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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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den. Aber man sagt uns. der Krieg müsse kurz sein. Er wird nicht kurz
sein in dem Sinne, daß er nur einige Wochen oder einen Monat oder zwei
dauern wird. Wir mögen uns nur gleich darauf gefaßt machen, daß er we¬
nigstens ein Jahr wübren wird. Wir müssen uns darein ergeben, alle die
Opfer zu ertragen, die ein Zustand von Feindseligkeiten für ein Jahr bedeutet.
Aber Handel, Manufactur und Geschäfte werden darniederliegen! Sicherlich.
Wir müssen uns darauf gefaßt halten. Sollen wir nicht ebenso bereit sein.
Opfer zu bringen, um die Republik, die Union aufrecht zu erhalten, wie
Männer im Süden sind, sie über den Haufen zu werfen? Wie werden nicht
die vermögenden Leute des Südens jetzt, in taufenden von Fällen, aus¬
gesogen bis zu den bittern Hefen der Armuth, um die Armee zu unter¬
halten, die die Unverschämtheit und Gewaltthätigkeit ihres gehätschelten Vocal-
stolzes und Vorurtheils repräsentirt. Wäre der Norden nicht bereit. Opfer zu
bringen, so sollte er den Kampf und die Hoffnung, die Union zu erhalten,
aufgeben. Die Kraft des loyalen Theiles der Union ist unendlich viel größer
als die des illoyalen Theiles und doch ist das Uebergewicht nicht so in die
Augen springend, daß die gesetzliche Partei die Regierung ohne langdauernde
und bedeutende Anstrengungen in ihren Rechten schützen könnte. Der Norden
muß seine Kraft entwickeln, nicht in einer momentanen Zuckung, sondern mit
eisenhändiger und ausdauernder Gewalt.

General Scott basirt seine ganze Politik auf eine dreifache Erwägung.
Erstens hatten die Staaten, die an der Sccessionsverschwörung Antheil nehmen,
schon seit einiger Zeit vom Kriege gesprochen und Vorbereitungen dazu ge¬
soffen. Sie waren daher besser im Stande, einen wirksamen Kampf zu be¬
ginnen, als die loyalen Staaten, welche durchaus nicht in kriegsmäßiger Ver¬
fassung waren. Man muß sich nur darüber wundern, daß die Verschwörer.
ihrem Vorsprung in den kriegerischen Vorbereitungen, sich nicht gleich nach
dem Bombardement von Sünder auf Washington stürzten und es gleich weg¬
nahmen. Zweitens schlagen sich manche Truppen am besten, wenn sie in der
Defension sind, und ein Einfall in Virginien in der Absicht, den Staat im
Sturm zu erobern, würde seinen Vertheidigern einen unbilligen Vortheil geben,
und es wäre aller Grund, solche Affairen, wie die von Great Bethel und Vinnae
größerem Maaßstabe zu erwarten. Drittens. Erwägungen der Menschlichkeit.
Der General glaubt, daß die Rebellion erdrückt werden kann, ohne das Land
"ut Wittwen und Waisen zu füllen.

Man mache die Blokade wirksam. Man bringe die für drei Jahre oder
die Dauer des Krieges ausgehobene Armee zur höchsten Wirkungsfähig-
^'t. bewaffnet mit den besten Waffen, und die Rebellion, die eine Affaire
Verschwörern und ein Geschöpf der Leidenschaft ist. ohne die Hülff-
^'ellen einer Nation oder einer guten Sache oder auch nur eines anständigen


Erenjbotm III. 18K1.

den. Aber man sagt uns. der Krieg müsse kurz sein. Er wird nicht kurz
sein in dem Sinne, daß er nur einige Wochen oder einen Monat oder zwei
dauern wird. Wir mögen uns nur gleich darauf gefaßt machen, daß er we¬
nigstens ein Jahr wübren wird. Wir müssen uns darein ergeben, alle die
Opfer zu ertragen, die ein Zustand von Feindseligkeiten für ein Jahr bedeutet.
Aber Handel, Manufactur und Geschäfte werden darniederliegen! Sicherlich.
Wir müssen uns darauf gefaßt halten. Sollen wir nicht ebenso bereit sein.
Opfer zu bringen, um die Republik, die Union aufrecht zu erhalten, wie
Männer im Süden sind, sie über den Haufen zu werfen? Wie werden nicht
die vermögenden Leute des Südens jetzt, in taufenden von Fällen, aus¬
gesogen bis zu den bittern Hefen der Armuth, um die Armee zu unter¬
halten, die die Unverschämtheit und Gewaltthätigkeit ihres gehätschelten Vocal-
stolzes und Vorurtheils repräsentirt. Wäre der Norden nicht bereit. Opfer zu
bringen, so sollte er den Kampf und die Hoffnung, die Union zu erhalten,
aufgeben. Die Kraft des loyalen Theiles der Union ist unendlich viel größer
als die des illoyalen Theiles und doch ist das Uebergewicht nicht so in die
Augen springend, daß die gesetzliche Partei die Regierung ohne langdauernde
und bedeutende Anstrengungen in ihren Rechten schützen könnte. Der Norden
muß seine Kraft entwickeln, nicht in einer momentanen Zuckung, sondern mit
eisenhändiger und ausdauernder Gewalt.

General Scott basirt seine ganze Politik auf eine dreifache Erwägung.
Erstens hatten die Staaten, die an der Sccessionsverschwörung Antheil nehmen,
schon seit einiger Zeit vom Kriege gesprochen und Vorbereitungen dazu ge¬
soffen. Sie waren daher besser im Stande, einen wirksamen Kampf zu be¬
ginnen, als die loyalen Staaten, welche durchaus nicht in kriegsmäßiger Ver¬
fassung waren. Man muß sich nur darüber wundern, daß die Verschwörer.
ihrem Vorsprung in den kriegerischen Vorbereitungen, sich nicht gleich nach
dem Bombardement von Sünder auf Washington stürzten und es gleich weg¬
nahmen. Zweitens schlagen sich manche Truppen am besten, wenn sie in der
Defension sind, und ein Einfall in Virginien in der Absicht, den Staat im
Sturm zu erobern, würde seinen Vertheidigern einen unbilligen Vortheil geben,
und es wäre aller Grund, solche Affairen, wie die von Great Bethel und Vinnae
größerem Maaßstabe zu erwarten. Drittens. Erwägungen der Menschlichkeit.
Der General glaubt, daß die Rebellion erdrückt werden kann, ohne das Land
"ut Wittwen und Waisen zu füllen.

Man mache die Blokade wirksam. Man bringe die für drei Jahre oder
die Dauer des Krieges ausgehobene Armee zur höchsten Wirkungsfähig-
^'t. bewaffnet mit den besten Waffen, und die Rebellion, die eine Affaire
Verschwörern und ein Geschöpf der Leidenschaft ist. ohne die Hülff-
^'ellen einer Nation oder einer guten Sache oder auch nur eines anständigen


Erenjbotm III. 18K1.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/283>, abgerufen am 22.07.2024.