Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.welche während der durch die Niederlage der Breslauer bekannter gewordenen Was diese etwa noch übrig gelassen, das stahlen die durch den Krieg So sehen wir. daß auch im Mittelalter das Leben der Mönche keines¬ 55"
welche während der durch die Niederlage der Breslauer bekannter gewordenen Was diese etwa noch übrig gelassen, das stahlen die durch den Krieg So sehen wir. daß auch im Mittelalter das Leben der Mönche keines¬ 55"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0445" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112415"/> <p xml:id="ID_1439" prev="#ID_1438"> welche während der durch die Niederlage der Breslauer bekannter gewordenen<lb/> Belagerung Frankensteins jenes unweit davon gelegene Kloster überfielen<lb/> und dort allerdings schlimm gehaust zu haben scheinen. Die armen Mönche<lb/> wurden von den ketzerischen Böhmen nicht nur verspottet, sondern sogar thät¬<lb/> lich gemißhandelt und schließlich aus dem Kloster getrieben, Das Kloster<lb/> ward vollständig ausgeraubt und selbst die Heiligthümer nicht verschont; selbst<lb/> die sorgsam verborgenen Schätze fanden die Böhmen vermittelst ihrer behexten<lb/> Schwerter.</p><lb/> <p xml:id="ID_1440"> Was diese etwa noch übrig gelassen, das stahlen die durch den Krieg<lb/> verarmten und demoralisirten Umwohner. Fast komisch erscheint es, wenn<lb/> nach der Darstellung so vieler wirklicher schwerer Leiden noch besonders her¬<lb/> vorgehoben wird, daß die Mönche, als sie endlich zurückzukehren wagen durften,<lb/> so schlecht hätten leben müssen, daß sie nicht nur mit grobem Brode sich be¬<lb/> gnügen, sondern auch Wasser hätten trinken müssen, was sie früher nicht ge¬<lb/> wohnt gewesen seien, und sich am Ende mit dem ausgepreßten Saft der<lb/> Aepfel statt ihres früheren guten Bieres hätten begnügen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1441"> So sehen wir. daß auch im Mittelalter das Leben der Mönche keines¬<lb/> wegs bloß, wie man es sich oft vorstellt, ein Leben behaglichen ungetrübten<lb/> Genusses gewesen ist; übrigens können wir diese kurzen Schilderungen, die<lb/> wir aus dem Reichthum des hier gebotenen Materiales herausgegriffen haben,<lb/> nicht besser schließen als mit den schönen Schlußworten der Widmung: Wir<lb/> Werden das Andenken der alten Mönche stets in Ehren halten. Wir danken<lb/> es ihnen, daß wir zum Anbau des Landes wie zur Pflege der Wissenschaften<lb/> keiner Mönche mehr bedürfen. Ihr Werk ist gethan, und an der alten Stätte<lb/> der Jesuiten grünt und blüht jetzt, der Pflege anderer Hände anvertraut, der<lb/> Baum der Wissenschaft in reicherer und kräftigerer Fülle als zuvor. Möge<lb/> ^ ihnen nie an Luft und Licht, an treuer Wartung und guter Obhut<lb/> f<note type="byline"> E. G.</note> ehlen! </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 55"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0445]
welche während der durch die Niederlage der Breslauer bekannter gewordenen
Belagerung Frankensteins jenes unweit davon gelegene Kloster überfielen
und dort allerdings schlimm gehaust zu haben scheinen. Die armen Mönche
wurden von den ketzerischen Böhmen nicht nur verspottet, sondern sogar thät¬
lich gemißhandelt und schließlich aus dem Kloster getrieben, Das Kloster
ward vollständig ausgeraubt und selbst die Heiligthümer nicht verschont; selbst
die sorgsam verborgenen Schätze fanden die Böhmen vermittelst ihrer behexten
Schwerter.
Was diese etwa noch übrig gelassen, das stahlen die durch den Krieg
verarmten und demoralisirten Umwohner. Fast komisch erscheint es, wenn
nach der Darstellung so vieler wirklicher schwerer Leiden noch besonders her¬
vorgehoben wird, daß die Mönche, als sie endlich zurückzukehren wagen durften,
so schlecht hätten leben müssen, daß sie nicht nur mit grobem Brode sich be¬
gnügen, sondern auch Wasser hätten trinken müssen, was sie früher nicht ge¬
wohnt gewesen seien, und sich am Ende mit dem ausgepreßten Saft der
Aepfel statt ihres früheren guten Bieres hätten begnügen müssen.
So sehen wir. daß auch im Mittelalter das Leben der Mönche keines¬
wegs bloß, wie man es sich oft vorstellt, ein Leben behaglichen ungetrübten
Genusses gewesen ist; übrigens können wir diese kurzen Schilderungen, die
wir aus dem Reichthum des hier gebotenen Materiales herausgegriffen haben,
nicht besser schließen als mit den schönen Schlußworten der Widmung: Wir
Werden das Andenken der alten Mönche stets in Ehren halten. Wir danken
es ihnen, daß wir zum Anbau des Landes wie zur Pflege der Wissenschaften
keiner Mönche mehr bedürfen. Ihr Werk ist gethan, und an der alten Stätte
der Jesuiten grünt und blüht jetzt, der Pflege anderer Hände anvertraut, der
Baum der Wissenschaft in reicherer und kräftigerer Fülle als zuvor. Möge
^ ihnen nie an Luft und Licht, an treuer Wartung und guter Obhut
f E. G. ehlen!
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