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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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zusammengetretenen Congresses. nach denen eine Summe von beinahe 320
Millionen Dollars für den Krieg flüssig gemacht und bis zu einer halben
Million Truppen auf die Beine gebracht werden sollen. Dies weist auf eine
sehr langsame Fortentwicklung des Krieges hin. Mag nun zwar im Einzel¬
nen die Ungeübtheit und Unerfahrenheit der Amerikaner in der Kriegführung
hinter der guten Absicht vielfach zurückbleiben, so darf doch wol angenommen
werden, daß eine feste, sichere Hand die leitenden Faden des Krieges hält, und
daß demselben ein günstiger Ausgang ziemlich sicher ist.

Die erwähnte Korrespondenz lautet folgermaßen:

Ganz Virginien und das ganze Land versteht gegenwärtig die Politik
des General Scott. Sie besteht darin, nichts zu riskiren -- mit Ueberlegung
alle Kräfte der Regierung zur Niederwerfung der Rebellion zu benutzen, nicht
einen Krieg von großen Schlachten, sondern von Stellungen zu führen, bei
dem es sich nicht um blutige Felder, sondern um Hülfsquellen, und die Fähig¬
keit, den Verlauf des Krieges auszuhalten, handelt. Die Anakonda des Krieges
windet sich gegenwärtig besonders um den Staat Virginien. Ihr Haupt ist
fest gerichtet gegen die Festung Monroe. Sie ist zu einem furchtbaren Knäuel
aufgerollt in Washington. Westlich von dieser Stadt am Potomac ist Col.
Stone's Commando. General Patterson's Commando in der Gegend von
Hcuper's Fcrry. Die Truppen, die in Westvirginien eingedrungen sind, an
der Baltimore-Ohio-Eisenbahn. Und zuletzt General Mac Clellan's Kanawah-
^kpedition. . ,

Im gegenwärtigen Augenblick haben die secedirten Staaten ihre waffen¬
fähige Bevölkerung nach Virginien ausgeströmt; sie sind fern von Hause und
lehren an der Substanz dieses Staates. Man glaubt, daß gegenwärtig die
conföderirten Truppen den Bundestruppen in und in der Nähe von Virginien
"ugeführ gleich sind. Aber dies kann nicht dauern. Die conföderirten Schaa-
ren müssen , bald vorrücken oder zurückweichen. Rücken sie vor, so gehen sie
Vernichtung entgegen. Ziehen sie sich zurück, so folgt Demoralisation und
Auflösung des Heeres als etwas Selbstverständliches. Das verhüngnißvolle Dogma
der Secession wird denselben Weg nehmen. Wenn einmal die conföderirte
Annee auch nur bis über den Nappcchannock zurückrollt, so muß sie den fer-.
ueren Weg fortrollen bis an den Golf, und zwar mit beständig beschleunigter
Geschwindigkeit. Angenommen Mac Ciellan erreichte und hielte Lynchburgh
^d behauptete die dortige Eisenbahn, welche das Rückenmark der Conföde-
^ion .se, mir so lange, um sie unbrauchbar zu machen, und dränge vor bis
^"xville In Tennessee. wo eine starke Stimmung für die Union ist. so wäre
^ einzig Rückzugslinie, die Davis hätte, durch die unwirthbaren Wälder von
Nordcarolina


zusammengetretenen Congresses. nach denen eine Summe von beinahe 320
Millionen Dollars für den Krieg flüssig gemacht und bis zu einer halben
Million Truppen auf die Beine gebracht werden sollen. Dies weist auf eine
sehr langsame Fortentwicklung des Krieges hin. Mag nun zwar im Einzel¬
nen die Ungeübtheit und Unerfahrenheit der Amerikaner in der Kriegführung
hinter der guten Absicht vielfach zurückbleiben, so darf doch wol angenommen
werden, daß eine feste, sichere Hand die leitenden Faden des Krieges hält, und
daß demselben ein günstiger Ausgang ziemlich sicher ist.

Die erwähnte Korrespondenz lautet folgermaßen:

Ganz Virginien und das ganze Land versteht gegenwärtig die Politik
des General Scott. Sie besteht darin, nichts zu riskiren — mit Ueberlegung
alle Kräfte der Regierung zur Niederwerfung der Rebellion zu benutzen, nicht
einen Krieg von großen Schlachten, sondern von Stellungen zu führen, bei
dem es sich nicht um blutige Felder, sondern um Hülfsquellen, und die Fähig¬
keit, den Verlauf des Krieges auszuhalten, handelt. Die Anakonda des Krieges
windet sich gegenwärtig besonders um den Staat Virginien. Ihr Haupt ist
fest gerichtet gegen die Festung Monroe. Sie ist zu einem furchtbaren Knäuel
aufgerollt in Washington. Westlich von dieser Stadt am Potomac ist Col.
Stone's Commando. General Patterson's Commando in der Gegend von
Hcuper's Fcrry. Die Truppen, die in Westvirginien eingedrungen sind, an
der Baltimore-Ohio-Eisenbahn. Und zuletzt General Mac Clellan's Kanawah-
^kpedition. . ,

Im gegenwärtigen Augenblick haben die secedirten Staaten ihre waffen¬
fähige Bevölkerung nach Virginien ausgeströmt; sie sind fern von Hause und
lehren an der Substanz dieses Staates. Man glaubt, daß gegenwärtig die
conföderirten Truppen den Bundestruppen in und in der Nähe von Virginien
"ugeführ gleich sind. Aber dies kann nicht dauern. Die conföderirten Schaa-
ren müssen , bald vorrücken oder zurückweichen. Rücken sie vor, so gehen sie
Vernichtung entgegen. Ziehen sie sich zurück, so folgt Demoralisation und
Auflösung des Heeres als etwas Selbstverständliches. Das verhüngnißvolle Dogma
der Secession wird denselben Weg nehmen. Wenn einmal die conföderirte
Annee auch nur bis über den Nappcchannock zurückrollt, so muß sie den fer-.
ueren Weg fortrollen bis an den Golf, und zwar mit beständig beschleunigter
Geschwindigkeit. Angenommen Mac Ciellan erreichte und hielte Lynchburgh
^d behauptete die dortige Eisenbahn, welche das Rückenmark der Conföde-
^ion .se, mir so lange, um sie unbrauchbar zu machen, und dränge vor bis
^»xville In Tennessee. wo eine starke Stimmung für die Union ist. so wäre
^ einzig Rückzugslinie, die Davis hätte, durch die unwirthbaren Wälder von
Nordcarolina


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/281>, abgerufen am 22.07.2024.