Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.Noch in den Jahren 1786 bis 1789 hatte eine dänische Fregatte unter einem Mit der Kunde von Grönland ging im fünfzehnten Jahrhundert eine Schon längere Zeit war unter den Kolonisten die Sage verbreitet, weiter Bjarn ist also der erste Entdecker, aber Leif, der älteste Sohn Eriks, 20"
Noch in den Jahren 1786 bis 1789 hatte eine dänische Fregatte unter einem Mit der Kunde von Grönland ging im fünfzehnten Jahrhundert eine Schon längere Zeit war unter den Kolonisten die Sage verbreitet, weiter Bjarn ist also der erste Entdecker, aber Leif, der älteste Sohn Eriks, 20"
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Noch in den Jahren 1786 bis 1789 hatte eine dänische Fregatte unter einem
Enkel Egede's als Schiffscapitän die Ostküste zu befahren und zu erreichen
vergeblich versucht. Erst 1820 im hohen Sommer, im Juli, gelang es
Capitän Scoresby, der zum dreißigsten Mal aus den Wallfischfang ausging,
mit seinem Schiffe den breiten Eiswall, der Grönlands Ostküste stets vor¬
gelagert ist, durch ein künstliches Steuermanoeuvre gefahrlos zu durchbrechen.
Er betrat das feste Land unter 74° N. Br. wieder, also um 100 Meilen nörd¬
licher als die Südspitze Cap Farewell. Hier fand er keine Menschen und
keine Wohnungen, aber überraschender Weise ein Land, das viel weniger mit
Schnee und Eis bedeckt war, als man in so hoher Breite erwarten konnte.
Lange konnte Scoresby seines Hauptgeschäftes wegen hier nicht verweilen.
Er setzte seine Wiederentdeckung indeß südwärts sort von 74° bis 69° N. B.
Mit der Kunde von Grönland ging im fünfzehnten Jahrhundert eine
andere große Entdeckung verloren. Winland, der Norden Amerika's,
war von den Normannen schon ein halbes Jahrtausend vor Columbus ent¬
deckt, aber zugleich mit Grönland wieder vergessen worden — so ganz, daß
der große genuesische Seefahrer bei seinem Besuche in Island nur etwa eine
dunkle Sage davon vernehmen konnte.
Schon längere Zeit war unter den Kolonisten die Sage verbreitet, weiter
im Südwesten liege ein großes flaches Land, das mit dichten Wäldern be¬
wachsen sei. welche Grönland und Island fehlten. Das erregte die größte Auf¬
merksamkeit, Der kühne isländische Schiffer Bjarn oder Björn, dessen Vater
Herjolf sich an der Südspitze Grönlands angesiedelt hatte, wollte sich bei
ihm niederlassen, wurde aber von Stürmen so weit gegen Südwesten getrie¬
ben, daß er an eine Küste voll Waldung und ohne Eis- und Schneeberge
kam. Bald überzeugte er sich, daß das nicht Grönland sein könne. Nach
Bjarns Angabe der Tagereisen und der Richtung muß er bis in die Gegend
des heutigen New- Uork (unter 40° N. B.) verschlagen worden sein, wo da¬
mals noch dichte Urwälder die Küste bedeckten. Er schiffte also von da gegen
Norden zurück zu seines Vaters Behausung an der Südspitze Grönlands, wo
°r auch glücklich ankam, und auf dieser Rückfahrt berührte er verschiedene
Küstenstrecken, die er so charakteristisch bezeichnet, daß man in ihnen das heu¬
tige Neuschottland, Neufundland und Labrador nicht verkennen kann.
Bjarn ist also der erste Entdecker, aber Leif, der älteste Sohn Eriks,
des Grönland-Entdeckers, rüstete sogleich ein Schiff in Grönland aus, das
entdeckte Land genauer kennen zu lernen. Er steuerte, da Bjarn von Süden
nach Norden seine Rückfahrt vom äußersten Südende nach Herjolfsnes nahm,
umgekehrt von Nord nach Süd an denselben Küsten vorüber. Die erste Küste
Segen Westen, die er berührt und betritt, ist ein ebenes mit großen Stein¬
platten belegtes Küstenland, ohne Grashalm, im Innern aber liegen Berge
>nit Schnee und Eis bedeckt; er nennt es Helluland (Steinplattenland).
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