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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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und fürchten von ihnen geheime Pläne für die^ Zukunft (p. 386). Als die
Engländer acht Millionen Taels für Kriegskosten forderten, schreibt cur Eng¬
länder: tue treuen raa ins imxuäeuev to äst tus saws sum (p. 398).
Nach Sir Hope Grant's officiellen Bericht wurde der kaiserliche Sommerpalast
von den Franzosen ausgeplündert. Der officielle Bericht des General Mon-
tauban dagegen sagt, er habe überall Wachen aufstellen und Niemand hinein¬
gehen lassen, bis die Engländer da wären (x. 416 ff.).

Ebenso wird man dem Verfasser dankbar sein für die feinen und wahren
Bemerkungen über den Gegensatz des wirkliche" Volkslebens und der in ihm
herrschenden Motive zu der gelehrten Literatur, die sich in der Wirklichkeit
längst entfremdeten oder zu keiner Zeit lebendigen Lehrsätzen, in überlieferter
Schulweisheit und magisterhaftem Gerede bewege (p. n?);---für seine Dar¬
stellung der Lage und Emolmnente des chinesischen auf Jahrescontracr von
der Gemeinde angestellten Schulmeisters (p. 122); -- für die chinesischen
Staatsprüfungen (x. 122 f.). Man wird aus ihm das Verdienst des berühm¬
ten Fremont um die Erwerbung Kaliforniens für die Vereinigten Staaten
und den Undank, mit dem man ihm lohnte, erfahren: er wurde als Gefangener
nach Washington geschickt und von einem Kriegsgericht verurtheilt; dessen¬
ungeachtet wies er die vom Präsidenten Volk ihm angebotene Begnadigung
mit edlem Stolze zurück (v. 166). Zum ersten Male wird hier mitgetheilt,
wie die Engländer den japanischen Handel verloren, weil nämlich Karl der
Zweite die portugiesische Katharina geheirathet. wodurch die Engländer bei
den Japanern in den Verdacht des Katholicismus und einer nähern Verbin¬
dung mit Portugal kamen, ein Factum, das weder bei Macaulay noch bei
einem anderen englischen Historiker zu finden sei (p. 244 f.). Nicht minder
wird man sich gern belehren lassen über die Stellung der Chinesen außerhalb
China's, deren Anzahl zu fünf Millionen berechnet wird, und in deren Händen
vielfach der Kleinhandel sich ausschließlich befindet (x. 365); -- über die älteste
Familie auf Erden, deren Stammbaum ins siebente vorchristliche Jahrhundert
hinaufreicht, die Familie Kong, aus der Confucius stammt und von der einige
Zweige jetzt noch in Kiofeu leben (v. 385); -- über die englisch-chinesische
Handelsbilanz (p. 319); -- über die an die,römischen Zerrtes erinnernde chinesische
Sitte, daß alle Personen desselben Familiennamens (deren es unter den 400
Millionen Chinesen kaum mehr als 400 gebe!) sich als Abkömmlinge dessel¬
ben Stammvaters für Verwandte halten, und von Staatswegen nicht unter
einander heirathen dürfen (p. 119). Es ist den Zeitungslesern noch wohl er¬
innerlich, wie man von englischer Seite über die Urgesundheit von Honkong
klagte und den Fehler der englischen Commissäre tadelte, daß man nicht
Tschusan statt Hongkong im Frieden von Nanking sich habe abtreten lasse"-
Dagegen versichert Neuman x. 45, Hongkong habe ein ebenso günstiges Kliu"


und fürchten von ihnen geheime Pläne für die^ Zukunft (p. 386). Als die
Engländer acht Millionen Taels für Kriegskosten forderten, schreibt cur Eng¬
länder: tue treuen raa ins imxuäeuev to äst tus saws sum (p. 398).
Nach Sir Hope Grant's officiellen Bericht wurde der kaiserliche Sommerpalast
von den Franzosen ausgeplündert. Der officielle Bericht des General Mon-
tauban dagegen sagt, er habe überall Wachen aufstellen und Niemand hinein¬
gehen lassen, bis die Engländer da wären (x. 416 ff.).

Ebenso wird man dem Verfasser dankbar sein für die feinen und wahren
Bemerkungen über den Gegensatz des wirkliche» Volkslebens und der in ihm
herrschenden Motive zu der gelehrten Literatur, die sich in der Wirklichkeit
längst entfremdeten oder zu keiner Zeit lebendigen Lehrsätzen, in überlieferter
Schulweisheit und magisterhaftem Gerede bewege (p. n?);—-für seine Dar¬
stellung der Lage und Emolmnente des chinesischen auf Jahrescontracr von
der Gemeinde angestellten Schulmeisters (p. 122); — für die chinesischen
Staatsprüfungen (x. 122 f.). Man wird aus ihm das Verdienst des berühm¬
ten Fremont um die Erwerbung Kaliforniens für die Vereinigten Staaten
und den Undank, mit dem man ihm lohnte, erfahren: er wurde als Gefangener
nach Washington geschickt und von einem Kriegsgericht verurtheilt; dessen¬
ungeachtet wies er die vom Präsidenten Volk ihm angebotene Begnadigung
mit edlem Stolze zurück (v. 166). Zum ersten Male wird hier mitgetheilt,
wie die Engländer den japanischen Handel verloren, weil nämlich Karl der
Zweite die portugiesische Katharina geheirathet. wodurch die Engländer bei
den Japanern in den Verdacht des Katholicismus und einer nähern Verbin¬
dung mit Portugal kamen, ein Factum, das weder bei Macaulay noch bei
einem anderen englischen Historiker zu finden sei (p. 244 f.). Nicht minder
wird man sich gern belehren lassen über die Stellung der Chinesen außerhalb
China's, deren Anzahl zu fünf Millionen berechnet wird, und in deren Händen
vielfach der Kleinhandel sich ausschließlich befindet (x. 365); — über die älteste
Familie auf Erden, deren Stammbaum ins siebente vorchristliche Jahrhundert
hinaufreicht, die Familie Kong, aus der Confucius stammt und von der einige
Zweige jetzt noch in Kiofeu leben (v. 385); — über die englisch-chinesische
Handelsbilanz (p. 319); — über die an die,römischen Zerrtes erinnernde chinesische
Sitte, daß alle Personen desselben Familiennamens (deren es unter den 400
Millionen Chinesen kaum mehr als 400 gebe!) sich als Abkömmlinge dessel¬
ben Stammvaters für Verwandte halten, und von Staatswegen nicht unter
einander heirathen dürfen (p. 119). Es ist den Zeitungslesern noch wohl er¬
innerlich, wie man von englischer Seite über die Urgesundheit von Honkong
klagte und den Fehler der englischen Commissäre tadelte, daß man nicht
Tschusan statt Hongkong im Frieden von Nanking sich habe abtreten lasse"-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/348>, abgerufen am 22.07.2024.