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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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onnte aber, da er zugleich Militär- und Civilgouverneur von Trieft, Statt¬
halter und commandirender General des Küstenlandes, Chef der Seebehörde.
Regimentsinhaber und mit noch andern Obliegenheiten belastet war, der ihm
ebenfalls untergeordneten Marine, auch wenn er der beste Seemann der Welt
gewesen wäre, keine erfolgreiche Aufmerksamkeit schenken. Man kann sich
denken, daß die Marineverwaltung solche Verhältnisse sich trefflich zu Nutzen
machte. Die Fregatte "Schwarzenberg", welche wegen ihrer mangelhaften
Bauart zweimal umgestaltet werden mußte und auch jetzt noch kein gutes Schiff
ist. stammt aus jener Periode und ist ein trauriger Beleg für den Werth und
das Treiben der damaligen Schiffbnumeister und Verwoltungsbeamten. Wie
sehr aber das Vertrauen zu diesen Leuten bald darauf schwand, zeigte sich
dadurch, daß man-die Propellerfrcgatte Radetzky in England bestellte, und
mehrere andere Schiffe, sowie viele Ausrüstungsgegenstände auf den Werften
und in den Werkstätten des östreichischen Lloyd erzeugen ließ. Hätte man
dieses Verfahren nicht auch bei den übrigen Schiffsvauten anwenden können?
Wozu aber dann jene kostspieligen Anlagen und jenes zahlreiche Jngenieur-
und Beamtenpersonal? --

Bei der Landarmee können die früher berührten Mängel wenigstens dadurch
beschönigt werden, daß ohne diese Einrichtungen nicht einmal das erreicht
worden wäre, was man erreicht habe, und daß Unterschleife als ein von der
Verwaltung großer stehender Heere untrennbarer Uebelstand betrachtet werden
müssen.

Ist bei der östreichischen Marine dieselbe Apologie möglich? Stehen die
bisher darauf verwendeten Summen mit den schon erlangten oder noch zu
^langenden Resultaten auch nur einigermaßen im Verhältniß, und hat die
östreichische Marine bis jetzt einen nennenswerthen Dienst geleistet oder wird
ste selben in einem Kriege gegen Italien leisten können? -- Ein trockenes "Nein"
dürfte die richtigste Beantwortung aller dieser Fragen sein, wofern nicht die
Unlängst von dem Verfasser von "Ein Wort über Oestreichs Marine" geforderten
25 bis 30 Millionen herbeigeschafft werden, wozu aber der Reichsrath schwer¬
lich geneigt sein wird.

Nun noch Einiges über die Controlebehörden.

In unmittelbarer steter Verbindung sowol mit den Truppen und den
Administrationsbeamten derselben, als auch mit den genannten Armee- und
Narineanstalten steht das Kriegscommissariat. dessen Mitglieder die Auszeich¬
nungen der Offiziere tragen und kurz vor dem letzten Feldzuge bei der Resor-
'Uirung ihrer Branche besonders günstig gestellt wurden.

In jeder mittleren Garmsonsstadt, bei den Akademien, Monturs-
^Mmissionen, Verpflegsmagazinen und allen andern größern Armeeanstalten,
>voie bei jeder Brigade sind Individuen des Kriegscommissariats angestellt,


onnte aber, da er zugleich Militär- und Civilgouverneur von Trieft, Statt¬
halter und commandirender General des Küstenlandes, Chef der Seebehörde.
Regimentsinhaber und mit noch andern Obliegenheiten belastet war, der ihm
ebenfalls untergeordneten Marine, auch wenn er der beste Seemann der Welt
gewesen wäre, keine erfolgreiche Aufmerksamkeit schenken. Man kann sich
denken, daß die Marineverwaltung solche Verhältnisse sich trefflich zu Nutzen
machte. Die Fregatte „Schwarzenberg", welche wegen ihrer mangelhaften
Bauart zweimal umgestaltet werden mußte und auch jetzt noch kein gutes Schiff
ist. stammt aus jener Periode und ist ein trauriger Beleg für den Werth und
das Treiben der damaligen Schiffbnumeister und Verwoltungsbeamten. Wie
sehr aber das Vertrauen zu diesen Leuten bald darauf schwand, zeigte sich
dadurch, daß man-die Propellerfrcgatte Radetzky in England bestellte, und
mehrere andere Schiffe, sowie viele Ausrüstungsgegenstände auf den Werften
und in den Werkstätten des östreichischen Lloyd erzeugen ließ. Hätte man
dieses Verfahren nicht auch bei den übrigen Schiffsvauten anwenden können?
Wozu aber dann jene kostspieligen Anlagen und jenes zahlreiche Jngenieur-
und Beamtenpersonal? —

Bei der Landarmee können die früher berührten Mängel wenigstens dadurch
beschönigt werden, daß ohne diese Einrichtungen nicht einmal das erreicht
worden wäre, was man erreicht habe, und daß Unterschleife als ein von der
Verwaltung großer stehender Heere untrennbarer Uebelstand betrachtet werden
müssen.

Ist bei der östreichischen Marine dieselbe Apologie möglich? Stehen die
bisher darauf verwendeten Summen mit den schon erlangten oder noch zu
^langenden Resultaten auch nur einigermaßen im Verhältniß, und hat die
östreichische Marine bis jetzt einen nennenswerthen Dienst geleistet oder wird
ste selben in einem Kriege gegen Italien leisten können? — Ein trockenes „Nein"
dürfte die richtigste Beantwortung aller dieser Fragen sein, wofern nicht die
Unlängst von dem Verfasser von „Ein Wort über Oestreichs Marine" geforderten
25 bis 30 Millionen herbeigeschafft werden, wozu aber der Reichsrath schwer¬
lich geneigt sein wird.

Nun noch Einiges über die Controlebehörden.

In unmittelbarer steter Verbindung sowol mit den Truppen und den
Administrationsbeamten derselben, als auch mit den genannten Armee- und
Narineanstalten steht das Kriegscommissariat. dessen Mitglieder die Auszeich¬
nungen der Offiziere tragen und kurz vor dem letzten Feldzuge bei der Resor-
'Uirung ihrer Branche besonders günstig gestellt wurden.

In jeder mittleren Garmsonsstadt, bei den Akademien, Monturs-
^Mmissionen, Verpflegsmagazinen und allen andern größern Armeeanstalten,
>voie bei jeder Brigade sind Individuen des Kriegscommissariats angestellt,


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[0425] onnte aber, da er zugleich Militär- und Civilgouverneur von Trieft, Statt¬ halter und commandirender General des Küstenlandes, Chef der Seebehörde. Regimentsinhaber und mit noch andern Obliegenheiten belastet war, der ihm ebenfalls untergeordneten Marine, auch wenn er der beste Seemann der Welt gewesen wäre, keine erfolgreiche Aufmerksamkeit schenken. Man kann sich denken, daß die Marineverwaltung solche Verhältnisse sich trefflich zu Nutzen machte. Die Fregatte „Schwarzenberg", welche wegen ihrer mangelhaften Bauart zweimal umgestaltet werden mußte und auch jetzt noch kein gutes Schiff ist. stammt aus jener Periode und ist ein trauriger Beleg für den Werth und das Treiben der damaligen Schiffbnumeister und Verwoltungsbeamten. Wie sehr aber das Vertrauen zu diesen Leuten bald darauf schwand, zeigte sich dadurch, daß man-die Propellerfrcgatte Radetzky in England bestellte, und mehrere andere Schiffe, sowie viele Ausrüstungsgegenstände auf den Werften und in den Werkstätten des östreichischen Lloyd erzeugen ließ. Hätte man dieses Verfahren nicht auch bei den übrigen Schiffsvauten anwenden können? Wozu aber dann jene kostspieligen Anlagen und jenes zahlreiche Jngenieur- und Beamtenpersonal? — Bei der Landarmee können die früher berührten Mängel wenigstens dadurch beschönigt werden, daß ohne diese Einrichtungen nicht einmal das erreicht worden wäre, was man erreicht habe, und daß Unterschleife als ein von der Verwaltung großer stehender Heere untrennbarer Uebelstand betrachtet werden müssen. Ist bei der östreichischen Marine dieselbe Apologie möglich? Stehen die bisher darauf verwendeten Summen mit den schon erlangten oder noch zu ^langenden Resultaten auch nur einigermaßen im Verhältniß, und hat die östreichische Marine bis jetzt einen nennenswerthen Dienst geleistet oder wird ste selben in einem Kriege gegen Italien leisten können? — Ein trockenes „Nein" dürfte die richtigste Beantwortung aller dieser Fragen sein, wofern nicht die Unlängst von dem Verfasser von „Ein Wort über Oestreichs Marine" geforderten 25 bis 30 Millionen herbeigeschafft werden, wozu aber der Reichsrath schwer¬ lich geneigt sein wird. Nun noch Einiges über die Controlebehörden. In unmittelbarer steter Verbindung sowol mit den Truppen und den Administrationsbeamten derselben, als auch mit den genannten Armee- und Narineanstalten steht das Kriegscommissariat. dessen Mitglieder die Auszeich¬ nungen der Offiziere tragen und kurz vor dem letzten Feldzuge bei der Resor- 'Uirung ihrer Branche besonders günstig gestellt wurden. In jeder mittleren Garmsonsstadt, bei den Akademien, Monturs- ^Mmissionen, Verpflegsmagazinen und allen andern größern Armeeanstalten, >voie bei jeder Brigade sind Individuen des Kriegscommissariats angestellt,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/425>, abgerufen am 23.12.2024.