kriegsflotte. In einigen Ländern wird von den Capitalien der Handelsmarine verlangt, daß sie vorher auf der Kriegsmarine gedient haben, man macht dieselben dann im Kriegsfall zu Offizieren derselben. In Frank¬ reich, welches in dieser Beziehung als Muster gelten kann, ist die Erlaubniß, ein Seeschiff als Capitän zu führen, von zweijährigem Dienst auf einem Kriegs¬ schiff und von einem Examen abhängig, welches die Befähigung zum Marine¬ offizier darzuthun hat, und auch in England schreitet man grade jetzt zu einer Ordnung dieses Verhältnisses. Aehnlich verhält es sich mit den Deckoffizieren: (Steuerleuten, Bootsleuten, Zimmerleuten, Maschinisten) so wie deren Gehilfen und den Heizern. Man kann die Mehrzahl derselben im Kriegsfall aus der Handelsmarine und den be¬ treffenden technischen Gewerben ziehen. Will man den Friedensetat einer Flottille von zehn Schraubcnbooten auf¬ stellen, so kann man als Grundlage nehmen, daß von dem Offizierscorps, welches im Kriege nothwendig ist. etwa drei Viertheile, von den Deckossizieren, Unteroffizieren ;c. ein Dritttheil und von den eigentlichen Mannschaften etwas über ein Fünftheil im Frieden vorhanden seien. Man kann dann nicht nur stets zwei Schraubenboote vollständig besetzen und während des Sommers zur Einübung der Offiziere und Mannschaften in Dienst stellen, sondern hat auch noch eine Reserve und das nöthige Personal zur Verwaltung des Ma¬ terials. Mit jenen Mitteln kann man, abgesehen von der Einübung der Mannschaften, auch noch den Zweck von Expeditionen zum Schutze des Han¬ dels verfolgen. Der Friedensetat einer solchen Flottille würde einschließlich der Unterhal¬ tung auf diesen Grundlagen die Summe von jährlich 50000 Thlr. nicht über¬ steigen, wohl aber würde diese, ohne dem wesentlichen Zwecke Eintrag zu thun, bedeutend reducirt werden können. Außerdem würden für den Schiffsbau noch etwa 25000 Thlr. jährlich zu rechnen sein. Die Dauer eines Schraubenbootes kann auf 20 Jahre angenom¬ men werden. Die Herstellungskosten eines Bootes von 2 Geschützen betragen etwa 50000 Thlr. Bei 10 Schraubenbooten sind also für den Schiffsbau jährlich 25000 Thlr. zu verausgaben.*) ') Eine Bremer Berechnung stellt statt dessen auf 1) Zinsen des ersten Anlagecapitals von 500000 Thlr. zu 4V2 Procent 22,500 Thlr, 2) Kosten der Erneuerung 25,000 Thlr., also jährlich 47,500 Thlr. Man braucht sich nur vorzustellen, daß man jedes zweite Jahr co Kanonenboot anschaffe, so erhellt, daß sowol in den ersten, als allen ferneren ,20 Jahren das jährliche Erfordernis) nur 25,000 Thlr. beträgt. Schafft man aber zu Anfang mit einem Schlage sämmtliche 10 Boote an, so unterbleibt die Erneuerung 20 Jahre lang d. h. in den ersten 20 Jahren fällt die Ausgabe von jährlich 25000 Thlr. weg. Es lassen sich also wegen der Anticipation des Baues nicht Zinsen des Anlagecapitals, sondern höchstens Zwischenzinsen be¬ rechnen, wozu aber auch erst erforderlich wäre, das Maß der Anticipation festzustellen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/496
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/496>, abgerufen am 23.07.2024.