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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Beide gehörten zu den sogenannten alten Grafen, während die darauf¬
folgenden Grafen, die im 13., 14. und 15. Jahrhunderte lebten, die mittleren,
und die vom 16. Jahrhunderte ab die jüngeren Grafen genannt werden.

Der Stammvater der letzteren ist Graf Günther der Dritte; er hinterließ
bei seinem Tode (1472) drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn
Georg der Erste war Domherr in Paris; die beiden anderen, Albrecht der
Siebente und Ernst der Erste, theilten daher das väterliche Erbe unter sich allein.
Ersterer, welcher ungefähr °/s davon erhielt, wurde Stifter der sogenannten
vorderortischen Grafen, letzterer, welcher die übrigen °°/g der Grafschaft überkam,
stiftete die Linie der Hinterortischen Grafen. Seine, des Grafen, Ernst Söhne,
Gebhardt der Siebente, der 1525 zur evangelischen Lehre übertrat, und Albrecht,
welcher ebenfalls in seinem Lande die lutherische Religion einführte und vom
Kaiser Karl dem Fünften im Schmalkaldischen Kriege in die Acht erklärt wurde,
theilten sich wieder in das väterliche Erbe. Ersterer war Stifter der mittel-
, ortischen Grafen, letzterer führte die Linie der Hinterortischen Grafen fort, so-
daß also zu Ende des 16. Jahrhunderts drei Linien der jüngeren Grafen von
Mansfeld, die vorder-,Mittel- und Hinterortische (von ihren Wohnungen auf
dem Stammschlosse Mansfeld so genannt) existirten. Die vorderortische Linie,
oder die, welche hier besonders in Betracht kommt, wurde auch die Dreifünftel¬
oder die sequestrirten Grafen genannt.

Der vorderortische Graf Ernst der Zweite (1530) hatte -- im directen
Widerspruch gegen die Ansicht einiger Nationalökonomen, daß der Reichthum
zur Unfruchtbarkeit, die Armuth hingegen zur Fruchtbarkeit neige, nicht we¬
niger als 22 Kinder, von denen sechs ihn überlebende Söhne weltlichen Standes
sich in seinen Nachlaß theilten, während drei den geistlichen Stand gewühlt hat¬
ten und einer bereits als Kind verstorben war.

Die mittelortische Linie starb im I. 1602 aus und vererbte ihre Be¬
sitzungen auf die Hinterortische. Diese starb im I. 1666 ebenfalls aus und
es blieb also nur noch die vorderortische Linie übrig. Von dieser waren in¬
dessen die Linie Mansfeld-Frieveberg, Arnstein, Artern und Heldrungen in¬
zwischen ebenfalls erloschen und bei dem Aussterben der Hinterortischen Grafen
nur noch die Bernstädter oder die katholische und die Eisleber oder evange¬
lische Linie übrig.

Letztere starb im Jahre 1710 mit dem Grasen Johann Georg dem Dritten aus
und die letzte Bernstädter Linie erlosch 1780: Heinrich Franz der Dritte, Graf
von Mansfeld. Fürst des römischen Reichs und von Fradi, starb nämlich am
15. Februar 1780, und als das gebräuchliche Trauergeläute noch nicht ver¬
hallt war. verschied auch sein einziger Sohn Joseph Nepomuk Wenzel, gebo¬
ren den 12. September 1735. der Letzte seines Stammes, am 31. März I7so.

Das Besitzthum der Grafen von Mansfeld. welches einen Umfang von


Beide gehörten zu den sogenannten alten Grafen, während die darauf¬
folgenden Grafen, die im 13., 14. und 15. Jahrhunderte lebten, die mittleren,
und die vom 16. Jahrhunderte ab die jüngeren Grafen genannt werden.

Der Stammvater der letzteren ist Graf Günther der Dritte; er hinterließ
bei seinem Tode (1472) drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn
Georg der Erste war Domherr in Paris; die beiden anderen, Albrecht der
Siebente und Ernst der Erste, theilten daher das väterliche Erbe unter sich allein.
Ersterer, welcher ungefähr °/s davon erhielt, wurde Stifter der sogenannten
vorderortischen Grafen, letzterer, welcher die übrigen °°/g der Grafschaft überkam,
stiftete die Linie der Hinterortischen Grafen. Seine, des Grafen, Ernst Söhne,
Gebhardt der Siebente, der 1525 zur evangelischen Lehre übertrat, und Albrecht,
welcher ebenfalls in seinem Lande die lutherische Religion einführte und vom
Kaiser Karl dem Fünften im Schmalkaldischen Kriege in die Acht erklärt wurde,
theilten sich wieder in das väterliche Erbe. Ersterer war Stifter der mittel-
, ortischen Grafen, letzterer führte die Linie der Hinterortischen Grafen fort, so-
daß also zu Ende des 16. Jahrhunderts drei Linien der jüngeren Grafen von
Mansfeld, die vorder-,Mittel- und Hinterortische (von ihren Wohnungen auf
dem Stammschlosse Mansfeld so genannt) existirten. Die vorderortische Linie,
oder die, welche hier besonders in Betracht kommt, wurde auch die Dreifünftel¬
oder die sequestrirten Grafen genannt.

Der vorderortische Graf Ernst der Zweite (1530) hatte — im directen
Widerspruch gegen die Ansicht einiger Nationalökonomen, daß der Reichthum
zur Unfruchtbarkeit, die Armuth hingegen zur Fruchtbarkeit neige, nicht we¬
niger als 22 Kinder, von denen sechs ihn überlebende Söhne weltlichen Standes
sich in seinen Nachlaß theilten, während drei den geistlichen Stand gewühlt hat¬
ten und einer bereits als Kind verstorben war.

Die mittelortische Linie starb im I. 1602 aus und vererbte ihre Be¬
sitzungen auf die Hinterortische. Diese starb im I. 1666 ebenfalls aus und
es blieb also nur noch die vorderortische Linie übrig. Von dieser waren in¬
dessen die Linie Mansfeld-Frieveberg, Arnstein, Artern und Heldrungen in¬
zwischen ebenfalls erloschen und bei dem Aussterben der Hinterortischen Grafen
nur noch die Bernstädter oder die katholische und die Eisleber oder evange¬
lische Linie übrig.

Letztere starb im Jahre 1710 mit dem Grasen Johann Georg dem Dritten aus
und die letzte Bernstädter Linie erlosch 1780: Heinrich Franz der Dritte, Graf
von Mansfeld. Fürst des römischen Reichs und von Fradi, starb nämlich am
15. Februar 1780, und als das gebräuchliche Trauergeläute noch nicht ver¬
hallt war. verschied auch sein einziger Sohn Joseph Nepomuk Wenzel, gebo¬
ren den 12. September 1735. der Letzte seines Stammes, am 31. März I7so.

Das Besitzthum der Grafen von Mansfeld. welches einen Umfang von


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[0262] Beide gehörten zu den sogenannten alten Grafen, während die darauf¬ folgenden Grafen, die im 13., 14. und 15. Jahrhunderte lebten, die mittleren, und die vom 16. Jahrhunderte ab die jüngeren Grafen genannt werden. Der Stammvater der letzteren ist Graf Günther der Dritte; er hinterließ bei seinem Tode (1472) drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Georg der Erste war Domherr in Paris; die beiden anderen, Albrecht der Siebente und Ernst der Erste, theilten daher das väterliche Erbe unter sich allein. Ersterer, welcher ungefähr °/s davon erhielt, wurde Stifter der sogenannten vorderortischen Grafen, letzterer, welcher die übrigen °°/g der Grafschaft überkam, stiftete die Linie der Hinterortischen Grafen. Seine, des Grafen, Ernst Söhne, Gebhardt der Siebente, der 1525 zur evangelischen Lehre übertrat, und Albrecht, welcher ebenfalls in seinem Lande die lutherische Religion einführte und vom Kaiser Karl dem Fünften im Schmalkaldischen Kriege in die Acht erklärt wurde, theilten sich wieder in das väterliche Erbe. Ersterer war Stifter der mittel- , ortischen Grafen, letzterer führte die Linie der Hinterortischen Grafen fort, so- daß also zu Ende des 16. Jahrhunderts drei Linien der jüngeren Grafen von Mansfeld, die vorder-,Mittel- und Hinterortische (von ihren Wohnungen auf dem Stammschlosse Mansfeld so genannt) existirten. Die vorderortische Linie, oder die, welche hier besonders in Betracht kommt, wurde auch die Dreifünftel¬ oder die sequestrirten Grafen genannt. Der vorderortische Graf Ernst der Zweite (1530) hatte — im directen Widerspruch gegen die Ansicht einiger Nationalökonomen, daß der Reichthum zur Unfruchtbarkeit, die Armuth hingegen zur Fruchtbarkeit neige, nicht we¬ niger als 22 Kinder, von denen sechs ihn überlebende Söhne weltlichen Standes sich in seinen Nachlaß theilten, während drei den geistlichen Stand gewühlt hat¬ ten und einer bereits als Kind verstorben war. Die mittelortische Linie starb im I. 1602 aus und vererbte ihre Be¬ sitzungen auf die Hinterortische. Diese starb im I. 1666 ebenfalls aus und es blieb also nur noch die vorderortische Linie übrig. Von dieser waren in¬ dessen die Linie Mansfeld-Frieveberg, Arnstein, Artern und Heldrungen in¬ zwischen ebenfalls erloschen und bei dem Aussterben der Hinterortischen Grafen nur noch die Bernstädter oder die katholische und die Eisleber oder evange¬ lische Linie übrig. Letztere starb im Jahre 1710 mit dem Grasen Johann Georg dem Dritten aus und die letzte Bernstädter Linie erlosch 1780: Heinrich Franz der Dritte, Graf von Mansfeld. Fürst des römischen Reichs und von Fradi, starb nämlich am 15. Februar 1780, und als das gebräuchliche Trauergeläute noch nicht ver¬ hallt war. verschied auch sein einziger Sohn Joseph Nepomuk Wenzel, gebo¬ ren den 12. September 1735. der Letzte seines Stammes, am 31. März I7so. Das Besitzthum der Grafen von Mansfeld. welches einen Umfang von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/262>, abgerufen am 22.12.2024.