Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.uns kein Act. Orden, Stand oder äußerlich Werk zu Christen mache. Daß Die Freiheit der religiösen Ueberzeugung von aller menschlichen Ueberlie¬ ') Weller: Die maskirte Litteratur, I. S. 220, führt unter den nicht enthüllten Phe"'
donymen auf: ?s.iüus vom Mein, oiÄtio M "Averses reliZiones sive tolörtmäas. uns kein Act. Orden, Stand oder äußerlich Werk zu Christen mache. Daß Die Freiheit der religiösen Ueberzeugung von aller menschlichen Ueberlie¬ ') Weller: Die maskirte Litteratur, I. S. 220, führt unter den nicht enthüllten Phe"'
donymen auf: ?s.iüus vom Mein, oiÄtio M «Averses reliZiones sive tolörtmäas. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112266"/> <p xml:id="ID_972" prev="#ID_971"> uns kein Act. Orden, Stand oder äußerlich Werk zu Christen mache. Daß<lb/> nachdem man die Theologie in die 8motu8t.leg.in und kraetieain zertheilet,<lb/> jene zu lauter Zänkerei, diese aber gar zu einem ^tneismo geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_973" next="#ID_974"> Die Freiheit der religiösen Ueberzeugung von aller menschlichen Ueberlie¬<lb/> ferung wird schon in einzelnen dieser Sprüche in einer Weise gepredigt, daß<lb/> diese Sähe den damaligen orthodoxen Kirchengemeinschaften geradezu als<lb/> Kundgebungen des Teufels erschienen, während wir in ihnen die prophetische<lb/> Ahnung desjenigen Zustandes erblicken, den wir heut zu Tage als den allein<lb/> vernunftgemäßen mit Recht ansehen. Wenige Jahre darauf wurde jedoch der<lb/> Ruf nach Gewissensfreiheit und zwar nicht bloß für die Anhänger christlicher<lb/> Bekenntnisse, sondern im modernsten Sinne des Wortes auch für Juden und<lb/> Heiden auf das Bestimmteste und Nachdrücklichste von derselben Seite her<lb/> erhoben; und während die orthodoxen Theologen auf dem sogenannten Leip'<lb/> ziger Convente 1631 vergebens eine nur äußerliche Ausgleichung des Luther-<lb/> thums und des Calvinismus in der für beide so bedrängten Zeit anstrebten,<lb/> spricht der philosophische Mysticismus den religiösen Grundgedanken der Zu»<lb/> kunst auf die unverholenste und begeistertste Weise aus. Ein Unbekannter, der<lb/> sich in seinen Tractaten Paulus*) oder Bedmkes oder auch Br. unterzeichnet,<lb/> und dessen religiös-philosophische Ideen auf Paracelsus, Weigel und Böhme<lb/> zurückgehen, hat diesen bedeutenden Schritt gethan. Ueber seine Lebensuni-<lb/> stände erfahren wir aus seinen Schriften nur, daß er. von Haus aus Luthe¬<lb/> raner, auf einer protestantischen Universität studirt hatte, und dann, da er keine<lb/> innerliche Befriedigung in diesem Wirrsal dogmatischer Wettkämpfe finden<lb/> konnte, sich der religiösen Speculation ergab, die jedoch bei ihm fast immer<lb/> wenigstens äußerlich die biblische Grundlage behält. Von seinen Schrift<lb/> kenne ich folgende: 1) Das Geheimniß vom Tempel des Herrn in seinem<lb/> Borhof, Heiligen und Allerheiligsten (in drei Theilen). 1630. 12. — 2) Spie¬<lb/> gel der Weisheit und Wahrheit, allen Menschen in der ganzen Welt fürgestellt'<lb/> als Christen, Juden, Türken und Heiden. 1632. 12. 248 S. — 3) Sendbries<lb/> an die Hirten und an die Schafe unter allerlei Secten. In dreien Fragen-<lb/> 1) ob Einer auch ein Christ sein könne und selig werden, wenn er nicht ke-<lb/> herisch, lutherisch, calvinisch, photinianisch, wiedertäuferisch und 'dergleichen<lb/> ein Sectircr ist; 2) ob auch diese, welche von einer sectirischen Religion M<lb/> andern treten, nach der Sectirer Meinung verdammt sein; 3) obs auch recht<lb/> sei, daß man die Gewissen forsche oder beherrsche, und ob man die Gewisse"<lb/> frei soll lassen. Gedruckt im Jahr des Herrn 1632. 12. 128 S. — 4) Das<lb/> Büchlein Jehior oder Morgenröthe der Weisheit. Gedruckt im Jahr Christ'<lb/> 1640. Im Jahr der Welt 5870. 12. 128 S. Dieses Büchlein scheint jedoch</p><lb/> <note xml:id="FID_42" place="foot"> ') Weller: Die maskirte Litteratur, I. S. 220, führt unter den nicht enthüllten Phe"'<lb/> donymen auf: ?s.iüus vom Mein, oiÄtio M «Averses reliZiones sive tolörtmäas.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0296]
uns kein Act. Orden, Stand oder äußerlich Werk zu Christen mache. Daß
nachdem man die Theologie in die 8motu8t.leg.in und kraetieain zertheilet,
jene zu lauter Zänkerei, diese aber gar zu einem ^tneismo geworden.
Die Freiheit der religiösen Ueberzeugung von aller menschlichen Ueberlie¬
ferung wird schon in einzelnen dieser Sprüche in einer Weise gepredigt, daß
diese Sähe den damaligen orthodoxen Kirchengemeinschaften geradezu als
Kundgebungen des Teufels erschienen, während wir in ihnen die prophetische
Ahnung desjenigen Zustandes erblicken, den wir heut zu Tage als den allein
vernunftgemäßen mit Recht ansehen. Wenige Jahre darauf wurde jedoch der
Ruf nach Gewissensfreiheit und zwar nicht bloß für die Anhänger christlicher
Bekenntnisse, sondern im modernsten Sinne des Wortes auch für Juden und
Heiden auf das Bestimmteste und Nachdrücklichste von derselben Seite her
erhoben; und während die orthodoxen Theologen auf dem sogenannten Leip'
ziger Convente 1631 vergebens eine nur äußerliche Ausgleichung des Luther-
thums und des Calvinismus in der für beide so bedrängten Zeit anstrebten,
spricht der philosophische Mysticismus den religiösen Grundgedanken der Zu»
kunst auf die unverholenste und begeistertste Weise aus. Ein Unbekannter, der
sich in seinen Tractaten Paulus*) oder Bedmkes oder auch Br. unterzeichnet,
und dessen religiös-philosophische Ideen auf Paracelsus, Weigel und Böhme
zurückgehen, hat diesen bedeutenden Schritt gethan. Ueber seine Lebensuni-
stände erfahren wir aus seinen Schriften nur, daß er. von Haus aus Luthe¬
raner, auf einer protestantischen Universität studirt hatte, und dann, da er keine
innerliche Befriedigung in diesem Wirrsal dogmatischer Wettkämpfe finden
konnte, sich der religiösen Speculation ergab, die jedoch bei ihm fast immer
wenigstens äußerlich die biblische Grundlage behält. Von seinen Schrift
kenne ich folgende: 1) Das Geheimniß vom Tempel des Herrn in seinem
Borhof, Heiligen und Allerheiligsten (in drei Theilen). 1630. 12. — 2) Spie¬
gel der Weisheit und Wahrheit, allen Menschen in der ganzen Welt fürgestellt'
als Christen, Juden, Türken und Heiden. 1632. 12. 248 S. — 3) Sendbries
an die Hirten und an die Schafe unter allerlei Secten. In dreien Fragen-
1) ob Einer auch ein Christ sein könne und selig werden, wenn er nicht ke-
herisch, lutherisch, calvinisch, photinianisch, wiedertäuferisch und 'dergleichen
ein Sectircr ist; 2) ob auch diese, welche von einer sectirischen Religion M
andern treten, nach der Sectirer Meinung verdammt sein; 3) obs auch recht
sei, daß man die Gewissen forsche oder beherrsche, und ob man die Gewisse"
frei soll lassen. Gedruckt im Jahr des Herrn 1632. 12. 128 S. — 4) Das
Büchlein Jehior oder Morgenröthe der Weisheit. Gedruckt im Jahr Christ'
1640. Im Jahr der Welt 5870. 12. 128 S. Dieses Büchlein scheint jedoch
') Weller: Die maskirte Litteratur, I. S. 220, führt unter den nicht enthüllten Phe"'
donymen auf: ?s.iüus vom Mein, oiÄtio M «Averses reliZiones sive tolörtmäas.
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