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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Die Küste von Labrador, welche dieser Beschreibung vollkommen entspricht,
ist völlig verschieden von Grönland.

Weiter südwärts erreichte er eine andere flache Küste, die aber mit Wal¬
dungen bedeckt schon von Bjarn das Markland. Waldland genannt war.
Ein weißer Saum von Sandküste war das Zeichen, woran er die Küste nach
Björns Beschreibung wiedererkannte. Ganz so das heutige Neuschottland und
Neubraunschweig, im Süden der Mündung des Lorenzstromes, wo eine
Insel gelegen, die von Leif besucht wurde. Bis in die neueste Zeit waren
diese Striche das Land der herrlichsten Waldungen.

Im Süden von Markland wurde die dritte erspähte Küste (südlich vom
heutigen Boston, Masscichusets und New- Uory, wo auch Wälder herrliches
Schiffsbauholz lieferten, Winland genannt, weil dort viele wilde Reben
wuchsen. Ihre süßen Beeren erklärte der Deutsche Tyrker, der Leiss Gefährte
und aus einem Weinlande gebürtig war. für Wein, Win. Nordamerika be¬
sitzt an 30 Arten wilder Reben, und noch heute heißt bei den europäischen
Ansiedlern eine dort vorliegende Insel Nartlrg,'" Vimz^rÄ, Martha's Wein¬
garten, aus gleichem Grunde. Auch Adam von Bremen nennt dort die
Weinrebe, auch wachse da Korn wild. Der zur Küste strömende Fluß (ob
der Hudson? oder wahrscheinlicher der Taunton in Rhode Island) war sehr
fischreich, zumal an Lachsen. Das Klima war so mild, daß Hornvieh, wei¬
ches die Schiffer mitgebracht hatten, sich hier so wohl gefiel, daß es verwilderte.

Leif baute sich auf einer Insel des Stroms ein Holzhaus und brachte
hier mehrere Winter zu. Schiffe seiner Brüder folgten nach zur Ansiedelung
in dieser behaglichen, productenreichen Gegend. Thorstein kam mit seiner gan¬
zen Familie von 25 Personen nach Winland. und Thmfin Karlsefne, ein sehr
reicher und angesehener Isländer von normannischer Abkunft, ließ sich da¬
selbst mit einem zahlreichen Gefolge von 70 Personen (nach Rafn 160 Män¬
ner, die aus drei Schiffen gekommen waren), mit Hausgernth und Vieh
nieder. Nach Thorstein's Tode heirathete er dessen Gemahlin Gudrid. Es
ist die erste bedeutende Colonie der Europäer in Nordamerika.

Von drei solchen Reisen nach Winland sind umstündliche Nachrichten in
der Winland Saga gegeben.

Leif's Nachricht, die er von seinem Wohnsitz in Winland gibt, daß der
kürzeste Tag dort von V-8 Uhr Morgens bis V-5 Uhr Nachmittags gedauert,
ist höchst wichtig für die Ortsbestimmung. Genau genommen ist dies unter 41° 24'
10" Br. der Fall, und dies bezeichnet etwa die Breite von 41° 26' von New-
york. Washington. Philadelphia und Connecticut. Und in der That ist ein
interessantes Denkmal des Normannendascins in Massachusets am Taunton, der
im Osten von Rhode Island gegen Süden fließt, wieder aufgefunden worden,
ein Schriftfelsen CWritirrs KoeK) mit rohen Menschenfiguren und einer Runen¬
schrift, die den Namen Thorfin lesbar erhalten hat. Dieser mit Schrift be-


Die Küste von Labrador, welche dieser Beschreibung vollkommen entspricht,
ist völlig verschieden von Grönland.

Weiter südwärts erreichte er eine andere flache Küste, die aber mit Wal¬
dungen bedeckt schon von Bjarn das Markland. Waldland genannt war.
Ein weißer Saum von Sandküste war das Zeichen, woran er die Küste nach
Björns Beschreibung wiedererkannte. Ganz so das heutige Neuschottland und
Neubraunschweig, im Süden der Mündung des Lorenzstromes, wo eine
Insel gelegen, die von Leif besucht wurde. Bis in die neueste Zeit waren
diese Striche das Land der herrlichsten Waldungen.

Im Süden von Markland wurde die dritte erspähte Küste (südlich vom
heutigen Boston, Masscichusets und New- Uory, wo auch Wälder herrliches
Schiffsbauholz lieferten, Winland genannt, weil dort viele wilde Reben
wuchsen. Ihre süßen Beeren erklärte der Deutsche Tyrker, der Leiss Gefährte
und aus einem Weinlande gebürtig war. für Wein, Win. Nordamerika be¬
sitzt an 30 Arten wilder Reben, und noch heute heißt bei den europäischen
Ansiedlern eine dort vorliegende Insel Nartlrg,'« Vimz^rÄ, Martha's Wein¬
garten, aus gleichem Grunde. Auch Adam von Bremen nennt dort die
Weinrebe, auch wachse da Korn wild. Der zur Küste strömende Fluß (ob
der Hudson? oder wahrscheinlicher der Taunton in Rhode Island) war sehr
fischreich, zumal an Lachsen. Das Klima war so mild, daß Hornvieh, wei¬
ches die Schiffer mitgebracht hatten, sich hier so wohl gefiel, daß es verwilderte.

Leif baute sich auf einer Insel des Stroms ein Holzhaus und brachte
hier mehrere Winter zu. Schiffe seiner Brüder folgten nach zur Ansiedelung
in dieser behaglichen, productenreichen Gegend. Thorstein kam mit seiner gan¬
zen Familie von 25 Personen nach Winland. und Thmfin Karlsefne, ein sehr
reicher und angesehener Isländer von normannischer Abkunft, ließ sich da¬
selbst mit einem zahlreichen Gefolge von 70 Personen (nach Rafn 160 Män¬
ner, die aus drei Schiffen gekommen waren), mit Hausgernth und Vieh
nieder. Nach Thorstein's Tode heirathete er dessen Gemahlin Gudrid. Es
ist die erste bedeutende Colonie der Europäer in Nordamerika.

Von drei solchen Reisen nach Winland sind umstündliche Nachrichten in
der Winland Saga gegeben.

Leif's Nachricht, die er von seinem Wohnsitz in Winland gibt, daß der
kürzeste Tag dort von V-8 Uhr Morgens bis V-5 Uhr Nachmittags gedauert,
ist höchst wichtig für die Ortsbestimmung. Genau genommen ist dies unter 41° 24'
10" Br. der Fall, und dies bezeichnet etwa die Breite von 41° 26' von New-
york. Washington. Philadelphia und Connecticut. Und in der That ist ein
interessantes Denkmal des Normannendascins in Massachusets am Taunton, der
im Osten von Rhode Island gegen Süden fließt, wieder aufgefunden worden,
ein Schriftfelsen CWritirrs KoeK) mit rohen Menschenfiguren und einer Runen¬
schrift, die den Namen Thorfin lesbar erhalten hat. Dieser mit Schrift be-


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[0166] Die Küste von Labrador, welche dieser Beschreibung vollkommen entspricht, ist völlig verschieden von Grönland. Weiter südwärts erreichte er eine andere flache Küste, die aber mit Wal¬ dungen bedeckt schon von Bjarn das Markland. Waldland genannt war. Ein weißer Saum von Sandküste war das Zeichen, woran er die Küste nach Björns Beschreibung wiedererkannte. Ganz so das heutige Neuschottland und Neubraunschweig, im Süden der Mündung des Lorenzstromes, wo eine Insel gelegen, die von Leif besucht wurde. Bis in die neueste Zeit waren diese Striche das Land der herrlichsten Waldungen. Im Süden von Markland wurde die dritte erspähte Küste (südlich vom heutigen Boston, Masscichusets und New- Uory, wo auch Wälder herrliches Schiffsbauholz lieferten, Winland genannt, weil dort viele wilde Reben wuchsen. Ihre süßen Beeren erklärte der Deutsche Tyrker, der Leiss Gefährte und aus einem Weinlande gebürtig war. für Wein, Win. Nordamerika be¬ sitzt an 30 Arten wilder Reben, und noch heute heißt bei den europäischen Ansiedlern eine dort vorliegende Insel Nartlrg,'« Vimz^rÄ, Martha's Wein¬ garten, aus gleichem Grunde. Auch Adam von Bremen nennt dort die Weinrebe, auch wachse da Korn wild. Der zur Küste strömende Fluß (ob der Hudson? oder wahrscheinlicher der Taunton in Rhode Island) war sehr fischreich, zumal an Lachsen. Das Klima war so mild, daß Hornvieh, wei¬ ches die Schiffer mitgebracht hatten, sich hier so wohl gefiel, daß es verwilderte. Leif baute sich auf einer Insel des Stroms ein Holzhaus und brachte hier mehrere Winter zu. Schiffe seiner Brüder folgten nach zur Ansiedelung in dieser behaglichen, productenreichen Gegend. Thorstein kam mit seiner gan¬ zen Familie von 25 Personen nach Winland. und Thmfin Karlsefne, ein sehr reicher und angesehener Isländer von normannischer Abkunft, ließ sich da¬ selbst mit einem zahlreichen Gefolge von 70 Personen (nach Rafn 160 Män¬ ner, die aus drei Schiffen gekommen waren), mit Hausgernth und Vieh nieder. Nach Thorstein's Tode heirathete er dessen Gemahlin Gudrid. Es ist die erste bedeutende Colonie der Europäer in Nordamerika. Von drei solchen Reisen nach Winland sind umstündliche Nachrichten in der Winland Saga gegeben. Leif's Nachricht, die er von seinem Wohnsitz in Winland gibt, daß der kürzeste Tag dort von V-8 Uhr Morgens bis V-5 Uhr Nachmittags gedauert, ist höchst wichtig für die Ortsbestimmung. Genau genommen ist dies unter 41° 24' 10" Br. der Fall, und dies bezeichnet etwa die Breite von 41° 26' von New- york. Washington. Philadelphia und Connecticut. Und in der That ist ein interessantes Denkmal des Normannendascins in Massachusets am Taunton, der im Osten von Rhode Island gegen Süden fließt, wieder aufgefunden worden, ein Schriftfelsen CWritirrs KoeK) mit rohen Menschenfiguren und einer Runen¬ schrift, die den Namen Thorfin lesbar erhalten hat. Dieser mit Schrift be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/166>, abgerufen am 22.12.2024.