Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.schied und Lebewohl meinen Lieben in Mecklenburg. Denen, die mich schon Doch seine Vermuthung, daß er Mecklenburg nicht wiedersehen werde, Franz Voll. schied und Lebewohl meinen Lieben in Mecklenburg. Denen, die mich schon Doch seine Vermuthung, daß er Mecklenburg nicht wiedersehen werde, Franz Voll. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0402" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112372"/> <p xml:id="ID_1299" prev="#ID_1298"> schied und Lebewohl meinen Lieben in Mecklenburg. Denen, die mich schon<lb/> im Auslande kannten und noch nach Jahren Freundschaft bewahrten. Versich-<lb/> rung unwandelbarer Treue. Denen, die den Fremdling lieb gewonnen, mei¬<lb/> nen innigen ewigen Dank, wenn Dank Liebe lohnen kann. Sehe ich wol<lb/> niemals Mecklenburg wieder, so wird keine Ferne so weit sein und keine<lb/> Lage so eigen, daß ich das Land einst vergesse und die Brüder und Braven,<lb/> die es bewohnen. Torgclower Glashütte bei Waren am 1. October 1805.<lb/> I. L. Ch. Fritz Jahr, sonst bloß genannt Fritz." Auch widmete er sein<lb/> Erstlingswerk, die „Bereicherung des hochdeutschen Sprachschatzes", das er in<lb/> Mecklenburg. laut der Vorrede, in gänzlicher Abgeschiedenheit von allem ge¬<lb/> lehrten Verkehr begonnen und in Göttingen vollendet hatte, „den Brüdern<lb/> und braven deutschen Mannern. Martens (Pächter) zu Torgelow in Mecklen¬<lb/> burg, und Strecker auf der Sophientbaler Glashütte bei Torgelow. voll<lb/> Empfindungen innigen Dankes und treuer Verehrung."</p><lb/> <p xml:id="ID_1300"> Doch seine Vermuthung, daß er Mecklenburg nicht wiedersehen werde,<lb/> sollte nicht in Erfüllung gehen. Sein Herz blieb dort. Helene Kollhof hatte<lb/> es gefesselt, die Tochter des Pächter K. zu Möllenbek im Strelitzschen. Schon<lb/> nach Jahresfrist, als die von Jena fliehenden Preußen von den Franzosen<lb/> durch Mecklenburg getrieben wurden und Blücher bei Waren am 1. November<lb/> 1806 den zu hitzig verfolgenden Bernadotte durch eine Kanonade aufzuhalten<lb/> suchte, war Jahr ganz in der Nähe wieder auf der Torgelvwer Glashütte.<lb/> Später, nachdem er in Berlin eine feste Stellung gewonnen, besuchte er wie¬<lb/> derholt Helene Kollhof. die seit dem Tode des Vaters mit der Mutter »u<lb/> Neubrandenburg wohnte, und verlobte sich mit ihr. Aus den siegreichen Feld¬<lb/> zügen von 1813 und 14 heimgekehrt, feierte er mit ihr seine Vermählung<lb/> in den ersten Tagen des September 1814 zu Neubrandenburg. Nur zwei<lb/> Freunde waren zugegen, ein Verwandter der Braut, der Candidat der<lb/> Theologie Heinrichs, der unter den Schwarzen Jahns Adjutant gewesen, und<lb/> der Lehrer Leuschner zu Friedland, der eben unter Jahns und Maßmanus<lb/> Mitwirkung den Turnplatz zu Friedland gründete. Beide gehören sah°"<lb/> zu den Todten.</p><lb/> <note type="byline"> Franz Voll.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0402]
schied und Lebewohl meinen Lieben in Mecklenburg. Denen, die mich schon
im Auslande kannten und noch nach Jahren Freundschaft bewahrten. Versich-
rung unwandelbarer Treue. Denen, die den Fremdling lieb gewonnen, mei¬
nen innigen ewigen Dank, wenn Dank Liebe lohnen kann. Sehe ich wol
niemals Mecklenburg wieder, so wird keine Ferne so weit sein und keine
Lage so eigen, daß ich das Land einst vergesse und die Brüder und Braven,
die es bewohnen. Torgclower Glashütte bei Waren am 1. October 1805.
I. L. Ch. Fritz Jahr, sonst bloß genannt Fritz." Auch widmete er sein
Erstlingswerk, die „Bereicherung des hochdeutschen Sprachschatzes", das er in
Mecklenburg. laut der Vorrede, in gänzlicher Abgeschiedenheit von allem ge¬
lehrten Verkehr begonnen und in Göttingen vollendet hatte, „den Brüdern
und braven deutschen Mannern. Martens (Pächter) zu Torgelow in Mecklen¬
burg, und Strecker auf der Sophientbaler Glashütte bei Torgelow. voll
Empfindungen innigen Dankes und treuer Verehrung."
Doch seine Vermuthung, daß er Mecklenburg nicht wiedersehen werde,
sollte nicht in Erfüllung gehen. Sein Herz blieb dort. Helene Kollhof hatte
es gefesselt, die Tochter des Pächter K. zu Möllenbek im Strelitzschen. Schon
nach Jahresfrist, als die von Jena fliehenden Preußen von den Franzosen
durch Mecklenburg getrieben wurden und Blücher bei Waren am 1. November
1806 den zu hitzig verfolgenden Bernadotte durch eine Kanonade aufzuhalten
suchte, war Jahr ganz in der Nähe wieder auf der Torgelvwer Glashütte.
Später, nachdem er in Berlin eine feste Stellung gewonnen, besuchte er wie¬
derholt Helene Kollhof. die seit dem Tode des Vaters mit der Mutter »u
Neubrandenburg wohnte, und verlobte sich mit ihr. Aus den siegreichen Feld¬
zügen von 1813 und 14 heimgekehrt, feierte er mit ihr seine Vermählung
in den ersten Tagen des September 1814 zu Neubrandenburg. Nur zwei
Freunde waren zugegen, ein Verwandter der Braut, der Candidat der
Theologie Heinrichs, der unter den Schwarzen Jahns Adjutant gewesen, und
der Lehrer Leuschner zu Friedland, der eben unter Jahns und Maßmanus
Mitwirkung den Turnplatz zu Friedland gründete. Beide gehören sah°"
zu den Todten.
Franz Voll.
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