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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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thun. Und doch ist jetzt die Zeit gekommen, wo eine lebendige und zahl¬
reiche Betheiligung auch der Einzelnen von höchster Bedeutung wird. Denn
jeder Beitrag, welchen der Privatmann für unsere Wahrhaftigkeit zur See
abgibt, ist ein Protest gegen den bisherigen Zustand kläglicher Schwäche; er
wird eine öffentliche Erklärung, welche auch die Regierungen an ihre hohe
Pflicht mahnt, und je größere Summen durch tausend Einzelne zusammen¬
geschossen werden, desto dringender wird der Ruf an die zunächst interessirten
Staaten. Deshalb, wer warm für die Ehre des Vaterlandes empfindet, hier
hat er Gelegenheit seine Gesinnung in würdiger Weise durch die That zu
bewähren. Auch wer wenig zu geben vermag, tuer kann er nützen und
helfen.

Durch die Fortschritte der Schiffbaukunst in den letzten Jahrzehnten sind
Kriegsschiffe ermöglicht, welche verhältnißmüßig schnell und mit geringen
Kosten gebaut werden und zur Küstenverthcidigung wie zum Angriff vorzüg¬
lich geeignet sind. Die Schraubenkanonenboote, Kriegssahrzeuge von beträcht¬
lichem Tonnengehalt. mit zwei oder drei schweren Geschützen armirt, in der
Mehrzahl auch schweren Kriegsdampfern furchtbar, schon in geringer Anzahl
großen Segelfregattcn überlegen, vermögen nicht nur die seichten Küsten und
Flußeingänge der deutschen Meere zu schützen, sondern in genügender Menge
sogar einen Angriff auf hoher See vorzubereiten und eine Landung größerer
Truppenmassen zu erzwingen. Und der Ban solcher Kriegsschiffe ist auch
durch freiwillige Gaben der Einzelnen zu bewirken.

Damit aber die patriotischen Beiträge zum Bau von Dampfkano-
"er booten eine sichere Verwendung finden und nicht zum zweiten Male die
^cirme Theilnahme der Nation in einem bittern Gefühle von Demüthigung
Untergehe, ist es nothwendig, die politischen Verhältnisse der Gegenwart zu
berücksichtigen. Was durch freiwillige Beiträge der Deutschen gebaut wird,
^s darf nur der großen deutsche" Macht überwiesen werden. welche bis jetzt
"klein etwas Wesentliches für den Schutz deutscher Küsten gethan hat. und
^lebe in ihrem eigenen Interesse keine andere als eine deutsche Politik treiben
kann. Seitens des preußischen Marineministeriums hat man sich
^reit erklärt. Beitrüge, welche ihm durch die Sympathien der
deutschen zum Bau von Kriegsfahrzeugen in der Nordsee zuge-


thun. Und doch ist jetzt die Zeit gekommen, wo eine lebendige und zahl¬
reiche Betheiligung auch der Einzelnen von höchster Bedeutung wird. Denn
jeder Beitrag, welchen der Privatmann für unsere Wahrhaftigkeit zur See
abgibt, ist ein Protest gegen den bisherigen Zustand kläglicher Schwäche; er
wird eine öffentliche Erklärung, welche auch die Regierungen an ihre hohe
Pflicht mahnt, und je größere Summen durch tausend Einzelne zusammen¬
geschossen werden, desto dringender wird der Ruf an die zunächst interessirten
Staaten. Deshalb, wer warm für die Ehre des Vaterlandes empfindet, hier
hat er Gelegenheit seine Gesinnung in würdiger Weise durch die That zu
bewähren. Auch wer wenig zu geben vermag, tuer kann er nützen und
helfen.

Durch die Fortschritte der Schiffbaukunst in den letzten Jahrzehnten sind
Kriegsschiffe ermöglicht, welche verhältnißmüßig schnell und mit geringen
Kosten gebaut werden und zur Küstenverthcidigung wie zum Angriff vorzüg¬
lich geeignet sind. Die Schraubenkanonenboote, Kriegssahrzeuge von beträcht¬
lichem Tonnengehalt. mit zwei oder drei schweren Geschützen armirt, in der
Mehrzahl auch schweren Kriegsdampfern furchtbar, schon in geringer Anzahl
großen Segelfregattcn überlegen, vermögen nicht nur die seichten Küsten und
Flußeingänge der deutschen Meere zu schützen, sondern in genügender Menge
sogar einen Angriff auf hoher See vorzubereiten und eine Landung größerer
Truppenmassen zu erzwingen. Und der Ban solcher Kriegsschiffe ist auch
durch freiwillige Gaben der Einzelnen zu bewirken.

Damit aber die patriotischen Beiträge zum Bau von Dampfkano-
"er booten eine sichere Verwendung finden und nicht zum zweiten Male die
^cirme Theilnahme der Nation in einem bittern Gefühle von Demüthigung
Untergehe, ist es nothwendig, die politischen Verhältnisse der Gegenwart zu
berücksichtigen. Was durch freiwillige Beiträge der Deutschen gebaut wird,
^s darf nur der großen deutsche» Macht überwiesen werden. welche bis jetzt
"klein etwas Wesentliches für den Schutz deutscher Küsten gethan hat. und
^lebe in ihrem eigenen Interesse keine andere als eine deutsche Politik treiben
kann. Seitens des preußischen Marineministeriums hat man sich
^reit erklärt. Beitrüge, welche ihm durch die Sympathien der
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[0447] thun. Und doch ist jetzt die Zeit gekommen, wo eine lebendige und zahl¬ reiche Betheiligung auch der Einzelnen von höchster Bedeutung wird. Denn jeder Beitrag, welchen der Privatmann für unsere Wahrhaftigkeit zur See abgibt, ist ein Protest gegen den bisherigen Zustand kläglicher Schwäche; er wird eine öffentliche Erklärung, welche auch die Regierungen an ihre hohe Pflicht mahnt, und je größere Summen durch tausend Einzelne zusammen¬ geschossen werden, desto dringender wird der Ruf an die zunächst interessirten Staaten. Deshalb, wer warm für die Ehre des Vaterlandes empfindet, hier hat er Gelegenheit seine Gesinnung in würdiger Weise durch die That zu bewähren. Auch wer wenig zu geben vermag, tuer kann er nützen und helfen. Durch die Fortschritte der Schiffbaukunst in den letzten Jahrzehnten sind Kriegsschiffe ermöglicht, welche verhältnißmüßig schnell und mit geringen Kosten gebaut werden und zur Küstenverthcidigung wie zum Angriff vorzüg¬ lich geeignet sind. Die Schraubenkanonenboote, Kriegssahrzeuge von beträcht¬ lichem Tonnengehalt. mit zwei oder drei schweren Geschützen armirt, in der Mehrzahl auch schweren Kriegsdampfern furchtbar, schon in geringer Anzahl großen Segelfregattcn überlegen, vermögen nicht nur die seichten Küsten und Flußeingänge der deutschen Meere zu schützen, sondern in genügender Menge sogar einen Angriff auf hoher See vorzubereiten und eine Landung größerer Truppenmassen zu erzwingen. Und der Ban solcher Kriegsschiffe ist auch durch freiwillige Gaben der Einzelnen zu bewirken. Damit aber die patriotischen Beiträge zum Bau von Dampfkano- "er booten eine sichere Verwendung finden und nicht zum zweiten Male die ^cirme Theilnahme der Nation in einem bittern Gefühle von Demüthigung Untergehe, ist es nothwendig, die politischen Verhältnisse der Gegenwart zu berücksichtigen. Was durch freiwillige Beiträge der Deutschen gebaut wird, ^s darf nur der großen deutsche» Macht überwiesen werden. welche bis jetzt "klein etwas Wesentliches für den Schutz deutscher Küsten gethan hat. und ^lebe in ihrem eigenen Interesse keine andere als eine deutsche Politik treiben kann. Seitens des preußischen Marineministeriums hat man sich ^reit erklärt. Beitrüge, welche ihm durch die Sympathien der deutschen zum Bau von Kriegsfahrzeugen in der Nordsee zuge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/447>, abgerufen am 03.07.2024.