Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

tionalvettheidigung beitragen, daß sie nicht einmal Festungen zu unterhalten
haben und daß es doch wol kaum billig sein würde, Staaten, die nicht
bloß das Dreifache für die Vertheidigung zu Lande thun, sondern auch noch
eine Flotte halten, zu Beiträgen für jene Schraubenflotille für verpflichtet zu
halten.

In den Hansestädten Hamburg und Bremen wolle man insbesondere
nicht außer Acht lassen, daß sie in Folge der noch geltenden, veralteten Bun-
desmatrikel von 1818 verhältnißmäßig weniger zur Bundesvcrtheidigung bei¬
tragen, als alle übrigen deutschen Bundesstaaten. Jene Bundesmatrikel
nimmt bekanntlich die damalige Bevölkerung als Maaßstab der Leistungen an,
die Bevölkerung von Hamburg und Bremen ist aber jetzt der der übrigen
Bundesstaaten verhältnißmäßig weit vorausgeeilt. So kommt es denn, daß
während nach der gegenwärtigen Bevölkerung die deutschen Bundesstaaten
1'/? Procent, einige viel mehr, z. B. Waldeck l V-> zum Bundesheer stellen, die
Leistung Hamburgs nur 1 Procent, die Bremens sogar nur "/? beträgt, und
nach diesem Verhältniß bemißt sich nicht nur das Bundescontingent der Hanse¬
städte, sondern auch der Geldbeitrag für Bundeszwecke. Man wird in Ham¬
burg und Bremen leicht berechnen können, wie viel die durch diese Ungleich¬
heit bewirkte jährliche Ersparniß beträgt.

Wir würden daraus, daß die Küstenstaaten die geringfügigen Kosten,
welche die Herstellung einer Schraubenflotille macht, selbst übernehmen, nicht
ein so großes Gewicht legen und würden rathen im Interesse der Sache
selbst kleinliche und unbillige Forderungen zu erfüllen, wenn jeder Versuch,
eine Betheiligung der übrigen Bundesstaaten herbeizuführen, etwas Anderes
hieße, als die baldige Herstellung einer Schraubenbootflotille überhaupt nicht
wollen. Denn jene Betheiligung würde nur auf dem Wege der Bundesver¬
handlungen erreicht werden können; die Militürcommission, der Militäraus¬
schuß, die Bundesversammlung würden aber eine so gründliche Prüfung jener
Frage eintreten lassen, daß es nach jahrelangem Gezänk wol noch zu einem
Beschlusse nicht gekommen sein würde. Die Beust, Borries, Schrank, Dal-
wigk und Hügel würden nur auf's Neue Anlaß erhalten, ihr brennendes In¬
teresse für die deutsche Flotte, welche mehrere von ihnen mit unter den Ham¬
mer gebracht haben, auf's Neue zu bethätigen.

In der That ist auch in den neueren Kundgebungen für die Küstenver-
theidigung in Hamburg, Bremen und Oldenburg von einer Betheiligung des
Bundes nur vereinzelt die Rede gewesen.

Dagegen hat die Hamburger Bürgerschaft den Beginn des Baues der
Schraubenboote von einer andern Eventualität abhängig gemacht, der einer
Verständigung unter den Küstenstaaten selbst.

Es bedarf einer solchen vorgängigen Verständigung nicht, um Schrauben-


tionalvettheidigung beitragen, daß sie nicht einmal Festungen zu unterhalten
haben und daß es doch wol kaum billig sein würde, Staaten, die nicht
bloß das Dreifache für die Vertheidigung zu Lande thun, sondern auch noch
eine Flotte halten, zu Beiträgen für jene Schraubenflotille für verpflichtet zu
halten.

In den Hansestädten Hamburg und Bremen wolle man insbesondere
nicht außer Acht lassen, daß sie in Folge der noch geltenden, veralteten Bun-
desmatrikel von 1818 verhältnißmäßig weniger zur Bundesvcrtheidigung bei¬
tragen, als alle übrigen deutschen Bundesstaaten. Jene Bundesmatrikel
nimmt bekanntlich die damalige Bevölkerung als Maaßstab der Leistungen an,
die Bevölkerung von Hamburg und Bremen ist aber jetzt der der übrigen
Bundesstaaten verhältnißmäßig weit vorausgeeilt. So kommt es denn, daß
während nach der gegenwärtigen Bevölkerung die deutschen Bundesstaaten
1'/? Procent, einige viel mehr, z. B. Waldeck l V-> zum Bundesheer stellen, die
Leistung Hamburgs nur 1 Procent, die Bremens sogar nur "/? beträgt, und
nach diesem Verhältniß bemißt sich nicht nur das Bundescontingent der Hanse¬
städte, sondern auch der Geldbeitrag für Bundeszwecke. Man wird in Ham¬
burg und Bremen leicht berechnen können, wie viel die durch diese Ungleich¬
heit bewirkte jährliche Ersparniß beträgt.

Wir würden daraus, daß die Küstenstaaten die geringfügigen Kosten,
welche die Herstellung einer Schraubenflotille macht, selbst übernehmen, nicht
ein so großes Gewicht legen und würden rathen im Interesse der Sache
selbst kleinliche und unbillige Forderungen zu erfüllen, wenn jeder Versuch,
eine Betheiligung der übrigen Bundesstaaten herbeizuführen, etwas Anderes
hieße, als die baldige Herstellung einer Schraubenbootflotille überhaupt nicht
wollen. Denn jene Betheiligung würde nur auf dem Wege der Bundesver¬
handlungen erreicht werden können; die Militürcommission, der Militäraus¬
schuß, die Bundesversammlung würden aber eine so gründliche Prüfung jener
Frage eintreten lassen, daß es nach jahrelangem Gezänk wol noch zu einem
Beschlusse nicht gekommen sein würde. Die Beust, Borries, Schrank, Dal-
wigk und Hügel würden nur auf's Neue Anlaß erhalten, ihr brennendes In¬
teresse für die deutsche Flotte, welche mehrere von ihnen mit unter den Ham¬
mer gebracht haben, auf's Neue zu bethätigen.

In der That ist auch in den neueren Kundgebungen für die Küstenver-
theidigung in Hamburg, Bremen und Oldenburg von einer Betheiligung des
Bundes nur vereinzelt die Rede gewesen.

Dagegen hat die Hamburger Bürgerschaft den Beginn des Baues der
Schraubenboote von einer andern Eventualität abhängig gemacht, der einer
Verständigung unter den Küstenstaaten selbst.

Es bedarf einer solchen vorgängigen Verständigung nicht, um Schrauben-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112010"/>
            <p xml:id="ID_151" prev="#ID_150"> tionalvettheidigung beitragen, daß sie nicht einmal Festungen zu unterhalten<lb/>
haben und daß es doch wol kaum billig sein würde, Staaten, die nicht<lb/>
bloß das Dreifache für die Vertheidigung zu Lande thun, sondern auch noch<lb/>
eine Flotte halten, zu Beiträgen für jene Schraubenflotille für verpflichtet zu<lb/>
halten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_152"> In den Hansestädten Hamburg und Bremen wolle man insbesondere<lb/>
nicht außer Acht lassen, daß sie in Folge der noch geltenden, veralteten Bun-<lb/>
desmatrikel von 1818 verhältnißmäßig weniger zur Bundesvcrtheidigung bei¬<lb/>
tragen, als alle übrigen deutschen Bundesstaaten. Jene Bundesmatrikel<lb/>
nimmt bekanntlich die damalige Bevölkerung als Maaßstab der Leistungen an,<lb/>
die Bevölkerung von Hamburg und Bremen ist aber jetzt der der übrigen<lb/>
Bundesstaaten verhältnißmäßig weit vorausgeeilt. So kommt es denn, daß<lb/>
während nach der gegenwärtigen Bevölkerung die deutschen Bundesstaaten<lb/>
1'/? Procent, einige viel mehr, z. B. Waldeck l V-&gt; zum Bundesheer stellen, die<lb/>
Leistung Hamburgs nur 1 Procent, die Bremens sogar nur "/? beträgt, und<lb/>
nach diesem Verhältniß bemißt sich nicht nur das Bundescontingent der Hanse¬<lb/>
städte, sondern auch der Geldbeitrag für Bundeszwecke. Man wird in Ham¬<lb/>
burg und Bremen leicht berechnen können, wie viel die durch diese Ungleich¬<lb/>
heit bewirkte jährliche Ersparniß beträgt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_153"> Wir würden daraus, daß die Küstenstaaten die geringfügigen Kosten,<lb/>
welche die Herstellung einer Schraubenflotille macht, selbst übernehmen, nicht<lb/>
ein so großes Gewicht legen und würden rathen im Interesse der Sache<lb/>
selbst kleinliche und unbillige Forderungen zu erfüllen, wenn jeder Versuch,<lb/>
eine Betheiligung der übrigen Bundesstaaten herbeizuführen, etwas Anderes<lb/>
hieße, als die baldige Herstellung einer Schraubenbootflotille überhaupt nicht<lb/>
wollen. Denn jene Betheiligung würde nur auf dem Wege der Bundesver¬<lb/>
handlungen erreicht werden können; die Militürcommission, der Militäraus¬<lb/>
schuß, die Bundesversammlung würden aber eine so gründliche Prüfung jener<lb/>
Frage eintreten lassen, daß es nach jahrelangem Gezänk wol noch zu einem<lb/>
Beschlusse nicht gekommen sein würde. Die Beust, Borries, Schrank, Dal-<lb/>
wigk und Hügel würden nur auf's Neue Anlaß erhalten, ihr brennendes In¬<lb/>
teresse für die deutsche Flotte, welche mehrere von ihnen mit unter den Ham¬<lb/>
mer gebracht haben, auf's Neue zu bethätigen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_154"> In der That ist auch in den neueren Kundgebungen für die Küstenver-<lb/>
theidigung in Hamburg, Bremen und Oldenburg von einer Betheiligung des<lb/>
Bundes nur vereinzelt die Rede gewesen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_155"> Dagegen hat die Hamburger Bürgerschaft den Beginn des Baues der<lb/>
Schraubenboote von einer andern Eventualität abhängig gemacht, der einer<lb/>
Verständigung unter den Küstenstaaten selbst.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_156" next="#ID_157"> Es bedarf einer solchen vorgängigen Verständigung nicht, um Schrauben-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0040] tionalvettheidigung beitragen, daß sie nicht einmal Festungen zu unterhalten haben und daß es doch wol kaum billig sein würde, Staaten, die nicht bloß das Dreifache für die Vertheidigung zu Lande thun, sondern auch noch eine Flotte halten, zu Beiträgen für jene Schraubenflotille für verpflichtet zu halten. In den Hansestädten Hamburg und Bremen wolle man insbesondere nicht außer Acht lassen, daß sie in Folge der noch geltenden, veralteten Bun- desmatrikel von 1818 verhältnißmäßig weniger zur Bundesvcrtheidigung bei¬ tragen, als alle übrigen deutschen Bundesstaaten. Jene Bundesmatrikel nimmt bekanntlich die damalige Bevölkerung als Maaßstab der Leistungen an, die Bevölkerung von Hamburg und Bremen ist aber jetzt der der übrigen Bundesstaaten verhältnißmäßig weit vorausgeeilt. So kommt es denn, daß während nach der gegenwärtigen Bevölkerung die deutschen Bundesstaaten 1'/? Procent, einige viel mehr, z. B. Waldeck l V-> zum Bundesheer stellen, die Leistung Hamburgs nur 1 Procent, die Bremens sogar nur "/? beträgt, und nach diesem Verhältniß bemißt sich nicht nur das Bundescontingent der Hanse¬ städte, sondern auch der Geldbeitrag für Bundeszwecke. Man wird in Ham¬ burg und Bremen leicht berechnen können, wie viel die durch diese Ungleich¬ heit bewirkte jährliche Ersparniß beträgt. Wir würden daraus, daß die Küstenstaaten die geringfügigen Kosten, welche die Herstellung einer Schraubenflotille macht, selbst übernehmen, nicht ein so großes Gewicht legen und würden rathen im Interesse der Sache selbst kleinliche und unbillige Forderungen zu erfüllen, wenn jeder Versuch, eine Betheiligung der übrigen Bundesstaaten herbeizuführen, etwas Anderes hieße, als die baldige Herstellung einer Schraubenbootflotille überhaupt nicht wollen. Denn jene Betheiligung würde nur auf dem Wege der Bundesver¬ handlungen erreicht werden können; die Militürcommission, der Militäraus¬ schuß, die Bundesversammlung würden aber eine so gründliche Prüfung jener Frage eintreten lassen, daß es nach jahrelangem Gezänk wol noch zu einem Beschlusse nicht gekommen sein würde. Die Beust, Borries, Schrank, Dal- wigk und Hügel würden nur auf's Neue Anlaß erhalten, ihr brennendes In¬ teresse für die deutsche Flotte, welche mehrere von ihnen mit unter den Ham¬ mer gebracht haben, auf's Neue zu bethätigen. In der That ist auch in den neueren Kundgebungen für die Küstenver- theidigung in Hamburg, Bremen und Oldenburg von einer Betheiligung des Bundes nur vereinzelt die Rede gewesen. Dagegen hat die Hamburger Bürgerschaft den Beginn des Baues der Schraubenboote von einer andern Eventualität abhängig gemacht, der einer Verständigung unter den Küstenstaaten selbst. Es bedarf einer solchen vorgängigen Verständigung nicht, um Schrauben-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/40
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/40>, abgerufen am 03.07.2024.